Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Doppelsterne.
der Bestimmung der Planetenbahnen als außerwesentlich wegfallen
und hier im Gegentheile die interessantesten, obschon auch zugleich
diejenigen sind, deren Bestimmung den meisten Schwierigkeiten
unterworfen ist. Diese Elemente sind: die Masse des Central-
körpers in Beziehung auf die Masse unserer Sonne und die Ent-
fernung
dieses Centralkörpers von uns. Wir haben im Vor-
hergehenden eine Methode angezeigt, diese Entfernung zu finden,
wenn uns die dazu nöthigen Mittel durch die Beobachtungen ge-
geben werden, was aber wahrscheinlich noch lange nicht geschehen
wird.

Der erste, der dieses mit vielen Schwierigkeiten verbundene
Geschäft einer Bahnbestimmung der Doppelsterne ausgeführt hat,
ist der schon oben erwähnte Savary, der seine schöne Methode
in der Connoiss. des temps für d. J. 1830 mitgetheilt und die-
selbe auch sogleich auf den merkwürdigen Doppelstern x Ursae
majoris
mit viel Glück angewendet hat. Einen ähnlichen Versuch
hat nach ihm Encke in seinem astron. Jahrbuche f. d. J. 1832
bekannt gemacht und seine sehr eleganten Ausdrücke auf den Dop-
pelstern 70 p Ophiuchi angewendet. Beide haben ihre Rechnun-
gen nur eben so vielen Distanzen D und Positionswinkel P aus den
Beobachtungen zu Grunde gelegt, als zu ihrem Zwecke unmittelbar
nöthig sind. Der jüngere Herschel hat dafür in dem 5ten Bande
der Mem. of the Astron. Society ein anderes, sinnreiches Ver-
fahren gegeben, die Bahnen dieser Gestirne zu bestimmen, in wel-
chen er die beobachteten Distanzen D als zu unverlässig völlig
ausschließt und dafür alle Positionswinkel, welche man bisher
beobachtet hat, seiner Rechnung oder vielmehr seiner graphischen,
durch Rechnung unterstützten Methode zu Grunde legt. Sie
scheint für den gegenwärtigen Zustand unserer Kenntnisse dieser
Himmelskörper die sicherste und anwendbarste zu seyn.

§. 215. (Elemente der vorzüglichsten Doppelsterne.) Die fol-
gende Tafel enthält die merkwürdigsten Elemente derjenigen Dop-
pelsterne, deren Bahnen uns bisher bekannt geworden sind. Die
Folgezeit wird uns ohne Zweifel bald über mehrere dieser Bahnen
belehren. Indeß können wir auch schon die Früchte der bisherigen
Arbeiten der Astronomen als im höchsten Grade interessant ansehen,

Doppelſterne.
der Beſtimmung der Planetenbahnen als außerweſentlich wegfallen
und hier im Gegentheile die intereſſanteſten, obſchon auch zugleich
diejenigen ſind, deren Beſtimmung den meiſten Schwierigkeiten
unterworfen iſt. Dieſe Elemente ſind: die Maſſe des Central-
körpers in Beziehung auf die Maſſe unſerer Sonne und die Ent-
fernung
dieſes Centralkörpers von uns. Wir haben im Vor-
hergehenden eine Methode angezeigt, dieſe Entfernung zu finden,
wenn uns die dazu nöthigen Mittel durch die Beobachtungen ge-
geben werden, was aber wahrſcheinlich noch lange nicht geſchehen
wird.

Der erſte, der dieſes mit vielen Schwierigkeiten verbundene
Geſchäft einer Bahnbeſtimmung der Doppelſterne ausgeführt hat,
iſt der ſchon oben erwähnte Savary, der ſeine ſchöne Methode
in der Connoiss. des temps für d. J. 1830 mitgetheilt und die-
ſelbe auch ſogleich auf den merkwürdigen Doppelſtern ξ Ursae
majoris
mit viel Glück angewendet hat. Einen ähnlichen Verſuch
hat nach ihm Encke in ſeinem aſtron. Jahrbuche f. d. J. 1832
bekannt gemacht und ſeine ſehr eleganten Ausdrücke auf den Dop-
pelſtern 70 p Ophiuchi angewendet. Beide haben ihre Rechnun-
gen nur eben ſo vielen Diſtanzen Δ und Poſitionswinkel Π aus den
Beobachtungen zu Grunde gelegt, als zu ihrem Zwecke unmittelbar
nöthig ſind. Der jüngere Herſchel hat dafür in dem 5ten Bande
der Mem. of the Astron. Society ein anderes, ſinnreiches Ver-
fahren gegeben, die Bahnen dieſer Geſtirne zu beſtimmen, in wel-
chen er die beobachteten Diſtanzen Δ als zu unverläſſig völlig
ausſchließt und dafür alle Poſitionswinkel, welche man bisher
beobachtet hat, ſeiner Rechnung oder vielmehr ſeiner graphiſchen,
durch Rechnung unterſtützten Methode zu Grunde legt. Sie
ſcheint für den gegenwärtigen Zuſtand unſerer Kenntniſſe dieſer
Himmelskörper die ſicherſte und anwendbarſte zu ſeyn.

