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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Kometen.
Bessel endlich, der die Beobachtungen dieses Kometen mit einer
besondern Sorgfalt discutirte, sogar eine von 2089 Jahren. Der
letzte zeigte zugleich, daß ein Beobachtungsfehler von nur fünf
Secunden die Umlaufszeit des Kometen schon um 400 bis 500
Jahre ändern kann. Eben so fand Prosperin für den Kometen
von 1779 aus seinen Rechnungen, je nachdem er andere Beob-
achtungen zu Grunde legte, bald eine Umlaufszeit von 1160, bald
von 19000 und endlich sogar eine unendlich große, d. h. eine
parabolische Bahn, in welcher der Komet nie mehr zur Sonne
zurückkehrt. Für den bereits oben erwähnten großen Kometen
von 1680 fand Halley eine Umlaufszeit von 575 Jahren, während
Encke aus seiner sorgfältigen Untersuchung aller über ihn ge-
sammelten Beobachtungen eine Umlaufszeit von 8800 Jahren
abgeleitet hat. Diese Beispiele, welche man leicht noch mit andern
vermehren könnte, werden genügen, zu zeigen, wie schwer es ist,
die Umlaufszeiten der Kometen, wenigstens wenn diese einmal
mehrere Jahrhunderte umfassen, mit Genauigkeit zu bestimmen.

§. 165. (Kometen von bekannter Umlaufszeit.) Es giebt in
der That kein anderes Mittel, die Umlaufszeit eines Kometen
verläßlich zu bestimmen, als die Beobachtung seiner Wiederkehr
selbst, wo man ihn an der Identität seiner Elemente mit einem
früher da gewesenen Gaste erkennen kann. Von Kometen, deren
Umlaufszeit man auf diese Weise bestimmt hat, kennt man jetzt
mit Genauigkeit nur vier, deren Namen, nach denen ihrer Ent-
decker oder ersten Berechner, und deren Umlaufszeiten folgende sind:

Halley's Komet mit einer Umlaufszeit von 76 Jahren
Olbers -- -- -- -- -- 74 --
Encke's -- -- -- -- -- 3,29 --
Biela's -- -- -- -- -- 6,74 --

Diese vier merkwürdigen Kometen gehören so recht eigentlich
unserm Sonnensysteme an; sie bewegen sich immer unter den Pla-
neten, von welchen nur die beiden ersten sich noch zuweilen be-
deutend entfernen, während die anderen in ungemessenen und
größtentheils für uns unmeßbaren Bahnen weit über die Gränze
unseres Planetensystems hinausschweifen, sich in den unbekannten
Tiefen des Himmels verlieren, und vielleicht schon nach ihrem

Kometen.
Beſſel endlich, der die Beobachtungen dieſes Kometen mit einer
beſondern Sorgfalt discutirte, ſogar eine von 2089 Jahren. Der
letzte zeigte zugleich, daß ein Beobachtungsfehler von nur fünf
Secunden die Umlaufszeit des Kometen ſchon um 400 bis 500
Jahre ändern kann. Eben ſo fand Proſperin für den Kometen
von 1779 aus ſeinen Rechnungen, je nachdem er andere Beob-
achtungen zu Grunde legte, bald eine Umlaufszeit von 1160, bald
von 19000 und endlich ſogar eine unendlich große, d. h. eine
paraboliſche Bahn, in welcher der Komet nie mehr zur Sonne
zurückkehrt. Für den bereits oben erwähnten großen Kometen
von 1680 fand Halley eine Umlaufszeit von 575 Jahren, während
Encke aus ſeiner ſorgfältigen Unterſuchung aller über ihn ge-
ſammelten Beobachtungen eine Umlaufszeit von 8800 Jahren
abgeleitet hat. Dieſe Beiſpiele, welche man leicht noch mit andern
vermehren könnte, werden genügen, zu zeigen, wie ſchwer es iſt,
die Umlaufszeiten der Kometen, wenigſtens wenn dieſe einmal
mehrere Jahrhunderte umfaſſen, mit Genauigkeit zu beſtimmen.

