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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Saturn und sein Ring.
etwas genauer betrachten. -- Es wurde bereits gesagt, daß die
Ebene dieses Rings gegen die Ecliptik unter dem Winkel von 28
Graden geneigt ist und daß er diese Neigung, im Allgemeinen
betrachtet, während seines ganzen Umlaufs um die Sonne beibehält,
so daß er sich selbst immer parallel bleibt.

Sey S (Fig. 9) die Sonne, mn die kreisförmige Bahn der
Erde, und ABCD die des Saturn. Nehmen wir an, daß die
Linie ESC die Knotenlinie (I. S. 222) des Rings in der Ecliptik
sey, so daß also der aufsteigende Knoten A in der Länge von 167°
und der niedersteigende B in der Länge von 347° liege. Auf diese
Knotenlinie senkrecht sey der Durchmesser BD gezogen. Wenn
nun Saturn in dem Punkte A ist oder wenn er, von der Sonne
aus gesehen, die Länge 167° hat, so schneidet die Ebene seines
Ringes die Ecliptik in der Linie ASC, oder diese Ebene geht durch
die Sonne S, und kann sonach bloß in seinen schmalen Kanten,
oder der Dicke nach von der Sonne beleuchtet werden. In diesem
Augenblicke erscheint er also einem Auge in der Sonne nur als
eine gerade Linie, oder in der Gestalt der Fig. 10. Wie aber
Saturn aus diesem Punkte A weiter gegen B fortrückt, so be-
leuchtet auch die Sonne die nördliche Seite des Ringes immer
mehr und mehr, und der Ring wird daher dem Auge in der
Sonne immer breiter erscheinen, bis er, wenn Saturn in B ist,
am weitesten geöffnet ist und die Gestalt von Fig. 11 hat; wo
der nördliche Theil des Rings jenseits der Kugel, und der südliche
dießseits steht. Wie dann Saturn weiter gegen C fortrückt, wird der
Ring wieder enger, bis er in C, in dem absteigenden Knoten,
wieder nur seine Kante erleuchtet hat, und als eine gerade Linie,
wie Fig. 12, erscheint. Von C gegen D wird die Sonne immer
mehr auf der südlichen Seite des Rings vorrücken, die daher
immer breiter erscheint, bis sie in D am breitesten ist, und die
Gestalt Fig. 13 hat, wo der nördliche Theil des Ringes dießseits
der Kugel und der südliche jenseits liegt.

Von der Sonne gesehen erscheint also Saturn während jeder
seiner Revolutionen um die Sonne, d. h., während 291/2 Jahren
zweimal ohne Ring, wenn Saturn die heliocentrische Länge 167°
oder 347° hat, und zweimal am weitesten geöffnet, wenn er die

Saturn und ſein Ring.
etwas genauer betrachten. — Es wurde bereits geſagt, daß die
Ebene dieſes Rings gegen die Ecliptik unter dem Winkel von 28
Graden geneigt iſt und daß er dieſe Neigung, im Allgemeinen
betrachtet, während ſeines ganzen Umlaufs um die Sonne beibehält,
ſo daß er ſich ſelbſt immer parallel bleibt.

Sey S (Fig. 9) die Sonne, mn die kreisförmige Bahn der
Erde, und ABCD die des Saturn. Nehmen wir an, daß die
Linie ESC die Knotenlinie (I. S. 222) des Rings in der Ecliptik
ſey, ſo daß alſo der aufſteigende Knoten A in der Länge von 167°
und der niederſteigende B in der Länge von 347° liege. Auf dieſe
Knotenlinie ſenkrecht ſey der Durchmeſſer BD gezogen. Wenn
nun Saturn in dem Punkte A iſt oder wenn er, von der Sonne
aus geſehen, die Länge 167° hat, ſo ſchneidet die Ebene ſeines
Ringes die Ecliptik in der Linie ASC, oder dieſe Ebene geht durch
die Sonne S, und kann ſonach bloß in ſeinen ſchmalen Kanten,
oder der Dicke nach von der Sonne beleuchtet werden. In dieſem
Augenblicke erſcheint er alſo einem Auge in der Sonne nur als
eine gerade Linie, oder in der Geſtalt der Fig. 10. Wie aber
Saturn aus dieſem Punkte A weiter gegen B fortrückt, ſo be-
leuchtet auch die Sonne die nördliche Seite des Ringes immer
mehr und mehr, und der Ring wird daher dem Auge in der
Sonne immer breiter erſcheinen, bis er, wenn Saturn in B iſt,
am weiteſten geöffnet iſt und die Geſtalt von Fig. 11 hat; wo
der nördliche Theil des Rings jenſeits der Kugel, und der ſüdliche
dießſeits ſteht. Wie dann Saturn weiter gegen C fortrückt, wird der
Ring wieder enger, bis er in C, in dem abſteigenden Knoten,
wieder nur ſeine Kante erleuchtet hat, und als eine gerade Linie,
wie Fig. 12, erſcheint. Von C gegen D wird die Sonne immer
mehr auf der ſüdlichen Seite des Rings vorrücken, die daher
immer breiter erſcheint, bis ſie in D am breiteſten iſt, und die
Geſtalt Fig. 13 hat, wo der nördliche Theil des Ringes dießſeits
der Kugel und der ſüdliche jenſeits liegt.

