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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
ihn umgebendes Gehäuse vor Luftzug geschützt, und die zu große
Beweglichkeit des Gewichts bei B wird dadurch gehindert, daß
man es in einem mit Wasser gefüllten Gefäße schwimmen läßt.
Das Fernrohr DE bewegt sich um den Mittelpunkt O des Qua-
branten mit der Fläche desselben parallel. Bei der Ocularseite E
ist es, mittels einer Schraube cd und einer doppelten Metall-
platte b mit dem Rande des Instruments in Verbindung. Diese
Platte umfaßt, in der Gestalt einer Gabel, den Kreisbogen und
die beiden Theile derselben können durch eine eigene Schraube
einander genähert werden, wodurch dann das Fernrohr fest mit
dem Kreisbogen AB verbunden wird. Wenn aber diese beiden
Theile der Platte von einander entfernt werden, so läßt sich das
Fernrohr frei um den Mittelpunkt O drehen, und auf einen will-
kührlichen Punkt des Quadranten stellen und daselbst, mittels
der erwähnten Schraube bei b so befestigen, daß man kleine
Verrückungen des Fernrohrs noch mittels der Schraube cd her-
vorbringen, und dadurch das Fernrohr genau auf den zu beobach-
tenden Stern stellen kann. Auf der jener Platte b entgegen ge-
setzten Seite ist dieses Fernrohr mit einem kleinen, eingetheilten
Metallplättchen a oder mit dem Vernier verbunden, der zur
genaueren Bestimmung der auf dem Kreise AB angebrachten
Theilstriche dient, und von dem wir weiter unten sprechen werden.

Tycho ist der erste, der ein solches Instrument gebraucht hat,
das er, als der Erfinder desselben, Quadrans Tychonicus nannte.
Da er den Halbmesser desselben sehr groß annahm, so konnte er den
Rand desselben mittels Transversalen, wie wir weiter unten sehen
werden, noch bis auf zehn Sekunden eintheilen. Allein diese so weit
getriebene Theilung war ungenau, und man sieht aus seinen Beob-
achtungen, daß die Fehler derselben öfter auf 2 und selbst auf
3 Minuten gehen. Seine nächsten Vorgänger, wie Walther,
Regiomontan, Wilhelm IV. und andere, die auf ihre Instrumente
nicht geringere Mühe und Kosten verwendet hatten, mußten sich
Fehler von 10 Minuten gefallen lassen, und den Arabern ging
es, ihrer ungeheueren Instrumente ungeachtet, nicht besser. Pto-
lemäus versichert in seinem Almagest, daß seine und Hypparch's
Beobachtungen die Winkel bis auf 4 Minuten im Raume, und
die Zeit bis auf 8 Zeitminuten genau geben; allein aus den Beobach-

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
ihn umgebendes Gehäuſe vor Luftzug geſchützt, und die zu große
Beweglichkeit des Gewichts bei B wird dadurch gehindert, daß
man es in einem mit Waſſer gefüllten Gefäße ſchwimmen läßt.
Das Fernrohr DE bewegt ſich um den Mittelpunkt O des Qua-
branten mit der Fläche deſſelben parallel. Bei der Ocularſeite E
iſt es, mittels einer Schraube cd und einer doppelten Metall-
platte b mit dem Rande des Inſtruments in Verbindung. Dieſe
Platte umfaßt, in der Geſtalt einer Gabel, den Kreisbogen und
die beiden Theile derſelben können durch eine eigene Schraube
einander genähert werden, wodurch dann das Fernrohr feſt mit
dem Kreisbogen AB verbunden wird. Wenn aber dieſe beiden
Theile der Platte von einander entfernt werden, ſo läßt ſich das
Fernrohr frei um den Mittelpunkt O drehen, und auf einen will-
kührlichen Punkt des Quadranten ſtellen und daſelbſt, mittels
der erwähnten Schraube bei b ſo befeſtigen, daß man kleine
Verrückungen des Fernrohrs noch mittels der Schraube cd her-
vorbringen, und dadurch das Fernrohr genau auf den zu beobach-
tenden Stern ſtellen kann. Auf der jener Platte b entgegen ge-
ſetzten Seite iſt dieſes Fernrohr mit einem kleinen, eingetheilten
Metallplättchen a oder mit dem Vernier verbunden, der zur
genaueren Beſtimmung der auf dem Kreiſe AB angebrachten
Theilſtriche dient, und von dem wir weiter unten ſprechen werden.