§. 165. (Kometen von bekannter Umlaufszeit.) Es giebt in
der That kein anderes Mittel, die Umlaufszeit eines Kometen
verläßlich zu beſtimmen, als die Beobachtung ſeiner Wiederkehr
ſelbſt, wo man ihn an der Identität ſeiner Elemente mit einem
früher da geweſenen Gaſte erkennen kann. Von Kometen, deren
Umlaufszeit man auf dieſe Weiſe beſtimmt hat, kennt man jetzt
mit Genauigkeit nur vier, deren Namen, nach denen ihrer Ent-
decker oder erſten Berechner, und deren Umlaufszeiten folgende ſind:

Halley’s Komet mit einer Umlaufszeit von 76 Jahren
Olbers — — — — — 74 —
Encke’s — — — — — 3,29
Biela’s — — — — — 6,74

Dieſe vier merkwürdigen Kometen gehören ſo recht eigentlich
unſerm Sonnenſyſteme an; ſie bewegen ſich immer unter den Pla-
neten, von welchen nur die beiden erſten ſich noch zuweilen be-
deutend entfernen, während die anderen in ungemeſſenen und
größtentheils für uns unmeßbaren Bahnen weit über die Gränze
unſeres Planetenſyſtems hinausſchweifen, ſich in den unbekannten
Tiefen des Himmels verlieren, und vielleicht ſchon nach ihrem

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[251/0261] Kometen. Beſſel endlich, der die Beobachtungen dieſes Kometen mit einer beſondern Sorgfalt discutirte, ſogar eine von 2089 Jahren. Der letzte zeigte zugleich, daß ein Beobachtungsfehler von nur fünf Secunden die Umlaufszeit des Kometen ſchon um 400 bis 500 Jahre ändern kann. Eben ſo fand Proſperin für den Kometen von 1779 aus ſeinen Rechnungen, je nachdem er andere Beob- achtungen zu Grunde legte, bald eine Umlaufszeit von 1160, bald von 19000 und endlich ſogar eine unendlich große, d. h. eine paraboliſche Bahn, in welcher der Komet nie mehr zur Sonne zurückkehrt. Für den bereits oben erwähnten großen Kometen von 1680 fand Halley eine Umlaufszeit von 575 Jahren, während Encke aus ſeiner ſorgfältigen Unterſuchung aller über ihn ge- ſammelten Beobachtungen eine Umlaufszeit von 8800 Jahren abgeleitet hat. Dieſe Beiſpiele, welche man leicht noch mit andern vermehren könnte, werden genügen, zu zeigen, wie ſchwer es iſt, die Umlaufszeiten der Kometen, wenigſtens wenn dieſe einmal mehrere Jahrhunderte umfaſſen, mit Genauigkeit zu beſtimmen. §. 165. (Kometen von bekannter Umlaufszeit.) Es giebt in der That kein anderes Mittel, die Umlaufszeit eines Kometen verläßlich zu beſtimmen, als die Beobachtung ſeiner Wiederkehr ſelbſt, wo man ihn an der Identität ſeiner Elemente mit einem früher da geweſenen Gaſte erkennen kann. Von Kometen, deren Umlaufszeit man auf dieſe Weiſe beſtimmt hat, kennt man jetzt mit Genauigkeit nur vier, deren Namen, nach denen ihrer Ent- decker oder erſten Berechner, und deren Umlaufszeiten folgende ſind: Halley’s Komet mit einer Umlaufszeit von 76 Jahren Olbers — — — — — 74 — Encke’s — — — — — 3,29 — Biela’s — — — — — 6,74 — Dieſe vier merkwürdigen Kometen gehören ſo recht eigentlich unſerm Sonnenſyſteme an; ſie bewegen ſich immer unter den Pla- neten, von welchen nur die beiden erſten ſich noch zuweilen be- deutend entfernen, während die anderen in ungemeſſenen und größtentheils für uns unmeßbaren Bahnen weit über die Gränze unſeres Planetenſyſtems hinausſchweifen, ſich in den unbekannten Tiefen des Himmels verlieren, und vielleicht ſchon nach ihrem

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 251. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/261>, abgerufen am 22.11.2024.