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Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870.

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der Bauunternehmer nicht der geringste Zweifel. Man baute freudig fort und traute dem von Tag zu Tag sich mehr offenbarenden Gottessegen ohne Wanken, bis man endlich so weit gekommen war, daß man am 20. September 1854 in einer öffentlichen Ankündigung für den 12. October, den Maximilianstag, die Freunde unseres Unternehmens zur öffentlichen Einweihungsfeier einladen konnte.

Alles wurde angewendet, dies Ziel zu erreichen und wir hatten damals in der That nicht zu klagen, daß uns viele Hindernisse entgegengekommen wären. Einen solchen Fleiß und Eifer der Bauleute haben wir späterhin nicht wieder zu sehen bekommen. - Insonderheit hatten wir einen Haufen Schopflocher Maurer im Dienste, denen wir alles und jedes zumuthen durften, Arbeit des Nachts, wie Arbeit am Tage und eine ausnehmende freudige Willigkeit. Ueberhaupt aber sahen wir uns von allen Seiten unterstützt. Die Landleute der Gegend halfen und frohnten, wie man es aus früheren Zeiten bei Kirchenbauten zu hören gewohnt war, und wenn man sich zuweilen erinnerte, daß man am 9. Mai noch in der Sonne wohnte, am St. Johannisabend den Grundstein legte und nun bereits am 20. September die gesicherte Hoffnung hatte, am 12. October einen verhältnißmäßig so großen Bau einzuweihen und gleich zu beziehen, so schien es, als hätte Gott der Herr selbst unmittelbar zur Sache geholfen. Alles freute sich auf das schöne Ende der schön gewesenen Bauzeit. Als nun aber der Maximilianstag herzukam, da drohte die Freude zu Waßer zu werden. Der heitere Himmel umwölkte sich und die ganze Gegend wurde in strömenden Regen eingehüllt, so daß Weg und Land durchweicht wurden und bald ernstliche Zweifel erwachten, ob es wirklich zu einem Feste, geschweige zu einem großen Festzuge würde kommen können. Dennoch aber sammelte sich's von nah und fern zur

der Bauunternehmer nicht der geringste Zweifel. Man baute freudig fort und traute dem von Tag zu Tag sich mehr offenbarenden Gottessegen ohne Wanken, bis man endlich so weit gekommen war, daß man am 20. September 1854 in einer öffentlichen Ankündigung für den 12. October, den Maximilianstag, die Freunde unseres Unternehmens zur öffentlichen Einweihungsfeier einladen konnte.

Alles wurde angewendet, dies Ziel zu erreichen und wir hatten damals in der That nicht zu klagen, daß uns viele Hindernisse entgegengekommen wären. Einen solchen Fleiß und Eifer der Bauleute haben wir späterhin nicht wieder zu sehen bekommen. – Insonderheit hatten wir einen Haufen Schopflocher Maurer im Dienste, denen wir alles und jedes zumuthen durften, Arbeit des Nachts, wie Arbeit am Tage und eine ausnehmende freudige Willigkeit. Ueberhaupt aber sahen wir uns von allen Seiten unterstützt. Die Landleute der Gegend halfen und frohnten, wie man es aus früheren Zeiten bei Kirchenbauten zu hören gewohnt war, und wenn man sich zuweilen erinnerte, daß man am 9. Mai noch in der Sonne wohnte, am St. Johannisabend den Grundstein legte und nun bereits am 20. September die gesicherte Hoffnung hatte, am 12. October einen verhältnißmäßig so großen Bau einzuweihen und gleich zu beziehen, so schien es, als hätte Gott der Herr selbst unmittelbar zur Sache geholfen. Alles freute sich auf das schöne Ende der schön gewesenen Bauzeit. Als nun aber der Maximilianstag herzukam, da drohte die Freude zu Waßer zu werden. Der heitere Himmel umwölkte sich und die ganze Gegend wurde in strömenden Regen eingehüllt, so daß Weg und Land durchweicht wurden und bald ernstliche Zweifel erwachten, ob es wirklich zu einem Feste, geschweige zu einem großen Festzuge würde kommen können. Dennoch aber sammelte sich’s von nah und fern zur

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[42/0042] der Bauunternehmer nicht der geringste Zweifel. Man baute freudig fort und traute dem von Tag zu Tag sich mehr offenbarenden Gottessegen ohne Wanken, bis man endlich so weit gekommen war, daß man am 20. September 1854 in einer öffentlichen Ankündigung für den 12. October, den Maximilianstag, die Freunde unseres Unternehmens zur öffentlichen Einweihungsfeier einladen konnte. Alles wurde angewendet, dies Ziel zu erreichen und wir hatten damals in der That nicht zu klagen, daß uns viele Hindernisse entgegengekommen wären. Einen solchen Fleiß und Eifer der Bauleute haben wir späterhin nicht wieder zu sehen bekommen. – Insonderheit hatten wir einen Haufen Schopflocher Maurer im Dienste, denen wir alles und jedes zumuthen durften, Arbeit des Nachts, wie Arbeit am Tage und eine ausnehmende freudige Willigkeit. Ueberhaupt aber sahen wir uns von allen Seiten unterstützt. Die Landleute der Gegend halfen und frohnten, wie man es aus früheren Zeiten bei Kirchenbauten zu hören gewohnt war, und wenn man sich zuweilen erinnerte, daß man am 9. Mai noch in der Sonne wohnte, am St. Johannisabend den Grundstein legte und nun bereits am 20. September die gesicherte Hoffnung hatte, am 12. October einen verhältnißmäßig so großen Bau einzuweihen und gleich zu beziehen, so schien es, als hätte Gott der Herr selbst unmittelbar zur Sache geholfen. Alles freute sich auf das schöne Ende der schön gewesenen Bauzeit. Als nun aber der Maximilianstag herzukam, da drohte die Freude zu Waßer zu werden. Der heitere Himmel umwölkte sich und die ganze Gegend wurde in strömenden Regen eingehüllt, so daß Weg und Land durchweicht wurden und bald ernstliche Zweifel erwachten, ob es wirklich zu einem Feste, geschweige zu einem großen Festzuge würde kommen können. Dennoch aber sammelte sich’s von nah und fern zur

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Etwas aus der Geschichte des Diaconissenhauses Neuendettelsau. Nürnberg, 1870, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_neuendettelsau_1870/42>, abgerufen am 29.03.2024.