Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Sterngruppen und Nebelmassen des Himmels.
119° 21' ist ein, vielleicht durch stärkere Fernröhre auflösbarer
Nebel, der die Gestalt des Buchstabens X hat und sich über sechs
Minuten im größten Durchmesser erstreckt. In AR = 18h 11',
P = 106° 15' ist ein anderer großer Nebel, der die Gestalt eines
O hat. Einige Stellen desselben sind in der That in Sterne
auflösbar. Auch hat er zwei andere große, runde und lichte
Stellen, deren Beleuchtung gegen die Mitte sehr zunimmt.
AR = 20h 39', P = 59° 54' bei k Schwan; ein langer, gewundener
Streifen, milchfarbig, 30 Min. lang; nahe nördlich über ihm ein
anderer schwächerer und schlangenförmiger Nebel. In AR = 20h
49', P = 58° 57' endlich ist ein über einen Grad langer Nebel,
dessen eine Hälfte gabelförmig gespalten ist. An der Stelle, wo
diese Spaltung beginnt, sieht man vier Sterne, die ein Trapez
unter sich bilden. Dieser sonderbare Himmelskörper ist nur ohne
Beleuchtung mit den besten Fernröhren sichtbar und die ihn be-
gränzende Umgegend ist ganz mit einem schuppenartigen Nebel
überzogen.

§. 244. (Nebel mit helleren Theilen.) In sehr vielen Nebeln
bemerkt man einen, oft beträchtlich großen lichten Theil, der sich
durch seine hellere Farbe von den übrigen sehr unterscheidet.
Gewöhnlich ist dieser hellere Theil, dieser Kern des Nebels, nahe
kreisrund, besonders bei jenem, wo das Licht in demselben sehr
stark ist und gegen den Mittelpunkt des Kerns schnell zunimmt.
Man trifft diese Kernnebel selten allein, sondern gewöhnlich in
ganzen Heerden am Himmel an, gleichsam als wenn sie aus den
Nebeln der vorigen Arten durch Zerreißung, durch Trennung oder
durch eine theilweise Condensation des Nebelstoffes entstanden
wären. Herschel sah oft in einer halben Stunde über dreißig
solcher Nebel durch das Feld seines unverrückten Telescops ziehen.
Eines der größten Lager derselben geht durch das Haar der
Berenice, durch den großen Bären, die Andromeda und durch den
nördlichen Fisch bis zu dem Kopf des Centaurs und ist in dieser
ganzen gewaltigen Ausdehnung überall reich an solchen Kernnebeln.
Einige unter ihnen haben auch zwei und selbst mehr solche lichte
Kerne, wie wir schon kurz zuvor bei jenem von der Gestalt des
O angeführt haben. Ein anderer ist in AR = 9h 22', P = 67°

24 *

Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels.
119° 21′ iſt ein, vielleicht durch ſtärkere Fernröhre auflösbarer
Nebel, der die Geſtalt des Buchſtabens X hat und ſich über ſechs
Minuten im größten Durchmeſſer erſtreckt. In AR = 18h 11′,
P = 106° 15′ iſt ein anderer großer Nebel, der die Geſtalt eines
Ω hat. Einige Stellen deſſelben ſind in der That in Sterne
auflösbar. Auch hat er zwei andere große, runde und lichte
Stellen, deren Beleuchtung gegen die Mitte ſehr zunimmt.
AR = 20h 39′, P = 59° 54′ bei κ Schwan; ein langer, gewundener
Streifen, milchfarbig, 30 Min. lang; nahe nördlich über ihm ein
anderer ſchwächerer und ſchlangenförmiger Nebel. In AR = 20h
49′, P = 58° 57′ endlich iſt ein über einen Grad langer Nebel,
deſſen eine Hälfte gabelförmig geſpalten iſt. An der Stelle, wo
dieſe Spaltung beginnt, ſieht man vier Sterne, die ein Trapez
unter ſich bilden. Dieſer ſonderbare Himmelskörper iſt nur ohne
Beleuchtung mit den beſten Fernröhren ſichtbar und die ihn be-
gränzende Umgegend iſt ganz mit einem ſchuppenartigen Nebel
überzogen.

