Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Anzahl, Entfernung und Größe der Fixsterne.
Zwecke angewendet hat, nach seinen darüber angestellten Beob-
achtungen erst auf 70000 Gesichtsfelder desselben ein Stern der
ersten Größe kömmt, so folgt daraus, daß, wenn er mit demselben
Fernrohr in jeder Gegend des Himmels, wo er dasselbe aufstellt,
auch nur immer einen einzigen Stern in seinem Felde sieht, daß
jeder dieser Sterne im Mittel 41 Sternweiten von uns entfernt
seyn müsse, weil nämlich der Würfel von 41 nahe 70000 ist.
Allein er sah mit diesem Fernrohre, wo er es auch am Himmel
hinwandte, nicht nur immer einen, sondern Hunderte, ja selbst oft
Tausende auf einmal in seinem Felde, woraus folgt, daß die
weitesten von jenen gegen 190, und die von diesen gegen 410
Sternweiten von uns entfernt seyn müssen.

Denken wir uns nun einen Kegel, dessen Scheitel im Auge
des Beobachters, oder was hier dasselbe ist, in dem Mittelpunkte
der Sonne ruht, und dessen Winkel am Scheitel volle neunzig
Grade beträgt. Dieser Kegel umfaßt daher den vierten Theil des
ganzen Himmels und seine Axe bildet mit den Seitenlinien des-
selben einen Winkel von 45 Graden.

Es werde nun dieser Kegel durch mehrere senkrecht auf seiner
Axe stehende Ebenen geschnitten. Die erste dieser Ebenen soll von
dem Scheitel des Kegels um eine, die zweite um zwei, die dritte
um drei Sternweiten u. f. abstehen. Dieß vorausgesetzt, wird die
erste Ebene die Oberfläche des Kegels in einem Kreise schneiden,
dessen Halbmesser gleich einer Sternweite ist, und in dessen Peri-
pherie man daher 6 Sterne annehmen kann, die alle unter sich
um eine Sternweite entfernt sind. Dieß giebt daher 6, und mit
dem Sterne in dem Mittelpunkte des Kreises, 7 Sterne in der
ersten Ebene.

Die zweite Ebene schneidet den Kegel in einem Kreise, dessen
Halbmesser zwei Sternweiten beträgt, und in dessen Peripherie
sich daher 12 gleich weit von einander stehende Sterne annehmen
lassen. Allein um den Mittelpunkt dieses Kreises läßt sich auch
noch ein anderer, mit jenem concentrischer Kreis ziehen, der genau
so groß ist, wie jener auf der ersten Ebene, und der daher ebenfalls
wieder 6 Sterne in seine Peripherie aufnehmen kann. Dieß gibt

Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne.
Zwecke angewendet hat, nach ſeinen darüber angeſtellten Beob-
achtungen erſt auf 70000 Geſichtsfelder deſſelben ein Stern der
erſten Größe kömmt, ſo folgt daraus, daß, wenn er mit demſelben
Fernrohr in jeder Gegend des Himmels, wo er daſſelbe aufſtellt,
auch nur immer einen einzigen Stern in ſeinem Felde ſieht, daß
jeder dieſer Sterne im Mittel 41 Sternweiten von uns entfernt
ſeyn müſſe, weil nämlich der Würfel von 41 nahe 70000 iſt.
Allein er ſah mit dieſem Fernrohre, wo er es auch am Himmel
hinwandte, nicht nur immer einen, ſondern Hunderte, ja ſelbſt oft
Tauſende auf einmal in ſeinem Felde, woraus folgt, daß die
weiteſten von jenen gegen 190, und die von dieſen gegen 410
Sternweiten von uns entfernt ſeyn müſſen.

Denken wir uns nun einen Kegel, deſſen Scheitel im Auge
des Beobachters, oder was hier daſſelbe iſt, in dem Mittelpunkte
der Sonne ruht, und deſſen Winkel am Scheitel volle neunzig
Grade beträgt. Dieſer Kegel umfaßt daher den vierten Theil des
ganzen Himmels und ſeine Axe bildet mit den Seitenlinien des-
ſelben einen Winkel von 45 Graden.

