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Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857.

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III.

Nachdem wir nun, meine lieben Brüder, erkannt haben, welcher Auferstehung der heil. Paulus entgegenkommt, und in welcher Weise er es thut, haben wir die Anwendung auf uns selbst zu machen, sintemal wir von einer jeden neugewonnenen Erkenntniß Frucht und Nutzen für uns selber schöpfen müßen. Nun aber ist Frucht und Nutzen einer jeden Erkenntnis entweder Lehre oder Strafe oder Beßerung oder Züchtigung oder mehreres von den vieren oder alles, und ich denke allerdings, daß reicher Nutzen von dem, was wir heute lernten, uns zufließen kann, sowie wir nur wollen. Zu allererst werden wir wol eine unliebsame Entdeckung machen, die uns reichlich zur Strafe und Beßerung dienen kann. Denn wir sind Kinder der Zeit alle zumal und der Zeit Eigentümlichkeit ist es, an die allgemeine Auferstehung nicht zu denken, überhaupt mit Leichtsinn über das ewige Schicksal des sterblichen Leibes hinwegzugehen und sich höchstens mit der Frage zu befaßen, ob die Seele nach dem Tode übrig bleibe und selig werde. Alles scheint diesem ungläubigen Geschlechte gewonnen, wenn nur aus dem Schiffbruch des Todes die arme nackte Seele gewonnen wird. Ob aber auch einer sich findet und der andere, der ausnahmsweise den hohen Todestrost versteht, welcher in der Auferstehung der Todten liegt, so findet sich doch schier rings im Lande niemand, welcher an die erste Auferstehung von den Todten denkt, geschweige es für möglich hält, an ihr theilnehmen zu können, und für heilige Pflicht, ihr auf dem Wege St. Pauli entgegenzukommen. Zur Zeit der hl. Apostel war es anders. Obwol die Kirche kaum geboren war, so sahen doch alle Augen bereits mit ernster wachsamer Aufmerksamkeit auf den in Mitte der Kirche zu erwartenden großen Abfall, man stand gerüstet, den Antichrist, den Menschen der Sünde, zu empfangen, und fand sich alle Tage bereit in den großen Kampf zu gehen und mitten hindurch durch denselben der großen Hoffnung der Christenheit entgegenzukommen, nämlich der Wiederkunft des HErrn zur

III.

Nachdem wir nun, meine lieben Brüder, erkannt haben, welcher Auferstehung der heil. Paulus entgegenkommt, und in welcher Weise er es thut, haben wir die Anwendung auf uns selbst zu machen, sintemal wir von einer jeden neugewonnenen Erkenntniß Frucht und Nutzen für uns selber schöpfen müßen. Nun aber ist Frucht und Nutzen einer jeden Erkenntnis entweder Lehre oder Strafe oder Beßerung oder Züchtigung oder mehreres von den vieren oder alles, und ich denke allerdings, daß reicher Nutzen von dem, was wir heute lernten, uns zufließen kann, sowie wir nur wollen. Zu allererst werden wir wol eine unliebsame Entdeckung machen, die uns reichlich zur Strafe und Beßerung dienen kann. Denn wir sind Kinder der Zeit alle zumal und der Zeit Eigentümlichkeit ist es, an die allgemeine Auferstehung nicht zu denken, überhaupt mit Leichtsinn über das ewige Schicksal des sterblichen Leibes hinwegzugehen und sich höchstens mit der Frage zu befaßen, ob die Seele nach dem Tode übrig bleibe und selig werde. Alles scheint diesem ungläubigen Geschlechte gewonnen, wenn nur aus dem Schiffbruch des Todes die arme nackte Seele gewonnen wird. Ob aber auch einer sich findet und der andere, der ausnahmsweise den hohen Todestrost versteht, welcher in der Auferstehung der Todten liegt, so findet sich doch schier rings im Lande niemand, welcher an die erste Auferstehung von den Todten denkt, geschweige es für möglich hält, an ihr theilnehmen zu können, und für heilige Pflicht, ihr auf dem Wege St. Pauli entgegenzukommen. Zur Zeit der hl. Apostel war es anders. Obwol die Kirche kaum geboren war, so sahen doch alle Augen bereits mit ernster wachsamer Aufmerksamkeit auf den in Mitte der Kirche zu erwartenden großen Abfall, man stand gerüstet, den Antichrist, den Menschen der Sünde, zu empfangen, und fand sich alle Tage bereit in den großen Kampf zu gehen und mitten hindurch durch denselben der großen Hoffnung der Christenheit entgegenzukommen, nämlich der Wiederkunft des HErrn zur

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[15/0015] III. Nachdem wir nun, meine lieben Brüder, erkannt haben, welcher Auferstehung der heil. Paulus entgegenkommt, und in welcher Weise er es thut, haben wir die Anwendung auf uns selbst zu machen, sintemal wir von einer jeden neugewonnenen Erkenntniß Frucht und Nutzen für uns selber schöpfen müßen. Nun aber ist Frucht und Nutzen einer jeden Erkenntnis entweder Lehre oder Strafe oder Beßerung oder Züchtigung oder mehreres von den vieren oder alles, und ich denke allerdings, daß reicher Nutzen von dem, was wir heute lernten, uns zufließen kann, sowie wir nur wollen. Zu allererst werden wir wol eine unliebsame Entdeckung machen, die uns reichlich zur Strafe und Beßerung dienen kann. Denn wir sind Kinder der Zeit alle zumal und der Zeit Eigentümlichkeit ist es, an die allgemeine Auferstehung nicht zu denken, überhaupt mit Leichtsinn über das ewige Schicksal des sterblichen Leibes hinwegzugehen und sich höchstens mit der Frage zu befaßen, ob die Seele nach dem Tode übrig bleibe und selig werde. Alles scheint diesem ungläubigen Geschlechte gewonnen, wenn nur aus dem Schiffbruch des Todes die arme nackte Seele gewonnen wird. Ob aber auch einer sich findet und der andere, der ausnahmsweise den hohen Todestrost versteht, welcher in der Auferstehung der Todten liegt, so findet sich doch schier rings im Lande niemand, welcher an die erste Auferstehung von den Todten denkt, geschweige es für möglich hält, an ihr theilnehmen zu können, und für heilige Pflicht, ihr auf dem Wege St. Pauli entgegenzukommen. Zur Zeit der hl. Apostel war es anders. Obwol die Kirche kaum geboren war, so sahen doch alle Augen bereits mit ernster wachsamer Aufmerksamkeit auf den in Mitte der Kirche zu erwartenden großen Abfall, man stand gerüstet, den Antichrist, den Menschen der Sünde, zu empfangen, und fand sich alle Tage bereit in den großen Kampf zu gehen und mitten hindurch durch denselben der großen Hoffnung der Christenheit entgegenzukommen, nämlich der Wiederkunft des HErrn zur

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Zitationshilfe: Löhe, Wilhelm: Das Entgegenkommen zur Auferstehung der Todten. Nürnberg, 1857, S. 15. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/loehe_entgegenkommen_1857/15>, abgerufen am 21.11.2024.