Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.
Kometen. vorbringen würde. Wir werden bald noch andere Himmelskörperkennen lernen, die uns ebenfalls nur als ungemein ausgebreitete Nebelgebilde erscheinen, und die sich in noch viel entfernteren Räumen, als die Kometen, bewegen und die vielleicht nur Con- glomerationen von einer das Weltall erfüllenden, äußerst feinen, durchsichtigen und elastischen Masse, des Aethers, sind. Die Kometen mögen diesen Aether, wo sie dichteren Schichten desselben begegnen, an sich ziehen, und wenn sie sich später der Sonne wie- der nähern, entfernt sich vielleicht diese fremde Masse, welche die starke Annäherung zur Sonne nicht ertragen kann, wieder von dem Kometen und hängt anfangs nur mehr in der Gestalt eines Schweifes mit ihm zusammen, bis sie sich endlich ganz von ihm trennt. Bei dieser Hypothese könnten die Kometen im Allgemei- nen gar wohl beständige Körper seyn, deren eigentlicher Körper unzerstört bleibt, während bloß die mit ihnen zufällig vereinigten fremdartigen Stoffe von jenen Veränderungen getroffen würden und vielleicht ließe sich daraus zugleich erklären, warum die Ge- stalten dieser Körper, bei ihren verschiedenen Erscheinungen, so sel- ten dieselben sind. Nach unseren bisherigen Erfahrungen sind zwar alle Körper Kometen. vorbringen würde. Wir werden bald noch andere Himmelskörperkennen lernen, die uns ebenfalls nur als ungemein ausgebreitete Nebelgebilde erſcheinen, und die ſich in noch viel entfernteren Räumen, als die Kometen, bewegen und die vielleicht nur Con- glomerationen von einer das Weltall erfüllenden, äußerſt feinen, durchſichtigen und elaſtiſchen Maſſe, des Aethers, ſind. Die Kometen mögen dieſen Aether, wo ſie dichteren Schichten deſſelben begegnen, an ſich ziehen, und wenn ſie ſich ſpäter der Sonne wie- der nähern, entfernt ſich vielleicht dieſe fremde Maſſe, welche die ſtarke Annäherung zur Sonne nicht ertragen kann, wieder von dem Kometen und hängt anfangs nur mehr in der Geſtalt eines Schweifes mit ihm zuſammen, bis ſie ſich endlich ganz von ihm trennt. Bei dieſer Hypotheſe könnten die Kometen im Allgemei- nen gar wohl beſtändige Körper ſeyn, deren eigentlicher Körper unzerſtört bleibt, während bloß die mit ihnen zufällig vereinigten fremdartigen Stoffe von jenen Veränderungen getroffen würden und vielleicht ließe ſich daraus zugleich erklären, warum die Ge- ſtalten dieſer Körper, bei ihren verſchiedenen Erſcheinungen, ſo ſel- ten dieſelben ſind. Nach unſeren bisherigen Erfahrungen ſind zwar alle Körper <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0246" n="236"/><fw place="top" type="header">Kometen.</fw><lb/> vorbringen würde. Wir werden bald noch andere Himmelskörper<lb/> kennen lernen, die uns ebenfalls nur als ungemein ausgebreitete<lb/><hi rendition="#g">Nebelgebilde</hi> erſcheinen, und die ſich in noch viel entfernteren<lb/> Räumen, als die Kometen, bewegen und die vielleicht nur Con-<lb/> glomerationen von einer das Weltall erfüllenden, äußerſt feinen,<lb/> durchſichtigen und elaſtiſchen Maſſe, des <hi rendition="#g">Aethers</hi>, ſind. Die<lb/> Kometen mögen dieſen Aether, wo ſie dichteren Schichten deſſelben<lb/> begegnen, an ſich ziehen, und wenn ſie ſich ſpäter der Sonne wie-<lb/> der nähern, entfernt ſich vielleicht dieſe fremde Maſſe, welche<lb/> die ſtarke Annäherung zur Sonne nicht ertragen kann, wieder von<lb/> dem Kometen und hängt anfangs nur mehr in der Geſtalt eines<lb/> Schweifes mit ihm zuſammen, bis ſie ſich endlich ganz von ihm<lb/> trennt. Bei dieſer Hypotheſe könnten die Kometen im Allgemei-<lb/> nen gar wohl beſtändige Körper ſeyn, deren eigentlicher Körper<lb/> unzerſtört bleibt, während bloß die mit ihnen zufällig vereinigten<lb/> fremdartigen Stoffe von jenen Veränderungen getroffen würden<lb/> und vielleicht ließe ſich daraus zugleich erklären, warum die Ge-<lb/> ſtalten dieſer Körper, bei ihren verſchiedenen Erſcheinungen, ſo ſel-<lb/> ten dieſelben ſind.