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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
diesen nicht haben und daher war noch eine andere Gattung von
Instrumenten wünschenswerth, die keine solche feste Aufstellung erfor-
dern. Das vorzüglichste von denen, die man zu diesem Zwecke
ausgedacht hat, ist der Sextant (Fig. 23), der seinen Namen
von seinem Erfinder, John Hadley, hat, obschon man bereits im
Jahre 1742 oder zehn Jahre nach der Bekanntmachung dieser Er-
findung unter Hadley's hinterlassenen Papieren eine Schrift von
Newtons Hand gefunden haben soll, in welchem der letzte dieses
Instrument, als von ihm selbst erfunden, beschreibt.

Der Sextant ist bestimmt, die Winkel zweier Gegenstände in
jeder Richtung desselben gegen den Horizont selbst dann zu messen,
wenn der Beobachter keinen festen Stand hat, daher es, wie ge-
sagt, besonders für den Schiffer brauchbar ist, obschon es auch
für Beobachtungen auf dem festen Lande als eines der nützlich-
sten Instrumente erkannt werden muß.

Es besteht im Allgemeinen aus einem Kreissector A q O,
um dessen Mittelpunkt q sich eine Alhidade q M bewegt, welche bei
M einen Vernier und bei q einen Spiegel trägt. Die spiegelnde
Fläche desselben geht durch den Mittelpunkt q des Kreissectors
und ist mittelst einer Vorrichtung Q auf seiner Rückseite senkrecht
auf der Ebene des Sectors befestigt. Ein anderer kleinerer Spie-
gel ist bei P ebenfalls senkrecht auf die Ebene des Sextanten und
so befestiget, daß er sehr nahe parallel mit der Linie q O geht,
die den Mittelpunkt q des Sextanten mit dem ersten oder dem
Anfangspunkte O des eingetheilten Randes A B verbindet. Wenn
daher die Alhidade Q M mit ihrem Spiegel q so gestellt wird,
daß der Index der Alhidade M durch diesen Anfangspunkt O der
Theilung geht, so sind die Ebenen beider Spiegel zu einander
parallel.

Die obere Hälfte des kleinen Spiegels P ist durchbrochen, so
daß der Lichtstrahl von einem entfernten Objecte H durch diesen
offenen Theil des Spiegels unmittelbar in das Auge C oder in
das, auf diesen Spiegel nahe senkrecht gestellte Fernrohr D C kom-
men kann. Wird nun die Alhidade Q M mit dem daran befestig-
ten Spiegel q so lange gedreht, bis der Strahl eines zweiten
Objectes K in der Richtung K q auf den großen Spiegel kömmt
und von demselben in der Richtung q P auf den untern Theil

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
dieſen nicht haben und daher war noch eine andere Gattung von
Inſtrumenten wünſchenswerth, die keine ſolche feſte Aufſtellung erfor-
dern. Das vorzüglichſte von denen, die man zu dieſem Zwecke
ausgedacht hat, iſt der Sextant (Fig. 23), der ſeinen Namen
von ſeinem Erfinder, John Hadley, hat, obſchon man bereits im
Jahre 1742 oder zehn Jahre nach der Bekanntmachung dieſer Er-
findung unter Hadley’s hinterlaſſenen Papieren eine Schrift von
Newtons Hand gefunden haben ſoll, in welchem der letzte dieſes
Inſtrument, als von ihm ſelbſt erfunden, beſchreibt.

Der Sextant iſt beſtimmt, die Winkel zweier Gegenſtände in
jeder Richtung deſſelben gegen den Horizont ſelbſt dann zu meſſen,
wenn der Beobachter keinen feſten Stand hat, daher es, wie ge-
ſagt, beſonders für den Schiffer brauchbar iſt, obſchon es auch
für Beobachtungen auf dem feſten Lande als eines der nützlich-
ſten Inſtrumente erkannt werden muß.

