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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Kometen.
mus des Menschen, den sie oft schon nach einigen Stunden durch
den Brand zerstörte. Oft ergriff sie auch nur einzelne Glieder,
Arme oder Beine, die nach wenig Tagen schwarz wurden und ab-
fielen. Aus ihr soll das spätere Antoniusfeuer, das noch sehr
verheerend war und aus diesem endlich unser milderes, sogenann-
tes Rothlauf entstanden seyn. Damals kamen unter den geäng-
stigten Menschen die Wallfahrten nach dem heiligen Lande auf,
aus welchen späterhin, gegen Ende des eilften Jahrhunderts die
Kreuzzüge entstanden. Größere Kometen sah man nur zwei um
diese Zeit, den ersten i. J. 983, also 13 Jahre zu früh, und den
zweiten 1005, also 9 Jahre zu spät.

Im Jahre 1092 begann ein allgemeines Sterben der Men-
schen und Thiere, das über fünf Jahre währte. Viele Länder ver-
loren die Hälfte ihrer Einwohner und andere verödeten gänzlich.
Es war der allgemeine Glaube, daß der jüngste Tag bevorstehe.
Alle Hausthiere flohen in die Gebirge und Wälder, wo sie wieder
verwilderten. In den letzten Jahren kam diese Pest auch nach
Palästina unter die Kreuzfahrer. Zu Jerusalem starben durch
mehrere Wochen täglich 500 Menschen, unter ihnen auch Gottfried
von Bouillon. Antiochien starb beinahe ganz aus und von dem
Heere des ersten Kreuzzuges gingen in dieser Stadt allein in zwei
Monaten über 200000 Menschen zu Grunde. Ein im November
1097 ihnen aus Europa nachgeschicktes Hülfscorps von 25000
Mann wurde sogleich bei seiner Ausschiffung an der asiatischen
Küste von der Krankheit ergriffen und beinahe gänzlich aufgerie-
ben. -- Größere Kometen sah man aber nur i. J. 1071 und 1097,
also 21 Jahre zu früh und 5 Jahre zu spät.

Das verderblichste Jahrhundert unserer ganzen Menschenge-
schichte war das vierzehnte. Schon i. J. 1310 brach eine große,
siebenjährige Pest über ganz Europa aus. In Straßburg starben
13000, in Basel 14000, in Mainz 16000, in Köln 30000 Men-
schen und viele andere Städte Europa's starben beinahe gänzlich
aus. Ein großer Komet wurde bloß i. J. 1305, also fünf Jahre
zu früh gesehen, was aber doch den Chronikschreiber Prätorius
nicht hinderte, ihn als den Vorboten jener Pest anzusehen.

Im Jahre 1347 begann die fürchterliche Pest, die späterhin

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Kometen.
mus des Menſchen, den ſie oft ſchon nach einigen Stunden durch
den Brand zerſtörte. Oft ergriff ſie auch nur einzelne Glieder,
Arme oder Beine, die nach wenig Tagen ſchwarz wurden und ab-
fielen. Aus ihr ſoll das ſpätere Antoniusfeuer, das noch ſehr
verheerend war und aus dieſem endlich unſer milderes, ſogenann-
tes Rothlauf entſtanden ſeyn. Damals kamen unter den geäng-
ſtigten Menſchen die Wallfahrten nach dem heiligen Lande auf,
aus welchen ſpäterhin, gegen Ende des eilften Jahrhunderts die
Kreuzzüge entſtanden. Größere Kometen ſah man nur zwei um
dieſe Zeit, den erſten i. J. 983, alſo 13 Jahre zu früh, und den
zweiten 1005, alſo 9 Jahre zu ſpät.

