Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Venus.
singen, doch ist dieser Planet selbst für sie noch zu auffallend, um
ihn ganz aus ihrem Gebiete auszuschließen:


Friend to mankind, she glitters from afar,
Now the bright ev'ning, now the morning star.

Baker.

Dieselben Alten haben den Planeten auch verschiedene Zeichen
gegeben, deren Bedeutung jetzt nicht immer sehr leicht zu entziffern
seyn möchte. In spätern Zeiten hat man diese Zeichen mit der
Mineralogie und selbst mit der Alchymie in Verbindung gebracht,
wo sich dann die Astrologen derselben bemächtigten, und viel un-
sinnige Dinge darüber zu schwätzen wußten. Auf diese Weise
wurde der Planet Merkur, wie bereits gesagt, mit dem Queck-
silber gepaart, die beide, jener in der Astronomie, und dieser in
der Mineralogie, das Zeichen erhielten, wodurch der Stab vor-
gestellt werden sollte, mit welchem der Gott Merkur die Geister
der abgeschiedenen Menschen der Unterwelt zuführt. Venus
erhielt das Zeichen eines Spiegels mit einer Handhabe, des
nothwendigsten Attributs einer Göttin der Schönheit. In der
Mineralogie wird dadurch das Kupfer bezeichnet, und wahrscheinlich
wurden auch die ersten Spiegel der Alten aus diesem Metalle ver-
fertigt. Mars, der Gott des Krieges, erhielt das Symbol des
Pfeiles mit dem Schilde, das zugleich das Eisen, das dem Krieger
unentbehrlichste Metall, bezeichnet. Jupiter wurde durch Jupiter an-
gedeutet, welche Figur in der ältesten Schreibart der erste Buch-
stabe des griechischen Wortes Zeus gehabt haben soll. Welchen
Zusammenhang der Gott der Götter mit dem Zinne haben soll,
mögen die Mineralogen entscheiden. Saturn erhielt das Zeichen
, einer Sichel oder Sense, da dieser Gott die alles abmähende
Zeit vorstellen sollte. Das Bley mag dasselbe Zeichen erhalten
haben, weil die blasse Farbe dieses Planeten einige, obwohl nur
sehr entfernte Aehnlichkeit mit der Farbe dieses Metalles hat.
Das Zeichen der Erde endlich, eine Kugel mit einem darüber
stehenden Kreuze, bezieht sich auf die Erlösungsgeschichte, und das
des Uranus auf gar nichts. Von den vier neuen Planeten
ist die Sichel das Symbol der fruchtbringenden Ceres; die

Venus.
ſingen, doch iſt dieſer Planet ſelbſt für ſie noch zu auffallend, um
ihn ganz aus ihrem Gebiete auszuſchließen:


Friend to mankind, she glitters from afar,
Now the bright ev’ning, now the morning star.

Baker.

Dieſelben Alten haben den Planeten auch verſchiedene Zeichen
gegeben, deren Bedeutung jetzt nicht immer ſehr leicht zu entziffern
ſeyn möchte. In ſpätern Zeiten hat man dieſe Zeichen mit der
Mineralogie und ſelbſt mit der Alchymie in Verbindung gebracht,
wo ſich dann die Aſtrologen derſelben bemächtigten, und viel un-
ſinnige Dinge darüber zu ſchwätzen wußten. Auf dieſe Weiſe
wurde der Planet Merkur, wie bereits geſagt, mit dem Queck-
ſilber gepaart, die beide, jener in der Aſtronomie, und dieſer in
der Mineralogie, das Zeichen ☿ erhielten, wodurch der Stab vor-
geſtellt werden ſollte, mit welchem der Gott Merkur die Geiſter
der abgeſchiedenen Menſchen der Unterwelt zuführt. Venus
erhielt das Zeichen ♀ eines Spiegels mit einer Handhabe, des
nothwendigſten Attributs einer Göttin der Schönheit. In der
Mineralogie wird dadurch das Kupfer bezeichnet, und wahrſcheinlich
wurden auch die erſten Spiegel der Alten aus dieſem Metalle ver-
fertigt. Mars, der Gott des Krieges, erhielt das Symbol ♂ des
Pfeiles mit dem Schilde, das zugleich das Eiſen, das dem Krieger
unentbehrlichſte Metall, bezeichnet. Jupiter wurde durch ♃ an-
gedeutet, welche Figur in der älteſten Schreibart der erſte Buch-
ſtabe des griechiſchen Wortes Ζευς gehabt haben ſoll. Welchen
Zuſammenhang der Gott der Götter mit dem Zinne haben ſoll,
mögen die Mineralogen entſcheiden. Saturn erhielt das Zeichen
♄, einer Sichel oder Senſe, da dieſer Gott die alles abmähende
Zeit vorſtellen ſollte. Das Bley mag daſſelbe Zeichen erhalten
haben, weil die blaſſe Farbe dieſes Planeten einige, obwohl nur
ſehr entfernte Aehnlichkeit mit der Farbe dieſes Metalles hat.
Das Zeichen der Erde ♁ endlich, eine Kugel mit einem darüber
ſtehenden Kreuze, bezieht ſich auf die Erlöſungsgeſchichte, und das
des Uranus ⛢ auf gar nichts. Von den vier neuen Planeten
iſt die Sichel ⚳ das Symbol der fruchtbringenden Ceres; die

