Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Sterngruppen und Nebelmassen des Himmels.

§. 255. (Magellans Flecken oder Kohlensäcke.) Auch in der
südlichen Hemisphäre des Himmels gibt es mehrere sehr merk-
würdige Gegenstände dieser Art, die aber bisher noch weniger
bekannt sind, da es in den Gegenden jenseits des Aequators un-
serer Erde bisher noch zu sehr an Beobachtern fehlte. Lacaille im
vorigen und Dunlop im gegenwärtigen Jahrhunderte haben uns
bereits mehrere derselben mitgetheilt, aber eine noch weit reichere
Ernte wird ohne Zweifel der jüngere Herschel zurückbringen, der
erst in dem Jahre 1834 eine Reise nach dem Cap der guten
Hoffnung gemacht hat, um dort durch längere Zeit mit seinen
vortrefflichen Instrumenten den südlichen Himmel zu untersuchen.

Hier erwähnen wir nur der sogenannten Magellansflecken,
die auch die Kap-Wolken oder die schwarzen Wolken und von
den brittischen Seeleuten die Kohlensäcke genannt werden. Sie
haben ihre Benennung von der dunklen Farbe, die wahrscheinlich
von der gänzlichen Sternleerheit dieser Gegenden kömmt. Sie sind
sehr auffallend und ihre Oberfläche nimmt mehrere Quadratgrade
ein. Ihrer sind zwei. Die große schwarze Wolke geht von
AR = 12 h 21' bis 13 h 5' und von P = 151° bis 154° und liegt an
der Ostseite des südlichen Kreuzes. Die kleine schwarze Wolke
ist in AR = 10 h 40' und P = 152° nahe bei der Karlseiche. Beide
dunkle Flecken stehen mitten in einem sehr hellen Theile der Milch-
straße.

Mit diesen schwarzen Wolken dürfen nicht verwechselt
werden die beiden südlichen Wolken (nubecula major et mi-
nor
), die beide helle, ausgebreitete Nebel sind und weit von der
Milchstraße abstehen. Die große südliche Wolke geht von
AR = 5 h 7' bis 6 h 0' und von P = 159° bis 161° und liegt
ganz nahe an dem Südpole der Ecliptik; die kleine südliche
Wolke
aber ist in AR = 1 h 50' und P = 163° 10'. Diese
beiden hellen Stellen des Himmels sind, so wie die meisten hellen
Theile der Milchstraße, durch eine große Anzahl von telescopischen
Sternen ausgezeichnet.

Unter den eigentlichen Nebelmassen des südlichen Himmels ist
der merkwürdigste in AR = 10 h 36', P = 148° 40' bei dem

Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.

§. 255. (Magellans Flecken oder Kohlenſäcke.) Auch in der
ſüdlichen Hemiſphäre des Himmels gibt es mehrere ſehr merk-
würdige Gegenſtände dieſer Art, die aber bisher noch weniger
bekannt ſind, da es in den Gegenden jenſeits des Aequators un-
ſerer Erde bisher noch zu ſehr an Beobachtern fehlte. Lacaille im
vorigen und Dunlop im gegenwärtigen Jahrhunderte haben uns
bereits mehrere derſelben mitgetheilt, aber eine noch weit reichere
Ernte wird ohne Zweifel der jüngere Herſchel zurückbringen, der
erſt in dem Jahre 1834 eine Reiſe nach dem Cap der guten
Hoffnung gemacht hat, um dort durch längere Zeit mit ſeinen
vortrefflichen Inſtrumenten den ſüdlichen Himmel zu unterſuchen.

Hier erwähnen wir nur der ſogenannten Magellansflecken,
die auch die Kap-Wolken oder die ſchwarzen Wolken und von
den brittiſchen Seeleuten die Kohlenſäcke genannt werden. Sie
haben ihre Benennung von der dunklen Farbe, die wahrſcheinlich
von der gänzlichen Sternleerheit dieſer Gegenden kömmt. Sie ſind
ſehr auffallend und ihre Oberfläche nimmt mehrere Quadratgrade
ein. Ihrer ſind zwei. Die große ſchwarze Wolke geht von
AR = 12 h 21′ bis 13 h 5′ und von P = 151° bis 154° und liegt an
der Oſtſeite des ſüdlichen Kreuzes. Die kleine ſchwarze Wolke
iſt in AR = 10 h 40′ und P = 152° nahe bei der Karlseiche. Beide
dunkle Flecken ſtehen mitten in einem ſehr hellen Theile der Milch-
ſtraße.

