Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
tungen der alexandrinischen Griechen scheinen viel größere Fehler
zu folgen.

Wie dem auch seyn mag, die große Vollkommenheit unserer
astronomischen Instrumente datirt sich erst seit der Mitte des
vorigen Jahrhunderts und unter diesen wurden besonders die
Mauerquadranten von den englischen Künstlern mit einer bisher
ganz unbekannten Genauigkeit verfertiget. Im Jahre 1725 schon
vollendete Graham einen der ersten und vorzüglichsten Mauer-
quadranten von 8 Fuß im Halbmesser, an welchem Halley in
Greenwich beobachtete. Unter Graham's Leitung verfertigte Jo-
nathan Sisson einen anderen, mit welchem le Monnier in Paris
bis zum Jahre 1751 beobachtete, und der dann nach Berlin ge-
bracht wurde, wo Lalande an ihm die Beobachtungen machte, die
Lacaille, nach der getroffenen Verabredung, gleichzeitig am Kap
der guten Hoffnung anstellte. Der berühmte Mechaniker Bird
in England verfertigte mehrere ausgezeichnete Instrumente dieser
Art, einen von 8 englischen Fuß im Halbmesser für Greenwich,
zwei für Oxford, eben so viele für Petersburg, Göttingen, Cadix,
Mannheim und Paris. Der französische Finanzminister Bergeret
ließ im Jahr 1775 in England einen Mauerquadranten für die
Ecole militaire in Paris verfertigen, an dem anfangs d'Agelet
viel beobachtete, bis endlich Lalande, der Neffe des bekannten
Astronomen (Jerome le Francais Lalande) ihn benützte, um
durch seine eifrigen und viele Jahre fortgesetzten Beobachtungen
den ersten vollständigen Fixsternkatalog von mehr als 40000 Ster-
nen zu geben. (M. s. dessen Histoire celeste, Paris 1801).
Kein anderes Instrument hatte bisher eine so reiche Ernte von
nützlichen Beobachtungen geliefert. Ramsden, vielleicht der erste
aller Mechaniker, die je gelebt haben, verfertigte einen großen
Mauerquadranten für die Sternwarte in Padua, einen andern
für Mailand und für Wilna, und endlich einen für Blenheim in
England, welcher letzte sich auf einer soliden verticalen Axe im
Horizonte drehen läßt, und überhaupt eines der vollkommensten
Instrumente ist, welches je aus der Hand eines Künstlers her-
vorging.

§. 11. (Entdeckung der Fernröhre.) So vorzüglich aber auch
diese Instrumente, in Beziehung auf die früheren, seyn mochten,

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
tungen der alexandriniſchen Griechen ſcheinen viel größere Fehler
zu folgen.

Wie dem auch ſeyn mag, die große Vollkommenheit unſerer
aſtronomiſchen Inſtrumente datirt ſich erſt ſeit der Mitte des
vorigen Jahrhunderts und unter dieſen wurden beſonders die
Mauerquadranten von den engliſchen Künſtlern mit einer bisher
ganz unbekannten Genauigkeit verfertiget. Im Jahre 1725 ſchon
vollendete Graham einen der erſten und vorzüglichſten Mauer-
quadranten von 8 Fuß im Halbmeſſer, an welchem Halley in
Greenwich beobachtete. Unter Graham’s Leitung verfertigte Jo-
nathan Siſſon einen anderen, mit welchem le Monnier in Paris
bis zum Jahre 1751 beobachtete, und der dann nach Berlin ge-
bracht wurde, wo Lalande an ihm die Beobachtungen machte, die
Lacaille, nach der getroffenen Verabredung, gleichzeitig am Kap
der guten Hoffnung anſtellte. Der berühmte Mechaniker Bird
in England verfertigte mehrere ausgezeichnete Inſtrumente dieſer
Art, einen von 8 engliſchen Fuß im Halbmeſſer für Greenwich,
zwei für Oxford, eben ſo viele für Petersburg, Göttingen, Cadix,
Mannheim und Paris. Der franzöſiſche Finanzminiſter Bergeret
ließ im Jahr 1775 in England einen Mauerquadranten für die
Ecole militaire in Paris verfertigen, an dem anfangs d’Agelet
viel beobachtete, bis endlich Lalande, der Neffe des bekannten
Aſtronomen (Jerome le Français Lalande) ihn benützte, um
durch ſeine eifrigen und viele Jahre fortgeſetzten Beobachtungen
den erſten vollſtändigen Fixſternkatalog von mehr als 40000 Ster-
nen zu geben. (M. ſ. deſſen Histoire céleste, Paris 1801).
Kein anderes Inſtrument hatte bisher eine ſo reiche Ernte von
nützlichen Beobachtungen geliefert. Ramsden, vielleicht der erſte
aller Mechaniker, die je gelebt haben, verfertigte einen großen
Mauerquadranten für die Sternwarte in Padua, einen andern
für Mailand und für Wilna, und endlich einen für Blenheim in
England, welcher letzte ſich auf einer ſoliden verticalen Axe im
Horizonte drehen läßt, und überhaupt eines der vollkommenſten
Inſtrumente iſt, welches je aus der Hand eines Künſtlers her-
vorging.

