die Construction der Planetentafel keine andere Schwierigkeit mehr, als die Mühe des Ealculs, die kein Astronom scheuen darf. Allein wenn sie nun noch nicht genau bekannt, wenn eine, wenn mehrere, wenn vielleicht alle diese Elemente noch etwas unrichtig, noch kleinen Fehlern unterworfen sind, so können dann auch gute Beobachtungen mit diesen Tafeln nicht übereinstimmen, und die letzten müssen vor allen andern verbessert, d. h. die den Tafeln zu Grunde gelegten Elemente müssen vor allen andern corrigirt werden, um jene gewünschte Harmonie zwischen ihnen und den Beobachtungen einmal erhalten zu können.
§. 76. (Allgemeines Verfahren zu diesem Zwecke.) Nun wäre es wohl leicht, irgend eines dieser Elemente so zu ändern, daß dadurch diese Uebereinstimmung für eine Beobachtung erzeugt wird. Man dürfte nur z. B., was das einfachste wäre, die Epoche der mittlern Bewegung (I. §. 116) dem gemäß etwas ändern, um die Tafel mit dieser Beobachtung in vollkommene Harmonie zu bringen. Allein wird dann auch sofort jede zweite, dritte und überhaupt jede folgende gute Beobachtung durch die Tafeln dar- gestellt werden? -- Schwerlich, da jenes Verfahren voraussetzt, daß nur die Epoche der Tafeln fehlerhaft, jedes andere Element aber vollkommen gut ist, eine Voraussetzung, zu der die Epoche kein größeres Recht, als alle übrigen Elemente hat.
Man wird also im Allgemeinen alle Elemente für fehlerhaft ansehen, und sie sonach alle auf einmal so verbessern müssen, daß dadurch nicht nur eine, sondern eine große Anzahl guter und weit von einander entfernter Beobachtungen vollkommen genau dargestellt werden. Aber wie soll man das anfangen? Man sieht ohne meine Erinnerung, daß das Problem, das sich hier die Astro- nomen gegeben haben, kein leichtes ist. Und doch muß es auf- gelöst werden, weil man sonst gar nicht daran denken kann, auch nur einmal gute Planetentafeln zu erhalten. Daß aber solche Tafeln, nicht bloß für die Wissenschaft, von sehr großem Werthe sind, ist wohl für sich klar. Wenn z. B. unsere Monds- tafeln noch so fehlerhaft wären, wie sie es zu Tycho's und selbst zu Newtons Zeiten waren, so würden wir das beste und vorzüg- lichste Mittel, die geographische Länge auf der hohen See zu
Venus.
die Conſtruction der Planetentafel keine andere Schwierigkeit mehr, als die Mühe des Ealculs, die kein Aſtronom ſcheuen darf. Allein wenn ſie nun noch nicht genau bekannt, wenn eine, wenn mehrere, wenn vielleicht alle dieſe Elemente noch etwas unrichtig, noch kleinen Fehlern unterworfen ſind, ſo können dann auch gute Beobachtungen mit dieſen Tafeln nicht übereinſtimmen, und die letzten müſſen vor allen andern verbeſſert, d. h. die den Tafeln zu Grunde gelegten Elemente müſſen vor allen andern corrigirt werden, um jene gewünſchte Harmonie zwiſchen ihnen und den Beobachtungen einmal erhalten zu können.
§. 76. (Allgemeines Verfahren zu dieſem Zwecke.) Nun wäre es wohl leicht, irgend eines dieſer Elemente ſo zu ändern, daß dadurch dieſe Uebereinſtimmung für eine Beobachtung erzeugt wird. Man dürfte nur z. B., was das einfachſte wäre, die Epoche der mittlern Bewegung (I. §. 116) dem gemäß etwas ändern, um die Tafel mit dieſer Beobachtung in vollkommene Harmonie zu bringen. Allein wird dann auch ſofort jede zweite, dritte und überhaupt jede folgende gute Beobachtung durch die Tafeln dar- geſtellt werden? — Schwerlich, da jenes Verfahren vorausſetzt, daß nur die Epoche der Tafeln fehlerhaft, jedes andere Element aber vollkommen gut iſt, eine Vorausſetzung, zu der die Epoche kein größeres Recht, als alle übrigen Elemente hat.