Von der Sonne geſehen erſcheint alſo Saturn während jeder
ſeiner Revolutionen um die Sonne, d. h., während 29½ Jahren
zweimal ohne Ring, wenn Saturn die heliocentriſche Länge 167°
oder 347° hat, und zweimal am weiteſten geöffnet, wenn er die

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[144/0154] Saturn und ſein Ring. etwas genauer betrachten. — Es wurde bereits geſagt, daß die Ebene dieſes Rings gegen die Ecliptik unter dem Winkel von 28 Graden geneigt iſt und daß er dieſe Neigung, im Allgemeinen betrachtet, während ſeines ganzen Umlaufs um die Sonne beibehält, ſo daß er ſich ſelbſt immer parallel bleibt. Sey S (Fig. 9) die Sonne, mn die kreisförmige Bahn der Erde, und ABCD die des Saturn. Nehmen wir an, daß die Linie ESC die Knotenlinie (I. S. 222) des Rings in der Ecliptik ſey, ſo daß alſo der aufſteigende Knoten A in der Länge von 167° und der niederſteigende B in der Länge von 347° liege. Auf dieſe Knotenlinie ſenkrecht ſey der Durchmeſſer BD gezogen. Wenn nun Saturn in dem Punkte A iſt oder wenn er, von der Sonne aus geſehen, die Länge 167° hat, ſo ſchneidet die Ebene ſeines Ringes die Ecliptik in der Linie ASC, oder dieſe Ebene geht durch die Sonne S, und kann ſonach bloß in ſeinen ſchmalen Kanten, oder der Dicke nach von der Sonne beleuchtet werden. In dieſem Augenblicke erſcheint er alſo einem Auge in der Sonne nur als eine gerade Linie, oder in der Geſtalt der Fig. 10. Wie aber Saturn aus dieſem Punkte A weiter gegen B fortrückt, ſo be- leuchtet auch die Sonne die nördliche Seite des Ringes immer mehr und mehr, und der Ring wird daher dem Auge in der Sonne immer breiter erſcheinen, bis er, wenn Saturn in B iſt, am weiteſten geöffnet iſt und die Geſtalt von Fig. 11 hat; wo der nördliche Theil des Rings jenſeits der Kugel, und der ſüdliche dießſeits ſteht. Wie dann Saturn weiter gegen C fortrückt, wird der Ring wieder enger, bis er in C, in dem abſteigenden Knoten, wieder nur ſeine Kante erleuchtet hat, und als eine gerade Linie, wie Fig. 12, erſcheint. Von C gegen D wird die Sonne immer mehr auf der ſüdlichen Seite des Rings vorrücken, die daher immer breiter erſcheint, bis ſie in D am breiteſten iſt, und die Geſtalt Fig. 13 hat, wo der nördliche Theil des Ringes dießſeits der Kugel und der ſüdliche jenſeits liegt. Von der Sonne geſehen erſcheint alſo Saturn während jeder ſeiner Revolutionen um die Sonne, d. h., während 29½ Jahren zweimal ohne Ring, wenn Saturn die heliocentriſche Länge 167° oder 347° hat, und zweimal am weiteſten geöffnet, wenn er die

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/154>, abgerufen am 23.11.2024.