Tycho iſt der erſte, der ein ſolches Inſtrument gebraucht hat,
das er, als der Erfinder deſſelben, Quadrans Tychonicus nannte.
Da er den Halbmeſſer deſſelben ſehr groß annahm, ſo konnte er den
Rand deſſelben mittels Transverſalen, wie wir weiter unten ſehen
werden, noch bis auf zehn Sekunden eintheilen. Allein dieſe ſo weit
getriebene Theilung war ungenau, und man ſieht aus ſeinen Beob-
achtungen, daß die Fehler derſelben öfter auf 2 und ſelbſt auf
3 Minuten gehen. Seine nächſten Vorgänger, wie Walther,
Regiomontan, Wilhelm IV. und andere, die auf ihre Inſtrumente
nicht geringere Mühe und Koſten verwendet hatten, mußten ſich
Fehler von 10 Minuten gefallen laſſen, und den Arabern ging
es, ihrer ungeheueren Inſtrumente ungeachtet, nicht beſſer. Pto-
lemäus verſichert in ſeinem Almageſt, daß ſeine und Hypparch’s
Beobachtungen die Winkel bis auf 4 Minuten im Raume, und
die Zeit bis auf 8 Zeitminuten genau geben; allein aus den Beobach-

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[254/0266] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. ihn umgebendes Gehäuſe vor Luftzug geſchützt, und die zu große Beweglichkeit des Gewichts bei B wird dadurch gehindert, daß man es in einem mit Waſſer gefüllten Gefäße ſchwimmen läßt. Das Fernrohr DE bewegt ſich um den Mittelpunkt O des Qua- branten mit der Fläche deſſelben parallel. Bei der Ocularſeite E iſt es, mittels einer Schraube cd und einer doppelten Metall- platte b mit dem Rande des Inſtruments in Verbindung. Dieſe Platte umfaßt, in der Geſtalt einer Gabel, den Kreisbogen und die beiden Theile derſelben können durch eine eigene Schraube einander genähert werden, wodurch dann das Fernrohr feſt mit dem Kreisbogen AB verbunden wird. Wenn aber dieſe beiden Theile der Platte von einander entfernt werden, ſo läßt ſich das Fernrohr frei um den Mittelpunkt O drehen, und auf einen will- kührlichen Punkt des Quadranten ſtellen und daſelbſt, mittels der erwähnten Schraube bei b ſo befeſtigen, daß man kleine Verrückungen des Fernrohrs noch mittels der Schraube cd her- vorbringen, und dadurch das Fernrohr genau auf den zu beobach- tenden Stern ſtellen kann. Auf der jener Platte b entgegen ge- ſetzten Seite iſt dieſes Fernrohr mit einem kleinen, eingetheilten Metallplättchen a oder mit dem Vernier verbunden, der zur genaueren Beſtimmung der auf dem Kreiſe AB angebrachten Theilſtriche dient, und von dem wir weiter unten ſprechen werden. Tycho iſt der erſte, der ein ſolches Inſtrument gebraucht hat, das er, als der Erfinder deſſelben, Quadrans Tychonicus nannte. Da er den Halbmeſſer deſſelben ſehr groß annahm, ſo konnte er den Rand deſſelben mittels Transverſalen, wie wir weiter unten ſehen werden, noch bis auf zehn Sekunden eintheilen. Allein dieſe ſo weit getriebene Theilung war ungenau, und man ſieht aus ſeinen Beob- achtungen, daß die Fehler derſelben öfter auf 2 und ſelbſt auf 3 Minuten gehen. Seine nächſten Vorgänger, wie Walther, Regiomontan, Wilhelm IV. und andere, die auf ihre Inſtrumente nicht geringere Mühe und Koſten verwendet hatten, mußten ſich Fehler von 10 Minuten gefallen laſſen, und den Arabern ging es, ihrer ungeheueren Inſtrumente ungeachtet, nicht beſſer. Pto- lemäus verſichert in ſeinem Almageſt, daß ſeine und Hypparch’s Beobachtungen die Winkel bis auf 4 Minuten im Raume, und die Zeit bis auf 8 Zeitminuten genau geben; allein aus den Beobach-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/266>, abgerufen am 09.05.2024.