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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.
bemerken, nur auf dem Wege der Austrocknung und der Präcipi-
tation, des Bodensatzes erhalten werden konnten. Die Pluto-
nisten
im Gegentheile wollten von allen diesen Auflösungen und
Niederschlägen nichts wissen, und erklären daher den in der Vor-
zeit flüssigen Zustand der Erde, den beide Parteien als eine That-
sache zugeben müssen, für eine Folge des Feuers, der hohen Tem-
peratur, mit welcher anfänglich die ganze Erde durchdrungen ge-
wesen sey, und welche sich, seit so vielen Jahrtausenden, gegen
den Mittelpunkt der Erde zurückgezogen habe, während die äußeren
Theile derselben erkalteten, erstarrten und dadurch in den festen
Zustand geriethen, in welchem wir sie jetzt erblicken.

Diese beiden Parteien zankten sich lange genug, aber die Be-
weise, welche sie für und gegen die aufgestellten Meinungen vor-
brachten, waren nicht der Art, um die Sache zu entscheiden, und
den langen Kampf zu einem glücklichen Ende zu führen. Zu
diesem Zwecke gab es nur ein Mittel; die Spuren jenes Central-
feuers aufzusuchen, welche zu finden seyn mußten, wenn anders
die Hypothese der Plutonisten gegründet seyn sollte.

§. 137. (Centralfeuer der Erde.) Man weiß, daß in einer
mäßigen Tiefe unter der Oberfläche der Erde, in unsern Kellern
z. B., die Temperatur den ganzen Tag und das ganze Jahr
immer unverändert dieselbe ist. Aber in größeren Tiefen? --
Auch darüber hat man lange genug gestritten, ob in diesen grö-
ßern Tiefen die Temperatur sich ändere, und wenn sie dieß thut,
in welchem Verhältnisse sie es thue. Das Eintreten der äußern
Luft in unsere Bergwerke, die Luftzüge, die daselbst herrschen,
selbst das Verweilen mehrerer Menschen in denselben, verbunden
mit den Schwierigkeiten der Beobachtungen, alles erregte Zweifel
und ließ lange zu keinem stehenden Resultate gelangen. Endlich
wurde es durch zweckmäßig angestellte Versuche in unsern Minen
ausgemacht, daß die Temperatur der Erde mit der Annäherung
zu ihrem Mittelpunkte steige, und zwar in allen Breiten und zu
allen Jahreszeiten nahe um einen Grad Reaumur für je 60 Fuß
Vertiefung. Nachdem diese Thatsache einmal über alle Zweifel
erhoben war, war auch das Recht der Plutonisten hergestellt, da
diese Erscheinung, deren Daseyn nicht weiter geläugnet werden konnte,
nicht anders, als durch eine sehr hohe Temperatur im Mittel-

Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.
bemerken, nur auf dem Wege der Austrocknung und der Präcipi-
tation, des Bodenſatzes erhalten werden konnten. Die Pluto-
niſten
im Gegentheile wollten von allen dieſen Auflöſungen und
Niederſchlägen nichts wiſſen, und erklären daher den in der Vor-
zeit flüſſigen Zuſtand der Erde, den beide Parteien als eine That-
ſache zugeben müſſen, für eine Folge des Feuers, der hohen Tem-
peratur, mit welcher anfänglich die ganze Erde durchdrungen ge-
weſen ſey, und welche ſich, ſeit ſo vielen Jahrtauſenden, gegen
den Mittelpunkt der Erde zurückgezogen habe, während die äußeren
Theile derſelben erkalteten, erſtarrten und dadurch in den feſten
Zuſtand geriethen, in welchem wir ſie jetzt erblicken.

Dieſe beiden Parteien zankten ſich lange genug, aber die Be-
weiſe, welche ſie für und gegen die aufgeſtellten Meinungen vor-
brachten, waren nicht der Art, um die Sache zu entſcheiden, und
den langen Kampf zu einem glücklichen Ende zu führen. Zu
dieſem Zwecke gab es nur ein Mittel; die Spuren jenes Central-
feuers aufzuſuchen, welche zu finden ſeyn mußten, wenn anders
die Hypotheſe der Plutoniſten gegründet ſeyn ſollte.

