Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Kometen.
wieder in einer beinahe völligen Abwesenheit des Lichts, in einer
Finsterniß, gegen welche unsere schwärzesten Nächte nur schwache
Dämmerungen sind, doch noch sehen und die Wunder ihrer immer
neuen Himmel betrachten können.

Doch vielleicht sind alle diese Extreme nur scheinbar und die
Natur, der ein unerschöpflicher Reichthum von Mitteln zu Gebote
steht, ihre Zwecke zu erreichen, wird auch dort Wege gefunden ha-
ben, diese Hindernisse zu besiegen, oder ihnen in dem Bau und
der Einrichtung ihrer Geschöpfe entgegen zu arbeiten. Es ist
möglich, daß die ungemein zarten Stoffe, aus welchen die Kome-
ten gewebt sind, auch feiner organisirten, höheren geistigen Wesen
zum Aufenthalte und zum Verbindungsmittel mit der sie umge-
gebenden Welt dienen. Vielleicht sind ihre Geister an intellec-
tuellen Kräften den unseren weit überlegen, da sie sich in ihren
ätherischen Körpern freier bewegen, in Körpern, welche, einer höhe-
ren Ordnung der Sinnenwelt angehörend, für Hitze und Kälte
und für alle andere thierische Empfindungen weniger Empfäng-
lichkeit haben. Wissen wir doch, daß nicht die größere Nähe der
Sonne es ist, welche die höhere Temperatur unserer Sommer er-
zeugt, da uns die Sonne im Winter in der That näher ist, als
im Sommer (I. S. 302). Sehen wir doch die Möglichkeit ein, daß
diese Sonne kein eigentliches Feuer seyn muß, und daß die Be-
wohner derselben, wenn es deren gibt, sich mehr über Kälte, als
über eine zu große Hitze beklagen können. (Vergl. II. S. 37.)
Ihre Strahlen wenigstens, so nothwendig sie auch zur Hervor-
bringung der Wärme auf unserer Erde seyn mögen, scheinen selbst
nicht zu wärmen, sondern nur die in den Körpern verborgene und
ihnen eigenthümliche Wärme zu erwecken. Diese Erregbarkeit der
Körper für den Wärmestoff durch die Sonnenstrahlen kann bei den
Kometen eine ganz andere seyn, als bei uns und sie kann dort
selbst gänzlich wegfallen. Warum hat man an dem schon öfter er-
wähnten großen Kometen von 1680 nach seinem Durchgange durch
das Perihelium keine Aenderung bemerkt, da er doch (II. S. 254)
der Sonne so nahe kam, daß er beinahe die Oberfläche der-
selben streifte? Könnte nicht eben die ungeheuere Ausdehnung,
welche die Masse der Kometen bei ihrer Annäherung zur Sonne

Kometen.
wieder in einer beinahe völligen Abweſenheit des Lichts, in einer
Finſterniß, gegen welche unſere ſchwärzeſten Nächte nur ſchwache
Dämmerungen ſind, doch noch ſehen und die Wunder ihrer immer
neuen Himmel betrachten können.

