Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Jupiter. die Sonne beinahe immer in ihrem Zenithe, und selbst wenn sieam tiefsten steht, ist sie nur drei Grade von ihrem Scheitel ent- fernt. Die beiden Pole aber haben abwechselnd durch eine Zeit, die sechs Jahren der Erde gleichkömmt, immerwährend Tag oder Nacht. Wenn diese lange Nacht aufhört, und die Sonne den Bewohnern der Pole wieder erscheint, um wieder sechs Erdenjahre für sie nicht unterzugehen, so schleicht sie doch nur an ihrem Horizonte herum und erhebt sich auch im Mittag nicht mehr als drei Grade über denselben. Aber auch in den andern Gegenden, zwischen dem Aequator und den Polen, sind die Klimate schroff und scharf abgeschnitten und der Unterschied weniger Grade der Breite muß schon eine große und constante Veränderung der Temperatur hervorbringen. So lange übrigens die Jahreszeiten auf diesem Planeten dauern, so kurz sind im Gegentheile wieder die Tageszeiten, da dort Tag und Nacht zusammen genommen noch nicht zehn unserer Erdstunden betragen. Der Unterschied zwischen dem Tag im engern Sinne des Wortes, d. h. zwischen der Anwesenheit der Sonne über dem Horizonte und der Nacht, ist dort, etwa die nächsten Gegenden an den Polen ausgenommen, immer nur sehr klein und die meisten Orte haben durch das ganze Jahr Tag und Nacht nahe gleich groß und zwar gleich fünf unserer Stunden. Dieser schnelle Wechsel des Lichts mit der Finsterniß muß auf die Lebensweise der Bewohner dieses Planeten von wesentlichen Einflüssen seyn, wenn sie anders, so wie wir, den Tag ihren Beschäftigungen und Vergnügungen, und die Nacht der Ruhe und dem Schlafe widmen. Wenn sie mit ihren Arbeiten jeden Tag zu Ende kommen wollen, so müssen sie in wenigen Minuten vollenden, wozu wir ganze Stunden brauchen, und also wohl eine besondere Schnellkraft des Geistes und des Körpers haben. In der That, wie wenige von uns würden zufrieden seyn, wenn ihre Nächte nur fünf Stunden dauerten, und wenn sie schon wieder aufsiehen müßten, nachdem sie sich kaum zu Bette gelegt haben. Wie sehr würden selbst die Virtuosen unter unsern Gourmands in Verlegenheit kommen, wenn sie, in einem Zeitraume von fünf Stunden, schon drei oder vier Mahlzeiten zu sich nehmen müßten. Und wie sehr würden erst unsere Frauen Jupiter. die Sonne beinahe immer in ihrem Zenithe, und ſelbſt wenn ſieam tiefſten ſteht, iſt ſie nur drei Grade von ihrem Scheitel ent- fernt. Die beiden Pole aber haben abwechſelnd durch eine Zeit, die ſechs Jahren der Erde gleichkömmt, immerwährend Tag oder Nacht. Wenn dieſe lange Nacht aufhört, und die Sonne den Bewohnern der Pole wieder erſcheint, um wieder ſechs Erdenjahre für ſie nicht unterzugehen, ſo ſchleicht ſie doch nur an ihrem Horizonte herum und erhebt ſich auch im Mittag nicht mehr als drei Grade über denſelben. Aber auch in den andern Gegenden, zwiſchen dem Aequator und den Polen, ſind die Klimate ſchroff und ſcharf abgeſchnitten und der Unterſchied weniger Grade der Breite muß ſchon eine große und conſtante Veränderung der Temperatur hervorbringen. So lange übrigens die Jahreszeiten auf dieſem Planeten dauern, ſo kurz ſind im Gegentheile wieder die Tageszeiten, da dort Tag und Nacht zuſammen genommen noch nicht zehn unſerer Erdſtunden betragen. Der Unterſchied zwiſchen dem Tag im engern Sinne des Wortes, d. h. zwiſchen der Anweſenheit der Sonne über dem Horizonte und der Nacht, iſt dort, etwa die nächſten Gegenden an den Polen ausgenommen, immer nur ſehr klein und die meiſten Orte haben durch das ganze Jahr Tag und Nacht nahe gleich groß und zwar gleich fünf