§. 137. (Centralfeuer der Erde.) Man weiß, daß in einer
mäßigen Tiefe unter der Oberfläche der Erde, in unſern Kellern
z. B., die Temperatur den ganzen Tag und das ganze Jahr
immer unverändert dieſelbe iſt. Aber in größeren Tiefen? —
Auch darüber hat man lange genug geſtritten, ob in dieſen grö-
ßern Tiefen die Temperatur ſich ändere, und wenn ſie dieß thut,
in welchem Verhältniſſe ſie es thue. Das Eintreten der äußern
Luft in unſere Bergwerke, die Luftzüge, die daſelbſt herrſchen,
ſelbſt das Verweilen mehrerer Menſchen in denſelben, verbunden
mit den Schwierigkeiten der Beobachtungen, alles erregte Zweifel
und ließ lange zu keinem ſtehenden Reſultate gelangen. Endlich
wurde es durch zweckmäßig angeſtellte Verſuche in unſern Minen
ausgemacht, daß die Temperatur der Erde mit der Annäherung
zu ihrem Mittelpunkte ſteige, und zwar in allen Breiten und zu
allen Jahreszeiten nahe um einen Grad Reaumur für je 60 Fuß
Vertiefung. Nachdem dieſe Thatſache einmal über alle Zweifel
erhoben war, war auch das Recht der Plutoniſten hergeſtellt, da
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[182/0194] Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten. bemerken, nur auf dem Wege der Austrocknung und der Präcipi- tation, des Bodenſatzes erhalten werden konnten. Die Pluto- niſten im Gegentheile wollten von allen dieſen Auflöſungen und Niederſchlägen nichts wiſſen, und erklären daher den in der Vor- zeit flüſſigen Zuſtand der Erde, den beide Parteien als eine That- ſache zugeben müſſen, für eine Folge des Feuers, der hohen Tem- peratur, mit welcher anfänglich die ganze Erde durchdrungen ge- weſen ſey, und welche ſich, ſeit ſo vielen Jahrtauſenden, gegen den Mittelpunkt der Erde zurückgezogen habe, während die äußeren Theile derſelben erkalteten, erſtarrten und dadurch in den feſten Zuſtand geriethen, in welchem wir ſie jetzt erblicken. Dieſe beiden Parteien zankten ſich lange genug, aber die Be- weiſe, welche ſie für und gegen die aufgeſtellten Meinungen vor- brachten, waren nicht der Art, um die Sache zu entſcheiden, und den langen Kampf zu einem glücklichen Ende zu führen. Zu dieſem Zwecke gab es nur ein Mittel; die Spuren jenes Central- feuers aufzuſuchen, welche zu finden ſeyn mußten, wenn anders die Hypotheſe der Plutoniſten gegründet ſeyn ſollte. §. 137. (Centralfeuer der Erde.) Man weiß, daß in einer mäßigen Tiefe unter der Oberfläche der Erde, in unſern Kellern z. B., die Temperatur den ganzen Tag und das ganze Jahr immer unverändert dieſelbe iſt. Aber in größeren Tiefen? — Auch darüber hat man lange genug geſtritten, ob in dieſen grö- ßern Tiefen die Temperatur ſich ändere, und wenn ſie dieß thut, in welchem Verhältniſſe ſie es thue. Das Eintreten der äußern Luft in unſere Bergwerke, die Luftzüge, die daſelbſt herrſchen, ſelbſt das Verweilen mehrerer Menſchen in denſelben, verbunden mit den Schwierigkeiten der Beobachtungen, alles erregte Zweifel und ließ lange zu keinem ſtehenden Reſultate gelangen. Endlich wurde es durch zweckmäßig angeſtellte Verſuche in unſern Minen ausgemacht, daß die Temperatur der Erde mit der Annäherung zu ihrem Mittelpunkte ſteige, und zwar in allen Breiten und zu allen Jahreszeiten nahe um einen Grad Reaumur für je 60 Fuß Vertiefung. Nachdem dieſe Thatſache einmal über alle Zweifel erhoben war, war auch das Recht der Plutoniſten hergeſtellt, da dieſe Erſcheinung, deren Daſeyn nicht weiter geläugnet werden konnte, nicht anders, als durch eine ſehr hohe Temperatur im Mittel-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 182. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/194>, abgerufen am 23.11.2024.