§. 244. (Nebel mit helleren Theilen.) In ſehr vielen Nebeln
bemerkt man einen, oft beträchtlich großen lichten Theil, der ſich
durch ſeine hellere Farbe von den übrigen ſehr unterſcheidet.
Gewöhnlich iſt dieſer hellere Theil, dieſer Kern des Nebels, nahe
kreisrund, beſonders bei jenem, wo das Licht in demſelben ſehr
ſtark iſt und gegen den Mittelpunkt des Kerns ſchnell zunimmt.
Man trifft dieſe Kernnebel ſelten allein, ſondern gewöhnlich in
ganzen Heerden am Himmel an, gleichſam als wenn ſie aus den
Nebeln der vorigen Arten durch Zerreißung, durch Trennung oder
durch eine theilweiſe Condenſation des Nebelſtoffes entſtanden
wären. Herſchel ſah oft in einer halben Stunde über dreißig
ſolcher Nebel durch das Feld ſeines unverrückten Teleſcops ziehen.
Eines der größten Lager derſelben geht durch das Haar der
Berenice, durch den großen Bären, die Andromeda und durch den
nördlichen Fiſch bis zu dem Kopf des Centaurs und iſt in dieſer
ganzen gewaltigen Ausdehnung überall reich an ſolchen Kernnebeln.
Einige unter ihnen haben auch zwei und ſelbſt mehr ſolche lichte
Kerne, wie wir ſchon kurz zuvor bei jenem von der Geſtalt des
Ω angeführt haben. Ein anderer iſt in AR = 9h 22′, P = 67°