Im Jahre 1092 begann ein allgemeines Sterben der Men-
ſchen und Thiere, das über fünf Jahre währte. Viele Länder ver-
loren die Hälfte ihrer Einwohner und andere verödeten gänzlich.
Es war der allgemeine Glaube, daß der jüngſte Tag bevorſtehe.
Alle Hausthiere flohen in die Gebirge und Wälder, wo ſie wieder
verwilderten. In den letzten Jahren kam dieſe Peſt auch nach
Paläſtina unter die Kreuzfahrer. Zu Jeruſalem ſtarben durch
mehrere Wochen täglich 500 Menſchen, unter ihnen auch Gottfried
von Bouillon. Antiochien ſtarb beinahe ganz aus und von dem
Heere des erſten Kreuzzuges gingen in dieſer Stadt allein in zwei
Monaten über 200000 Menſchen zu Grunde. Ein im November
1097 ihnen aus Europa nachgeſchicktes Hülfscorps von 25000
Mann wurde ſogleich bei ſeiner Ausſchiffung an der aſiatiſchen
Küſte von der Krankheit ergriffen und beinahe gänzlich aufgerie-
ben. — Größere Kometen ſah man aber nur i. J. 1071 und 1097,
alſo 21 Jahre zu früh und 5 Jahre zu ſpät.

Das verderblichſte Jahrhundert unſerer ganzen Menſchenge-
ſchichte war das vierzehnte. Schon i. J. 1310 brach eine große,
ſiebenjährige Peſt über ganz Europa aus. In Straßburg ſtarben
13000, in Baſel 14000, in Mainz 16000, in Köln 30000 Men-
ſchen und viele andere Städte Europa’s ſtarben beinahe gänzlich
aus. Ein großer Komet wurde bloß i. J. 1305, alſo fünf Jahre
zu früh geſehen, was aber doch den Chronikſchreiber Prätorius
nicht hinderte, ihn als den Vorboten jener Peſt anzuſehen.

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[291/0301] Kometen. mus des Menſchen, den ſie oft ſchon nach einigen Stunden durch den Brand zerſtörte. Oft ergriff ſie auch nur einzelne Glieder, Arme oder Beine, die nach wenig Tagen ſchwarz wurden und ab- fielen. Aus ihr ſoll das ſpätere Antoniusfeuer, das noch ſehr verheerend war und aus dieſem endlich unſer milderes, ſogenann- tes Rothlauf entſtanden ſeyn. Damals kamen unter den geäng- ſtigten Menſchen die Wallfahrten nach dem heiligen Lande auf, aus welchen ſpäterhin, gegen Ende des eilften Jahrhunderts die Kreuzzüge entſtanden. Größere Kometen ſah man nur zwei um dieſe Zeit, den erſten i. J. 983, alſo 13 Jahre zu früh, und den zweiten 1005, alſo 9 Jahre zu ſpät. Im Jahre 1092 begann ein allgemeines Sterben der Men- ſchen und Thiere, das über fünf Jahre währte. Viele Länder ver- loren die Hälfte ihrer Einwohner und andere verödeten gänzlich. Es war der allgemeine Glaube, daß der jüngſte Tag bevorſtehe. Alle Hausthiere flohen in die Gebirge und Wälder, wo ſie wieder verwilderten. In den letzten Jahren kam dieſe Peſt auch nach Paläſtina unter die Kreuzfahrer. Zu Jeruſalem ſtarben durch mehrere Wochen täglich 500 Menſchen, unter ihnen auch Gottfried von Bouillon. Antiochien ſtarb beinahe ganz aus und von dem Heere des erſten Kreuzzuges gingen in dieſer Stadt allein in zwei Monaten über 200000 Menſchen zu Grunde. Ein im November 1097 ihnen aus Europa nachgeſchicktes Hülfscorps von 25000 Mann wurde ſogleich bei ſeiner Ausſchiffung an der aſiatiſchen Küſte von der Krankheit ergriffen und beinahe gänzlich aufgerie- ben. — Größere Kometen ſah man aber nur i. J. 1071 und 1097, alſo 21 Jahre zu früh und 5 Jahre zu ſpät. Das verderblichſte Jahrhundert unſerer ganzen Menſchenge- ſchichte war das vierzehnte. Schon i. J. 1310 brach eine große, ſiebenjährige Peſt über ganz Europa aus. In Straßburg ſtarben 13000, in Baſel 14000, in Mainz 16000, in Köln 30000 Men- ſchen und viele andere Städte Europa’s ſtarben beinahe gänzlich aus. Ein großer Komet wurde bloß i. J. 1305, alſo fünf Jahre zu früh geſehen, was aber doch den Chronikſchreiber Prätorius nicht hinderte, ihn als den Vorboten jener Peſt anzuſehen. Im Jahre 1347 begann die fürchterliche Peſt, die ſpäterhin 19 *

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 291. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/301>, abgerufen am 22.11.2024.