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Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705.

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Intriguen.
der Gassen auff/ tractirten ihn sehr übel/ und brachten ihn nach
Spoleto; Er nahm aber durch Brieffe seine Zuflucht zu Carln
dem Grossen/ der ihn wieder frey machte/ die Langobarder be-
siegte/ und von ihm zum Römischen Käyser gekröhnet ward.

Das neundte Seculum gibt uns nicht minder klahre Pro-
ben hiervon. Als A. 827. Pabst Paschalis I. verstorben/ hat-
te man zwey competenten der Päbstlichen Würde/ nemlich
Eugenium und Sicinnium; Der erste aber/ dem die Fräncki-
schen Käyser wohl wolten/ erlangte den Sieg. So wohl als
nun die Päbste die Fränckische Hülffe genutzet hatten/ so bald
wurden sie ihrer Herrschafft müde/ und entstunden von dar an
zwey Parteyen unter denen zum Pabstuhm eylenden/ deren eine
die Käyserliche war/ die andre hielt es mit denen noch übrigen
hohen Langobardischen familien/ damit sie durch dieselben des
Käyserlichen Jochs loß werden möchte: Diese war fast immer
die stärckeste/ und suchte auff alle Weiße die Käyser von der
Pabst-Wahl auszuschliessen. Es ward durch dieselbe schon
A. 846. Sergius II. ohne des Käysers Lotharii Wissen zum
Pabst gemacht; Dieser aber war noch allzu mächtig/ und brach-
te mit einen scharffen Uberzug die Päbste bald zum Verstand.
Dieses Sergii Bruder Benedictus herrschte in Rom nach ei-
gnen Gefallen/ und stifftete viel Böses: Ja er war/ so zu reden/
Vicarius der gantzen Römischen Kirche. Nach Sergii Nach-
folger Leone IV. soll ein Weib unter dem Nahmen Johannis
VII.
mit vielen Räncken sich auff den Päbstlichen Stuhl ge-
bracht haben. Hierauff stellten sich A. 860. zwey Buhler umb
den Römischen Sitz ein/ Benedictus und Anastasius; Käyser
Lotharius II. hielt es mit dem ersten/ welcher auch seinen Posten
behaubtete/ da sein Mitbuhler ins Gefängniß gehen muste.
Sein Nachfolger aber/ Nicolaus I, da er sahe/ daß es mit dem
Lotharischen Stamm zur Neige gienge/ und die Langobardische
faction die stärckste war/ verfaßete ein Gesetz/ daß die Käyser
bey der Wahl des Pabsts ferner nichts solten zu sagen haben/
nebst einem andern/ daß wer sich selbst in diese Würde eindrin-

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Intriguen.
der Gaſſen auff/ tractirten ihn ſehr uͤbel/ und brachten ihn nach
Spoleto; Er nahm aber durch Brieffe ſeine Zuflucht zu Carln
dem Groſſen/ der ihn wieder frey machte/ die Langobarder be-
ſiegte/ und von ihm zum Roͤmiſchen Kaͤyſer gekroͤhnet ward.

Das neundte Seculum gibt uns nicht minder klahre Pro-
ben hiervon. Als A. 827. Pabſt Paſchalis I. verſtorben/ hat-
te man zwey competenten der Paͤbſtlichen Wuͤrde/ nemlich
Eugenium und Sicinnium; Der erſte aber/ dem die Fraͤncki-
ſchen Kaͤyſer wohl wolten/ erlangte den Sieg. So wohl als
nun die Paͤbſte die Fraͤnckiſche Huͤlffe genutzet hatten/ ſo bald
wurden ſie ihrer Herrſchafft muͤde/ und entſtunden von dar an
zwey Parteyen unter denen zum Pabſtuhm eylenden/ deren eine
die Kaͤyſerliche war/ die andre hielt es mit denen noch uͤbrigen
hohen Langobardiſchen familien/ damit ſie durch dieſelben des
Kaͤyſerlichen Jochs loß werden moͤchte: Dieſe war faſt immer
die ſtaͤrckeſte/ und ſuchte auff alle Weiße die Kaͤyſer von der
Pabſt-Wahl auszuſchlieſſen. Es ward durch dieſelbe ſchon
A. 846. Sergius II. ohne des Kaͤyſers Lotharii Wiſſen zum
Pabſt gemacht; Dieſer aber war noch allzu maͤchtig/ und brach-
te mit einen ſcharffen Uberzug die Paͤbſte bald zum Verſtand.
Dieſes Sergii Bruder Benedictus herrſchte in Rom nach ei-
gnen Gefallen/ und ſtifftete viel Boͤſes: Ja er war/ ſo zu reden/
Vicarius der gantzen Roͤmiſchen Kirche. Nach Sergii Nach-
folger Leone IV. ſoll ein Weib unter dem Nahmen Johannis
VII.
mit vielen Raͤncken ſich auff den Paͤbſtlichen Stuhl ge-
bracht haben. Hierauff ſtellten ſich A. 860. zwey Buhler umb
den Roͤmiſchen Sitz ein/ Benedictus und Anaſtaſius; Kaͤyſer
Lotharius II. hielt es mit dem erſten/ welcher auch ſeinen Poſten
behaubtete/ da ſein Mitbuhler ins Gefaͤngniß gehen muſte.
Sein Nachfolger aber/ Nicolaus I, da er ſahe/ daß es mit dem
Lothariſchen Stamm zur Neige gienge/ und die Langobardiſche
faction die ſtaͤrckſte war/ verfaßete ein Geſetz/ daß die Kaͤyſer
bey der Wahl des Pabſts ferner nichts ſolten zu ſagen haben/
nebſt einem andern/ daß wer ſich ſelbſt in dieſe Wuͤrde eindrin-

