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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.
der Erdaxe angegeben haben, sprechen auch für die immer gleich-
förmige Rotation der Erde um diese Axe, d. h. für die Unver-
änderlichkeit der Länge des Tages. Die genauesten theoretischen
Untersuchungen über die Störungen, welche die tägliche Drehung
der Erde um ihre Axe erleiden könnte, haben durchaus keine, un-
seren Sinnen bemerkbare Aenderung in der Geschwindigkeit dieser
Drehung erkennen lassen, und die schärfsten astronomischen Beob-
achtungen haben sich mit der Theorie vereinigt, diesen Grund-
pfeiler der gesammten Sternkunde, die Unveränderlichkeit der
Dauer des Sterntages (I. §. 159), über allen Zweifel zu erheben.

§. 129. (Aus den Umlaufszeiten der Planeten.) Die alten
Griechen haben ihre Bestimmungen der Umlaufszeiten der Pla-
neten um die Sonne mit einer so großen Genauigkeit vorgenom-
men, daß wir, nach so viel tausend neuen, mit den besten Instru-
menten angestellten Beobachtungen, nichts Wesentliches daran zu
ändern gesunden haben. Da diese Umlaufszeiten, wie wir bald
sehen werden, selbst für alle Zeiten unveränderlich sind, so müssen
wir annehmen, daß auch die Länge des Tages, in welchen jene
Umlaufszeiten ausgedrückt werden, seit jener Zeit bis auf unsere
Tage, keine Aenderung erlitten hat, weil sich diese sofort in den
Revolutionen der Planeten gezeigt haben würde. Wenn unser
Tag um eine Sekunde kleiner oder größer wäre, als der zur Zeit
der Griechen, so würden wir die Revolution Jupiters, die sie
gleich 4332,5848 Tage fanden, um 0,05 Tage oder um eine Stunde
und zwölf Minuten anders finden, während wir doch in unseren
neuesten Bestimmungen kaum einige Sekunden von jener alten
abweichen. Selbst wenn der Tag sich nur um den hundertsten
Theil einer Sekunde seit jener Zeit geändert hätte, so würden
wir jetzt die Revolution Jupiters um volle 43 Zeitsekunden anders
finden, als die Griechen, was mit allen Beobachtungen aus jenen
und aus unseren Zeiten in directem Widerspruche steht.

Man hat geglaubt, daß die Passatwinde, welche zwischen den
Wendekreisen beständig von Ost nach West ziehen, oder daß das
Herabsteigen des Polarkreises gegen den Aequator, und andere
Versetzungen großer Massen auf der Oberfläche der Erde oder des
Meeres, daß Erdbeben, Vulkane u. dgl. die Geschwindigkeit der
Rotation derselben verändern könnten. Allein eine nähere Be-

Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten.
der Erdaxe angegeben haben, ſprechen auch für die immer gleich-
förmige Rotation der Erde um dieſe Axe, d. h. für die Unver-
änderlichkeit der Länge des Tages. Die genaueſten theoretiſchen
Unterſuchungen über die Störungen, welche die tägliche Drehung
der Erde um ihre Axe erleiden könnte, haben durchaus keine, un-
ſeren Sinnen bemerkbare Aenderung in der Geſchwindigkeit dieſer
Drehung erkennen laſſen, und die ſchärfſten aſtronomiſchen Beob-
achtungen haben ſich mit der Theorie vereinigt, dieſen Grund-
pfeiler der geſammten Sternkunde, die Unveränderlichkeit der
Dauer des Sterntages (I. §. 159), über allen Zweifel zu erheben.

