Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite
Periodische Störungen.

Alles Vorhergehende zeigt, wie innig die Erscheinungen des
Himmels unter einander und mit dem allgemeinen Gesetze der
Schwere zusammen hängen, und daß der Mond mit seinen zahl-
losen, und so mannigfaltig in sich verwickelten Störungen
vorzüglich geeignet ist, uns diesen wunderbaren Zusammenhang,
und zugleich die große Macht der mathematischen Analyse zu be-
weisen, dieses wahrhaft vortrefflichen Instrumentes, ohne dessen
Hülfe es dem menschlichen Geiste unmöglich gewesen wäre, in
jene Tiefen einzudringen, und eben dort, wo auf den ersten Blick
nur Unordnung und Verwirrung zu herrschen scheint, die schönste
Harmonie zu finden.

§. 83. (Periodische Störungen der Planeten überhaupt.) In-
dem wir nun von den periodischen Störungen des Mondes zu
denen der Planeten übergehen, bemerken wir zuerst, daß diese
Störungen bloß von den Stellungen der beiden Planeten, d. h.
von den Differenzen ihrer Längen und ihrer Entfernungen von
einander abhängen. Diese Entfernungen aber werden nicht bloß
von der Lage dieser Planeten selbst im Raume, sondern auch von
ihrer Lage gegen die großen Axen ihrer elliptischen Bahnen be-
stimmt. Will man also z. B. die Störung des Mars, die er
durch Jupiter erfährt, bestimmen, und bezeichnet man durch die
Länge des ersten, durch Jupiter die des zweiten Planeten, und durch
p die Länge des Periheliums des einen oder des andern dieser
beiden Himmelskörper, so wird die gesuchte Störung bloß von
den Größen , Jupiter und p abhängen. Da diese Störungen, wie
bereits oben gesagt worden ist, in bestimmten Zeiträumen perio-
disch wieder kommen, so werden ihre analytischen Ausdrücke
die Sinus oder Cosinus dieser drei Winkel enthalten, in-
dem diese trigonometrischen Funktionen, wie bekannt, für die Peri-
pherie des Kreises ebenfalls periodisch wiederkehren, und sich
daher, als für jene Ausdrücke vorzüglich geeignet, gleichsam von
selbst darbieten. Die Theorie zeigt, daß diese Störungen, so weit
sie die Länge der Planeten betreffen, alle durch den Sinus, und
daß eben so die Störungen des Abstandes der Planeten
von der Sonne durch den Cosinus des Winkels (m -- nJupiter -- p)
vorgestellt werden können, wo m und n nach der Ordnung die
Zahlen 1, 2, 3 .. bezeichnen.


Periodiſche Störungen.

Alles Vorhergehende zeigt, wie innig die Erſcheinungen des
Himmels unter einander und mit dem allgemeinen Geſetze der
Schwere zuſammen hängen, und daß der Mond mit ſeinen zahl-
loſen, und ſo mannigfaltig in ſich verwickelten Störungen
vorzüglich geeignet iſt, uns dieſen wunderbaren Zuſammenhang,
und zugleich die große Macht der mathematiſchen Analyſe zu be-
weiſen, dieſes wahrhaft vortrefflichen Inſtrumentes, ohne deſſen
Hülfe es dem menſchlichen Geiſte unmöglich geweſen wäre, in
jene Tiefen einzudringen, und eben dort, wo auf den erſten Blick
nur Unordnung und Verwirrung zu herrſchen ſcheint, die ſchönſte
Harmonie zu finden.