§. 11. (Entdeckung der Fernröhre.) So vorzüglich aber auch
dieſe Inſtrumente, in Beziehung auf die früheren, ſeyn mochten,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0267" n="255"/><fw place="top" type="header">Be&#x017F;chreibung und Gebrauch der a&#x017F;tronom. In&#x017F;trumente.</fw><lb/>
tungen der alexandrini&#x017F;chen Griechen &#x017F;cheinen viel größere Fehler<lb/>
zu folgen.</p><lb/>
            <p>Wie dem auch &#x017F;eyn mag, die große Vollkommenheit un&#x017F;erer<lb/>
a&#x017F;tronomi&#x017F;chen In&#x017F;trumente datirt &#x017F;ich er&#x017F;t &#x017F;eit der Mitte des<lb/>
vorigen Jahrhunderts und unter die&#x017F;en wurden be&#x017F;onders die<lb/>
Mauerquadranten von den engli&#x017F;chen Kün&#x017F;tlern mit einer bisher<lb/>
ganz unbekannten Genauigkeit verfertiget. Im Jahre 1725 &#x017F;chon<lb/>
vollendete Graham einen der er&#x017F;ten und vorzüglich&#x017F;ten Mauer-<lb/>
quadranten von 8 Fuß im Halbme&#x017F;&#x017F;er, an welchem Halley in<lb/>
Greenwich beobachtete. Unter Graham&#x2019;s Leitung verfertigte Jo-<lb/>
nathan Si&#x017F;&#x017F;on einen anderen, mit welchem le Monnier in Paris<lb/>
bis zum Jahre 1751 beobachtete, und der dann nach Berlin ge-<lb/>
bracht wurde, wo Lalande an ihm die Beobachtungen machte, die<lb/>
Lacaille, nach der getroffenen Verabredung, gleichzeitig am Kap<lb/>
der guten Hoffnung an&#x017F;tellte. Der berühmte Mechaniker Bird<lb/>
in England verfertigte mehrere ausgezeichnete In&#x017F;trumente die&#x017F;er<lb/>
Art, einen von 8 engli&#x017F;chen Fuß im Halbme&#x017F;&#x017F;er für Greenwich,<lb/>
zwei für Oxford, eben &#x017F;o viele für Petersburg, Göttingen, Cadix,<lb/>
Mannheim und Paris. Der franzö&#x017F;i&#x017F;che Finanzmini&#x017F;ter Bergeret<lb/>
ließ im Jahr 1775 in England einen Mauerquadranten für die<lb/><hi rendition="#aq">Ecole militaire</hi> in Paris verfertigen, an dem anfangs d&#x2019;Agelet<lb/>
viel beobachtete, bis endlich Lalande, der Neffe des bekannten<lb/>
A&#x017F;tronomen (<hi rendition="#aq">Jerome le Français Lalande</hi>) ihn benützte, um<lb/>
durch &#x017F;eine eifrigen und viele Jahre fortge&#x017F;etzten Beobachtungen<lb/>
den er&#x017F;ten voll&#x017F;tändigen Fix&#x017F;ternkatalog von mehr als 40000 Ster-<lb/>
nen zu geben. (M. &#x017F;. de&#x017F;&#x017F;en <hi rendition="#aq">Histoire céleste, Paris</hi> 1801).<lb/>
Kein anderes In&#x017F;trument hatte bisher eine &#x017F;o reiche Ernte von<lb/>
nützlichen Beobachtungen geliefert. Ramsden, vielleicht der er&#x017F;te<lb/>
aller Mechaniker, die je gelebt haben, verfertigte einen großen<lb/>
Mauerquadranten für die Sternwarte in Padua, einen andern<lb/>
für Mailand und für Wilna, und endlich einen für Blenheim in<lb/>
England, welcher letzte &#x017F;ich auf einer &#x017F;oliden verticalen Axe im<lb/>