Doch vielleicht ſind alle dieſe Extreme nur ſcheinbar und die
Natur, der ein unerſchöpflicher Reichthum von Mitteln zu Gebote
ſteht, ihre Zwecke zu erreichen, wird auch dort Wege gefunden ha-
ben, dieſe Hinderniſſe zu beſiegen, oder ihnen in dem Bau und
der Einrichtung ihrer Geſchöpfe entgegen zu arbeiten. Es iſt
möglich, daß die ungemein zarten Stoffe, aus welchen die Kome-
ten gewebt ſind, auch feiner organiſirten, höheren geiſtigen Weſen
zum Aufenthalte und zum Verbindungsmittel mit der ſie umge-
gebenden Welt dienen. Vielleicht ſind ihre Geiſter an intellec-
tuellen Kräften den unſeren weit überlegen, da ſie ſich in ihren
ätheriſchen Körpern freier bewegen, in Körpern, welche, einer höhe-
ren Ordnung der Sinnenwelt angehörend, für Hitze und Kälte
und für alle andere thieriſche Empfindungen weniger Empfäng-
lichkeit haben. Wiſſen wir doch, daß nicht die größere Nähe der
Sonne es iſt, welche die höhere Temperatur unſerer Sommer er-
zeugt, da uns die Sonne im Winter in der That näher iſt, als
im Sommer (I. S. 302). Sehen wir doch die Möglichkeit ein, daß
dieſe Sonne kein eigentliches Feuer ſeyn muß, und daß die Be-
wohner derſelben, wenn es deren gibt, ſich mehr über Kälte, als
über eine zu große Hitze beklagen können. (Vergl. II. S. 37.)
Ihre Strahlen wenigſtens, ſo nothwendig ſie auch zur Hervor-
bringung der Wärme auf unſerer Erde ſeyn mögen, ſcheinen ſelbſt
nicht zu wärmen, ſondern nur die in den Körpern verborgene und
ihnen eigenthümliche Wärme zu erwecken. Dieſe Erregbarkeit der
Körper für den Wärmeſtoff durch die Sonnenſtrahlen kann bei den
Kometen eine ganz andere ſeyn, als bei uns und ſie kann dort
ſelbſt gänzlich wegfallen. Warum hat man an dem ſchon öfter er-
wähnten großen Kometen von 1680 nach ſeinem Durchgange durch
das Perihelium keine Aenderung bemerkt, da er doch (II. S. 254)
der Sonne ſo nahe kam, daß er beinahe die Oberfläche der-
ſelben ſtreifte? Könnte nicht eben die ungeheuere Ausdehnung,
welche die Maſſe der Kometen bei ihrer Annäherung zur Sonne