§. 83. (Periodiſche Störungen der Planeten überhaupt.) In-
dem wir nun von den periodiſchen Störungen des Mondes zu
denen der Planeten übergehen, bemerken wir zuerſt, daß dieſe
Störungen bloß von den Stellungen der beiden Planeten, d. h.
von den Differenzen ihrer Längen und ihrer Entfernungen von
einander abhängen. Dieſe Entfernungen aber werden nicht bloß
von der Lage dieſer Planeten ſelbſt im Raume, ſondern auch von
ihrer Lage gegen die großen Axen ihrer elliptiſchen Bahnen be-
ſtimmt. Will man alſo z. B. die Störung des Mars, die er
durch Jupiter erfährt, beſtimmen, und bezeichnet man durch ♂ die
Länge des erſten, durch ♃ die des zweiten Planeten, und durch
π die Länge des Periheliums des einen oder des andern dieſer
beiden Himmelskörper, ſo wird die geſuchte Störung bloß von
den Größen ♂, ♃ und π abhängen. Da dieſe Störungen, wie
bereits oben geſagt worden iſt, in beſtimmten Zeiträumen perio-
diſch wieder kommen, ſo werden ihre analytiſchen Ausdrücke
die Sinus oder Coſinus dieſer drei Winkel enthalten, in-
dem dieſe trigonometriſchen Funktionen, wie bekannt, für die Peri-
pherie des Kreiſes ebenfalls periodiſch wiederkehren, und ſich
daher, als für jene Ausdrücke vorzüglich geeignet, gleichſam von
ſelbſt darbieten. Die Theorie zeigt, daß dieſe Störungen, ſo weit
ſie die Länge der Planeten betreffen, alle durch den Sinus, und
daß eben ſo die Störungen des Abſtandes der Planeten
von der Sonne durch den Coſinus des Winkels (m♂ — n♃ — π)
vorgeſtellt werden können, wo m und n nach der Ordnung die
Zahlen 1, 2, 3 .. bezeichnen.


