§. 191. (Anzahl der Sterne in den sechs ersten Klassen.) Die Zahl der Fixsterne der ersten Klasse ist 14, die der zweiten 70, und die der dritten nahe 300. Mit der vierten Klasse aber nimmt die Anzahl der in jeder Klasse enthaltenen Fixsterne sehr schnell zu. Man nimmt gewöhnlich an, daß die Summe der in den ersten sechs Klassen enthaltenen, oder daß die Anzahl der noch mit freien Augen sichtbaren Sterne nahe 5000 betrage. Mit der siebenten aber steigt diese Anzahl bereits in einem solchen Grade, daß die vollständige Aufzählung der Sterne der ersten zehn Klassen wohl ein sehr verdienstliches, aber auch eines der beschwerlichsten Geschäfte seyn würde, dem sich ein Beobachter unterziehen könnte.
§. 192. (Aus den Stern-Katalogen geschlossene Anzahl.) Unsere reichsten Sternverzeichnisse sind: Bode's Monographie, die 17240 und Lalande's Histoire celeste, die 50000 Sterne enthält, nebst den nahe eben so reichen Zonenbeobachtungen Bessels. Alle diese Beobachtungen wurden in den Breitenkreisen von 48 bis 55 Gra- den angestellt, wo die von dem südlichen Wendekreise einge- schlossenen Sterne schon bald alle unsichtbar sind. Theilt man die Oberfläche des Himmels in 100 gleiche Theile, so nimmt davon die heiße Zone 40, jede der gemäßigten 26 und jede der beiden kalten Zonen 4 Theile ein, daher verhält sich in den genannten Gegenden der sichtbare Theil des Himmels zu dem unsichtbaren, wie 70 zu 30, und da in jenen, nach der Hist. celeste, noch 50000 Sterne gezählt werden, so können wir in dieser nahe 20000 annehmen, so daß daher, diesem Stern-Kataloge zufolge, die ganze Sphäre des Himmels nahe 70000 Sterne bis zur 9ten oder 10ten Größe enthalten würde.
§. 193. (Andere Bestimmung der Anzahl der Sterne.) Man hat verschiedene Versuche gemacht, diesen Zweck, nicht sowohl durch unmittelbare Beobachtungen, als durch Schlüsse und Rechnungen zu erreichen. Daß dieses Verfahren zu keinem ganz genauen Resultate führen kann, darf wohl nicht erst erläutert werden.
Nehmen wir an, daß alle Sterne im Mittel gleich groß oder gleich lichtstark sind, und daß sie uns nur wegen ihrer verschiedenen Entfernungen so ungleich groß erscheinen. Setzen wir überdieß
Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne.
§. 191. (Anzahl der Sterne in den ſechs erſten Klaſſen.) Die Zahl der Fixſterne der erſten Klaſſe iſt 14, die der zweiten 70, und die der dritten nahe 300. Mit der vierten Klaſſe aber nimmt die Anzahl der in jeder Klaſſe enthaltenen Fixſterne ſehr ſchnell zu. Man nimmt gewöhnlich an, daß die Summe der in den erſten ſechs Klaſſen enthaltenen, oder daß die Anzahl der noch mit freien Augen ſichtbaren Sterne nahe 5000 betrage. Mit der ſiebenten aber ſteigt dieſe Anzahl bereits in einem ſolchen Grade, daß die vollſtändige Aufzählung der Sterne der erſten zehn Klaſſen wohl ein ſehr verdienſtliches, aber auch eines der beſchwerlichſten Geſchäfte ſeyn würde, dem ſich ein Beobachter unterziehen könnte.
§. 192. (Aus den Stern-Katalogen geſchloſſene Anzahl.) Unſere reichſten Sternverzeichniſſe ſind: Bode’s Monographie, die 17240 und Lalande’s Histoire céleste, die 50000 Sterne enthält, nebſt den nahe eben ſo reichen Zonenbeobachtungen Beſſels. Alle dieſe Beobachtungen wurden in den Breitenkreiſen von 48 bis 55 Gra- den angeſtellt, wo die von dem ſüdlichen Wendekreiſe einge- ſchloſſenen Sterne ſchon bald alle unſichtbar ſind. Theilt man die Oberfläche des Himmels in 100 gleiche Theile, ſo nimmt davon die heiße Zone 40, jede der gemäßigten 26 und jede der beiden kalten Zonen 4 Theile ein, daher verhält ſich in den genannten Gegenden der ſichtbare Theil des Himmels zu dem unſichtbaren, wie 70 zu 30, und da in jenen, nach der Hist. céleste, noch 50000 Sterne gezählt werden, ſo können wir in dieſer nahe 20000 annehmen, ſo daß daher, dieſem Stern-Kataloge zufolge, die ganze Sphäre des Himmels nahe 70000 Sterne bis zur 9ten oder 10ten Größe enthalten würde.