Horizonte drehen läßt, und überhaupt eines der vollkommen&#x017F;ten<lb/>
In&#x017F;trumente i&#x017F;t, welches je aus der Hand eines Kün&#x017F;tlers her-<lb/>
vorging.</p><lb/>
            <p>§. 11. (Entdeckung der Fernröhre.) So vorzüglich aber auch<lb/>
die&#x017F;e In&#x017F;trumente, in Beziehung auf die früheren, &#x017F;eyn mochten,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[255/0267] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. tungen der alexandriniſchen Griechen ſcheinen viel größere Fehler zu folgen. Wie dem auch ſeyn mag, die große Vollkommenheit unſerer aſtronomiſchen Inſtrumente datirt ſich erſt ſeit der Mitte des vorigen Jahrhunderts und unter dieſen wurden beſonders die Mauerquadranten von den engliſchen Künſtlern mit einer bisher ganz unbekannten Genauigkeit verfertiget. Im Jahre 1725 ſchon vollendete Graham einen der erſten und vorzüglichſten Mauer- quadranten von 8 Fuß im Halbmeſſer, an welchem Halley in Greenwich beobachtete. Unter Graham’s Leitung verfertigte Jo- nathan Siſſon einen anderen, mit welchem le Monnier in Paris bis zum Jahre 1751 beobachtete, und der dann nach Berlin ge- bracht wurde, wo Lalande an ihm die Beobachtungen machte, die Lacaille, nach der getroffenen Verabredung, gleichzeitig am Kap der guten Hoffnung anſtellte. Der berühmte Mechaniker Bird in England verfertigte mehrere ausgezeichnete Inſtrumente dieſer Art, einen von 8 engliſchen Fuß im Halbmeſſer für Greenwich, zwei für Oxford, eben ſo viele für Petersburg, Göttingen, Cadix, Mannheim und Paris. Der franzöſiſche Finanzminiſter Bergeret ließ im Jahr 1775 in England einen Mauerquadranten für die Ecole militaire in Paris verfertigen, an dem anfangs d’Agelet viel beobachtete, bis endlich Lalande, der Neffe des bekannten Aſtronomen (Jerome le Français Lalande) ihn benützte, um durch ſeine eifrigen und viele Jahre fortgeſetzten Beobachtungen den erſten vollſtändigen Fixſternkatalog von mehr als 40000 Ster- nen zu geben. (M. ſ. deſſen Histoire céleste, Paris 1801). Kein anderes Inſtrument hatte bisher eine ſo reiche Ernte von nützlichen Beobachtungen geliefert. Ramsden, vielleicht der erſte aller Mechaniker, die je gelebt haben, verfertigte einen großen Mauerquadranten für die Sternwarte in Padua, einen andern für Mailand und für Wilna, und endlich einen für Blenheim in England, welcher letzte ſich auf einer ſoliden verticalen Axe im Horizonte drehen läßt, und überhaupt eines der vollkommenſten Inſtrumente iſt, welches je aus der Hand eines Künſtlers her- vorging. §. 11. (Entdeckung der Fernröhre.) So vorzüglich aber auch dieſe Inſtrumente, in Beziehung auf die früheren, ſeyn mochten,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/267
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/267>, abgerufen am 24.11.2024.