§. 215. (Elemente der vorzüglichſten Doppelſterne.) Die fol-
gende Tafel enthält die merkwürdigſten Elemente derjenigen Dop-
pelſterne, deren Bahnen uns bisher bekannt geworden ſind. Die
Folgezeit wird uns ohne Zweifel bald über mehrere dieſer Bahnen
belehren. Indeß können wir auch ſchon die Früchte der bisherigen
Arbeiten der Aſtronomen als im höchſten Grade intereſſant anſehen,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0345" n="335"/><fw place="top" type="header">Doppel&#x017F;terne.</fw><lb/>
der Be&#x017F;timmung der Planetenbahnen als außerwe&#x017F;entlich wegfallen<lb/>
und hier im Gegentheile die intere&#x017F;&#x017F;ante&#x017F;ten, ob&#x017F;chon auch zugleich<lb/>
diejenigen &#x017F;ind, deren Be&#x017F;timmung den mei&#x017F;ten Schwierigkeiten<lb/>
unterworfen i&#x017F;t. Die&#x017F;e Elemente &#x017F;ind: die <hi rendition="#g">Ma&#x017F;&#x017F;e</hi> des Central-<lb/>
körpers in Beziehung auf die Ma&#x017F;&#x017F;e un&#x017F;erer Sonne und die <hi rendition="#g">Ent-<lb/>
fernung</hi> die&#x017F;es Centralkörpers von uns. Wir haben im Vor-<lb/>
hergehenden eine Methode angezeigt, die&#x017F;e Entfernung zu finden,<lb/>
wenn uns die dazu nöthigen Mittel durch die Beobachtungen ge-<lb/>
geben werden, was aber wahr&#x017F;cheinlich noch lange nicht ge&#x017F;chehen<lb/>
wird.</p><lb/>
            <p>Der er&#x017F;te, der die&#x017F;es mit vielen Schwierigkeiten verbundene<lb/>
Ge&#x017F;chäft einer Bahnbe&#x017F;timmung der Doppel&#x017F;terne ausgeführt hat,<lb/>
i&#x017F;t der &#x017F;chon oben erwähnte <hi rendition="#g">Savary</hi>, der &#x017F;eine &#x017F;chöne Methode<lb/>
in der <hi rendition="#aq">Connoiss. des temps</hi> für d. J. 1830 mitgetheilt und die-<lb/>
&#x017F;elbe auch &#x017F;ogleich auf den merkwürdigen Doppel&#x017F;tern &#x03BE; <hi rendition="#aq">Ursae<lb/>
majoris</hi> mit viel Glück angewendet hat. Einen ähnlichen Ver&#x017F;uch<lb/>
hat nach ihm <hi rendition="#g">Encke</hi> in &#x017F;einem a&#x017F;tron. Jahrbuche f. d. J. 1832<lb/>
bekannt gemacht und &#x017F;eine &#x017F;ehr eleganten Ausdrücke auf den Dop-<lb/>
pel&#x017F;tern 70 <hi rendition="#aq">p Ophiuchi</hi> angewendet. Beide haben ihre Rechnun-<lb/>
gen nur eben &#x017F;o vielen Di&#x017F;tanzen &#x0394; und Po&#x017F;itionswinkel &#x03A0; aus den<lb/>
Beobachtungen zu Grunde gelegt, als zu ihrem Zwecke unmittelbar<lb/>
nöthig &#x017F;ind. Der jüngere <hi rendition="#g">Her&#x017F;chel</hi> hat dafür in dem 5ten Bande<lb/>
der <hi rendition="#aq">Mem. of the Astron. Society</hi> ein anderes, &#x017F;innreiches Ver-<lb/>
fahren gegeben, die Bahnen die&#x017F;er Ge&#x017F;tirne zu be&#x017F;timmen, in wel-<lb/>
chen er die beobachteten Di&#x017F;tanzen &#x0394; als zu unverlä&#x017F;&#x017F;ig völlig<lb/>
aus&#x017F;chließt und dafür <hi rendition="#g">alle</hi> Po&#x017F;itionswinkel, welche man bisher<lb/>
beobachtet hat, &#x017F;einer Rechnung oder vielmehr &#x017F;einer graphi&#x017F;chen,<lb/>
durch Rechnung unter&#x017F;tützten Methode zu Grunde legt. Sie<lb/>
&#x017F;cheint für den gegenwärtigen Zu&#x017F;tand un&#x017F;erer Kenntni&#x017F;&#x017F;e die&#x017F;er<lb/>