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0074" n="64"/><fw place="top" type="header">Venus.</fw><lb/>
&#x017F;ingen, doch i&#x017F;t die&#x017F;er Planet &#x017F;elb&#x017F;t für &#x017F;ie noch zu auffallend, um<lb/>
ihn ganz aus ihrem Gebiete auszu&#x017F;chließen:</p><lb/>
            <cit>
              <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Friend to mankind, she glitters from afar,<lb/>
Now the bright ev&#x2019;ning, now the morning star.</hi> </hi> </quote><lb/>
              <bibl> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#aq">Baker.</hi> </hi> </bibl>
            </cit><lb/>
            <p>Die&#x017F;elben Alten haben den Planeten auch ver&#x017F;chiedene Zeichen<lb/>
gegeben, deren Bedeutung jetzt nicht immer &#x017F;ehr leicht zu entziffern<lb/>
&#x017F;eyn möchte. In &#x017F;pätern Zeiten hat man die&#x017F;e Zeichen mit der<lb/>
Mineralogie und &#x017F;elb&#x017F;t mit der Alchymie in Verbindung gebracht,<lb/>
wo &#x017F;ich dann die A&#x017F;trologen der&#x017F;elben bemächtigten, und viel un-<lb/>
&#x017F;innige Dinge darüber zu &#x017F;chwätzen wußten. Auf die&#x017F;e Wei&#x017F;e<lb/>
wurde der Planet <hi rendition="#g">Merkur</hi>, wie bereits ge&#x017F;agt, mit dem Queck-<lb/>
&#x017F;ilber gepaart, die beide, jener in der A&#x017F;tronomie, und die&#x017F;er in<lb/>
der Mineralogie, das Zeichen &#x263F; erhielten, wodurch der Stab vor-<lb/>
ge&#x017F;tellt werden &#x017F;ollte, mit welchem der Gott Merkur die Gei&#x017F;ter<lb/>
der abge&#x017F;chiedenen Men&#x017F;chen der Unterwelt zuführt. <hi rendition="#g">Venus</hi><lb/>
erhielt das Zeichen &#x2640; eines Spiegels mit einer Handhabe, des<lb/>
nothwendig&#x017F;ten Attributs einer Göttin der Schönheit. In der<lb/>
Mineralogie wird dadurch das Kupfer bezeichnet, und wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
wurden auch die er&#x017F;ten Spiegel der Alten aus die&#x017F;em Metalle ver-<lb/>
fertigt. <hi rendition="#g">Mars</hi>, der Gott des Krieges, erhielt das Symbol &#x2642; des<lb/>
Pfeiles mit dem Schilde, das zugleich das Ei&#x017F;en, das dem Krieger<lb/>
unentbehrlich&#x017F;te Metall, bezeichnet. <hi rendition="#g">Jupiter</hi> wurde durch &#x2643; an-<lb/>
gedeutet, welche Figur in der älte&#x017F;ten Schreibart der er&#x017F;te Buch-<lb/>
&#x017F;tabe des griechi&#x017F;chen Wortes &#x0396;&#x03B5;&#x03C5;&#x03C2; gehabt haben &#x017F;oll. Welchen<lb/>
Zu&#x017F;ammenhang der Gott der Götter mit dem Zinne haben &#x017F;oll,<lb/>
mögen die Mineralogen ent&#x017F;cheiden. <hi rendition="#g">Saturn</hi> erhielt das Zeichen<lb/>
&#x2644;, einer Sichel oder Sen&#x017F;e, da die&#x017F;er Gott die alles abmähende<lb/>
Zeit vor&#x017F;tellen &#x017F;ollte. Das Bley mag da&#x017F;&#x017F;elbe Zeichen erhalten<lb/>