§. 193. (Andere Beſtimmung der Anzahl der Sterne.) Man hat verſchiedene Verſuche gemacht, dieſen Zweck, nicht ſowohl durch unmittelbare Beobachtungen, als durch Schlüſſe und Rechnungen zu erreichen. Daß dieſes Verfahren zu keinem ganz genauen Reſultate führen kann, darf wohl nicht erſt erläutert werden.
Nehmen wir an, daß alle Sterne im Mittel gleich groß oder gleich lichtſtark ſind, und daß ſie uns nur wegen ihrer verſchiedenen Entfernungen ſo ungleich groß erſcheinen. Setzen wir überdieß
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Anzahl, Entfernung und Größe der Fixſterne.
§. 191. (Anzahl der Sterne in den ſechs erſten Klaſſen.) Die
Zahl der Fixſterne der erſten Klaſſe iſt 14, die der zweiten 70,
und die der dritten nahe 300. Mit der vierten Klaſſe aber nimmt
die Anzahl der in jeder Klaſſe enthaltenen Fixſterne ſehr ſchnell
zu. Man nimmt gewöhnlich an, daß die Summe der in den
erſten ſechs Klaſſen enthaltenen, oder daß die Anzahl der noch
mit freien Augen ſichtbaren Sterne nahe 5000 betrage. Mit der
ſiebenten aber ſteigt dieſe Anzahl bereits in einem ſolchen Grade,
daß die vollſtändige Aufzählung der Sterne der erſten zehn Klaſſen
wohl ein ſehr verdienſtliches, aber auch eines der beſchwerlichſten
Geſchäfte ſeyn würde, dem ſich ein Beobachter unterziehen könnte.
§. 192. (Aus den Stern-Katalogen geſchloſſene Anzahl.) Unſere
reichſten Sternverzeichniſſe ſind: Bode’s Monographie, die 17240
und Lalande’s Histoire céleste, die 50000 Sterne enthält, nebſt
den nahe eben ſo reichen Zonenbeobachtungen Beſſels. Alle dieſe
Beobachtungen wurden in den Breitenkreiſen von 48 bis 55 Gra-
den angeſtellt, wo die von dem ſüdlichen Wendekreiſe einge-
ſchloſſenen Sterne ſchon bald alle unſichtbar ſind. Theilt man
die Oberfläche des Himmels in 100 gleiche Theile, ſo nimmt
davon die heiße Zone 40, jede der gemäßigten 26 und jede der
beiden kalten Zonen 4 Theile ein, daher verhält ſich in den
genannten Gegenden der ſichtbare Theil des Himmels zu dem
unſichtbaren, wie 70 zu 30, und da in jenen, nach der Hist.
céleste, noch 50000 Sterne gezählt werden, ſo können wir in
dieſer nahe 20000 annehmen, ſo daß daher, dieſem Stern-Kataloge
zufolge, die ganze Sphäre des Himmels nahe 70000 Sterne bis
zur 9ten oder 10ten Größe enthalten würde.
§. 193. (Andere Beſtimmung der Anzahl der Sterne.) Man hat
verſchiedene Verſuche gemacht, dieſen Zweck, nicht ſowohl durch
unmittelbare Beobachtungen, als durch Schlüſſe und Rechnungen
zu erreichen. Daß dieſes Verfahren zu keinem ganz genauen
Reſultate führen kann, darf wohl nicht erſt erläutert werden.
Nehmen wir an, daß alle Sterne im Mittel gleich groß oder
gleich lichtſtark ſind, und daß ſie uns nur wegen ihrer verſchiedenen
Entfernungen ſo ungleich groß erſcheinen. Setzen wir überdieß
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 303. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/313>, abgerufen am 23.11.2024.
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