Himmelskörper die &#x017F;icher&#x017F;te und anwendbar&#x017F;te zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
            <p>§. 215. (Elemente der vorzüglich&#x017F;ten Doppel&#x017F;terne.) Die fol-<lb/>
gende Tafel enthält die merkwürdig&#x017F;ten Elemente derjenigen Dop-<lb/>
pel&#x017F;terne, deren Bahnen uns bisher bekannt geworden &#x017F;ind. Die<lb/>
Folgezeit wird uns ohne Zweifel bald über mehrere die&#x017F;er Bahnen<lb/>
belehren. Indeß können wir auch &#x017F;chon die Früchte der bisherigen<lb/>
Arbeiten der A&#x017F;tronomen als im höch&#x017F;ten Grade intere&#x017F;&#x017F;ant an&#x017F;ehen,<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[335/0345] Doppelſterne. der Beſtimmung der Planetenbahnen als außerweſentlich wegfallen und hier im Gegentheile die intereſſanteſten, obſchon auch zugleich diejenigen ſind, deren Beſtimmung den meiſten Schwierigkeiten unterworfen iſt. Dieſe Elemente ſind: die Maſſe des Central- körpers in Beziehung auf die Maſſe unſerer Sonne und die Ent- fernung dieſes Centralkörpers von uns. Wir haben im Vor- hergehenden eine Methode angezeigt, dieſe Entfernung zu finden, wenn uns die dazu nöthigen Mittel durch die Beobachtungen ge- geben werden, was aber wahrſcheinlich noch lange nicht geſchehen wird. Der erſte, der dieſes mit vielen Schwierigkeiten verbundene Geſchäft einer Bahnbeſtimmung der Doppelſterne ausgeführt hat, iſt der ſchon oben erwähnte Savary, der ſeine ſchöne Methode in der Connoiss. des temps für d. J. 1830 mitgetheilt und die- ſelbe auch ſogleich auf den merkwürdigen Doppelſtern ξ Ursae majoris mit viel Glück angewendet hat. Einen ähnlichen Verſuch hat nach ihm Encke in ſeinem aſtron. Jahrbuche f. d. J. 1832 bekannt gemacht und ſeine ſehr eleganten Ausdrücke auf den Dop- pelſtern 70 p Ophiuchi angewendet. Beide haben ihre Rechnun- gen nur eben ſo vielen Diſtanzen Δ und Poſitionswinkel Π aus den Beobachtungen zu Grunde gelegt, als zu ihrem Zwecke unmittelbar nöthig ſind. Der jüngere Herſchel hat dafür in dem 5ten Bande der Mem. of the Astron. Society ein anderes, ſinnreiches Ver- fahren gegeben, die Bahnen dieſer Geſtirne zu beſtimmen, in wel- chen er die beobachteten Diſtanzen Δ als zu unverläſſig völlig ausſchließt und dafür alle Poſitionswinkel, welche man bisher beobachtet hat, ſeiner Rechnung oder vielmehr ſeiner graphiſchen, durch Rechnung unterſtützten Methode zu Grunde legt. Sie ſcheint für den gegenwärtigen Zuſtand unſerer Kenntniſſe dieſer Himmelskörper die ſicherſte und anwendbarſte zu ſeyn. §. 215. (Elemente der vorzüglichſten Doppelſterne.) Die fol- gende Tafel enthält die merkwürdigſten Elemente derjenigen Dop- pelſterne, deren Bahnen uns bisher bekannt geworden ſind. Die Folgezeit wird uns ohne Zweifel bald über mehrere dieſer Bahnen belehren. Indeß können wir auch ſchon die Früchte der bisherigen Arbeiten der Aſtronomen als im höchſten Grade intereſſant anſehen,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/345
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 335. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/345>, abgerufen am 05.05.2024.