Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Kometen. Man wollte diese Erscheinung für die 21ste dieses Kometen vorder erwähnten des Jahres 1456 halten, aber ohne für diese Meinung einen andern Grund anführen zu können, als die Zwischenzeit von 1586 Jahren, die nahe 21 mal 751/2 Jahre be- trägt. -- Die zweite dieser älteren Erscheinungen unseres Ko- meten, deren in unsern Geschichtbüchern Erwähnung geschieht, ist die von dem Jahre 323 nach Chr. Geb., zwischen welcher und jener also fünf Wiederkünfte unbeachtet vorübergegangen seyn würden. Dieses Jahr 323 ging unmittelbar dem großen Conci- lium zu Nicäa, der ersten allgemeinen Kirchenversammlung unter K. Konstantin voraus. Auf demselben wurde die damals sehr verbreitete Lehre des Arius von der Consubstantialität verworfen und die noch jetzt bestehende Bestimmung der Zeit des Osterfestes angenommen. Die Geschichtschreiber jener Epoche wußten diese beiden Ereignisse mit dem Kometen in Verbindung zu bringen. -- Die nächstfolgende dritte Erscheinung desselben fiel, 76 Jahre später, auf das Jahr 399. Auch dieses Jahr war durch ein großes Concilium zu Alexandrien ausgezeichnet, das gegen die Anhänger des Origenes gehalten wurde. Auch überzogen in diesem Jahre die Vandalen zum erstenmale Spanien, von welchem Lande sie dann nach Italien vorrückten. Der Komet soll zu dieser Epoche besonders groß und schrecklich ausgesehen haben, da ihn die gleichzeitigen, meistens kirchlichen Geschichtschreiber einen Co- metam prodigiosae magnitudinis nennen, horribilem aspectu et comam ad terram usque demittentem. Nach einem Zwischen- raum von nahe zweimal 75 Jahren findet man wieder die vierte Erscheinung desselben, oder wenigstens irgend einen großen Ko- meten in d. J. 547, in welchem Rom, die Hauptstadt der Welt, von Totilas geplündert wurde. Nach weiteren vier unbeachteten Vorübergängen erfolgte die fünfte Erscheinung i. J. 930, die, nach der Meinung der gleichzeitigen Chronikenschreiber, dem Tode Heinrich des Voglers und der großen Niederlage der Ungarn in Deutschland als Wahrzeichen vorausgegangen seyn soll. Die sechste bemerkte Wiederkunft fiel in das Jahr 1005, von dem uns Haly Ben Rodoan berichtet. Die siebente Erscheinung desselben fiel auf das Jahr 1080, das Todesjahr des griechischen Kaisers Alexius Kometen. Man wollte dieſe Erſcheinung für die 21ſte dieſes Kometen vorder erwähnten des Jahres 1456 halten, aber ohne für dieſe Meinung einen andern Grund anführen zu können, als die Zwiſchenzeit von 1586 Jahren, die nahe 21 mal 75½ Jahre be- trägt. — Die zweite dieſer älteren Erſcheinungen unſeres Ko- meten, deren in unſern Geſchichtbüchern Erwähnung geſchieht, iſt die von dem Jahre 323 nach Chr. Geb., zwiſchen welcher und jener alſo fünf Wiederkünfte unbeachtet vorübergegangen ſeyn würden. Dieſes Jahr 323 ging unmittelbar dem großen Conci- lium zu Nicäa, der erſten allgemeinen Kirchenverſammlung unter K. Konſtantin voraus. Auf demſelben wurde die damals ſehr verbreitete Lehre des Arius von der Conſubſtantialität verworfen und die noch jetzt beſtehende Beſtimmung der Zeit des Oſterfeſtes angenommen. Die Geſchichtſchreiber jener Epoche wußten dieſe beiden Ereigniſſe mit dem Kometen in Verbindung zu bringen. — Die nächſtfolgende dritte Erſcheinung deſſelben fiel, 76 Jahre ſpäter, auf das Jahr 399. Auch dieſes Jahr war durch ein großes Concilium zu Alexandrien ausgezeichnet, das gegen die Anhänger des Origenes gehalten wurde. Auch überzogen in dieſem Jahre die Vandalen zum erſtenmale Spanien, von welchem Lande ſie dann nach Italien vorrückten. Der Komet ſoll zu dieſer Epoche beſonders groß und ſchrecklich ausgeſehen haben, da ihn die gleichzeitigen, meiſtens kirchlichen Geſchichtſchreiber einen Co- metam prodigiosae magnitudinis nennen, horribilem aspectu et comam ad terram usque demittentem. Nach einem Zwiſchen- raum von nahe zweimal 75 Jahren findet man wieder die vierte Erſcheinung deſſelben, oder wenigſtens irgend einen großen Ko- meten in d. J. 547, in welchem Rom, die Hauptſtadt der Welt, von Totilas geplündert wurde. Nach weiteren vier unbeachteten Vorübergängen erfolgte die fünfte Erſcheinung i. J. 930, die, nach der Meinung der gleichzeitigen Chronikenſchreiber, dem Tode Heinrich des Voglers und der großen Niederlage der Ungarn in Deutſchland als Wahrzeichen vorausgegangen ſeyn ſoll. Die ſechste bemerkte Wiederkunft fiel in das Jahr 1005, von dem uns Haly Ben Rodoan berichtet. 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Kometen.
