Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Mars. nach seinem Austritte zeigte sich keine solche Aenderung, zum Be-weise, daß die Atmosphäre des Mars, wenn sie überhaupt existirt, aus sehr zarten und dünnen Stoffen geweht seyn müsse. Allein man darf nicht unterlassen hinzuzusetzen, daß sein 19 schuhiges Fernrohr von 11 8/10 Zoll Oeffnung eine ganz außerordentliche Deutlichkeit und Lichtstärke haben soll. §. 82. (Abplattung des Mars.) Nicht minder zweifelhaft Mars. nach ſeinem Austritte zeigte ſich keine ſolche Aenderung, zum Be-weiſe, daß die Atmoſphäre des Mars, wenn ſie überhaupt exiſtirt, aus ſehr zarten und dünnen Stoffen geweht ſeyn müſſe. Allein man darf nicht unterlaſſen hinzuzuſetzen, daß ſein 19 ſchuhiges Fernrohr von 11 8/10 Zoll Oeffnung eine ganz außerordentliche Deutlichkeit und Lichtſtärke haben ſoll. §. 82. (Abplattung des Mars.) Nicht minder zweifelhaft <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0122" n="112"/><fw place="top" type="header">Mars.</fw><lb/> nach ſeinem Austritte zeigte ſich keine ſolche Aenderung, zum Be-<lb/> weiſe, daß die Atmoſphäre des Mars, wenn ſie überhaupt exiſtirt,<lb/> aus ſehr zarten und dünnen Stoffen geweht ſeyn müſſe. Allein<lb/> man darf nicht unterlaſſen hinzuzuſetzen, daß ſein 19 ſchuhiges<lb/> Fernrohr von 11 8/10 Zoll Oeffnung eine ganz außerordentliche<lb/> Deutlichkeit und Lichtſtärke haben ſoll.</p><lb/> <p>§. 82. (Abplattung des Mars.) Nicht minder zweifelhaft<lb/> iſt man über die Abplattung dieſes Planeten an ſeinen beiden<lb/> Polen. Der ältere Herſchel will das Verhältniß ſeiner beiden<lb/> Axen wie 15 zu 16 gefunden haben. Nach andern Beobachtern<lb/> iſt der Unterſchied zwiſchen ihnen viel kleiner. Künftige Beob-<lb/> achtungen mit ausgezeichneten Fernröhren werden uns darüber wohl<lb/> bald mehr Gewißheit geben. An jedem dieſer Pole bemerkt man einen<lb/> runden, blendend weißen Flecken (M. ſ. die Figur des Mars am Ende).<lb/> Er verſchwindet allmählig, wenn der Pol eine längere Zeit den<lb/> Sonnenſtrahlen ausgeſetzt iſt, oder Sommer hat, und er iſt am<lb/> größten und hellſten, wenn er eben aus der langen Nacht ſeines<lb/> Polarwinters heraustritt. Man hat daraus mit vieler Wahrſchein-<lb/> lichkeit den Schluß gezogen, daß dieſe Flecken große Schneefelder<lb/> ſind. Sie ſcheinen ſelbſt, wenn ſie am größten ſind, über die<lb/> eigentliche Kugel des Planeten hervorzutreten, vielleicht weil ſich in<lb/> den Polen hohe Eisgebirge bilden, vielleicht auch in Folge derſelben<lb/> optiſchen Täuſchung, nach welcher wir den beleuchteten Theil des<lb/> Mondes immer als das Segment einer größern Kugel ſehen,<lb/> als den übrigen dunklen Theil. Dieſe Flecken lehrten uns auch<lb/> die Neigung des Aequators dieſes Planeten gegen ſeine Bahn<lb/> kennen. Sie beträgt 28° 42′, iſt alſo nicht ſehr von unſerer<lb/> Schiefe der Ecliptik verſchieden, daher auch die Abwechslung der<lb/> Jahreszeiten auf dem Mars nahe dieſelben Erſcheinungen zeigen<lb/> wird, wie auf der Erde. Aber die Beleuchtung, welche Mars von<lb/> der Sonne erhält, iſt nur die Hälfte von jener der Erde, da dieſe<lb/> ſich immer verhält, wie das Quadrat der Entfernung von dem<lb/> leuchtenden Körper. Diejenige Beleuchtung aber, welche die Erde<lb/> von dem geborgten Lichte des Mars erhält, iſt gegen 9000 Mil-<lb/> lionenmal ſchwächer, als das der Sonne, d. h. erſt 9000 Millionen<lb/> dem Mars ähnliche und mit ihm gleich ſtark beleuchtete Kugeln<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [112/0122]
Mars.
nach ſeinem Austritte zeigte ſich keine ſolche Aenderung, zum Be-
weiſe, daß die Atmoſphäre des Mars, wenn ſie überhaupt exiſtirt,
aus ſehr zarten und dünnen Stoffen geweht ſeyn müſſe. Allein
man darf nicht unterlaſſen hinzuzuſetzen, daß ſein 19 ſchuhiges
Fernrohr von 11 8/10 Zoll Oeffnung eine ganz außerordentliche
Deutlichkeit und Lichtſtärke haben ſoll.
§. 82. (Abplattung des Mars.) Nicht minder zweifelhaft
iſt man über die Abplattung dieſes Planeten an ſeinen beiden
Polen. Der ältere Herſchel will das Verhältniß ſeiner beiden
Axen wie 15 zu 16 gefunden haben. Nach andern Beobachtern
iſt der Unterſchied zwiſchen ihnen viel kleiner. Künftige Beob-
achtungen mit ausgezeichneten Fernröhren werden uns darüber wohl
bald mehr Gewißheit geben. An jedem dieſer Pole bemerkt man einen
runden, blendend weißen Flecken (M. ſ. die Figur des Mars am Ende).
Er verſchwindet allmählig, wenn der Pol eine längere Zeit den
Sonnenſtrahlen ausgeſetzt iſt, oder Sommer hat, und er iſt am
größten und hellſten, wenn er eben aus der langen Nacht ſeines
Polarwinters heraustritt. Man hat daraus mit vieler Wahrſchein-
lichkeit den Schluß gezogen, daß dieſe Flecken große Schneefelder
ſind. Sie ſcheinen ſelbſt, wenn ſie am größten ſind, über die
eigentliche Kugel des Planeten hervorzutreten, vielleicht weil ſich in
den Polen hohe Eisgebirge bilden, vielleicht auch in Folge derſelben
optiſchen Täuſchung, nach welcher wir den beleuchteten Theil des
Mondes immer als das Segment einer größern Kugel ſehen,
als den übrigen dunklen Theil. Dieſe Flecken lehrten uns auch
die Neigung des Aequators dieſes Planeten gegen ſeine Bahn
kennen. Sie beträgt 28° 42′, iſt alſo nicht ſehr von unſerer
Schiefe der Ecliptik verſchieden, daher auch die Abwechslung der
Jahreszeiten auf dem Mars nahe dieſelben Erſcheinungen zeigen
wird, wie auf der Erde. Aber die Beleuchtung, welche Mars von
der Sonne erhält, iſt nur die Hälfte von jener der Erde, da dieſe
ſich immer verhält, wie das Quadrat der Entfernung von dem
leuchtenden Körper. Diejenige Beleuchtung aber, welche die Erde
von dem geborgten Lichte des Mars erhält, iſt gegen 9000 Mil-
lionenmal ſchwächer, als das der Sonne, d. h. erſt 9000 Millionen
dem Mars ähnliche und mit ihm gleich ſtark beleuchtete Kugeln
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