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0306" n="296"/><fw place="top" type="header">Kometen.</fw><lb/>
wieder in einer beinahe völligen Abwe&#x017F;enheit des Lichts, in einer<lb/>
Fin&#x017F;terniß, gegen welche un&#x017F;ere &#x017F;chwärze&#x017F;ten Nächte nur &#x017F;chwache<lb/>
Dämmerungen &#x017F;ind, doch noch &#x017F;ehen und die Wunder ihrer immer<lb/>
neuen Himmel betrachten können.</p><lb/>
            <p>Doch vielleicht &#x017F;ind alle die&#x017F;e Extreme nur &#x017F;cheinbar und die<lb/>
Natur, der ein uner&#x017F;chöpflicher Reichthum von Mitteln zu Gebote<lb/>
&#x017F;teht, ihre Zwecke zu erreichen, wird auch dort Wege gefunden ha-<lb/>
ben, die&#x017F;e Hinderni&#x017F;&#x017F;e zu be&#x017F;iegen, oder ihnen in dem Bau und<lb/>
der Einrichtung ihrer Ge&#x017F;chöpfe entgegen zu arbeiten. Es i&#x017F;t<lb/>
möglich, daß die ungemein zarten Stoffe, aus welchen die Kome-<lb/>
ten gewebt &#x017F;ind, auch feiner organi&#x017F;irten, höheren gei&#x017F;tigen We&#x017F;en<lb/>
zum Aufenthalte und zum Verbindungsmittel mit der &#x017F;ie umge-<lb/>
gebenden Welt dienen. Vielleicht &#x017F;ind ihre Gei&#x017F;ter an intellec-<lb/>
tuellen Kräften den un&#x017F;eren weit überlegen, da &#x017F;ie &#x017F;ich in ihren<lb/>
ätheri&#x017F;chen Körpern freier bewegen, in Körpern, welche, einer höhe-<lb/>
ren Ordnung der Sinnenwelt angehörend, für Hitze und Kälte<lb/>
und für alle andere thieri&#x017F;che Empfindungen weniger Empfäng-<lb/>
lichkeit haben. Wi&#x017F;&#x017F;en wir doch, daß nicht die größere Nähe der<lb/>
Sonne es i&#x017F;t, welche die höhere Temperatur un&#x017F;erer Sommer er-<lb/>
zeugt, da uns die Sonne im Winter in der That näher i&#x017F;t, als<lb/>
im Sommer (<hi rendition="#aq">I.</hi> S. 302). Sehen wir doch die Möglichkeit ein, daß<lb/>
die&#x017F;e Sonne kein eigentliches Feuer &#x017F;eyn muß, und daß die Be-<lb/>
wohner der&#x017F;elben, wenn es deren gibt, &#x017F;ich mehr über Kälte, als<lb/>
über eine zu große Hitze beklagen können. (Vergl. <hi rendition="#aq">II.</hi> S. 37.)<lb/>
Ihre Strahlen wenig&#x017F;tens, &#x017F;o nothwendig &#x017F;ie auch zur Hervor-<lb/>
bringung der Wärme auf un&#x017F;erer Erde &#x017F;eyn mögen, &#x017F;cheinen &#x017F;elb&#x017F;t<lb/>
nicht zu wärmen, &#x017F;ondern nur die in den Körpern verborgene und<lb/>
ihnen eigenthümliche Wärme zu erwecken. Die&#x017F;e Erregbarkeit der<lb/>
Körper für den Wärme&#x017F;toff durch die Sonnen&#x017F;trahlen kann bei den<lb/>
Kometen eine ganz andere &#x017F;eyn, als bei uns und &#x017F;ie kann dort<lb/>
&#x017F;elb&#x017F;t gänzlich wegfallen. Warum hat man an dem &#x017F;chon öfter er-<lb/>
wähnten großen Kometen von 1680 nach &#x017F;einem Durchgange durch<lb/>
das Perihelium keine Aenderung bemerkt, da er doch (<hi rendition="#aq">II.</hi> S. 254)<lb/>
der Sonne &#x017F;o nahe kam, daß er beinahe die Oberfläche der-<lb/>
&#x017F;elben &#x017F;treifte? Könnte nicht eben die ungeheuere Ausdehnung,<lb/>
welche die Ma&#x017F;&#x017F;e der Kometen bei ihrer Annäherung zur Sonne<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0306] Kometen. wieder in einer beinahe völligen Abweſenheit des Lichts, in einer Finſterniß, gegen welche unſere ſchwärzeſten Nächte nur ſchwache Dämmerungen ſind, doch noch ſehen und die Wunder ihrer immer neuen Himmel betrachten können. Doch vielleicht ſind alle dieſe Extreme nur ſcheinbar und die Natur, der ein unerſchöpflicher Reichthum von Mitteln zu Gebote ſteht, ihre Zwecke zu erreichen, wird auch dort Wege gefunden ha- ben, dieſe Hinderniſſe zu beſiegen, oder ihnen in dem Bau und der Einrichtung ihrer Geſchöpfe entgegen zu arbeiten. Es iſt möglich, daß die ungemein zarten Stoffe, aus welchen die Kome- ten gewebt ſind, auch feiner organiſirten, höheren geiſtigen Weſen zum Aufenthalte und zum Verbindungsmittel mit der ſie umge- gebenden Welt dienen. Vielleicht ſind ihre Geiſter an intellec- tuellen Kräften den unſeren weit überlegen, da ſie ſich in ihren ätheriſchen Körpern freier bewegen, in Körpern, welche, einer höhe- ren Ordnung der Sinnenwelt angehörend, für Hitze und Kälte und für alle andere thieriſche Empfindungen weniger Empfäng- lichkeit haben. Wiſſen wir doch, daß nicht die größere Nähe der Sonne es iſt, welche die höhere Temperatur unſerer Sommer er- zeugt, da uns die Sonne im Winter in der That näher iſt, als im Sommer (I. S. 302). Sehen wir doch die Möglichkeit ein, daß dieſe Sonne kein eigentliches Feuer ſeyn muß, und daß die Be- wohner derſelben, wenn es deren gibt, ſich mehr über Kälte, als über eine zu große Hitze beklagen können. (Vergl. II. S. 37.) Ihre Strahlen wenigſtens, ſo nothwendig ſie auch zur Hervor- bringung der Wärme auf unſerer Erde ſeyn mögen, ſcheinen ſelbſt nicht zu wärmen, ſondern nur die in den Körpern verborgene und ihnen eigenthümliche Wärme zu erwecken. Dieſe Erregbarkeit der Körper für den Wärmeſtoff durch die Sonnenſtrahlen kann bei den Kometen eine ganz andere ſeyn, als bei uns und ſie kann dort ſelbſt gänzlich wegfallen. Warum hat man an dem ſchon öfter er- wähnten großen Kometen von 1680 nach ſeinem Durchgange durch das Perihelium keine Aenderung bemerkt, da er doch (II. S. 254) der Sonne ſo nahe kam, daß er beinahe die Oberfläche der- ſelben ſtreifte? Könnte nicht eben die ungeheuere Ausdehnung, welche die Maſſe der Kometen bei ihrer Annäherung zur Sonne

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/306
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/306>, abgerufen am 25.11.2024.