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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Kometen.
in Gestalt eines Pfauenschweifes aus. Zur Zeit seiner Sonnen-
nähe soll sein Kern das intensive Licht eines Fixsterns gehabt
haben. Da man ihn anfangs am Morgen oder vor Sonnenauf-
gang und später, nachdem er einige Zeit ganz verschwunden war,
wieder Abends bald nach Sonnenuntergang am Himmel ge-
sehen hatte, so glaubten mehrere, daß zwei verschiedene Kometen
nach einander erschienen seyen. Allein mehrere Beobachter hatten
bereits die richtige Ansicht gewonnen, daß diese beiden Erscheinungen
nur einem und demselben Kometen angehören, dessen Sichtbarkeit
nur durch seine Annäherung zur Sonne einige Zeit unterbrochen
wurde, und der dann, als er auf die andere oder östliche Seite
der Sonne getreten war, auch im Osten von derselben, d. h. bald
nach Sonnenuntergang, am abendlichen Himmel gesehen werden
mußte.

Fünf Jahre früher i. J. 1451 hatte Mahomed II. Constan-
tinopel erobert und dadurch dem seit Constantin M. bestehenden
griechischen Kaiserthume ein Ende gemacht. Allein ein anderer
großer Komet von 1454 hatte bei den siegreichen Türken großen
Schrecken verbreitet, indem sie ihn für die Anzeige eines allge-
meinen Kreuzzuges der gesammten europäischen christlichen Heere
gegen sie hielten. Zwei Jahre später, als die Türken, dieser
Anzeige ungeachtet, sehr glückliche Fortschritte gemacht und beson-
ders das deutsche Reich mit ihren siegreichen Heeren zu über-
schwemmen gedroht hatten, erschien jener Komet von 1456 und
verbreitete jetzt einen noch größeren Schrecken unter den Christen,
die ihn für nichts weniger, als den Vorboten ihres gemeinsamen
Unterganges betrachteten. Calvisius, einer der Chronisten jener
Zeit, berichtet uns: His (cometa et bello) exterritus Papa
Calixtus III ad advertendam Dei iram aliquot dierum sup-
plicationes indixit, constituitque in urbibus, ut in meridie
campanae pulsarentur, ut omnes de precibus contra Tur-
carum tyrrannidem fundendis admonerentur.
Nicht umsonst, wie
es scheint, denn schon in dem ersten Jahre des Feldzuges erscholl die
freudenvolle Nachricht von der völligen Niederlage der Türken. So
willkommen dieselbe der ganzen Christenheit im allgemeinen seyn
mochte, so verlegen machte sie zugleich die Kometendeuter. Der eine,

Kometen.
in Geſtalt eines Pfauenſchweifes aus. Zur Zeit ſeiner Sonnen-
nähe ſoll ſein Kern das intenſive Licht eines Fixſterns gehabt
haben. Da man ihn anfangs am Morgen oder vor Sonnenauf-
gang und ſpäter, nachdem er einige Zeit ganz verſchwunden war,
wieder Abends bald nach Sonnenuntergang am Himmel ge-
ſehen hatte, ſo glaubten mehrere, daß zwei verſchiedene Kometen
nach einander erſchienen ſeyen. Allein mehrere Beobachter hatten
bereits die richtige Anſicht gewonnen, daß dieſe beiden Erſcheinungen
nur einem und demſelben Kometen angehören, deſſen Sichtbarkeit
nur durch ſeine Annäherung zur Sonne einige Zeit unterbrochen
wurde, und der dann, als er auf die andere oder öſtliche Seite
der Sonne getreten war, auch im Oſten von derſelben, d. h. bald
nach Sonnenuntergang, am abendlichen Himmel geſehen werden
mußte.