Mit dieſen ſchwarzen Wolken dürfen nicht verwechſelt
werden die beiden ſüdlichen Wolken (nubecula major et mi-
nor
), die beide helle, ausgebreitete Nebel ſind und weit von der
Milchſtraße abſtehen. Die große ſüdliche Wolke geht von
AR = 5 h 7′ bis 6 h 0′ und von P = 159° bis 161° und liegt
ganz nahe an dem Südpole der Ecliptik; die kleine ſüdliche
Wolke
aber iſt in AR = 1 h 50′ und P = 163° 10′. Dieſe
beiden hellen Stellen des Himmels ſind, ſo wie die meiſten hellen
Theile der Milchſtraße, durch eine große Anzahl von teleſcopiſchen
Sternen ausgezeichnet.

Unter den eigentlichen Nebelmaſſen des ſüdlichen Himmels iſt
der merkwürdigſte in AR = 10 h 36′, P = 148° 40′ bei dem

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0396" n="386"/>
            <fw place="top" type="header">Sterngruppen und Nebelma&#x017F;&#x017F;en des Himmels.</fw><lb/>
            <p>§. 255. (Magellans Flecken oder Kohlen&#x017F;äcke.) Auch in der<lb/>
&#x017F;üdlichen Hemi&#x017F;phäre des Himmels gibt es mehrere &#x017F;ehr merk-<lb/>
würdige Gegen&#x017F;tände die&#x017F;er Art, die aber bisher noch weniger<lb/>
bekannt &#x017F;ind, da es in den Gegenden jen&#x017F;eits des Aequators un-<lb/>
&#x017F;erer Erde bisher noch zu &#x017F;ehr an Beobachtern fehlte. Lacaille im<lb/>
vorigen und Dunlop im gegenwärtigen Jahrhunderte haben uns<lb/>
bereits mehrere der&#x017F;elben mitgetheilt, aber eine noch weit reichere<lb/>
Ernte wird ohne Zweifel der jüngere Her&#x017F;chel zurückbringen, der<lb/>
er&#x017F;t in dem Jahre 1834 eine Rei&#x017F;e nach dem Cap der guten<lb/>
Hoffnung gemacht hat, um dort durch längere Zeit mit &#x017F;einen<lb/>
vortrefflichen In&#x017F;trumenten den &#x017F;üdlichen Himmel zu unter&#x017F;uchen.</p><lb/>
            <p>Hier erwähnen wir nur der &#x017F;ogenannten Magellansflecken,<lb/>
die auch die Kap-Wolken oder die &#x017F;chwarzen Wolken und von<lb/>
den britti&#x017F;chen Seeleuten die Kohlen&#x017F;äcke genannt werden. Sie<lb/>
haben ihre Benennung von der dunklen Farbe, die wahr&#x017F;cheinlich<lb/>
von der gänzlichen Sternleerheit die&#x017F;er Gegenden kömmt. Sie &#x017F;ind<lb/>
&#x017F;ehr auffallend und ihre Oberfläche nimmt mehrere Quadratgrade<lb/>
ein. Ihrer &#x017F;ind zwei. Die <hi rendition="#g">große &#x017F;chwarze Wolke</hi> geht von<lb/><hi rendition="#aq">AR</hi> = 12 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 21&#x2032; bis 13 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 5&#x2032; und von <hi rendition="#aq">P</hi> = 151° bis 154° und liegt an<lb/>
der O&#x017F;t&#x017F;eite des &#x017F;üdlichen Kreuzes. Die <hi rendition="#g">kleine &#x017F;chwarze Wolke</hi><lb/>
i&#x017F;t in <hi rendition="#aq">AR</hi> = 10 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 40&#x2032; und <hi rendition="#aq">P</hi> = 152° nahe bei der Karlseiche. Beide<lb/>
dunkle Flecken &#x017F;tehen mitten in einem &#x017F;ehr hellen Theile der Milch-<lb/>
&#x017F;traße.</p><lb/>
            <p>Mit die&#x017F;en <hi rendition="#g">&#x017F;chwarzen Wolken</hi> dürfen nicht verwech&#x017F;elt<lb/>
werden die beiden <hi rendition="#g">&#x017F;üdlichen Wolken</hi> (<hi rendition="#aq">nubecula major et mi-<lb/>
nor</hi>), die beide helle, ausgebreitete Nebel &#x017F;ind und weit von der<lb/>
