ungelöschten Kalk gegossen, erhitzt sich bis zum Kochen. Vitriol- öhl oder Scheidewasser auf Eisenfeile gegossen, und noch mehr eine Mischung von Terpentinöhl mit Scheidewasser, worauf Vi- triolöhl gegossen wird, gibt eine sehr hohe Temperatur, und selbst eine sehr heftige Flamme, die schon manchem unvorsichtigen Expe- rimentator gefährlich geworden ist.
Aber das stärkste bekannte Entbindungsmittel der Wärme ist immer das Sonnenlicht, besonders wenn es senkrecht auf die Oberfläche der Körper wirkt, und die letzten demselben eine längere Zeit durch ausgesetzt bleiben. In den Tropenländern ist es so heiß, weil die Sonne zur Zeit des Mittags immer nahe in dem Zenithe dieser Länder steht, so wie es selbst näher bei den Polen wenigstens einige Wochen durch oft noch heißer ist, weil dann die Tage für diese Gegenden so lang sind. Wenn die Strahlen der Sonne in unsern Brenngläsern oder in Hohlspiegeln gesammelt werden, so erzeugen sie eine so große Hitze, daß die diesen Strahlen ausgesetzten Körper oft schon in wenig Augen- blicken verbrennen oder sich verglasen, obschon sie sonst, wie z. B. unser Diamant, dem größten gewöhnlichen Feuer unbeschadet ausgesetzt werden können.
Es ist sehr möglich, daß die Strahlen der Sonne an sich selbst ganz kalt sind, daß sie aber die Eigenschaft haben, den Wärmestoff aus den Körpern in hohem Grade zu entwickeln, was vielleicht durch die große Geschwindigkeit bewirkt wird, mit wel- cher diese Strahlen an die Elemente der Körper stoßen, und da- durch entweder diese Elemente augenblicklich in einen kleineren Raum zusammendrücken, oder doch eine heftige Reibung an den- selben verursachen. So kann es seyn, daß der entfernteste unserer Planeten, daß Uranus sich noch einer sehr hohen Temperatur er- freut, wenn die Körper seiner Oberfläche die Eigenschaft haben, die ihnen inwohnende Wärme schon durch wenige Sonnen- strahlen frei zu machen. Auch ist es nicht unwahrscheinlich, daß wir die Wirkungen des Lichts auf die Körper besser kennen lernen werden, wenn wir unsere Aufmerksamkeit nicht immer bloß auf die Attraction, sondern auch auf die chemischen Verwandtschaften der Körper zu dem Lichte anhaltend richten werden.
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Die Sonne.
ungelöſchten Kalk gegoſſen, erhitzt ſich bis zum Kochen. Vitriol- öhl oder Scheidewaſſer auf Eiſenfeile gegoſſen, und noch mehr eine Miſchung von Terpentinöhl mit Scheidewaſſer, worauf Vi- triolöhl gegoſſen wird, gibt eine ſehr hohe Temperatur, und ſelbſt eine ſehr heftige Flamme, die ſchon manchem unvorſichtigen Expe- rimentator gefährlich geworden iſt.
Aber das ſtärkſte bekannte Entbindungsmittel der Wärme iſt immer das Sonnenlicht, beſonders wenn es ſenkrecht auf die Oberfläche der Körper wirkt, und die letzten demſelben eine längere Zeit durch ausgeſetzt bleiben. In den Tropenländern iſt es ſo heiß, weil die Sonne zur Zeit des Mittags immer nahe in dem Zenithe dieſer Länder ſteht, ſo wie es ſelbſt näher bei den Polen wenigſtens einige Wochen durch oft noch heißer iſt, weil dann die Tage für dieſe Gegenden ſo lang ſind. Wenn die Strahlen der Sonne in unſern Brenngläſern oder in Hohlſpiegeln geſammelt werden, ſo erzeugen ſie eine ſo große Hitze, daß die dieſen Strahlen ausgeſetzten Körper oft ſchon in wenig Augen- blicken verbrennen oder ſich verglaſen, obſchon ſie ſonſt, wie z. B. unſer Diamant, dem größten gewöhnlichen Feuer unbeſchadet ausgeſetzt werden können.