Es beſteht im Allgemeinen aus einem Kreisſector A q O,
um deſſen Mittelpunkt q ſich eine Alhidade q M bewegt, welche bei
M einen Vernier und bei q einen Spiegel trägt. Die ſpiegelnde
Fläche deſſelben geht durch den Mittelpunkt q des Kreisſectors
und iſt mittelſt einer Vorrichtung Q auf ſeiner Rückſeite ſenkrecht
auf der Ebene des Sectors befeſtigt. Ein anderer kleinerer Spie-
gel iſt bei P ebenfalls ſenkrecht auf die Ebene des Sextanten und
ſo befeſtiget, daß er ſehr nahe parallel mit der Linie q O geht,
die den Mittelpunkt q des Sextanten mit dem erſten oder dem
Anfangspunkte O des eingetheilten Randes A B verbindet. Wenn
daher die Alhidade Q M mit ihrem Spiegel q ſo geſtellt wird,
daß der Index der Alhidade M durch dieſen Anfangspunkt O der
Theilung geht, ſo ſind die Ebenen beider Spiegel zu einander
parallel.

Die obere Hälfte des kleinen Spiegels P iſt durchbrochen, ſo
daß der Lichtſtrahl von einem entfernten Objecte H durch dieſen
offenen Theil des Spiegels unmittelbar in das Auge C oder in
das, auf dieſen Spiegel nahe ſenkrecht geſtellte Fernrohr D C kom-
men kann. Wird nun die Alhidade Q M mit dem daran befeſtig-
ten Spiegel q ſo lange gedreht, bis der Strahl eines zweiten
Objectes K in der Richtung K q auf den großen Spiegel kömmt
und von demſelben in der Richtung q P auf den untern Theil

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[362/0374] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. dieſen nicht haben und daher war noch eine andere Gattung von Inſtrumenten wünſchenswerth, die keine ſolche feſte Aufſtellung erfor- dern. Das vorzüglichſte von denen, die man zu dieſem Zwecke ausgedacht hat, iſt der Sextant (Fig. 23), der ſeinen Namen von ſeinem Erfinder, John Hadley, hat, obſchon man bereits im Jahre 1742 oder zehn Jahre nach der Bekanntmachung dieſer Er- findung unter Hadley’s hinterlaſſenen Papieren eine Schrift von Newtons Hand gefunden haben ſoll, in welchem der letzte dieſes Inſtrument, als von ihm ſelbſt erfunden, beſchreibt. Der Sextant iſt beſtimmt, die Winkel zweier Gegenſtände in jeder Richtung deſſelben gegen den Horizont ſelbſt dann zu meſſen, wenn der Beobachter keinen feſten Stand hat, daher es, wie ge- ſagt, beſonders für den Schiffer brauchbar iſt, obſchon es auch für Beobachtungen auf dem feſten Lande als eines der nützlich- ſten Inſtrumente erkannt werden muß. Es beſteht im Allgemeinen aus einem Kreisſector A q O, um deſſen Mittelpunkt q ſich eine Alhidade q M bewegt, welche bei M einen Vernier und bei q einen Spiegel trägt. Die ſpiegelnde Fläche deſſelben geht durch den Mittelpunkt q des Kreisſectors und iſt mittelſt einer Vorrichtung Q auf ſeiner Rückſeite ſenkrecht auf der Ebene des Sectors befeſtigt. Ein anderer kleinerer Spie- gel iſt bei P ebenfalls ſenkrecht auf die Ebene des Sextanten und ſo befeſtiget, daß er ſehr nahe parallel mit der Linie q O geht, die den Mittelpunkt q des Sextanten mit dem erſten oder dem Anfangspunkte O des eingetheilten Randes A B verbindet. Wenn daher die Alhidade Q M mit ihrem Spiegel q ſo geſtellt wird, daß der Index der Alhidade M durch dieſen Anfangspunkt O der Theilung geht, ſo ſind die Ebenen beider Spiegel zu einander parallel. Die obere Hälfte des kleinen Spiegels P iſt durchbrochen, ſo daß der Lichtſtrahl von einem entfernten Objecte H durch dieſen offenen Theil des Spiegels unmittelbar in das Auge C oder in das, auf dieſen Spiegel nahe ſenkrecht geſtellte Fernrohr D C kom- men kann. Wird nun die Alhidade Q M mit dem daran befeſtig- ten Spiegel q ſo lange gedreht, bis der Strahl eines zweiten Objectes K in der Richtung K q auf den großen Spiegel kömmt und von demſelben in der Richtung q P auf den untern Theil

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 362. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/374>, abgerufen am 27.04.2024.