Man wollte dieſe Erſcheinung für die 21ſte dieſes Kometen vor
der erwähnten des Jahres 1456 halten, aber ohne für dieſe
Meinung einen andern Grund anführen zu können, als die
Zwiſchenzeit von 1586 Jahren, die nahe 21 mal 75½ Jahre be-
trägt. — Die zweite dieſer älteren Erſcheinungen unſeres Ko-
meten, deren in unſern Geſchichtbüchern Erwähnung geſchieht, iſt
die von dem Jahre 323 nach Chr. Geb., zwiſchen welcher und
jener alſo fünf Wiederkünfte unbeachtet vorübergegangen ſeyn
würden. Dieſes Jahr 323 ging unmittelbar dem großen Conci-
lium zu Nicäa, der erſten allgemeinen Kirchenverſammlung unter
K. Konſtantin voraus. Auf demſelben wurde die damals ſehr
verbreitete Lehre des Arius von der Conſubſtantialität verworfen
und die noch jetzt beſtehende Beſtimmung der Zeit des Oſterfeſtes
angenommen. Die Geſchichtſchreiber jener Epoche wußten dieſe
beiden Ereigniſſe mit dem Kometen in Verbindung zu bringen.
— Die nächſtfolgende dritte Erſcheinung deſſelben fiel, 76 Jahre
ſpäter, auf das Jahr 399. Auch dieſes Jahr war durch ein
großes Concilium zu Alexandrien ausgezeichnet, das gegen die
Anhänger des Origenes gehalten wurde. Auch überzogen in dieſem
Jahre die Vandalen zum erſtenmale Spanien, von welchem Lande
ſie dann nach Italien vorrückten. Der Komet ſoll zu dieſer
Epoche beſonders groß und ſchrecklich ausgeſehen haben, da ihn
die gleichzeitigen, meiſtens kirchlichen Geſchichtſchreiber einen Co-
metam prodigiosae magnitudinis nennen, horribilem aspectu
et comam ad terram usque demittentem. Nach einem Zwiſchen-
raum von nahe zweimal 75 Jahren findet man wieder die vierte
Erſcheinung deſſelben, oder wenigſtens irgend einen großen Ko-
meten in d. J. 547, in welchem Rom, die Hauptſtadt der Welt,
von Totilas geplündert wurde. Nach weiteren vier unbeachteten
Vorübergängen erfolgte die fünfte Erſcheinung i. J. 930, die,
nach der Meinung der gleichzeitigen Chronikenſchreiber, dem Tode
Heinrich des Voglers und der großen Niederlage der Ungarn in
Deutſchland als Wahrzeichen vorausgegangen ſeyn ſoll. Die ſechste
bemerkte Wiederkunft fiel in das Jahr 1005, von dem uns Haly Ben
Rodoan berichtet. Die ſiebente Erſcheinung deſſelben fiel auf
das Jahr 1080, das Todesjahr des griechiſchen Kaiſers Alexius
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