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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
des kleinen Spiegels P reflectirt wird, von welchem er endlich in
der Richtung P C in das Fernrohr oder in das Auge C des Beob-
achters fällt, so sieht dieses Auge zugleich das Object H durch
die unmittelbaren Strahlen desselben und das Object K durch die
von beiden Spiegeln zweimal reflectirten Strahlen, in dem Felde
des Fernrobrs, und man wird dann der Alhidade Q M durch ihre
Mikrometerschraube m (vergl. S. 337) noch eine kleine Bewegung
geben können, durch welche man es dahin bringt, daß die Bil-
der der beiden Gegenstände H und K sich im Felde des Fernrohrs
genau decken oder auf einander fallen. Da nun bei jedem Spiegel
der einfallende Strahl K q und der zurückgeworfene q P und eben so
auch q P und P D mit der Ebene des Spiegels Q oder P immer
denselben Winkel bilden und da, wie bereits erwähnt, die Ebene
des kleinen Spiegels P mit der Linie q O des Anfangspunktes
der Theilung parallel ist, so sieht man leicht, daß bei einer sol-
chen Stellung der Albidade Q M, für welche die Bilder der bei-
den Objecte H und R sich in dem Fernrohre decken, der Winkel,
welchen beide Spiegel mit einander bilden oder, was dasselbe ist,
daß dann der Winkel O q M der Alhidade mit jener Linie q O des
Anfangspunktes der Theilung d. h. also, daß der von dem Ver-
nier M der Alhidade von jenem Anfangspunkte O an durchlau-
fene Bogen gleich ist der Hälfte des Winkels, welchen die beiden
Objecte H und K in dem Auge des Beobachters bilden.

Aus dieser Ursache theilen auch die Künstler den Kreisbogen
A B so ein, daß jeder halbe Grad dieses Kreises durch seine bei-
gesetzten Zahlen schon als ein ganzer betrachtet wird, so daß daher
der an dem Instrumente unmittelbar abgelesene Bogen auch
sofort gleich dem gesuchten Winkel H C K ist, welchen die beiden
Objecte in dem Auge C des Beobachters bilden.

Diese Deckung der beiden Bilder im Fernrohre wird offen-
bar auch dann nicht gestört, wenn man den Sextanten um sein
Fernrohr, gleichsam um die Axe C D dreht oder wenn man auch
diese Bilder aus dem Mittelpunkte des Feldes an den Rand des-
selben führt. Und eben dieß ist es, was dieses Instrument zur
See so brauchbar macht, wo man es während der Beobachtung
mittelst der Handhabe E in freier Hand zu halten pflegt, so daß
ungeachtet der Schwankungen des Schiffes die beiden Bilder der

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
des kleinen Spiegels P reflectirt wird, von welchem er endlich in
der Richtung P C in das Fernrohr oder in das Auge C des Beob-
achters fällt, ſo ſieht dieſes Auge zugleich das Object H durch
die unmittelbaren Strahlen deſſelben und das Object K durch die
von beiden Spiegeln zweimal reflectirten Strahlen, in dem Felde
des Fernrobrs, und man wird dann der Alhidade Q M durch ihre
Mikrometerſchraube m (vergl. S. 337) noch eine kleine Bewegung
geben können, durch welche man es dahin bringt, daß die Bil-
der der beiden Gegenſtände H und K ſich im Felde des Fernrohrs
genau decken oder auf einander fallen. Da nun bei jedem Spiegel
der einfallende Strahl K q und der zurückgeworfene q P und eben ſo
auch q P und P D mit der Ebene des Spiegels Q oder P immer
denſelben Winkel bilden und da, wie bereits erwähnt, die Ebene
des kleinen Spiegels P mit der Linie q O des Anfangspunktes
der Theilung parallel iſt, ſo ſieht man leicht, daß bei einer ſol-
chen Stellung der Albidade Q M, für welche die Bilder der bei-
den Objecte H und R ſich in dem Fernrohre decken, der Winkel,
welchen beide Spiegel mit einander bilden oder, was daſſelbe iſt,
daß dann der Winkel O q M der Alhidade mit jener Linie q O des
Anfangspunktes der Theilung d. h. alſo, daß der von dem Ver-
nier M der Alhidade von jenem Anfangspunkte O an durchlau-
fene Bogen gleich iſt der Hälfte des Winkels, welchen die beiden
Objecte H und K in dem Auge des Beobachters bilden.