<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0136" n="124"/>
              <fw place="top" type="header">Periodi&#x017F;che Störungen.</fw><lb/>
              <p>Alles Vorhergehende zeigt, wie innig die Er&#x017F;cheinungen des<lb/>
Himmels unter einander und mit dem allgemeinen Ge&#x017F;etze der<lb/>
Schwere zu&#x017F;ammen hängen, und daß der Mond mit &#x017F;einen zahl-<lb/>
lo&#x017F;en, und &#x017F;o mannigfaltig in &#x017F;ich verwickelten Störungen<lb/>
vorzüglich geeignet i&#x017F;t, uns die&#x017F;en wunderbaren Zu&#x017F;ammenhang,<lb/>
und zugleich die große Macht der mathemati&#x017F;chen Analy&#x017F;e zu be-<lb/>
wei&#x017F;en, die&#x017F;es wahrhaft vortrefflichen In&#x017F;trumentes, ohne de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Hülfe es dem men&#x017F;chlichen Gei&#x017F;te unmöglich gewe&#x017F;en wäre, in<lb/>
jene Tiefen einzudringen, und eben dort, wo auf den er&#x017F;ten Blick<lb/>
nur Unordnung und Verwirrung zu herr&#x017F;chen &#x017F;cheint, die &#x017F;chön&#x017F;te<lb/>
Harmonie zu finden.</p><lb/>
              <p>§. 83. (Periodi&#x017F;che Störungen der Planeten überhaupt.) In-<lb/>
dem wir nun von den periodi&#x017F;chen Störungen des Mondes zu<lb/>
denen der Planeten übergehen, bemerken wir zuer&#x017F;t, daß die&#x017F;e<lb/>
Störungen bloß von den Stellungen der beiden Planeten, d. h.<lb/>
von den Differenzen ihrer Längen und ihrer Entfernungen von<lb/>
einander abhängen. Die&#x017F;e Entfernungen aber werden nicht bloß<lb/>
von der Lage die&#x017F;er Planeten &#x017F;elb&#x017F;t im Raume, &#x017F;ondern auch von<lb/>
ihrer Lage gegen die großen Axen ihrer ellipti&#x017F;chen Bahnen be-<lb/>
&#x017F;timmt. Will man al&#x017F;o z. B. die Störung des Mars, die er<lb/>
durch Jupiter erfährt, be&#x017F;timmen, und bezeichnet man durch &#x2642; die<lb/>
Länge des er&#x017F;ten, durch &#x2643; die des zweiten Planeten, und durch<lb/>
&#x03C0; die Länge des Periheliums des einen oder des andern die&#x017F;er<lb/>
beiden Himmelskörper, &#x017F;o wird die ge&#x017F;uchte Störung bloß von<lb/>
den Größen &#x2642;, &#x2643; und &#x03C0; abhängen. Da die&#x017F;e Störungen, wie<lb/>
bereits oben ge&#x017F;agt worden i&#x017F;t, in be&#x017F;timmten Zeiträumen perio-<lb/>
di&#x017F;ch wieder kommen, &#x017F;o werden ihre analyti&#x017F;chen Ausdrücke<lb/>
die Sinus oder Co&#x017F;inus die&#x017F;er drei Winkel enthalten, in-<lb/>
dem die&#x017F;e trigonometri&#x017F;chen Funktionen, wie bekannt, für die Peri-<lb/>
pherie des Krei&#x017F;es ebenfalls periodi&#x017F;ch wiederkehren, und &#x017F;ich<lb/>
daher, als für jene Ausdrücke vorzüglich geeignet, gleich&#x017F;am von<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t darbieten. Die Theorie zeigt, daß die&#x017F;e Störungen, &#x017F;o weit<lb/>
&#x017F;ie die Länge der Planeten betreffen, alle durch den Sinus, und<lb/>
daß eben &#x017F;o die Störungen des Ab&#x017F;tandes der Planeten<lb/>
von der Sonne durch den Co&#x017F;inus des Winkels (<hi rendition="#aq">m</hi>&#x2642; &#x2014; <hi rendition="#aq">n</hi>&#x2643; &#x2014; &#x03C0;)<lb/>
vorge&#x017F;tellt werden können, wo <hi rendition="#aq">m</hi> und <hi rendition="#aq">n</hi> nach der Ordnung die<lb/>
Zahlen 1, 2, 3 .. bezeichnen.</p><lb/>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0136] Periodiſche Störungen. Alles Vorhergehende zeigt, wie innig die Erſcheinungen des Himmels unter einander und mit dem allgemeinen Geſetze der Schwere zuſammen hängen, und daß der Mond mit ſeinen zahl- loſen, und ſo mannigfaltig in ſich verwickelten Störungen vorzüglich geeignet iſt, uns dieſen wunderbaren Zuſammenhang, und zugleich die große Macht der mathematiſchen Analyſe zu be- weiſen, dieſes wahrhaft vortrefflichen Inſtrumentes, ohne deſſen Hülfe es dem menſchlichen Geiſte unmöglich geweſen wäre, in jene Tiefen einzudringen, und eben dort, wo auf den erſten Blick nur Unordnung und Verwirrung zu herrſchen ſcheint, die ſchönſte Harmonie zu finden. §. 83. (Periodiſche Störungen der Planeten überhaupt.) In- dem wir nun von den periodiſchen Störungen des Mondes zu denen der Planeten übergehen, bemerken wir zuerſt, daß dieſe Störungen bloß von den Stellungen der beiden Planeten, d. h. von den Differenzen ihrer Längen und ihrer Entfernungen von einander abhängen. Dieſe Entfernungen aber werden nicht bloß von der Lage dieſer Planeten ſelbſt im Raume, ſondern auch von ihrer Lage gegen die großen Axen ihrer elliptiſchen Bahnen be- ſtimmt. Will man alſo z. B. die Störung des Mars, die er durch Jupiter erfährt, beſtimmen, und bezeichnet man durch ♂ die Länge des erſten, durch ♃ die des zweiten Planeten, und durch π die Länge des Periheliums des einen oder des andern dieſer beiden Himmelskörper, ſo wird die geſuchte Störung bloß von den Größen ♂, ♃ und π abhängen. Da dieſe Störungen, wie bereits oben geſagt worden iſt, in beſtimmten Zeiträumen perio- diſch wieder kommen, ſo werden ihre analytiſchen Ausdrücke die Sinus oder Coſinus dieſer drei Winkel enthalten, in- dem dieſe trigonometriſchen Funktionen, wie bekannt, für die Peri- pherie des Kreiſes ebenfalls periodiſch wiederkehren, und ſich daher, als für jene Ausdrücke vorzüglich geeignet, gleichſam von ſelbſt darbieten. Die Theorie zeigt, daß dieſe Störungen, ſo weit ſie die Länge der Planeten betreffen, alle durch den Sinus, und daß eben ſo die Störungen des Abſtandes der Planeten von der Sonne durch den Coſinus des Winkels (m♂ — n♃ — π) vorgeſtellt werden können, wo m und n nach der Ordnung die Zahlen 1, 2, 3 .. bezeichnen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/136
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/136>, abgerufen am 09.11.2024.