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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Kometen.
Kometen immer in der Verlängerung derjenigen geraden Linie
liege, die die Sonne mit dem Kometen verbindet. Aber davon ist
eigentlich nur wahr, daß der Schweif, meistens auf der von der
Sonne abgewendeten Seite des Kometen steht. Denn oft ist er
gegen jene Linie sehr stark, bis zu einem rechten Winkel geneigt
und zwar dann immer nach derjenigen Gegend hin, welche der
Komet in seinem Laufe so eben verlassen hat. Da diese Neigung
des Schweifes gegen das Ende desselben zuzunehmen pflegt, so er-
scheint er uns meistens gekrümmt und zwar so, daß seine concave
Seite immer nach derjenigen Gegend hingerichtet ist, nach welcher
der Komet selbst geht, so wie auch diese concave oder innere Seite
des Schweifes immer heller und schärfer begränzt erscheint, als
die äußere, convexe Seite desselben.

§. 157. (Schweife der Kometen.) Man hat bereits Kometen
beobachtet, die zwei, drei und selbst mehrere Schweife hatten, die
meistens alle nach derselben Gegend hin gerichtet sind. Der son-
derbare Komet von dem Jahre 1823 hatte zwei Schweife, die
einander gegenüber standen, so daß der eine derselben der Sonne
zugekehrt und der andere von ihr abgewendet war; eine höchst auf-
fallende Erscheinung, welche die bisher mit viel sogenannter Ge-
lehrsamkeit entwickelten Theorien über die Entstehung dieser Schweife
in nicht geringe Verlegenheit setzte. Der Komet vom Jahre 1744
hatte sogar sechs Schweife, oder sein Schweif erschien wenigstens
in sechs Theile gespalten, deren jeder 4 Grade breit und 30 bis
40 Grade lang war. Wunderbarer noch sind die äußerst heftigen
Bewegungen, die man bei einigen von ihnen, z. B. Chladni bei
dem großen Kometen von 1811, bemerkt haben will, der sehr
schnelle, gleichsam zuckende Verlängerungen und Verkürzungen die-
ses Schweifes sah, mit welchen die leuchtende Masse dieser
Schweife in einer einzigen Secunde den Weg von einer Million
Meilen hin- und wieder zurückschoß, eine Geschwindigkeit, die selbst
jene des Lichtes weit übertreffen würde.

Auf welche Weise und durch welche Mittel diese Schweife
auch entstehen mögen, immer wird man die Ursache derselben in
der Sonne suchen müssen. Denn sie fangen immer erst dann an
sich zu bilden, wenn der Komet der Sonne näher kömmt; sie

Kometen.
Kometen immer in der Verlängerung derjenigen geraden Linie
liege, die die Sonne mit dem Kometen verbindet. Aber davon iſt
eigentlich nur wahr, daß der Schweif, meiſtens auf der von der
Sonne abgewendeten Seite des Kometen ſteht. Denn oft iſt er
gegen jene Linie ſehr ſtark, bis zu einem rechten Winkel geneigt
und zwar dann immer nach derjenigen Gegend hin, welche der
Komet in ſeinem Laufe ſo eben verlaſſen hat. Da dieſe Neigung
des Schweifes gegen das Ende deſſelben zuzunehmen pflegt, ſo er-
ſcheint er uns meiſtens gekrümmt und zwar ſo, daß ſeine concave
Seite immer nach derjenigen Gegend hingerichtet iſt, nach welcher
der Komet ſelbſt geht, ſo wie auch dieſe concave oder innere Seite
des Schweifes immer heller und ſchärfer begränzt erſcheint, als
die äußere, convexe Seite deſſelben.