haben, weil die bla&#x017F;&#x017F;e Farbe die&#x017F;es Planeten einige, obwohl nur<lb/>
&#x017F;ehr entfernte Aehnlichkeit mit der Farbe die&#x017F;es Metalles hat.<lb/>
Das Zeichen der <hi rendition="#g">Erde</hi> &#x2641; endlich, eine Kugel mit einem darüber<lb/>
&#x017F;tehenden Kreuze, bezieht &#x017F;ich auf die Erlö&#x017F;ungsge&#x017F;chichte, und das<lb/>
des <hi rendition="#g">Uranus</hi> &#x26E2; auf gar nichts. Von den vier neuen Planeten<lb/>
i&#x017F;t die Sichel &#x26B3; das Symbol der fruchtbringenden <hi rendition="#g">Ceres</hi>; die<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[64/0074] Venus. ſingen, doch iſt dieſer Planet ſelbſt für ſie noch zu auffallend, um ihn ganz aus ihrem Gebiete auszuſchließen: Friend to mankind, she glitters from afar, Now the bright ev’ning, now the morning star. Baker. Dieſelben Alten haben den Planeten auch verſchiedene Zeichen gegeben, deren Bedeutung jetzt nicht immer ſehr leicht zu entziffern ſeyn möchte. In ſpätern Zeiten hat man dieſe Zeichen mit der Mineralogie und ſelbſt mit der Alchymie in Verbindung gebracht, wo ſich dann die Aſtrologen derſelben bemächtigten, und viel un- ſinnige Dinge darüber zu ſchwätzen wußten. Auf dieſe Weiſe wurde der Planet Merkur, wie bereits geſagt, mit dem Queck- ſilber gepaart, die beide, jener in der Aſtronomie, und dieſer in der Mineralogie, das Zeichen ☿ erhielten, wodurch der Stab vor- geſtellt werden ſollte, mit welchem der Gott Merkur die Geiſter der abgeſchiedenen Menſchen der Unterwelt zuführt. Venus erhielt das Zeichen ♀ eines Spiegels mit einer Handhabe, des nothwendigſten Attributs einer Göttin der Schönheit. In der Mineralogie wird dadurch das Kupfer bezeichnet, und wahrſcheinlich wurden auch die erſten Spiegel der Alten aus dieſem Metalle ver- fertigt. Mars, der Gott des Krieges, erhielt das Symbol ♂ des Pfeiles mit dem Schilde, das zugleich das Eiſen, das dem Krieger unentbehrlichſte Metall, bezeichnet. Jupiter wurde durch ♃ an- gedeutet, welche Figur in der älteſten Schreibart der erſte Buch- ſtabe des griechiſchen Wortes Ζευς gehabt haben ſoll. Welchen Zuſammenhang der Gott der Götter mit dem Zinne haben ſoll, mögen die Mineralogen entſcheiden. Saturn erhielt das Zeichen ♄, einer Sichel oder Senſe, da dieſer Gott die alles abmähende Zeit vorſtellen ſollte. Das Bley mag daſſelbe Zeichen erhalten haben, weil die blaſſe Farbe dieſes Planeten einige, obwohl nur ſehr entfernte Aehnlichkeit mit der Farbe dieſes Metalles hat. Das Zeichen der Erde ♁ endlich, eine Kugel mit einem darüber ſtehenden Kreuze, bezieht ſich auf die Erlöſungsgeſchichte, und das des Uranus ⛢ auf gar nichts. Von den vier neuen Planeten iſt die Sichel ⚳ das Symbol der fruchtbringenden Ceres; die

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/74
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/74>, abgerufen am 26.11.2024.