Es werde nun dieſer Kegel durch mehrere ſenkrecht auf ſeiner
Axe ſtehende Ebenen geſchnitten. Die erſte dieſer Ebenen ſoll von
dem Scheitel des Kegels um eine, die zweite um zwei, die dritte
um drei Sternweiten u. f. abſtehen. Dieß vorausgeſetzt, wird die
erſte Ebene die Oberfläche des Kegels in einem Kreiſe ſchneiden,
deſſen Halbmeſſer gleich einer Sternweite iſt, und in deſſen Peri-
pherie man daher 6 Sterne annehmen kann, die alle unter ſich
um eine Sternweite entfernt ſind. Dieß giebt daher 6, und mit
dem Sterne in dem Mittelpunkte des Kreiſes, 7 Sterne in der
erſten Ebene.

Die zweite Ebene ſchneidet den Kegel in einem Kreiſe, deſſen
Halbmeſſer zwei Sternweiten beträgt, und in deſſen Peripherie
ſich daher 12 gleich weit von einander ſtehende Sterne annehmen
laſſen. Allein um den Mittelpunkt dieſes Kreiſes läßt ſich auch
noch ein anderer, mit jenem concentriſcher Kreis ziehen, der genau
ſo groß iſt, wie jener auf der erſten Ebene, und der daher ebenfalls
wieder 6 Sterne in ſeine Peripherie aufnehmen kann. Dieß gibt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0316" n="306"/><fw place="top" type="header">Anzahl, Entfernung und Größe der Fix&#x017F;terne.</fw><lb/>
Zwecke angewendet hat, nach &#x017F;einen darüber ange&#x017F;tellten Beob-<lb/>
achtungen er&#x017F;t auf 70000 Ge&#x017F;ichtsfelder de&#x017F;&#x017F;elben ein Stern der<lb/>
er&#x017F;ten Größe kömmt, &#x017F;o folgt daraus, daß, wenn er mit dem&#x017F;elben<lb/>
Fernrohr in <hi rendition="#g">jeder</hi> Gegend des Himmels, wo er da&#x017F;&#x017F;elbe auf&#x017F;tellt,<lb/>
auch nur immer einen einzigen Stern in &#x017F;einem Felde &#x017F;ieht, daß<lb/>
jeder die&#x017F;er Sterne im Mittel 41 Sternweiten von uns entfernt<lb/>
&#x017F;eyn mü&#x017F;&#x017F;e, weil nämlich der Würfel von 41 nahe 70000 i&#x017F;t.<lb/>
Allein er &#x017F;ah mit die&#x017F;em Fernrohre, wo er es auch am Himmel<lb/>
hinwandte, nicht nur immer einen, &#x017F;ondern Hunderte, ja &#x017F;elb&#x017F;t oft<lb/>
Tau&#x017F;ende auf einmal in &#x017F;einem Felde, woraus folgt, daß die<lb/>
weite&#x017F;ten von jenen gegen 190, und die von die&#x017F;en gegen 410<lb/>
Sternweiten von uns entfernt &#x017F;eyn mü&#x017F;&#x017F;en.</p><lb/>
            <p>Denken wir uns nun einen Kegel, de&#x017F;&#x017F;en Scheitel im Auge<lb/>
des Beobachters, oder was hier da&#x017F;&#x017F;elbe i&#x017F;t, in dem Mittelpunkte<lb/>
der Sonne ruht, und de&#x017F;&#x017F;en Winkel am Scheitel volle neunzig<lb/>
Grade beträgt. Die&#x017F;er Kegel umfaßt daher den vierten Theil des<lb/>
ganzen Himmels und &#x017F;eine Axe bildet mit den Seitenlinien des-<lb/>
&#x017F;elben einen Winkel von 45 Graden.</p><lb/>
            <p>Es werde nun die&#x017F;er Kegel durch mehrere &#x017F;enkrecht auf &#x017F;einer<lb/>
Axe &#x017F;tehende Ebenen ge&#x017F;chnitten. Die er&#x017F;te die&#x017F;er Ebenen &#x017F;oll von<lb/>
dem Scheitel des Kegels um eine, die zweite um zwei, die dritte<lb/>
um drei Sternweiten u. f. ab&#x017F;tehen. Dieß vorausge&#x017F;etzt, wird die<lb/>
er&#x017F;te Ebene die Oberfläche des Kegels in einem Krei&#x017F;e &#x017F;chneiden,<lb/>
de&#x017F;&#x017F;en Halbme&#x017F;&#x017F;er gleich einer Sternweite i&#x017F;t, und in de&#x017F;&#x017F;en Peri-<lb/>