Fünf Jahre früher i. J. 1451 hatte Mahomed II. Conſtan-
tinopel erobert und dadurch dem ſeit Conſtantin M. beſtehenden
griechiſchen Kaiſerthume ein Ende gemacht. Allein ein anderer
großer Komet von 1454 hatte bei den ſiegreichen Türken großen
Schrecken verbreitet, indem ſie ihn für die Anzeige eines allge-
meinen Kreuzzuges der geſammten europäiſchen chriſtlichen Heere
gegen ſie hielten. Zwei Jahre ſpäter, als die Türken, dieſer
Anzeige ungeachtet, ſehr glückliche Fortſchritte gemacht und beſon-
ders das deutſche Reich mit ihren ſiegreichen Heeren zu über-
ſchwemmen gedroht hatten, erſchien jener Komet von 1456 und
verbreitete jetzt einen noch größeren Schrecken unter den Chriſten,
die ihn für nichts weniger, als den Vorboten ihres gemeinſamen
Unterganges betrachteten. Calviſius, einer der Chroniſten jener
Zeit, berichtet uns: His (cometa et bello) exterritus Papa
Calixtus III ad advertendam Dei iram aliquot dierum sup-
plicationes indixit, constituitque in urbibus, ut in meridie
campanae pulsarentur, ut omnes de precibus contra Tur-
carum tyrrannidem fundendis admonerentur.
Nicht umſonſt, wie
es ſcheint, denn ſchon in dem erſten Jahre des Feldzuges erſcholl die
freudenvolle Nachricht von der völligen Niederlage der Türken. So
willkommen dieſelbe der ganzen Chriſtenheit im allgemeinen ſeyn
mochte, ſo verlegen machte ſie zugleich die Kometendeuter. Der eine,

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[258/0268] Kometen. in Geſtalt eines Pfauenſchweifes aus. Zur Zeit ſeiner Sonnen- nähe ſoll ſein Kern das intenſive Licht eines Fixſterns gehabt haben. Da man ihn anfangs am Morgen oder vor Sonnenauf- gang und ſpäter, nachdem er einige Zeit ganz verſchwunden war, wieder Abends bald nach Sonnenuntergang am Himmel ge- ſehen hatte, ſo glaubten mehrere, daß zwei verſchiedene Kometen nach einander erſchienen ſeyen. Allein mehrere Beobachter hatten bereits die richtige Anſicht gewonnen, daß dieſe beiden Erſcheinungen nur einem und demſelben Kometen angehören, deſſen Sichtbarkeit nur durch ſeine Annäherung zur Sonne einige Zeit unterbrochen wurde, und der dann, als er auf die andere oder öſtliche Seite der Sonne getreten war, auch im Oſten von derſelben, d. h. bald nach Sonnenuntergang, am abendlichen Himmel geſehen werden mußte. Fünf Jahre früher i. J. 1451 hatte Mahomed II. Conſtan- tinopel erobert und dadurch dem ſeit Conſtantin M. beſtehenden griechiſchen Kaiſerthume ein Ende gemacht. Allein ein anderer großer Komet von 1454 hatte bei den ſiegreichen Türken großen Schrecken verbreitet, indem ſie ihn für die Anzeige eines allge- meinen Kreuzzuges der geſammten europäiſchen chriſtlichen Heere gegen ſie hielten. Zwei Jahre ſpäter, als die Türken, dieſer Anzeige ungeachtet, ſehr glückliche Fortſchritte gemacht und beſon- ders das deutſche Reich mit ihren ſiegreichen Heeren zu über- ſchwemmen gedroht hatten, erſchien jener Komet von 1456 und verbreitete jetzt einen noch größeren Schrecken unter den Chriſten, die ihn für nichts weniger, als den Vorboten ihres gemeinſamen Unterganges betrachteten. Calviſius, einer der Chroniſten jener Zeit, berichtet uns: His (cometa et bello) exterritus Papa Calixtus III ad advertendam Dei iram aliquot dierum sup- plicationes indixit, constituitque in urbibus, ut in meridie campanae pulsarentur, ut omnes de precibus contra Tur- carum tyrrannidem fundendis admonerentur. Nicht umſonſt, wie es ſcheint, denn ſchon in dem erſten Jahre des Feldzuges erſcholl die freudenvolle Nachricht von der völligen Niederlage der Türken. So willkommen dieſelbe der ganzen Chriſtenheit im allgemeinen ſeyn mochte, ſo verlegen machte ſie zugleich die Kometendeuter. Der eine,

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 258. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/268>, abgerufen am 25.11.2024.