Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.Huren-Regiment. rolinischen Geblütes geschlagen/ als Ludov. der III. RömischerKäyser/ Carl der kahle und einfältige. Daher geschahe es/ daß die Unterthanen den respect vor das Carolinische Geblüt all- gemach verlohren/ die Stadthalter/ Hertzogen und Grafen/ immer grösser wurden/ und ihre Familien erhöheten/ auch die successiones gedachter Reiche sehr verwirret/ und fast der Un- terthanen Wahl heimgelassen wurden. Es theilete sich damahls dieses berühmte Geschlecht in 3. Linien/ davon die erste von Lo- thario I. den Käyser-Titul nebst Jtalien und dem so genandten Lotharischen Reich besasse/ die andere von Ludovico gantz Deutschland/ die dritte von Carolo Calvo herrührend das ü- brige Theil Franckreichs/ nemlich Neustrien und Aquitanien inne hatte. Aus dem Lotharianischen Stamm lebten Lotharii Söhne/ Ludwig II. König in Jtalien und Röm. Käyser/ so An. 856. zur Regierung kommen/ und sein Bruder Lotharius, Kö- nig in Lothringen/ worzu Burgundien/ die Provence und der Rhein gehöreten. Käyser Ludwig war ein Herr von geringenRegino Prum. L. II. Verstand/ dabey denen Wollüsten ergeben/ daher auch Adelgi- sus, Hertzog zu Benevent, und andere Jtaliänische Fürsten sei- ner wenig achteten/ und nach ihren Willen hauseten. Er hatte mit der Hertzogin zu Spoleto Engelberg eine Tochter mit Nah- men Hermengard, vermuthlich ausser der Ehe/ gezeuget/ welche hernach der bekandte Boso, Graff in Provence, geheurathet hat/ und durch sie sehr groß worden ist. Lotharius lebte mit seiner Gemahlin Thietburg in höchster Uneinigkeit/ und gab der gan- tzen Welt das gröste Aergerniß: Denn weil ihm jene nicht gutSigonius de Regno Ital. L. V. p. 127. genung war/ ließ er sich von einer Fränckischen Edel-Dame/ Nahmens Waldrade zum Ehebruch verleiten/ beredete Günthern/ Ertzbischoffen zu Cölln (indem er sich in dessen Anverwandtin verliebt anstellete) und dieser hinwieder den einfältigen Ertzbi- schoff zu Trier Thietgard, daß sie A. 863. zu Mez einen Ehe-Ge- richts-Tag anstelleten/ die arme Thietburg vorforderten/ und nachdem sie ihre einige falsche Zeugen vorgestellet/ daß sie mit ih- ren Bruder Humbert Blutschande getrieben hätte/ ward sie von A 2
Huren-Regiment. roliniſchen Gebluͤtes geſchlagen/ als Ludov. der III. RoͤmiſcherKaͤyſer/ Carl der kahle und einfaͤltige. Daher geſchahe es/ daß die Unterthanen den reſpect vor das Caroliniſche Gebluͤt all- gemach verlohren/ die Stadthalter/ Hertzogen und Grafen/ immer groͤſſer wurden/ und ihre Familien erhoͤheten/ auch die ſuccesſiones gedachter Reiche ſehr verwirret/ und faſt der Un- terthanen Wahl heimgelaſſen wurden. Es theilete ſich damahls dieſes beruͤhmte Geſchlecht in 3. Linien/ davon die erſte von Lo- thario I. den Kaͤyſer-Titul nebſt Jtalien und dem ſo genandten Lothariſchen Reich beſaſſe/ die andere von Ludovico gantz Deutſchland/ die dritte von Carolo Calvo herruͤhrend das uͤ- brige Theil Franckreichs/ nemlich Neuſtrien und Aquitanien inne hatte. Aus dem Lotharianiſchen Stamm lebten Lotharii Soͤhne/ Ludwig II. Koͤnig in Jtalien und Roͤm. Kaͤyſer/ ſo An. 856. zur Regierung kommen/ und ſein Bruder Lotharius, Koͤ- nig in Lothringen/ worzu Burgundien/ die Provence und der Rhein gehoͤreten. Kaͤyſer Ludwig war ein Herr von geringenRegino Prum. L. II. Verſtand/ dabey denen Wolluͤſten ergeben/ daher auch Adelgi- ſus, Hertzog zu Benevent, und andere