Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
fungen das Licht des Mondes mehr und mehr verfinstert, so daß der Augenblick der völligen Verfinsterung nicht genau angegeben werden kann. Dasselbe ist auch von dem Ende der Finsterniß zu bemerken. Man hat diesem Umstande dadurch abzuhelfen gesucht, daß man auch den Ein- und Austritt der Flecken des Mondes in den Schatten beobachtete, aber auch diese leiden, obschon in geringerem Grade, unter derselben Unvollkommenheit. Zum Be- weise führe ich hier eine Mondsfinsterniß an, die im Jahr 1790 in Paris und auf der Sternwarte Seeberg bei Gotha beobachtet wurde.
[Tabelle]
wo man aus den Zahlen der letzten Columne sieht, wie wenig die Resultate solcher Beobachtungen unter sich übereinstimmen. Besser harmoniren allerdings die Beobachtungen der Finsternisse der Jupitersmonde, aber auch sie lassen noch immer viel zu wün- schen übrig. Dazu kommt, daß diese Finsternisse nicht so oft vor- fallen, als der Schiffer besonders sie braucht, der jeden Tag die Lage seines Schiffes kennen muß, wenn er sich nicht den größten Gefahren ausgesetzt sehen will.
Die Sonnenfinsternisse (I. S. 334), so wie die Bedeckungen der Fixsterne von dem Monde (I. S. 339) haben den Vortheil, daß sie sich mit großer Schärfe beobachten lassen. Zwar sind diese Erscheinungen nicht tautochron, oder sie haben nicht für alle Beobachter auf der Erde in demselben Augenblick statt. Sie ent- stehen nämlich dann, wenn der Mond in seinem Laufe gen Ost sich zwischen den Beobachter auf der Erde und zwischen die Sonne oder den Fixstern stellt und uns daher den Anblick dieser Gestirne raubt oder, wie man zu sagen pflegt, sie verfinstert. Man sieht aber, daß dabei die Stellung des Beobachters auf der Oberfläche der Erde diese Erscheinungen gar mannigfaltig verändern kann. Ein sehr östlich stehender Beobachter wird z. B. den Mond noch weit westlich von dem Stern sehen können, während für den west- lichen Beobacher der Stern von dem Monde schon seit längerer
Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
fungen das Licht des Mondes mehr und mehr verfinſtert, ſo daß der Augenblick der völligen Verfinſterung nicht genau angegeben werden kann. Daſſelbe iſt auch von dem Ende der Finſterniß zu bemerken. Man hat dieſem Umſtande dadurch abzuhelfen geſucht, daß man auch den Ein- und Austritt der Flecken des Mondes in den Schatten beobachtete, aber auch dieſe leiden, obſchon in geringerem Grade, unter derſelben Unvollkommenheit. Zum Be- weiſe führe ich hier eine Mondsfinſterniß an, die im Jahr 1790 in Paris und auf der Sternwarte Seeberg bei Gotha beobachtet wurde.
[Tabelle]
wo man aus den Zahlen der letzten Columne ſieht, wie wenig die Reſultate ſolcher Beobachtungen unter ſich übereinſtimmen. Beſſer harmoniren allerdings die Beobachtungen der Finſterniſſe der Jupitersmonde, aber auch ſie laſſen noch immer viel zu wün- ſchen übrig. Dazu kommt, daß dieſe Finſterniſſe nicht ſo oft vor- fallen, als der Schiffer beſonders ſie braucht, der jeden Tag die Lage ſeines Schiffes kennen muß, wenn er ſich nicht den größten Gefahren ausgeſetzt ſehen will.
Die Sonnenfinſterniſſe (I. S. 334), ſo wie die Bedeckungen der Fixſterne von dem Monde (I. S. 339) haben den Vortheil, daß ſie ſich mit großer Schärfe beobachten laſſen. Zwar ſind dieſe Erſcheinungen nicht tautochron, oder ſie haben nicht für alle Beobachter auf der Erde in demſelben Augenblick ſtatt. Sie ent- ſtehen nämlich dann, wenn der Mond in ſeinem Laufe gen Oſt ſich zwiſchen den Beobachter auf der Erde und zwiſchen die Sonne oder den Fixſtern ſtellt und uns daher den Anblick dieſer Geſtirne raubt oder, wie man zu ſagen pflegt, ſie verfinſtert. Man ſieht aber, daß dabei die Stellung des Beobachters auf der Oberfläche der Erde dieſe Erſcheinungen gar mannigfaltig verändern kann. Ein ſehr öſtlich ſtehender Beobachter wird z. B. den Mond noch weit weſtlich von dem Stern ſehen können, während für den weſt- lichen Beobacher der Stern von dem Monde ſchon ſeit längerer
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Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
fungen das Licht des Mondes mehr und mehr verfinſtert, ſo daß
der Augenblick der völligen Verfinſterung nicht genau angegeben
werden kann. Daſſelbe iſt auch von dem Ende der Finſterniß zu
bemerken. Man hat dieſem Umſtande dadurch abzuhelfen geſucht,
daß man auch den Ein- und Austritt der Flecken des Mondes
in den Schatten beobachtete, aber auch dieſe leiden, obſchon in
geringerem Grade, unter derſelben Unvollkommenheit. Zum Be-
weiſe führe ich hier eine Mondsfinſterniß an, die im Jahr 1790
in Paris und auf der Sternwarte Seeberg bei Gotha beobachtet
wurde.
wo man aus den Zahlen der letzten Columne ſieht, wie wenig
die Reſultate ſolcher Beobachtungen unter ſich übereinſtimmen.
Beſſer harmoniren allerdings die Beobachtungen der Finſterniſſe
der Jupitersmonde, aber auch ſie laſſen noch immer viel zu wün-
ſchen übrig. Dazu kommt, daß dieſe Finſterniſſe nicht ſo oft vor-
fallen, als der Schiffer beſonders ſie braucht, der jeden Tag die
Lage ſeines Schiffes kennen muß, wenn er ſich nicht den größten
Gefahren ausgeſetzt ſehen will.
Die Sonnenfinſterniſſe (I. S. 334), ſo wie die Bedeckungen
der Fixſterne von dem Monde (I. S. 339) haben den Vortheil,
daß ſie ſich mit großer Schärfe beobachten laſſen. Zwar ſind dieſe
Erſcheinungen nicht tautochron, oder ſie haben nicht für alle
Beobachter auf der Erde in demſelben Augenblick ſtatt. Sie ent-
ſtehen nämlich dann, wenn der Mond in ſeinem Laufe gen Oſt
ſich zwiſchen den Beobachter auf der Erde und zwiſchen die Sonne
oder den Fixſtern ſtellt und uns daher den Anblick dieſer Geſtirne
raubt oder, wie man zu ſagen pflegt, ſie verfinſtert. Man ſieht
aber, daß dabei die Stellung des Beobachters auf der Oberfläche
der Erde dieſe Erſcheinungen gar mannigfaltig verändern kann.
Ein ſehr öſtlich ſtehender Beobachter wird z. B. den Mond noch
weit weſtlich von dem Stern ſehen können, während für den weſt-
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 382. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/394>, abgerufen am 18.02.2025.
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