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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
anzuwenden, welches unmittelbar aus dem Reisejournal eines fran-
zösischen Seefahrers im Jahr 1793 genommen ist. Der Schiffer
kam in der Mitte des März desselben Jahrs in dem Hafen von
Tongatabu, einer der Freundschaftsinseln, an. Dieser Ort war
schon früher durch englische Seefahrer genau bestimmt worden.
Seine südliche Breite ist 21° 7' 35" und seine östliche Länge von
Paris 12h 9' 47,4". Unser Schiffer wollte von da über die hebri-
dischen und caledonischen Inseln nach der Ostküste von Neuholland
fahren. Um seiner Länge zwischen den vielen Inseln, durch welche
sein Lauf gehen sollte, gewiß zu seyn, beschloß er, hier einige
Tage zu verweilen, um den Stand und Gang seines Chronome-
ters zu prüfen. Zu diesem Zwecke nahm er am 29. März in den
Morgenstunden eine Sonnenhöhe auf Tongatabu, als sein Chro-
nometer 7h 34' 28,8" zeigte. Die Berechnung dieser Höhe
(III. S. 239) zeigte ihm, daß seine Beobachtung um 7h 33' 55,1"
mittlere Zeit von Tongatabu gemacht worden war, und daß also
sein Chronometer in diesem Augenblick um 33,7 Sekunden vor
seiner mittleren Ortszeit vorausgieng.

Eine ähnliche Beobachtung stellte er auch am 7. April um
7h 57' 3,2" Uhrzeit an und fand, daß dieser Uhrzeit die mittlere
Zeit 7h 55' 42,3" entspreche, so daß also jetzt, neun Tage nach
jener ersten Beobachtung, die Uhr um 1' 20,9" gegen die mittlere
Zeit vorausgeht, und daß zugleich ihre tägliche Voreilung gen
mittlere Zeit den neunten Theil von 1' 20,9" weniger 33,7",
das heißt 5,24" beträgt.

Am 8. April segelte er von diesem Hafen gen West ab. Am
12. überfiel ihn ein Sturm, der bis zum 14. währte und ihn,
wie er besorgte, von dem rechten Weg abgebracht hatte. Als am
15. April Nachmittag sich die Sonne wieder zeigte, bestimmte er
zuerst seine Breite, die er gleich 19° 51' 20" südlich fand. Um
nun auch seine Länge, von seinem bekannten Abfahrtsorte Tonga-
tabu zu erhalten, beobachtete er auf dem Schiffe mit seinem Sex-
tanten zur Zeit, als sein Chronometer 3h 48' 28" zeigte, eine
Sonnenhöhe und fand daraus durch Rechnung (III. S. 239), daß
er diese Beobachtung um 2h 47' 25,5" mittlerer Ortszeit seines
Schiffes angestellt habe.

Um nun auch, für denselben Augenblick seiner Beobachtung,

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
anzuwenden, welches unmittelbar aus dem Reiſejournal eines fran-
zöſiſchen Seefahrers im Jahr 1793 genommen iſt. Der Schiffer
kam in der Mitte des März deſſelben Jahrs in dem Hafen von
Tongatabu, einer der Freundſchaftsinſeln, an. Dieſer Ort war
ſchon früher durch engliſche Seefahrer genau beſtimmt worden.
Seine ſüdliche Breite iſt 21° 7′ 35″ und ſeine öſtliche Länge von
Paris 12h 9′ 47,4″. Unſer Schiffer wollte von da über die hebri-
diſchen und caledoniſchen Inſeln nach der Oſtküſte von Neuholland
fahren. Um ſeiner Länge zwiſchen den vielen Inſeln, durch welche
ſein Lauf gehen ſollte, gewiß zu ſeyn, beſchloß er, hier einige
Tage zu verweilen, um den Stand und Gang ſeines Chronome-
ters zu prüfen. Zu dieſem Zwecke nahm er am 29. März in den
Morgenſtunden eine Sonnenhöhe auf Tongatabu, als ſein Chro-
nometer 7h 34′ 28,8″ zeigte. Die Berechnung dieſer Höhe
(III. S. 239) zeigte ihm, daß ſeine Beobachtung um 7h 33′ 55,1
mittlere Zeit von Tongatabu gemacht worden war, und daß alſo
ſein Chronometer in dieſem Augenblick um 33,7 Sekunden vor
ſeiner mittleren Ortszeit vorausgieng.