24 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0381" n="371"/><fw place="top" type="header">Sterngruppen und Nebelma&#x017F;&#x017F;en des Himmels.</fw><lb/>
119° 21&#x2032; i&#x017F;t ein, vielleicht durch &#x017F;tärkere Fernröhre auflösbarer<lb/>
Nebel, der die Ge&#x017F;talt des Buch&#x017F;tabens <hi rendition="#aq">X</hi> hat und &#x017F;ich über &#x017F;echs<lb/>
Minuten im größten Durchme&#x017F;&#x017F;er er&#x017F;treckt. In <hi rendition="#aq">AR</hi> = 18<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 11&#x2032;,<lb/><hi rendition="#aq">P</hi> = 106° 15&#x2032; i&#x017F;t ein anderer großer Nebel, der die Ge&#x017F;talt eines<lb/>
&#x03A9; hat. Einige Stellen de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;ind in der That in Sterne<lb/>
auflösbar. Auch hat er zwei andere große, runde und lichte<lb/>
Stellen, deren Beleuchtung gegen die Mitte &#x017F;ehr zunimmt.<lb/><hi rendition="#aq">AR</hi> = 20<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 39&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> = 59° 54&#x2032; bei &#x03BA; Schwan; ein langer, gewundener<lb/>
Streifen, milchfarbig, 30 Min. lang; nahe nördlich über ihm ein<lb/>
anderer &#x017F;chwächerer und &#x017F;chlangenförmiger Nebel. In <hi rendition="#aq">AR</hi> = 20<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi><lb/>
49&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> = 58° 57&#x2032; endlich i&#x017F;t ein über einen Grad langer Nebel,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en eine Hälfte gabelförmig ge&#x017F;palten i&#x017F;t. An der Stelle, wo<lb/>
die&#x017F;e Spaltung beginnt, &#x017F;ieht man vier Sterne, die ein Trapez<lb/>
unter &#x017F;ich bilden. Die&#x017F;er &#x017F;onderbare Himmelskörper i&#x017F;t nur ohne<lb/>
Beleuchtung mit den be&#x017F;ten Fernröhren &#x017F;ichtbar und die ihn be-<lb/>
gränzende Umgegend i&#x017F;t ganz mit einem &#x017F;chuppenartigen Nebel<lb/>
überzogen.</p><lb/>
            <p>§. 244. (Nebel mit helleren Theilen.) In &#x017F;ehr vielen Nebeln<lb/>
bemerkt man einen, oft beträchtlich großen lichten Theil, der &#x017F;ich<lb/>
durch &#x017F;eine hellere Farbe von den übrigen &#x017F;ehr unter&#x017F;cheidet.<lb/>
Gewöhnlich i&#x017F;t die&#x017F;er hellere Theil, die&#x017F;er <hi rendition="#g">Kern</hi> des Nebels, nahe<lb/>
kreisrund, be&#x017F;onders bei jenem, wo das Licht in dem&#x017F;elben &#x017F;ehr<lb/>
&#x017F;tark i&#x017F;t und gegen den Mittelpunkt des Kerns &#x017F;chnell zunimmt.<lb/>
Man trifft die&#x017F;e <hi rendition="#g">Kernnebel</hi> &#x017F;elten allein, &#x017F;ondern gewöhnlich in<lb/>
ganzen Heerden am Himmel an, gleich&#x017F;am als wenn &#x017F;ie aus den<lb/>
Nebeln der vorigen Arten durch Zerreißung, durch Trennung oder<lb/>
durch eine theilwei&#x017F;e Conden&#x017F;ation des Nebel&#x017F;toffes ent&#x017F;tanden<lb/>
wären. Her&#x017F;chel &#x017F;ah oft in einer halben Stunde über dreißig<lb/>
&#x017F;olcher Nebel durch das Feld &#x017F;eines unverrückten Tele&#x017F;cops ziehen.<lb/>
Eines der größten Lager der&#x017F;elben geht durch das Haar der<lb/>
Berenice, durch den großen Bären, die Andromeda und durch den<lb/>
nördlichen Fi&#x017F;ch bis zu dem Kopf des Centaurs und i&#x017F;t in die&#x017F;er<lb/>
ganzen gewaltigen Ausdehnung überall reich an &#x017F;olchen Kernnebeln.<lb/>
Einige unter ihnen haben auch zwei und &#x017F;elb&#x017F;t mehr &#x017F;olche lichte<lb/>
Kerne, wie wir &#x017F;chon kurz zuvor bei jenem von der Ge&#x017F;talt des<lb/>
&#x03A9; angeführt haben. Ein anderer i&#x017F;t in <hi rendition="#aq">AR</hi> = 9<hi rendition="#sup"><hi rendition="#aq">h</hi></hi> 22&#x2032;, <hi rendition="#aq">P</hi> = 67°<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">24 *</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[371/0381] Sterngruppen und Nebelmaſſen des Himmels. 119° 21′ iſt ein, vielleicht durch ſtärkere Fernröhre auflösbarer Nebel, der die Geſtalt des Buchſtabens X hat und ſich über ſechs Minuten im größten Durchmeſſer erſtreckt. In AR = 18h 11′, P = 106° 15′ iſt ein anderer großer Nebel, der die Geſtalt eines Ω hat. Einige Stellen deſſelben ſind in der That in Sterne auflösbar. Auch hat er zwei andere große, runde und lichte Stellen, deren Beleuchtung gegen die Mitte ſehr zunimmt. AR = 20h 39′, P = 59° 54′ bei κ Schwan; ein langer, gewundener Streifen, milchfarbig, 30 Min. lang; nahe nördlich über ihm ein anderer ſchwächerer und ſchlangenförmiger Nebel. In AR = 20h 49′, P = 58° 57′ endlich iſt ein über einen Grad langer Nebel, deſſen eine Hälfte gabelförmig geſpalten iſt. An der Stelle, wo dieſe Spaltung beginnt, ſieht man vier Sterne, die ein Trapez unter ſich bilden. Dieſer ſonderbare Himmelskörper iſt nur ohne Beleuchtung mit den beſten Fernröhren ſichtbar und die ihn be- gränzende Umgegend iſt ganz mit einem ſchuppenartigen Nebel überzogen. §. 244. (Nebel mit helleren Theilen.) In ſehr vielen Nebeln bemerkt man einen, oft beträchtlich großen lichten Theil, der ſich durch ſeine hellere Farbe von den übrigen ſehr unterſcheidet. Gewöhnlich iſt dieſer hellere Theil, dieſer Kern des Nebels, nahe kreisrund, beſonders bei jenem, wo das Licht in demſelben ſehr ſtark iſt und gegen den Mittelpunkt des Kerns ſchnell zunimmt. Man trifft dieſe Kernnebel ſelten allein, ſondern gewöhnlich in ganzen Heerden am Himmel an, gleichſam als wenn ſie aus den Nebeln der vorigen Arten durch Zerreißung, durch Trennung oder durch eine theilweiſe Condenſation des Nebelſtoffes entſtanden wären. Herſchel ſah oft in einer halben Stunde über dreißig ſolcher Nebel durch das Feld ſeines unverrückten Teleſcops ziehen. Eines der größten Lager derſelben geht durch das Haar der Berenice, durch den großen Bären, die Andromeda und durch den nördlichen Fiſch bis zu dem Kopf des Centaurs und iſt in dieſer ganzen gewaltigen Ausdehnung überall reich an ſolchen Kernnebeln. Einige unter ihnen haben auch zwei und ſelbſt mehr ſolche lichte Kerne, wie wir ſchon kurz zuvor bei jenem von der Geſtalt des Ω angeführt haben. Ein anderer iſt in AR = 9h 22′, P = 67° 24 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/381
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 371. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/381>, abgerufen am 08.05.2024.