unſerer Stunden. Dieſer ſchnelle Wechſel des Lichts mit der Finſterniß muß auf die Lebensweiſe der Bewohner dieſes Planeten von weſentlichen Einflüſſen ſeyn, wenn ſie anders, ſo wie wir, den Tag ihren Beſchäftigungen und Vergnügungen, und die Nacht der Ruhe und dem Schlafe widmen. Wenn ſie mit ihren Arbeiten jeden Tag zu Ende kommen wollen, ſo müſſen ſie in wenigen Minuten vollenden, wozu wir ganze Stunden brauchen, und alſo wohl eine beſondere Schnellkraft des Geiſtes und des Körpers haben. In der That, wie wenige von uns würden zufrieden ſeyn, wenn ihre Nächte nur fünf Stunden dauerten, und wenn ſie ſchon wieder aufſiehen müßten, nachdem ſie ſich kaum zu Bette gelegt haben. Wie ſehr würden ſelbſt die Virtuoſen unter unſern Gourmands in Verlegenheit kommen, wenn ſie, in einem Zeitraume von fünf Stunden, ſchon drei oder vier Mahlzeiten zu ſich nehmen müßten. Und wie ſehr würden erſt unſere Frauen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0143" n="133"/><fw place="top" type="header">Jupiter.</fw><lb/> die Sonne beinahe immer in ihrem Zenithe, und ſelbſt wenn ſie<lb/> am tiefſten ſteht, iſt ſie nur drei Grade von ihrem Scheitel ent-<lb/> fernt. Die beiden Pole aber haben abwechſelnd durch eine Zeit,<lb/> die ſechs Jahren der Erde gleichkömmt, immerwährend Tag oder<lb/> Nacht. 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Jupiter.
die Sonne beinahe immer in ihrem Zenithe, und ſelbſt wenn ſie
am tiefſten ſteht, iſt ſie nur drei Grade von ihrem Scheitel ent-
fernt. Die beiden Pole aber haben abwechſelnd durch eine Zeit,
die ſechs Jahren der Erde gleichkömmt, immerwährend Tag oder
Nacht. Wenn dieſe lange Nacht aufhört, und die Sonne den
Bewohnern der Pole wieder erſcheint, um wieder ſechs Erdenjahre
für ſie nicht unterzugehen, ſo ſchleicht ſie doch nur an ihrem
Horizonte herum und erhebt ſich auch im Mittag nicht mehr als
drei Grade über denſelben. Aber auch in den andern Gegenden,
zwiſchen dem Aequator und den Polen, ſind die Klimate ſchroff
und ſcharf abgeſchnitten und der Unterſchied weniger Grade der
Breite muß ſchon eine große und conſtante Veränderung der
Temperatur hervorbringen. So lange übrigens die Jahreszeiten
auf dieſem Planeten dauern, ſo kurz ſind im Gegentheile wieder
die Tageszeiten, da dort Tag und Nacht zuſammen genommen
noch nicht zehn unſerer Erdſtunden betragen. Der Unterſchied
zwiſchen dem Tag im engern Sinne des Wortes, d. h. zwiſchen
der Anweſenheit der Sonne über dem Horizonte und der Nacht,
iſt dort, etwa die nächſten Gegenden an den Polen ausgenommen,
immer nur ſehr klein und die meiſten Orte haben durch das ganze
Jahr Tag und Nacht nahe gleich groß und zwar gleich fünf
unſerer Stunden. Dieſer ſchnelle Wechſel des Lichts mit der
Finſterniß muß auf die Lebensweiſe der Bewohner dieſes Planeten
von weſentlichen Einflüſſen ſeyn, wenn ſie anders, ſo wie wir, den
Tag ihren Beſchäftigungen und Vergnügungen, und die Nacht der
Ruhe und dem Schlafe widmen. Wenn ſie mit ihren Arbeiten
jeden Tag zu Ende kommen wollen, ſo müſſen ſie in wenigen
Minuten vollenden, wozu wir ganze Stunden brauchen, und
alſo wohl eine beſondere Schnellkraft des Geiſtes und des
Körpers haben. In der That, wie wenige von uns würden
zufrieden ſeyn, wenn ihre Nächte nur fünf Stunden dauerten, und
wenn ſie ſchon wieder aufſiehen müßten, nachdem ſie ſich kaum zu
Bette gelegt haben. Wie ſehr würden ſelbſt die Virtuoſen unter
unſern Gourmands in Verlegenheit kommen, wenn ſie, in einem
Zeitraume von fünf Stunden, ſchon drei oder vier Mahlzeiten zu
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