Aus dieſer Urſache theilen auch die Künſtler den Kreisbogen
A B ſo ein, daß jeder halbe Grad dieſes Kreiſes durch ſeine bei-
geſetzten Zahlen ſchon als ein ganzer betrachtet wird, ſo daß daher
der an dem Inſtrumente unmittelbar abgeleſene Bogen auch
ſofort gleich dem geſuchten Winkel H C K iſt, welchen die beiden
Objecte in dem Auge C des Beobachters bilden.

Dieſe Deckung der beiden Bilder im Fernrohre wird offen-
bar auch dann nicht geſtört, wenn man den Sextanten um ſein
Fernrohr, gleichſam um die Axe C D dreht oder wenn man auch
dieſe Bilder aus dem Mittelpunkte des Feldes an den Rand deſ-
ſelben führt. Und eben dieß iſt es, was dieſes Inſtrument zur
See ſo brauchbar macht, wo man es während der Beobachtung
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[363/0375] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. des kleinen Spiegels P reflectirt wird, von welchem er endlich in der Richtung P C in das Fernrohr oder in das Auge C des Beob- achters fällt, ſo ſieht dieſes Auge zugleich das Object H durch die unmittelbaren Strahlen deſſelben und das Object K durch die von beiden Spiegeln zweimal reflectirten Strahlen, in dem Felde des Fernrobrs, und man wird dann der Alhidade Q M durch ihre Mikrometerſchraube m (vergl. S. 337) noch eine kleine Bewegung geben können, durch welche man es dahin bringt, daß die Bil- der der beiden Gegenſtände H und K ſich im Felde des Fernrohrs genau decken oder auf einander fallen. Da nun bei jedem Spiegel der einfallende Strahl K q und der zurückgeworfene q P und eben ſo auch q P und P D mit der Ebene des Spiegels Q oder P immer denſelben Winkel bilden und da, wie bereits erwähnt, die Ebene des kleinen Spiegels P mit der Linie q O des Anfangspunktes der Theilung parallel iſt, ſo ſieht man leicht, daß bei einer ſol- chen Stellung der Albidade Q M, für welche die Bilder der bei- den Objecte H und R ſich in dem Fernrohre decken, der Winkel, welchen beide Spiegel mit einander bilden oder, was daſſelbe iſt, daß dann der Winkel O q M der Alhidade mit jener Linie q O des Anfangspunktes der Theilung d. h. alſo, daß der von dem Ver- nier M der Alhidade von jenem Anfangspunkte O an durchlau- fene Bogen gleich iſt der Hälfte des Winkels, welchen die beiden Objecte H und K in dem Auge des Beobachters bilden. Aus dieſer Urſache theilen auch die Künſtler den Kreisbogen A B ſo ein, daß jeder halbe Grad dieſes Kreiſes durch ſeine bei- geſetzten Zahlen ſchon als ein ganzer betrachtet wird, ſo daß daher der an dem Inſtrumente unmittelbar abgeleſene Bogen auch ſofort gleich dem geſuchten Winkel H C K iſt, welchen die beiden Objecte in dem Auge C des Beobachters bilden. Dieſe Deckung der beiden Bilder im Fernrohre wird offen- bar auch dann nicht geſtört, wenn man den Sextanten um ſein Fernrohr, gleichſam um die Axe C D dreht oder wenn man auch dieſe Bilder aus dem Mittelpunkte des Feldes an den Rand deſ- ſelben führt. Und eben dieß iſt es, was dieſes Inſtrument zur See ſo brauchbar macht, wo man es während der Beobachtung mittelſt der Handhabe E in freier Hand zu halten pflegt, ſo daß ungeachtet der Schwankungen des Schiffes die beiden Bilder der

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 363. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/375>, abgerufen am 28.04.2024.