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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
der Erde gesebene Distanz des Mondes von irgend einem anderen
Gestirne, z. B. von der Sonne für folgende Zeiten durch Rech-
nung voraus gefunden habe:
[Tabelle]

Es habe nun ein Schiffer in dem sogenannten großen Ocean
zuerst seine Breite zu 9° 30' Nördl. und den Fehler seiner Uhr
bestimmt, und dann, um 7h 3' 40" seiner mittleren Ortszeit in
den Abendstunden, mit seinem Sextanten die Distanz des Mit-
telpunkts der Sonne und des Mondes gleich 28° 30' 10" beob-
achtet.

Man sieht schon aus dieser Distanz, die gegen 7h Abends
der Schiffszeit genommen wurde, da sie zwischen die zweite und
dritte der oben berechneten Distanzen fällt, daß es, zur Zeit die-
ser Beobachtung, in Paris zwischen 6 und 12 Uhr und zwar nahe
7 Uhr Morgens gewesen seyn müsse, so daß also das Schiff nahe
12 Stunden mehr zählt, als Paris, oder daß das Schiff nahe in
der östlichen Länge von 12h von Paris gewesen seyn müsse.

Allein diese bloße Schätzung, die man übrigens durch eine
einfache Proportion leicht genau berechnen könnte, würde doch sehr
unrichtig seyn. Denn jene voraus berechneten Distanzen be-
ziehen sich, wie gesagt, auf den Mittelpunkt der Erde, wäh-
rend die hier auf dem Schiffe beobachtete nicht von dem Mittel-
punkte, sondern von der Oberfläche der Erde gesehen wurden,
und daher mit jener nicht unmittelbar verglichen werden können.
Um diese Vergleichung beider Distanzen richtig anzustellen, wird
man also zuerst diese beobachtete Distanz ebenfalls auf den Mit-
telpunkt der Erde reduziren müssen.

Ohne uns hier dabei aufzuhalten, wie diese Reduction ge-
funden wird, wollen wir annehmen, daß sie für unseren Fall
0° 12' 20" betrage, so daß also diese beobachtete Distanz, von
dem Mittelpunkte der Erde gesehen, gleich 28° 42' 30" ist.

Dieses vorausgesetzt, fragt es sich nun, wie viel es in Paris
mittlere Zeit ist, wenn die geocentrische Distanz der Sonne und

Littrow's Himmel u. s. Wunder. III. 25

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
der Erde geſebene Diſtanz des Mondes von irgend einem anderen
Geſtirne, z. B. von der Sonne für folgende Zeiten durch Rech-
nung voraus gefunden habe:
[Tabelle]

Es habe nun ein Schiffer in dem ſogenannten großen Ocean
zuerſt ſeine Breite zu 9° 30′ Nördl. und den Fehler ſeiner Uhr
beſtimmt, und dann, um 7h 3′ 40″ ſeiner mittleren Ortszeit in
den Abendſtunden, mit ſeinem Sextanten die Diſtanz des Mit-
telpunkts der Sonne und des Mondes gleich 28° 30′ 10″ beob-
achtet.

Man ſieht ſchon aus dieſer Diſtanz, die gegen 7h Abends
der Schiffszeit genommen wurde, da ſie zwiſchen die zweite und
dritte der oben berechneten Diſtanzen fällt, daß es, zur Zeit die-
ſer Beobachtung, in Paris zwiſchen 6 und 12 Uhr und zwar nahe
7 Uhr Morgens geweſen ſeyn müſſe, ſo daß alſo das Schiff nahe
12 Stunden mehr zählt, als Paris, oder daß das Schiff nahe in
der öſtlichen Länge von 12h von Paris geweſen ſeyn müſſe.

Allein dieſe bloße Schätzung, die man übrigens durch eine
einfache Proportion leicht genau berechnen könnte, würde doch ſehr
unrichtig ſeyn. Denn jene voraus berechneten Diſtanzen be-
ziehen ſich, wie geſagt, auf den Mittelpunkt der Erde, wäh-
rend die hier auf dem Schiffe beobachtete nicht von dem Mittel-
punkte, ſondern von der Oberfläche der Erde geſehen wurden,
und daher mit jener nicht unmittelbar verglichen werden können.
Um dieſe Vergleichung beider Diſtanzen richtig anzuſtellen, wird
man alſo zuerſt dieſe beobachtete Diſtanz ebenfalls auf den Mit-
telpunkt der Erde reduziren müſſen.

Ohne uns hier dabei aufzuhalten, wie dieſe Reduction ge-
funden wird, wollen wir annehmen, daß ſie für unſeren Fall
0° 12′ 20″ betrage, ſo daß alſo dieſe beobachtete Diſtanz, von
dem Mittelpunkte der Erde geſehen, gleich 28° 42′ 30″ iſt.

Dieſes vorausgeſetzt, fragt es ſich nun, wie viel es in Paris
mittlere Zeit iſt, wenn die geocentriſche Diſtanz der Sonne und

Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. III. 25
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[385/0397] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. der Erde geſebene Diſtanz des Mondes von irgend einem anderen Geſtirne, z. B. von der Sonne für folgende Zeiten durch Rech- nung voraus gefunden habe: Es habe nun ein Schiffer in dem ſogenannten großen Ocean zuerſt ſeine Breite zu 9° 30′ Nördl. und den Fehler ſeiner Uhr beſtimmt, und dann, um 7h 3′ 40″ ſeiner mittleren Ortszeit in den Abendſtunden, mit ſeinem Sextanten die Diſtanz des Mit- telpunkts der Sonne und des Mondes gleich 28° 30′ 10″ beob- achtet. Man ſieht ſchon aus dieſer Diſtanz, die gegen 7h Abends der Schiffszeit genommen wurde, da ſie zwiſchen die zweite und dritte der oben berechneten Diſtanzen fällt, daß es, zur Zeit die- ſer Beobachtung, in Paris zwiſchen 6 und 12 Uhr und zwar nahe 7 Uhr Morgens geweſen ſeyn müſſe, ſo daß alſo das Schiff nahe 12 Stunden mehr zählt, als Paris, oder daß das Schiff nahe in der öſtlichen Länge von 12h von Paris geweſen ſeyn müſſe. Allein dieſe bloße Schätzung, die man übrigens durch eine einfache Proportion leicht genau berechnen könnte, würde doch ſehr unrichtig ſeyn. Denn jene voraus berechneten Diſtanzen be- ziehen ſich, wie geſagt, auf den Mittelpunkt der Erde, wäh- rend die hier auf dem Schiffe beobachtete nicht von dem Mittel- punkte, ſondern von der Oberfläche der Erde geſehen wurden, und daher mit jener nicht unmittelbar verglichen werden können. Um dieſe Vergleichung beider Diſtanzen richtig anzuſtellen, wird man alſo zuerſt dieſe beobachtete Diſtanz ebenfalls auf den Mit- telpunkt der Erde reduziren müſſen. Ohne uns hier dabei aufzuhalten, wie dieſe Reduction ge- funden wird, wollen wir annehmen, daß ſie für unſeren Fall 0° 12′ 20″ betrage, ſo daß alſo dieſe beobachtete Diſtanz, von dem Mittelpunkte der Erde geſehen, gleich 28° 42′ 30″ iſt. Dieſes vorausgeſetzt, fragt es ſich nun, wie viel es in Paris mittlere Zeit iſt, wenn die geocentriſche Diſtanz der Sonne und Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. III. 25

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 385. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/397>, abgerufen am 28.04.2024.