Man wird alſo im Allgemeinen alle Elemente für fehlerhaft anſehen, und ſie ſonach alle auf einmal ſo verbeſſern müſſen, daß dadurch nicht nur eine, ſondern eine große Anzahl guter und weit von einander entfernter Beobachtungen vollkommen genau dargeſtellt werden. Aber wie ſoll man das anfangen? Man ſieht ohne meine Erinnerung, daß das Problem, das ſich hier die Aſtro- nomen gegeben haben, kein leichtes iſt. Und doch muß es auf- gelöst werden, weil man ſonſt gar nicht daran denken kann, auch nur einmal gute Planetentafeln zu erhalten. Daß aber ſolche Tafeln, nicht bloß für die Wiſſenſchaft, von ſehr großem Werthe ſind, iſt wohl für ſich klar. Wenn z. B. unſere Monds- tafeln noch ſo fehlerhaft wären, wie ſie es zu Tycho’s und ſelbſt zu Newtons Zeiten waren, ſo würden wir das beſte und vorzüg- lichſte Mittel, die geographiſche Länge auf der hohen See zu
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Venus.
die Conſtruction der Planetentafel keine andere Schwierigkeit
mehr, als die Mühe des Ealculs, die kein Aſtronom ſcheuen darf.
Allein wenn ſie nun noch nicht genau bekannt, wenn eine, wenn
mehrere, wenn vielleicht alle dieſe Elemente noch etwas unrichtig,
noch kleinen Fehlern unterworfen ſind, ſo können dann auch gute
Beobachtungen mit dieſen Tafeln nicht übereinſtimmen, und die
letzten müſſen vor allen andern verbeſſert, d. h. die den Tafeln zu
Grunde gelegten Elemente müſſen vor allen andern corrigirt
werden, um jene gewünſchte Harmonie zwiſchen ihnen und den
Beobachtungen einmal erhalten zu können.
§. 76. (Allgemeines Verfahren zu dieſem Zwecke.) Nun wäre
es wohl leicht, irgend eines dieſer Elemente ſo zu ändern, daß
dadurch dieſe Uebereinſtimmung für eine Beobachtung erzeugt
wird. Man dürfte nur z. B., was das einfachſte wäre, die Epoche
der mittlern Bewegung (I. §. 116) dem gemäß etwas ändern,
um die Tafel mit dieſer Beobachtung in vollkommene Harmonie
zu bringen. Allein wird dann auch ſofort jede zweite, dritte und
überhaupt jede folgende gute Beobachtung durch die Tafeln dar-
geſtellt werden? — Schwerlich, da jenes Verfahren vorausſetzt,
daß nur die Epoche der Tafeln fehlerhaft, jedes andere Element
aber vollkommen gut iſt, eine Vorausſetzung, zu der die Epoche
kein größeres Recht, als alle übrigen Elemente hat.
Man wird alſo im Allgemeinen alle Elemente für fehlerhaft
anſehen, und ſie ſonach alle auf einmal ſo verbeſſern müſſen,
daß dadurch nicht nur eine, ſondern eine große Anzahl guter und
weit von einander entfernter Beobachtungen vollkommen genau
dargeſtellt werden. Aber wie ſoll man das anfangen? Man ſieht
ohne meine Erinnerung, daß das Problem, das ſich hier die Aſtro-
nomen gegeben haben, kein leichtes iſt. Und doch muß es auf-
gelöst werden, weil man ſonſt gar nicht daran denken kann,
auch nur einmal gute Planetentafeln zu erhalten. Daß aber
ſolche Tafeln, nicht bloß für die Wiſſenſchaft, von ſehr großem
Werthe ſind, iſt wohl für ſich klar. Wenn z. B. unſere Monds-
tafeln noch ſo fehlerhaft wären, wie ſie es zu Tycho’s und ſelbſt
zu Newtons Zeiten waren, ſo würden wir das beſte und vorzüg-
lichſte Mittel, die geographiſche Länge auf der hohen See zu
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/113>, abgerufen am 16.07.2024.
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