Stern e in der Karlseiche. Lacaille hat ihn entdeckt und erst in unseren Tagen hat Dunlop in den Phil. Transact. für 1827 eine Beschreibung und Zeichnung desselben gegeben. Von der letzten sieht man eine verkleinerte Darstellung in der Figur am Ende dieses Theiles.
§. 256. (Entstehung und Ausbildung dieser Himmelskörper.) Es wird uns wohl immer unmöglich seyn, die Entstehung und die Bestimmung dieser wundervollen Körper des Himmels zu ergrün- den. Aber man kann sich, schon bei dem ersten Anblicke derselben, der Vermuthung kaum entziehen, daß sie auf verschiedenen Stufen ihres Wachsthums und ihrer Ausbildung stehen. Und wie ein aufmerksamer Beobachter, wenn er einen Garten betritt, in wel- chem er Tausende von Pflanzen jeder Art und jeden Alters mit einem Blicke übersieht, wie er in diesen Abstufungen ihres Wachs- thumes selbst die allmählige Entwicklung dieser Pflanzen erkennt, ohne eben jede einzelne derselben von ihrer Entstehung bis zu ih- rem Untergange mühsam verfolgt zu haben, eben so werden auch wir, wenn wir den endlosen Garten des Himmels und die unzäh- ligen Gewächse desselben in den verschiedenen Graden ihrer Ent- wickelung erblicken, aus eben diesen Mannigfaltigkeiten selbst uns ein Bild von dem allmähligen Wachsthume dieser Körper ent- werfen können. Denn auch dieses Sternenheer ist doch wohl eben so wenig, wie jener Garten und wie alle Werke der Natur, ur- plötzlich in derselben Gestalt entstanden, in welcher wir es jetzt vor uns sehen. Diese Himmelskörper bedürfen vielleicht Millionen von Jahren, um sich zu einer bestimmten und geregelten Form auszubilden -- aber sie sind demungeachtet nicht weniger Kinder der Zeit, und was in ihr entstanden ist muß auch ihr Gepräge tragen, muß der allmähligen Entwickelung, und selbst wenn diese vollendet und ihre Bestimmung erfüllt ist, dem Untergange unter- worfen seyn.
Auf welche Weise diese Entwickelung vor sich geht, und durch welche Kraft sie bewirkt wird -- wir wissen es nicht von den Kör- pern unserer Erde, die uns zunächst umgeben, wir wissen es von uns selbst nicht -- wie sollten wir es von jenen so weit entfern- ten und uns in allen Beziehungen so fremden Körpern des Him-
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Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.
Stern η in der Karlseiche. Lacaille hat ihn entdeckt und erſt in unſeren Tagen hat Dunlop in den Phil. Transact. für 1827 eine Beſchreibung und Zeichnung deſſelben gegeben. Von der letzten ſieht man eine verkleinerte Darſtellung in der Figur am Ende dieſes Theiles.
§. 256. (Entſtehung und Ausbildung dieſer Himmelskörper.) Es wird uns wohl immer unmöglich ſeyn, die Entſtehung und die Beſtimmung dieſer wundervollen Körper des Himmels zu ergrün- den. Aber man kann ſich, ſchon bei dem erſten Anblicke derſelben, der Vermuthung kaum entziehen, daß ſie auf verſchiedenen Stufen ihres Wachsthums und ihrer Ausbildung ſtehen. Und wie ein aufmerkſamer Beobachter, wenn er einen Garten betritt, in wel- chem er Tauſende von Pflanzen jeder Art und jeden Alters mit einem Blicke überſieht, wie er in dieſen Abſtufungen ihres Wachs- thumes ſelbſt die allmählige Entwicklung dieſer Pflanzen erkennt, ohne eben jede einzelne derſelben von ihrer Entſtehung bis zu ih- rem Untergange mühſam verfolgt zu haben, eben ſo werden auch wir, wenn wir den endloſen Garten des Himmels und die unzäh- ligen Gewächſe deſſelben in den verſchiedenen Graden ihrer Ent- wickelung erblicken, aus eben dieſen Mannigfaltigkeiten ſelbſt uns ein Bild von dem allmähligen Wachsthume dieſer Körper ent- werfen können. Denn auch dieſes Sternenheer iſt doch wohl eben ſo wenig, wie jener Garten und wie alle Werke der Natur, ur- plötzlich in derſelben Geſtalt entſtanden, in welcher wir es jetzt vor uns ſehen. Dieſe Himmelskörper bedürfen vielleicht Millionen von Jahren, um ſich zu einer beſtimmten und geregelten Form auszubilden — aber ſie ſind demungeachtet nicht weniger Kinder der Zeit, und was in ihr entſtanden iſt muß auch ihr Gepräge tragen, muß der allmähligen Entwickelung, und ſelbſt wenn dieſe vollendet und ihre Beſtimmung erfüllt iſt, dem Untergange unter- worfen ſeyn.