Es iſt ſehr möglich, daß die Strahlen der Sonne an ſich ſelbſt ganz kalt ſind, daß ſie aber die Eigenſchaft haben, den Wärmeſtoff aus den Körpern in hohem Grade zu entwickeln, was vielleicht durch die große Geſchwindigkeit bewirkt wird, mit wel- cher dieſe Strahlen an die Elemente der Körper ſtoßen, und da- durch entweder dieſe Elemente augenblicklich in einen kleineren Raum zuſammendrücken, oder doch eine heftige Reibung an den- ſelben verurſachen. So kann es ſeyn, daß der entfernteſte unſerer Planeten, daß Uranus ſich noch einer ſehr hohen Temperatur er- freut, wenn die Körper ſeiner Oberfläche die Eigenſchaft haben, die ihnen inwohnende Wärme ſchon durch wenige Sonnen- ſtrahlen frei zu machen. Auch iſt es nicht unwahrſcheinlich, daß wir die Wirkungen des Lichts auf die Körper beſſer kennen lernen werden, wenn wir unſere Aufmerkſamkeit nicht immer bloß auf die Attraction, ſondern auch auf die chemiſchen Verwandtſchaften der Körper zu dem Lichte anhaltend richten werden.
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Die Sonne.
ungelöſchten Kalk gegoſſen, erhitzt ſich bis zum Kochen. Vitriol-
öhl oder Scheidewaſſer auf Eiſenfeile gegoſſen, und noch mehr
eine Miſchung von Terpentinöhl mit Scheidewaſſer, worauf Vi-
triolöhl gegoſſen wird, gibt eine ſehr hohe Temperatur, und ſelbſt
eine ſehr heftige Flamme, die ſchon manchem unvorſichtigen Expe-
rimentator gefährlich geworden iſt.
Aber das ſtärkſte bekannte Entbindungsmittel der Wärme iſt
immer das Sonnenlicht, beſonders wenn es ſenkrecht auf
die Oberfläche der Körper wirkt, und die letzten demſelben eine
längere Zeit durch ausgeſetzt bleiben. In den Tropenländern iſt
es ſo heiß, weil die Sonne zur Zeit des Mittags immer nahe
in dem Zenithe dieſer Länder ſteht, ſo wie es ſelbſt näher bei
den Polen wenigſtens einige Wochen durch oft noch heißer iſt,
weil dann die Tage für dieſe Gegenden ſo lang ſind. Wenn die
Strahlen der Sonne in unſern Brenngläſern oder in Hohlſpiegeln
geſammelt werden, ſo erzeugen ſie eine ſo große Hitze, daß die
dieſen Strahlen ausgeſetzten Körper oft ſchon in wenig Augen-
blicken verbrennen oder ſich verglaſen, obſchon ſie ſonſt, wie z. B.
unſer Diamant, dem größten gewöhnlichen Feuer unbeſchadet
ausgeſetzt werden können.
Es iſt ſehr möglich, daß die Strahlen der Sonne an ſich
ſelbſt ganz kalt ſind, daß ſie aber die Eigenſchaft haben, den
Wärmeſtoff aus den Körpern in hohem Grade zu entwickeln, was
vielleicht durch die große Geſchwindigkeit bewirkt wird, mit wel-
cher dieſe Strahlen an die Elemente der Körper ſtoßen, und da-
durch entweder dieſe Elemente augenblicklich in einen kleineren
Raum zuſammendrücken, oder doch eine heftige Reibung an den-
ſelben verurſachen. So kann es ſeyn, daß der entfernteſte unſerer
Planeten, daß Uranus ſich noch einer ſehr hohen Temperatur er-
freut, wenn die Körper ſeiner Oberfläche die Eigenſchaft haben,
die ihnen inwohnende Wärme ſchon durch wenige Sonnen-
ſtrahlen frei zu machen. Auch iſt es nicht unwahrſcheinlich,
daß wir die Wirkungen des Lichts auf die Körper beſſer kennen
lernen werden, wenn wir unſere Aufmerkſamkeit nicht immer
bloß auf die Attraction, ſondern auch auf die chemiſchen
Verwandtſchaften der Körper zu dem Lichte anhaltend richten
werden.
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/45>, abgerufen am 16.07.2024.
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