Eine ähnliche Beobachtung ſtellte er auch am 7. April um
7h 57′ 3,2″ Uhrzeit an und fand, daß dieſer Uhrzeit die mittlere
Zeit 7h 55′ 42,3″ entſpreche, ſo daß alſo jetzt, neun Tage nach
jener erſten Beobachtung, die Uhr um 1′ 20,9″ gegen die mittlere
Zeit vorausgeht, und daß zugleich ihre tägliche Voreilung gen
mittlere Zeit den neunten Theil von 1′ 20,9″ weniger 33,7″,
das heißt 5,24″ beträgt.

Am 8. April ſegelte er von dieſem Hafen gen Weſt ab. Am
12. überfiel ihn ein Sturm, der bis zum 14. währte und ihn,
wie er beſorgte, von dem rechten Weg abgebracht hatte. Als am
15. April Nachmittag ſich die Sonne wieder zeigte, beſtimmte er
zuerſt ſeine Breite, die er gleich 19° 51′ 20″ ſüdlich fand. Um
nun auch ſeine Länge, von ſeinem bekannten Abfahrtsorte Tonga-
tabu zu erhalten, beobachtete er auf dem Schiffe mit ſeinem Sex-
tanten zur Zeit, als ſein Chronometer 3h 48′ 28″ zeigte, eine
Sonnenhöhe und fand daraus durch Rechnung (III. S. 239), daß
er dieſe Beobachtung um 2h 47′ 25,5″ mittlerer Ortszeit ſeines
Schiffes angeſtellt habe.

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[379/0391] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. anzuwenden, welches unmittelbar aus dem Reiſejournal eines fran- zöſiſchen Seefahrers im Jahr 1793 genommen iſt. Der Schiffer kam in der Mitte des März deſſelben Jahrs in dem Hafen von Tongatabu, einer der Freundſchaftsinſeln, an. Dieſer Ort war ſchon früher durch engliſche Seefahrer genau beſtimmt worden. Seine ſüdliche Breite iſt 21° 7′ 35″ und ſeine öſtliche Länge von Paris 12h 9′ 47,4″. Unſer Schiffer wollte von da über die hebri- diſchen und caledoniſchen Inſeln nach der Oſtküſte von Neuholland fahren. Um ſeiner Länge zwiſchen den vielen Inſeln, durch welche ſein Lauf gehen ſollte, gewiß zu ſeyn, beſchloß er, hier einige Tage zu verweilen, um den Stand und Gang ſeines Chronome- ters zu prüfen. Zu dieſem Zwecke nahm er am 29. März in den Morgenſtunden eine Sonnenhöhe auf Tongatabu, als ſein Chro- nometer 7h 34′ 28,8″ zeigte. Die Berechnung dieſer Höhe (III. S. 239) zeigte ihm, daß ſeine Beobachtung um 7h 33′ 55,1″ mittlere Zeit von Tongatabu gemacht worden war, und daß alſo ſein Chronometer in dieſem Augenblick um 33,7 Sekunden vor ſeiner mittleren Ortszeit vorausgieng. Eine ähnliche Beobachtung ſtellte er auch am 7. April um 7h 57′ 3,2″ Uhrzeit an und fand, daß dieſer Uhrzeit die mittlere Zeit 7h 55′ 42,3″ entſpreche, ſo daß alſo jetzt, neun Tage nach jener erſten Beobachtung, die Uhr um 1′ 20,9″ gegen die mittlere Zeit vorausgeht, und daß zugleich ihre tägliche Voreilung gen mittlere Zeit den neunten Theil von 1′ 20,9″ weniger 33,7″, das heißt 5,24″ beträgt. Am 8. April ſegelte er von dieſem Hafen gen Weſt ab. Am 12. überfiel ihn ein Sturm, der bis zum 14. währte und ihn, wie er beſorgte, von dem rechten Weg abgebracht hatte. Als am 15. April Nachmittag ſich die Sonne wieder zeigte, beſtimmte er zuerſt ſeine Breite, die er gleich 19° 51′ 20″ ſüdlich fand. Um nun auch ſeine Länge, von ſeinem bekannten Abfahrtsorte Tonga- tabu zu erhalten, beobachtete er auf dem Schiffe mit ſeinem Sex- tanten zur Zeit, als ſein Chronometer 3h 48′ 28″ zeigte, eine Sonnenhöhe und fand daraus durch Rechnung (III. S. 239), daß er dieſe Beobachtung um 2h 47′ 25,5″ mittlerer Ortszeit ſeines Schiffes angeſtellt habe. Um nun auch, für denſelben Augenblick ſeiner Beobachtung,

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 379. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/391>, abgerufen am 28.04.2024.