Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.Ursprung des Weltsystems. ausgenommen, mit der bündigsten Schärfe abzuleiten. Nach sei-ner Meinung war die Erde anfangs selbst ein Komet, aber ohne Arendrehung, daher auch ohne Bewohner, ein todter Klotz, der sich indeß doch um die Sonne bewegte. Nach vielen Millionen von Jahren stieß er zufällig mit einem andern Kometen zusam- men, wodurch er anfing, sich um seine Axe zu drehen. Der Wechsel des Tages und der Nacht, der dadurch auf der Erde entstand, lockte Pflanzen und Thiere auf ihre Oberfläche hervor. Jahrtausende durch dauerte auf derselben eine paradiesische Zeit, die unser Gelehrter mit nicht minder lebhaften Farben schildert, als die darauf folgende Periode einer allgemeinen Verderbniß, die endlich so sehr überhand genommen hatte, daß es eines neuen Kometen bedurfte, um das ganze verruchte Geschlecht in seinem Wasser zu ersäufen. Seitdem geht es, wie wir alle wissen, und da es, wie ebenfalls bekannt, bereits stark Berg ab geht, so steht in Kurzem ein vierter und letzter Komet zu erwarten, der aber, weder so stößig wie der zweite, noch auch so wässerig wie der dritte, sondern der vielmehr ganz feuriger Natur seyn, und die arme Erde mit allem, was in und auf ihr ist, zu Staub und Asche verbrennen wird. Bemerken wir noch zur Ehre unseres Geschlechts, daß das §. 147. (Büffon's Hypothese) Auch Büffon, der Plinius Urſprung des Weltſyſtems. ausgenommen, mit der bündigſten Schärfe abzuleiten. Nach ſei-ner Meinung war die Erde anfangs ſelbſt ein Komet, aber ohne Arendrehung, daher auch ohne Bewohner, ein todter Klotz, der ſich indeß doch um die Sonne bewegte. Nach vielen Millionen von Jahren ſtieß er zufällig mit einem andern Kometen zuſam- men, wodurch er anfing, ſich um ſeine Axe zu drehen. Der Wechſel des Tages und der Nacht, der dadurch auf der Erde entſtand, lockte Pflanzen und Thiere auf ihre Oberfläche hervor. Jahrtauſende durch dauerte auf derſelben eine paradieſiſche Zeit, die unſer Gelehrter mit nicht minder lebhaften Farben ſchildert, als die darauf folgende Periode einer allgemeinen Verderbniß, die endlich ſo ſehr überhand genommen hatte, daß es eines neuen Kometen bedurfte, um das ganze verruchte Geſchlecht in ſeinem Waſſer zu erſäufen. Seitdem geht es, wie wir alle wiſſen, und da es, wie ebenfalls bekannt, bereits ſtark Berg ab geht, ſo ſteht in Kurzem ein vierter und letzter Komet zu erwarten, der aber, weder ſo ſtößig wie der zweite, noch auch ſo wäſſerig wie der dritte, ſondern der vielmehr ganz feuriger Natur ſeyn, und die arme Erde mit allem, was in und auf ihr iſt, zu Staub und Aſche verbrennen wird. Bemerken wir noch zur Ehre unſeres Geſchlechts, daß das §. 147. (Büffon’s Hypotheſe) Auch Büffon, der Plinius <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <div n="4"> <p><pb facs="#f0206" n="194"/><fw place="top" type="header">Urſprung des Weltſyſtems.</fw><lb/> ausgenommen, mit der bündigſten Schärfe abzuleiten. Nach ſei-<lb/> ner Meinung war die Erde anfangs ſelbſt ein Komet, aber ohne<lb/> Arendrehung, daher auch ohne Bewohner, ein todter Klotz, der<lb/> ſich indeß doch um die Sonne bewegte. Nach vielen Millionen<lb/> von Jahren ſtieß er zufällig mit einem andern Kometen zuſam-<lb/> men, wodurch er anfing, ſich um ſeine Axe zu drehen. 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Urſprung des Weltſyſtems.
ausgenommen, mit der bündigſten Schärfe abzuleiten. Nach ſei-
ner Meinung war die Erde anfangs ſelbſt ein Komet, aber ohne
Arendrehung, daher auch ohne Bewohner, ein todter Klotz, der
ſich indeß doch um die Sonne bewegte. Nach vielen Millionen
von Jahren ſtieß er zufällig mit einem andern Kometen zuſam-
men, wodurch er anfing, ſich um ſeine Axe zu drehen. Der
Wechſel des Tages und der Nacht, der dadurch auf der Erde
entſtand, lockte Pflanzen und Thiere auf ihre Oberfläche hervor.
Jahrtauſende durch dauerte auf derſelben eine paradieſiſche Zeit,
die unſer Gelehrter mit nicht minder lebhaften Farben ſchildert,
als die darauf folgende Periode einer allgemeinen Verderbniß, die
endlich ſo ſehr überhand genommen hatte, daß es eines neuen
Kometen bedurfte, um das ganze verruchte Geſchlecht in ſeinem
Waſſer zu erſäufen. Seitdem geht es, wie wir alle wiſſen, und
da es, wie ebenfalls bekannt, bereits ſtark Berg ab geht, ſo ſteht
in Kurzem ein vierter und letzter Komet zu erwarten, der aber,
weder ſo ſtößig wie der zweite, noch auch ſo wäſſerig wie der
dritte, ſondern der vielmehr ganz feuriger Natur ſeyn, und die
arme Erde mit allem, was in und auf ihr iſt, zu Staub und
Aſche verbrennen wird.
Bemerken wir noch zur Ehre unſeres Geſchlechts, daß das
Werk Whiſtons (Astronomical principles) in welchem er uns
dieſe Dinge zum Beſten gibt, bei ſeiner Erſcheinung als eines
der höchſten Produkte des menſchlichen Scharfſinns bewundert,
und von Klein und Groß mit einer Gierde geleſen wurde, deren
ſich noch kein anderer Roman bisher zu erfreuen das Glück ge-
habt hat.
§. 147. (Büffon’s Hypotheſe) Auch Büffon, der Plinius
unſerer Zeiten, verſuchte ſeine Kraft an dieſem intereſſanten Ge-
genſtande. Nach ihm war im Anfang aller Dinge bloß die Sonne
und eine Unzahl von Kometen da, welche letztere in allen mög-
lichen Richtungen um die erſte ſchwärmten. Einige von dieſen
Kometen mußten mit der Zeit der Sonne näher kommen, als es
ihnen vielleicht ſelbſt lieb ſeyn mochte. Da geſchah von zwei
Dingen eines: entweder begegnete der Komet der Sonne beinabe
in einer auf die letzte ſenkrechten Richtung, und dann blieb er an
der Sonne hängen, um ihre Maſſe zu vermehren, und den Ver-
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