Auf welche Weiſe dieſe Entwickelung vor ſich geht, und durch welche Kraft ſie bewirkt wird — wir wiſſen es nicht von den Kör- pern unſerer Erde, die uns zunächſt umgeben, wir wiſſen es von uns ſelbſt nicht — wie ſollten wir es von jenen ſo weit entfern- ten und uns in allen Beziehungen ſo fremden Körpern des Him-
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Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.
Stern η in der Karlseiche. Lacaille hat ihn entdeckt und erſt in
unſeren Tagen hat Dunlop in den Phil. Transact. für 1827 eine
Beſchreibung und Zeichnung deſſelben gegeben. Von der letzten
ſieht man eine verkleinerte Darſtellung in der Figur am Ende
dieſes Theiles.
§. 256. (Entſtehung und Ausbildung dieſer Himmelskörper.)
Es wird uns wohl immer unmöglich ſeyn, die Entſtehung und die
Beſtimmung dieſer wundervollen Körper des Himmels zu ergrün-
den. Aber man kann ſich, ſchon bei dem erſten Anblicke derſelben,
der Vermuthung kaum entziehen, daß ſie auf verſchiedenen Stufen
ihres Wachsthums und ihrer Ausbildung ſtehen. Und wie ein
aufmerkſamer Beobachter, wenn er einen Garten betritt, in wel-
chem er Tauſende von Pflanzen jeder Art und jeden Alters mit
einem Blicke überſieht, wie er in dieſen Abſtufungen ihres Wachs-
thumes ſelbſt die allmählige Entwicklung dieſer Pflanzen erkennt,
ohne eben jede einzelne derſelben von ihrer Entſtehung bis zu ih-
rem Untergange mühſam verfolgt zu haben, eben ſo werden auch
wir, wenn wir den endloſen Garten des Himmels und die unzäh-
ligen Gewächſe deſſelben in den verſchiedenen Graden ihrer Ent-
wickelung erblicken, aus eben dieſen Mannigfaltigkeiten ſelbſt uns
ein Bild von dem allmähligen Wachsthume dieſer Körper ent-
werfen können. Denn auch dieſes Sternenheer iſt doch wohl eben
ſo wenig, wie jener Garten und wie alle Werke der Natur, ur-
plötzlich in derſelben Geſtalt entſtanden, in welcher wir es jetzt vor
uns ſehen. Dieſe Himmelskörper bedürfen vielleicht Millionen
von Jahren, um ſich zu einer beſtimmten und geregelten Form
auszubilden — aber ſie ſind demungeachtet nicht weniger Kinder
der Zeit, und was in ihr entſtanden iſt muß auch ihr Gepräge
tragen, muß der allmähligen Entwickelung, und ſelbſt wenn dieſe
vollendet und ihre Beſtimmung erfüllt iſt, dem Untergange unter-
worfen ſeyn.
Auf welche Weiſe dieſe Entwickelung vor ſich geht, und durch
welche Kraft ſie bewirkt wird — wir wiſſen es nicht von den Kör-
pern unſerer Erde, die uns zunächſt umgeben, wir wiſſen es von
uns ſelbſt nicht — wie ſollten wir es von jenen ſo weit entfern-
ten und uns in allen Beziehungen ſo fremden Körpern des Him-
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 387. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/397>, abgerufen am 16.02.2025.
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