pherie man daher 6 Sterne annehmen kann, die alle unter &#x017F;ich<lb/>
um eine Sternweite entfernt &#x017F;ind. Dieß giebt daher 6, und mit<lb/>
dem Sterne in dem Mittelpunkte des Krei&#x017F;es, 7 Sterne in der<lb/>
er&#x017F;ten Ebene.</p><lb/>
            <p>Die zweite Ebene &#x017F;chneidet den Kegel in einem Krei&#x017F;e, de&#x017F;&#x017F;en<lb/>
Halbme&#x017F;&#x017F;er zwei Sternweiten beträgt, und in de&#x017F;&#x017F;en Peripherie<lb/>
&#x017F;ich daher 12 gleich weit von einander &#x017F;tehende Sterne annehmen<lb/>
la&#x017F;&#x017F;en. Allein um den Mittelpunkt die&#x017F;es Krei&#x017F;es läßt &#x017F;ich auch<lb/>
noch ein anderer, mit jenem concentri&#x017F;cher Kreis ziehen, der genau<lb/>
&#x017F;o groß i&#x017F;t, wie jener auf der er&#x017F;ten Ebene, und der daher ebenfalls<lb/>
wieder 6 Sterne in &#x017F;eine Peripherie aufnehmen kann. Dieß gibt<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[306/0316] Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne. Zwecke angewendet hat, nach ſeinen darüber angeſtellten Beob- achtungen erſt auf 70000 Geſichtsfelder deſſelben ein Stern der erſten Größe kömmt, ſo folgt daraus, daß, wenn er mit demſelben Fernrohr in jeder Gegend des Himmels, wo er daſſelbe aufſtellt, auch nur immer einen einzigen Stern in ſeinem Felde ſieht, daß jeder dieſer Sterne im Mittel 41 Sternweiten von uns entfernt ſeyn müſſe, weil nämlich der Würfel von 41 nahe 70000 iſt. Allein er ſah mit dieſem Fernrohre, wo er es auch am Himmel hinwandte, nicht nur immer einen, ſondern Hunderte, ja ſelbſt oft Tauſende auf einmal in ſeinem Felde, woraus folgt, daß die weiteſten von jenen gegen 190, und die von dieſen gegen 410 Sternweiten von uns entfernt ſeyn müſſen. Denken wir uns nun einen Kegel, deſſen Scheitel im Auge des Beobachters, oder was hier daſſelbe iſt, in dem Mittelpunkte der Sonne ruht, und deſſen Winkel am Scheitel volle neunzig Grade beträgt. Dieſer Kegel umfaßt daher den vierten Theil des ganzen Himmels und ſeine Axe bildet mit den Seitenlinien des- ſelben einen Winkel von 45 Graden. Es werde nun dieſer Kegel durch mehrere ſenkrecht auf ſeiner Axe ſtehende Ebenen geſchnitten. Die erſte dieſer Ebenen ſoll von dem Scheitel des Kegels um eine, die zweite um zwei, die dritte um drei Sternweiten u. f. abſtehen. Dieß vorausgeſetzt, wird die erſte Ebene die Oberfläche des Kegels in einem Kreiſe ſchneiden, deſſen Halbmeſſer gleich einer Sternweite iſt, und in deſſen Peri- pherie man daher 6 Sterne annehmen kann, die alle unter ſich um eine Sternweite entfernt ſind. Dieß giebt daher 6, und mit dem Sterne in dem Mittelpunkte des Kreiſes, 7 Sterne in der erſten Ebene. Die zweite Ebene ſchneidet den Kegel in einem Kreiſe, deſſen Halbmeſſer zwei Sternweiten beträgt, und in deſſen Peripherie ſich daher 12 gleich weit von einander ſtehende Sterne annehmen laſſen. Allein um den Mittelpunkt dieſes Kreiſes läßt ſich auch noch ein anderer, mit jenem concentriſcher Kreis ziehen, der genau ſo groß iſt, wie jener auf der erſten Ebene, und der daher ebenfalls wieder 6 Sterne in ſeine Peripherie aufnehmen kann. Dieß gibt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/316
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/316>, abgerufen am 05.05.2024.