</p><lb/> <p>Nach unſeren bisherigen Erfahrungen ſind zwar alle Körper<lb/> des Himmels und der Erde gegen einander ſchwer, d. h. ſie zie-<lb/> hen ſich gegenſeitig an. Aber es wäre doch auch möglich, daß<lb/> einige, daß ſelbſt viele dieſer Körper, die wir bisher noch nicht<lb/> unterſucht haben, davon eine Ausnahme machen. Wiſſen wir doch<lb/> noch immer nicht, ob der Licht- oder Wärme-Stoff eine Schwere<lb/> habe oder nicht. Wenn dieß bei dem Lichtſtoffe der Fall wäre,<lb/> ſo müßte er ſich, ſeit ſo vielen Jahrtauſenden, ſchon längſt um<lb/> die Planeten angehäuft haben, wovon wir aber auch nicht die ge-<lb/> ringſte Spur entdecken können. Und wenn es ſonach in der That<lb/> Körper ohne Schwere geben könnte, was hindert uns, noch einen<lb/> Schritt weiter zu gehen und ſelbſt Körper mit negativer Schwere,<lb/> d. h. ſolche anzunehmen, welche die andern Körper nicht nur nicht<lb/> anziehen, ſondern ſie von ſich abſtoßen. Die Chemie hat uns bereits<lb/> ſolche Eigenſchaften der einzelnen Theile der Körper in Menge kennen<lb/> gelehrt. Wenn alſo die Sonne gegen den Kern des Kometen eine<lb/> poſitive Schwere hat, ſo wird daraus die elliptiſche Bewegung der<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [236/0246]
Kometen.
vorbringen würde. Wir werden bald noch andere Himmelskörper
kennen lernen, die uns ebenfalls nur als ungemein ausgebreitete
Nebelgebilde erſcheinen, und die ſich in noch viel entfernteren
Räumen, als die Kometen, bewegen und die vielleicht nur Con-
glomerationen von einer das Weltall erfüllenden, äußerſt feinen,
durchſichtigen und elaſtiſchen Maſſe, des Aethers, ſind. Die
Kometen mögen dieſen Aether, wo ſie dichteren Schichten deſſelben
begegnen, an ſich ziehen, und wenn ſie ſich ſpäter der Sonne wie-
der nähern, entfernt ſich vielleicht dieſe fremde Maſſe, welche
die ſtarke Annäherung zur Sonne nicht ertragen kann, wieder von
dem Kometen und hängt anfangs nur mehr in der Geſtalt eines
Schweifes mit ihm zuſammen, bis ſie ſich endlich ganz von ihm
trennt. Bei dieſer Hypotheſe könnten die Kometen im Allgemei-
nen gar wohl beſtändige Körper ſeyn, deren eigentlicher Körper
unzerſtört bleibt, während bloß die mit ihnen zufällig vereinigten
fremdartigen Stoffe von jenen Veränderungen getroffen würden
und vielleicht ließe ſich daraus zugleich erklären, warum die Ge-
ſtalten dieſer Körper, bei ihren verſchiedenen Erſcheinungen, ſo ſel-
ten dieſelben ſind.
Nach unſeren bisherigen Erfahrungen ſind zwar alle Körper
des Himmels und der Erde gegen einander ſchwer, d. h. ſie zie-
hen ſich gegenſeitig an. Aber es wäre doch auch möglich, daß
einige, daß ſelbſt viele dieſer Körper, die wir bisher noch nicht
unterſucht haben, davon eine Ausnahme machen. Wiſſen wir doch
noch immer nicht, ob der Licht- oder Wärme-Stoff eine Schwere
habe oder nicht. Wenn dieß bei dem Lichtſtoffe der Fall wäre,
ſo müßte er ſich, ſeit ſo vielen Jahrtauſenden, ſchon längſt um
die Planeten angehäuft haben, wovon wir aber auch nicht die ge-
ringſte Spur entdecken können. Und wenn es ſonach in der That
Körper ohne Schwere geben könnte, was hindert uns, noch einen
Schritt weiter zu gehen und ſelbſt Körper mit negativer Schwere,
d. h. ſolche anzunehmen, welche die andern Körper nicht nur nicht
anziehen, ſondern ſie von ſich abſtoßen. Die Chemie hat uns bereits
ſolche Eigenſchaften der einzelnen Theile der Körper in Menge kennen
gelehrt. Wenn alſo die Sonne gegen den Kern des Kometen eine
poſitive Schwere hat, ſo wird daraus die elliptiſche Bewegung der
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
| URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835 |
| URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/246 |
| Zitationshilfe: | Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 236. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/246>, abgerufen am 24.11.2024. |