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[91/0101] Intriguen. der Gaſſen auff/ tractirten ihn ſehr uͤbel/ und brachten ihn nach Spoleto; Er nahm aber durch Brieffe ſeine Zuflucht zu Carln dem Groſſen/ der ihn wieder frey machte/ die Langobarder be- ſiegte/ und von ihm zum Roͤmiſchen Kaͤyſer gekroͤhnet ward. Das neundte Seculum gibt uns nicht minder klahre Pro- ben hiervon. Als A. 827. Pabſt Paſchalis I. verſtorben/ hat- te man zwey competenten der Paͤbſtlichen Wuͤrde/ nemlich Eugenium und Sicinnium; Der erſte aber/ dem die Fraͤncki- ſchen Kaͤyſer wohl wolten/ erlangte den Sieg. So wohl als nun die Paͤbſte die Fraͤnckiſche Huͤlffe genutzet hatten/ ſo bald wurden ſie ihrer Herrſchafft muͤde/ und entſtunden von dar an zwey Parteyen unter denen zum Pabſtuhm eylenden/ deren eine die Kaͤyſerliche war/ die andre hielt es mit denen noch uͤbrigen hohen Langobardiſchen familien/ damit ſie durch dieſelben des Kaͤyſerlichen Jochs loß werden moͤchte: Dieſe war faſt immer die ſtaͤrckeſte/ und ſuchte auff alle Weiße die Kaͤyſer von der Pabſt-Wahl auszuſchlieſſen. Es ward durch dieſelbe ſchon A. 846. Sergius II. ohne des Kaͤyſers Lotharii Wiſſen zum Pabſt gemacht; Dieſer aber war noch allzu maͤchtig/ und brach- te mit einen ſcharffen Uberzug die Paͤbſte bald zum Verſtand. Dieſes Sergii Bruder Benedictus herrſchte in Rom nach ei- gnen Gefallen/ und ſtifftete viel Boͤſes: Ja er war/ ſo zu reden/ Vicarius der gantzen Roͤmiſchen Kirche. Nach Sergii Nach- folger Leone IV. ſoll ein Weib unter dem Nahmen Johannis VII. mit vielen Raͤncken ſich auff den Paͤbſtlichen Stuhl ge- bracht haben. Hierauff ſtellten ſich A. 860. zwey Buhler umb den Roͤmiſchen Sitz ein/ Benedictus und Anaſtaſius; Kaͤyſer Lotharius II. hielt es mit dem erſten/ welcher auch ſeinen Poſten behaubtete/ da ſein Mitbuhler ins Gefaͤngniß gehen muſte. Sein Nachfolger aber/ Nicolaus I, da er ſahe/ daß es mit dem Lothariſchen Stamm zur Neige gienge/ und die Langobardiſche faction die ſtaͤrckſte war/ verfaßete ein Geſetz/ daß die Kaͤyſer bey der Wahl des Pabſts ferner nichts ſolten zu ſagen haben/ nebſt einem andern/ daß wer ſich ſelbſt in dieſe Wuͤrde eindrin- gen M 2

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Zitationshilfe: Löscher, Valentin Ernst: Historie Des Römischen Huren-Regiments Der Theodoræ und Maroziæ. Leipzig, 1705, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loescher_historie_1705/101>, abgerufen am 27.11.2024.