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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
Zeit bedeckt ist. Allein da man die Bewegung des Mondes schon
so genau kennt, so ist es leicht, die von der Oberfläche der Erde
beobachtete Finsterniß durch Rechnung auf diejenige Zeit zu brin-
gen, zu welcher man sie aus dem Mittelpunkte der Erde beob-
achtet haben würde, und wenn diese Reduction, die man bei der
gegenwärtigen Vollkommenheit unserer Mondstafeln mit großer
Schärfe vornehmen kann, bei allen Beobachtungen derselben Fin-
sterniß vorgenommen wird, so hat man dann, für diese gleichsam
von dem Mittelpunkte der Erde gesehene Finsterniß, die wieder
für alle Beobachter tautochron ist, die Ortszeiten der verschiedenen
Beobachter auf der Erde, daher man nur wieder diese Ortszei-
ten, wie zuvor, von einander subtrahiren darf, um sofort auch die
gesuchten Längendifferenzen dieser Beobachtungsorte zu erhalten.

Um auch dieß durch ein Beispiel zu erläutern, so hat man
für die Bedeckung des Sterns e Zwillinge durch den Mond am
8. August 1798 folgende Beobachtungen
Mittlere Ortszeit.

[Tabelle]

Sucht man daraus mittelst jener Rechnung diejenigen mitt-
leren Ortszeiten, für welche ein Beobachter im Mittelpunkt der
Erde den Mittelpunkt des Monds eben über jenen Stern sehen
würde, so erhält man für diese Ortszeiten


Leipzig3h 2' 37"
Ofen3h 29' 14"
Danzig3h 27' 38"
Celle2h 53' 15"

und die Differenzen dieser Zeiten sind auch zugleich die gesuchten
Differenzen der geographischen Längen dieser Orte. Nimmt man
daher die Länge von Leipzig oder 0h 40' 13" von Paris, als
bereits bekannt und so erhält man für die Länge


vonOfen1h 6' 50"
Danzig1h 5' 14"
Celle0h 30' 51"

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
Zeit bedeckt iſt. Allein da man die Bewegung des Mondes ſchon
ſo genau kennt, ſo iſt es leicht, die von der Oberfläche der Erde
beobachtete Finſterniß durch Rechnung auf diejenige Zeit zu brin-
gen, zu welcher man ſie aus dem Mittelpunkte der Erde beob-
achtet haben würde, und wenn dieſe Reduction, die man bei der
gegenwärtigen Vollkommenheit unſerer Mondstafeln mit großer
Schärfe vornehmen kann, bei allen Beobachtungen derſelben Fin-
ſterniß vorgenommen wird, ſo hat man dann, für dieſe gleichſam
von dem Mittelpunkte der Erde geſehene Finſterniß, die wieder
für alle Beobachter tautochron iſt, die Ortszeiten der verſchiedenen
Beobachter auf der Erde, daher man nur wieder dieſe Ortszei-
ten, wie zuvor, von einander ſubtrahiren darf, um ſofort auch die
geſuchten Längendifferenzen dieſer Beobachtungsorte zu erhalten.

Um auch dieß durch ein Beiſpiel zu erläutern, ſo hat man
für die Bedeckung des Sterns ε Zwillinge durch den Mond am
8. Auguſt 1798 folgende Beobachtungen
Mittlere Ortszeit.

[Tabelle]

Sucht man daraus mittelſt jener Rechnung diejenigen mitt-
leren Ortszeiten, für welche ein Beobachter im Mittelpunkt der
Erde den Mittelpunkt des Monds eben über jenen Stern ſehen
würde, ſo erhält man für dieſe Ortszeiten


Leipzig3h 2′ 37″
Ofen3h 29′ 14″
Danzig3h 27′ 38″
Celle2h 53′ 15″

und die Differenzen dieſer Zeiten ſind auch zugleich die geſuchten
Differenzen der geographiſchen Längen dieſer Orte. Nimmt man
daher die Länge von Leipzig oder 0h 40′ 13″ von Paris, als
bereits bekannt und ſo erhält man für die Länge


vonOfen1h 6′ 50″
Danzig1h 5′ 14″
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[383/0395] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. Zeit bedeckt iſt. Allein da man die Bewegung des Mondes ſchon ſo genau kennt, ſo iſt es leicht, die von der Oberfläche der Erde beobachtete Finſterniß durch Rechnung auf diejenige Zeit zu brin- gen, zu welcher man ſie aus dem Mittelpunkte der Erde beob- achtet haben würde, und wenn dieſe Reduction, die man bei der gegenwärtigen Vollkommenheit unſerer Mondstafeln mit großer Schärfe vornehmen kann, bei allen Beobachtungen derſelben Fin- ſterniß vorgenommen wird, ſo hat man dann, für dieſe gleichſam von dem Mittelpunkte der Erde geſehene Finſterniß, die wieder für alle Beobachter tautochron iſt, die Ortszeiten der verſchiedenen Beobachter auf der Erde, daher man nur wieder dieſe Ortszei- ten, wie zuvor, von einander ſubtrahiren darf, um ſofort auch die geſuchten Längendifferenzen dieſer Beobachtungsorte zu erhalten. Um auch dieß durch ein Beiſpiel zu erläutern, ſo hat man für die Bedeckung des Sterns ε Zwillinge durch den Mond am 8. Auguſt 1798 folgende Beobachtungen Mittlere Ortszeit. Sucht man daraus mittelſt jener Rechnung diejenigen mitt- leren Ortszeiten, für welche ein Beobachter im Mittelpunkt der Erde den Mittelpunkt des Monds eben über jenen Stern ſehen würde, ſo erhält man für dieſe Ortszeiten Leipzig 3h 2′ 37″ Ofen 3h 29′ 14″ Danzig 3h 27′ 38″ Celle 2h 53′ 15″ und die Differenzen dieſer Zeiten ſind auch zugleich die geſuchten Differenzen der geographiſchen Längen dieſer Orte. Nimmt man daher die Länge von Leipzig oder 0h 40′ 13″ von Paris, als bereits bekannt und ſo erhält man für die Länge von Ofen 1h 6′ 50″ Danzig 1h 5′ 14″ Celle 0h 30′ 51″

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 383. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/395>, abgerufen am 28.04.2024.