§. 157. (Schweife der Kometen.) Man hat bereits Kometen
beobachtet, die zwei, drei und ſelbſt mehrere Schweife hatten, die
meiſtens alle nach derſelben Gegend hin gerichtet ſind. Der ſon-
derbare Komet von dem Jahre 1823 hatte zwei Schweife, die
einander gegenüber ſtanden, ſo daß der eine derſelben der Sonne
zugekehrt und der andere von ihr abgewendet war; eine höchſt auf-
fallende Erſcheinung, welche die bisher mit viel ſogenannter Ge-
lehrſamkeit entwickelten Theorien über die Entſtehung dieſer Schweife
in nicht geringe Verlegenheit ſetzte. Der Komet vom Jahre 1744
hatte ſogar ſechs Schweife, oder ſein Schweif erſchien wenigſtens
in ſechs Theile geſpalten, deren jeder 4 Grade breit und 30 bis
40 Grade lang war. Wunderbarer noch ſind die äußerſt heftigen
Bewegungen, die man bei einigen von ihnen, z. B. Chladni bei
dem großen Kometen von 1811, bemerkt haben will, der ſehr
ſchnelle, gleichſam zuckende Verlängerungen und Verkürzungen die-
ſes Schweifes ſah, mit welchen die leuchtende Maſſe dieſer
Schweife in einer einzigen Secunde den Weg von einer Million
Meilen hin- und wieder zurückſchoß, eine Geſchwindigkeit, die ſelbſt
jene des Lichtes weit übertreffen würde.

Auf welche Weiſe und durch welche Mittel dieſe Schweife
auch entſtehen mögen, immer wird man die Urſache derſelben in
der Sonne ſuchen müſſen. Denn ſie fangen immer erſt dann an
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[232/0242] Kometen. Kometen immer in der Verlängerung derjenigen geraden Linie liege, die die Sonne mit dem Kometen verbindet. Aber davon iſt eigentlich nur wahr, daß der Schweif, meiſtens auf der von der Sonne abgewendeten Seite des Kometen ſteht. Denn oft iſt er gegen jene Linie ſehr ſtark, bis zu einem rechten Winkel geneigt und zwar dann immer nach derjenigen Gegend hin, welche der Komet in ſeinem Laufe ſo eben verlaſſen hat. Da dieſe Neigung des Schweifes gegen das Ende deſſelben zuzunehmen pflegt, ſo er- ſcheint er uns meiſtens gekrümmt und zwar ſo, daß ſeine concave Seite immer nach derjenigen Gegend hingerichtet iſt, nach welcher der Komet ſelbſt geht, ſo wie auch dieſe concave oder innere Seite des Schweifes immer heller und ſchärfer begränzt erſcheint, als die äußere, convexe Seite deſſelben. §. 157. (Schweife der Kometen.) Man hat bereits Kometen beobachtet, die zwei, drei und ſelbſt mehrere Schweife hatten, die meiſtens alle nach derſelben Gegend hin gerichtet ſind. Der ſon- derbare Komet von dem Jahre 1823 hatte zwei Schweife, die einander gegenüber ſtanden, ſo daß der eine derſelben der Sonne zugekehrt und der andere von ihr abgewendet war; eine höchſt auf- fallende Erſcheinung, welche die bisher mit viel ſogenannter Ge- lehrſamkeit entwickelten Theorien über die Entſtehung dieſer Schweife in nicht geringe Verlegenheit ſetzte. Der Komet vom Jahre 1744 hatte ſogar ſechs Schweife, oder ſein Schweif erſchien wenigſtens in ſechs Theile geſpalten, deren jeder 4 Grade breit und 30 bis 40 Grade lang war. Wunderbarer noch ſind die äußerſt heftigen Bewegungen, die man bei einigen von ihnen, z. B. Chladni bei dem großen Kometen von 1811, bemerkt haben will, der ſehr ſchnelle, gleichſam zuckende Verlängerungen und Verkürzungen die- ſes Schweifes ſah, mit welchen die leuchtende Maſſe dieſer Schweife in einer einzigen Secunde den Weg von einer Million Meilen hin- und wieder zurückſchoß, eine Geſchwindigkeit, die ſelbſt jene des Lichtes weit übertreffen würde. Auf welche Weiſe und durch welche Mittel dieſe Schweife auch entſtehen mögen, immer wird man die Urſache derſelben in der Sonne ſuchen müſſen. Denn ſie fangen immer erſt dann an ſich zu bilden, wenn der Komet der Sonne näher kömmt; ſie

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 232. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/242>, abgerufen am 25.11.2024.