Jtaliaͤniſche Fuͤrſten ſei- ner wenig achteten/ und nach ihren Willen hauſeten. Er hatte mit der Hertzogin zu Spoleto Engelberg eine Tochter mit Nah- men Hermengard, vermuthlich auſſer der Ehe/ gezeuget/ welche hernach der bekandte Boſo, Graff in Provence, geheurathet hat/ und durch ſie ſehr groß worden iſt. Lotharius lebte mit ſeiner Gemahlin Thietburg in hoͤchſter Uneinigkeit/ und gab der gan- tzen Welt das groͤſte Aergerniß: Denn weil ihm jene nicht gutSigonius de Regno Ital. L. V. p. 127. genung war/ ließ er ſich von einer Fraͤnckiſchen Edel-Dame/ Nahmens Waldrade zum Ehebruch verleiten/ beredete Guͤnthern/ Ertzbiſchoffen zu Coͤlln (indem er ſich in deſſen Anverwandtin verliebt anſtellete) und dieſer hinwieder den einfaͤltigen Ertzbi- ſchoff zu Trier Thietgard, daß ſie A. 863. zu Mez einen Ehe-Ge- richts-Tag anſtelleten/ die arme Thietburg vorforderten/ und nachdem ſie ihre einige falſche Zeugen vorgeſtellet/ daß ſie mit ih- ren Bruder Humbert Blutſchande getrieben haͤtte/ ward ſie von A 2
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Kaͤyſer/ Carl der kahle und einfaͤltige. Daher geſchahe es/ daß
die Unterthanen den reſpect vor das Caroliniſche Gebluͤt all-
gemach verlohren/ die Stadthalter/ Hertzogen und Grafen/
immer groͤſſer wurden/ und ihre Familien erhoͤheten/ auch die
ſuccesſiones gedachter Reiche ſehr verwirret/ und faſt der Un-
terthanen Wahl heimgelaſſen wurden. Es theilete ſich damahls
dieſes beruͤhmte Geſchlecht in 3. Linien/ davon die erſte von Lo-
thario I. den Kaͤyſer-Titul nebſt Jtalien und dem ſo genandten
Lothariſchen Reich beſaſſe/ die andere von Ludovico gantz
Deutſchland/ die dritte von Carolo Calvo herruͤhrend das uͤ-
brige Theil Franckreichs/ nemlich Neuſtrien und Aquitanien
inne hatte. Aus dem Lotharianiſchen Stamm lebten Lotharii
Soͤhne/ Ludwig II. Koͤnig in Jtalien und Roͤm. Kaͤyſer/ ſo An.
856. zur Regierung kommen/ und ſein Bruder Lotharius, Koͤ-
nig in Lothringen/ worzu Burgundien/ die Provence und der
Rhein gehoͤreten. Kaͤyſer Ludwig war ein Herr von geringen
Verſtand/ dabey denen Wolluͤſten ergeben/ daher auch Adelgi-
ſus, Hertzog zu Benevent, und andere Jtaliaͤniſche Fuͤrſten ſei-
ner wenig achteten/ und nach ihren Willen hauſeten. Er hatte
mit der Hertzogin zu Spoleto Engelberg eine Tochter mit Nah-
men Hermengard, vermuthlich auſſer der Ehe/ gezeuget/ welche
hernach der bekandte Boſo, Graff in Provence, geheurathet hat/
und durch ſie ſehr groß worden iſt. Lotharius lebte mit ſeiner
Gemahlin Thietburg in hoͤchſter Uneinigkeit/ und gab der gan-
tzen Welt das groͤſte Aergerniß: Denn weil ihm jene nicht gut
genung war/ ließ er ſich von einer Fraͤnckiſchen Edel-Dame/
Nahmens Waldrade zum Ehebruch verleiten/ beredete Guͤnthern/
Ertzbiſchoffen zu Coͤlln (indem er ſich in deſſen Anverwandtin
verliebt anſtellete) und dieſer hinwieder den einfaͤltigen Ertzbi-
ſchoff zu Trier Thietgard, daß ſie A. 863. zu Mez einen Ehe-Ge-
richts-Tag anſtelleten/ die arme Thietburg vorforderten/ und
nachdem ſie ihre einige falſche Zeugen vorgeſtellet/ daß ſie mit ih-
ren Bruder Humbert Blutſchande getrieben haͤtte/ ward ſie
von
Regino
Prum. L. II.
Sigonius de
Regno Ital.
L. V. p. 127.
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Zitationshilfe: | Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 3. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/13>, abgerufen am 29.07.2024. |