§. 129. (Aus den Umlaufszeiten der Planeten.) Die alten
Griechen haben ihre Beſtimmungen der Umlaufszeiten der Pla-
neten um die Sonne mit einer ſo großen Genauigkeit vorgenom-
men, daß wir, nach ſo viel tauſend neuen, mit den beſten Inſtru-
menten angeſtellten Beobachtungen, nichts Weſentliches daran zu
ändern geſunden haben. Da dieſe Umlaufszeiten, wie wir bald
ſehen werden, ſelbſt für alle Zeiten unveränderlich ſind, ſo müſſen
wir annehmen, daß auch die Länge des Tages, in welchen jene
Umlaufszeiten ausgedrückt werden, ſeit jener Zeit bis auf unſere
Tage, keine Aenderung erlitten hat, weil ſich dieſe ſofort in den
Revolutionen der Planeten gezeigt haben würde. Wenn unſer
Tag um eine Sekunde kleiner oder größer wäre, als der zur Zeit
der Griechen, ſo würden wir die Revolution Jupiters, die ſie
gleich 4332,5848 Tage fanden, um 0,05 Tage oder um eine Stunde
und zwölf Minuten anders finden, während wir doch in unſeren
neueſten Beſtimmungen kaum einige Sekunden von jener alten
abweichen. Selbſt wenn der Tag ſich nur um den hundertſten
Theil einer Sekunde ſeit jener Zeit geändert hätte, ſo würden
wir jetzt die Revolution Jupiters um volle 43 Zeitſekunden anders
finden, als die Griechen, was mit allen Beobachtungen aus jenen
und aus unſeren Zeiten in directem Widerſpruche ſteht.

Man hat geglaubt, daß die Paſſatwinde, welche zwiſchen den
Wendekreiſen beſtändig von Oſt nach Weſt ziehen, oder daß das
Herabſteigen des Polarkreiſes gegen den Aequator, und andere
Verſetzungen großer Maſſen auf der Oberfläche der Erde oder des
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Rotation derſelben verändern könnten. Allein eine nähere Be-

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[175/0187] Andere merkwürdige Folgen der Störungen der Planeten. der Erdaxe angegeben haben, ſprechen auch für die immer gleich- förmige Rotation der Erde um dieſe Axe, d. h. für die Unver- änderlichkeit der Länge des Tages. Die genaueſten theoretiſchen Unterſuchungen über die Störungen, welche die tägliche Drehung der Erde um ihre Axe erleiden könnte, haben durchaus keine, un- ſeren Sinnen bemerkbare Aenderung in der Geſchwindigkeit dieſer Drehung erkennen laſſen, und die ſchärfſten aſtronomiſchen Beob- achtungen haben ſich mit der Theorie vereinigt, dieſen Grund- pfeiler der geſammten Sternkunde, die Unveränderlichkeit der Dauer des Sterntages (I. §. 159), über allen Zweifel zu erheben. §. 129. (Aus den Umlaufszeiten der Planeten.) Die alten Griechen haben ihre Beſtimmungen der Umlaufszeiten der Pla- neten um die Sonne mit einer ſo großen Genauigkeit vorgenom- men, daß wir, nach ſo viel tauſend neuen, mit den beſten Inſtru- menten angeſtellten Beobachtungen, nichts Weſentliches daran zu ändern geſunden haben. Da dieſe Umlaufszeiten, wie wir bald ſehen werden, ſelbſt für alle Zeiten unveränderlich ſind, ſo müſſen wir annehmen, daß auch die Länge des Tages, in welchen jene Umlaufszeiten ausgedrückt werden, ſeit jener Zeit bis auf unſere Tage, keine Aenderung erlitten hat, weil ſich dieſe ſofort in den Revolutionen der Planeten gezeigt haben würde. Wenn unſer Tag um eine Sekunde kleiner oder größer wäre, als der zur Zeit der Griechen, ſo würden wir die Revolution Jupiters, die ſie gleich 4332,5848 Tage fanden, um 0,05 Tage oder um eine Stunde und zwölf Minuten anders finden, während wir doch in unſeren neueſten Beſtimmungen kaum einige Sekunden von jener alten abweichen. Selbſt wenn der Tag ſich nur um den hundertſten Theil einer Sekunde ſeit jener Zeit geändert hätte, ſo würden wir jetzt die Revolution Jupiters um volle 43 Zeitſekunden anders finden, als die Griechen, was mit allen Beobachtungen aus jenen und aus unſeren Zeiten in directem Widerſpruche ſteht. Man hat geglaubt, daß die Paſſatwinde, welche zwiſchen den Wendekreiſen beſtändig von Oſt nach Weſt ziehen, oder daß das Herabſteigen des Polarkreiſes gegen den Aequator, und andere Verſetzungen großer Maſſen auf der Oberfläche der Erde oder des Meeres, daß Erdbeben, Vulkane u. dgl. die Geſchwindigkeit der Rotation derſelben verändern könnten. Allein eine nähere Be-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 175. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/187>, abgerufen am 09.11.2024.