Milch&#x017F;traße ab&#x017F;tehen. Die <hi rendition="#g">große &#x017F;üdliche Wolke</hi> geht von<lb/><hi rendition="#aq">AR</hi> = 5 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 7&#x2032; bis 6 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 0&#x2032; und von <hi rendition="#aq">P</hi> = 159° bis 161° und liegt<lb/>
ganz nahe an dem Südpole der Ecliptik; die <hi rendition="#g">kleine &#x017F;üdliche<lb/>
Wolke</hi> aber i&#x017F;t in <hi rendition="#aq">AR</hi> = 1 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 50&#x2032; und <hi rendition="#aq">P</hi> = 163° 10&#x2032;. Die&#x017F;e<lb/>
beiden hellen Stellen des Himmels &#x017F;ind, &#x017F;o wie die mei&#x017F;ten hellen<lb/>
Theile der Milch&#x017F;traße, durch eine große Anzahl von tele&#x017F;copi&#x017F;chen<lb/>
Sternen ausgezeichnet.</p><lb/>
            <p>Unter den eigentlichen Nebelma&#x017F;&#x017F;en des &#x017F;üdlichen Himmels i&#x017F;t<lb/>
der merkwürdig&#x017F;te in <hi rendition="#aq">AR</hi> = 10 <hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 36&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> = 148° 40&#x2032; bei dem<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[386/0396] Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels. §. 255. (Magellans Flecken oder Kohlenſäcke.) Auch in der ſüdlichen Hemiſphäre des Himmels gibt es mehrere ſehr merk- würdige Gegenſtände dieſer Art, die aber bisher noch weniger bekannt ſind, da es in den Gegenden jenſeits des Aequators un- ſerer Erde bisher noch zu ſehr an Beobachtern fehlte. Lacaille im vorigen und Dunlop im gegenwärtigen Jahrhunderte haben uns bereits mehrere derſelben mitgetheilt, aber eine noch weit reichere Ernte wird ohne Zweifel der jüngere Herſchel zurückbringen, der erſt in dem Jahre 1834 eine Reiſe nach dem Cap der guten Hoffnung gemacht hat, um dort durch längere Zeit mit ſeinen vortrefflichen Inſtrumenten den ſüdlichen Himmel zu unterſuchen. Hier erwähnen wir nur der ſogenannten Magellansflecken, die auch die Kap-Wolken oder die ſchwarzen Wolken und von den brittiſchen Seeleuten die Kohlenſäcke genannt werden. Sie haben ihre Benennung von der dunklen Farbe, die wahrſcheinlich von der gänzlichen Sternleerheit dieſer Gegenden kömmt. Sie ſind ſehr auffallend und ihre Oberfläche nimmt mehrere Quadratgrade ein. Ihrer ſind zwei. Die große ſchwarze Wolke geht von AR = 12 h 21′ bis 13 h 5′ und von P = 151° bis 154° und liegt an der Oſtſeite des ſüdlichen Kreuzes. Die kleine ſchwarze Wolke iſt in AR = 10 h 40′ und P = 152° nahe bei der Karlseiche. Beide dunkle Flecken ſtehen mitten in einem ſehr hellen Theile der Milch- ſtraße. Mit dieſen ſchwarzen Wolken dürfen nicht verwechſelt werden die beiden ſüdlichen Wolken (nubecula major et mi- nor), die beide helle, ausgebreitete Nebel ſind und weit von der Milchſtraße abſtehen. Die große ſüdliche Wolke geht von AR = 5 h 7′ bis 6 h 0′ und von P = 159° bis 161° und liegt ganz nahe an dem Südpole der Ecliptik; die kleine ſüdliche Wolke aber iſt in AR = 1 h 50′ und P = 163° 10′. Dieſe beiden hellen Stellen des Himmels ſind, ſo wie die meiſten hellen Theile der Milchſtraße, durch eine große Anzahl von teleſcopiſchen Sternen ausgezeichnet. Unter den eigentlichen Nebelmaſſen des ſüdlichen Himmels iſt der merkwürdigſte in AR = 10 h 36′, P = 148° 40′ bei dem

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/396
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 386. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/396>, abgerufen am 08.05.2024.