welche die durch sie zu bestimmende Größe selbst oft weit über- steigen können.
§. 30. (IV. Durch Spiralfedern). Da wir, wie man oben gesehen hat, mit dem eigentlichen Abwägen der Körper nicht zum Ziele kommen können, weil die Schwere auf den abzuwägenden Körper und auf sein Gewicht auf gleiche Weise einwirkt, so wollen wir noch eine andere Kraft aufsuchen, die von der Schwere wenigstens nicht unmittelbar afficirt wird. Eine solche ist z. B. die elastische Kraft einer Metallfeder. Denken wir uns also eine solche Spiralfeder, die an ihrem obersten Punkte befestigt ist, und an ihrem unteren ein Gewicht trägt, so daß der tiefste Theil dieses Gewichtes, eine unter ihr befestigte, wohl geglättete Tafel, z. B. von Agat, schon nahe berührt. Bringt man diesen einfachen Ap- parat unter den Pol, so wird man durch allmähliges Hinzufügen sehr kleiner Gewichte die Spiralfeder so weit verlängern können, daß das Gewicht mit der Steintafel in unmittelbare Berührung kömmt, was man ohne Zweifel mit großer Schärfe wird bewirken können. Wird dann derselbe Apparat in allen seinen Theilen unverändert unter dem Aequator aufgestellt, so kann wegen der hier kleineren Schwere das Gewicht nicht bis zur Agattafel her- absteigen, und man wird daher dem ersten großen Gewichte noch einige kleinere hinzufügen müssen, um auch hier den Contact wieder hervorzubringen, und die bekannte Größe dieses neuen Gewichtes wird sofort auch die Differenz der Schwere an beiden Beobachtungsorten angeben. Wenn es möglich ist, eine solche Spiralfeder zu verfertigen, bei welcher ein Gewicht von 10.000 Granen eine Verlängerung der Feder von 10 Zollen hervorbringt, so würde eine Vermehrung dieses Gewichts von einem Gran die Feder schon um den tausendsten Theil eines Zolles verlängern, eine Größe, die man mit Hilfe unserer Microscope noch immer deutlich bemerken kann, so daß wir also, mit einem solchen Appa- rat, an jedem Beobachtungsort die Schwere desselben bis auf ihren zehntausendsten Theil, also sehr genau, würden angeben kön- nen. Allein die Gleichförmigkeit der Ausdehnung solcher Federn, bei verschiedenen Gewichten, die Veränderlichkeit der elastischen Kraft, die Ausdehnung durch Temperatur, die Schwierigkeit des Transportes derselben, und andere nicht geringe Hindernisse wer-
Tägliche Bewegung der Erde.
welche die durch ſie zu beſtimmende Größe ſelbſt oft weit über- ſteigen können.
§. 30. (IV. Durch Spiralfedern). Da wir, wie man oben geſehen hat, mit dem eigentlichen Abwägen der Körper nicht zum Ziele kommen können, weil die Schwere auf den abzuwägenden Körper und auf ſein Gewicht auf gleiche Weiſe einwirkt, ſo wollen wir noch eine andere Kraft aufſuchen, die von der Schwere wenigſtens nicht unmittelbar afficirt wird. Eine ſolche iſt z. B. die elaſtiſche Kraft einer Metallfeder. Denken wir uns alſo eine ſolche Spiralfeder, die an ihrem oberſten Punkte befeſtigt iſt, und an ihrem unteren ein Gewicht trägt, ſo daß der tiefſte Theil dieſes Gewichtes, eine unter ihr befeſtigte, wohl geglättete Tafel, z. B. von Agat, ſchon nahe berührt. Bringt man dieſen einfachen Ap- parat unter den Pol, ſo wird man durch allmähliges Hinzufügen ſehr kleiner Gewichte die Spiralfeder ſo weit verlängern können, daß das Gewicht mit der Steintafel in unmittelbare Berührung kömmt, was man ohne Zweifel mit großer Schärfe wird bewirken können. Wird dann derſelbe Apparat in allen ſeinen Theilen unverändert unter dem Aequator aufgeſtellt, ſo kann wegen der hier kleineren Schwere das Gewicht nicht bis zur Agattafel her- abſteigen, und man wird daher dem erſten großen Gewichte noch einige kleinere hinzufügen müſſen, um auch hier den Contact wieder hervorzubringen, und die bekannte Größe dieſes neuen Gewichtes wird ſofort auch die Differenz der Schwere an beiden Beobachtungsorten angeben. Wenn es möglich iſt, eine ſolche Spiralfeder zu verfertigen, bei welcher ein Gewicht von 10.000 Granen eine Verlängerung der Feder von 10 Zollen hervorbringt, ſo würde eine Vermehrung dieſes Gewichts von einem Gran die Feder ſchon um den tauſendſten Theil eines Zolles verlängern, eine Größe, die man mit Hilfe unſerer Microſcope noch immer deutlich bemerken kann, ſo daß wir alſo, mit einem ſolchen Appa- rat, an jedem Beobachtungsort die Schwere deſſelben bis auf ihren zehntauſendſten Theil, alſo ſehr genau, würden angeben kön- nen. Allein die Gleichförmigkeit der Ausdehnung ſolcher Federn, bei verſchiedenen Gewichten, die Veränderlichkeit der elaſtiſchen Kraft, die Ausdehnung durch Temperatur, die Schwierigkeit des Transportes derſelben, und andere nicht geringe Hinderniſſe wer-
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Tägliche Bewegung der Erde.
welche die durch ſie zu beſtimmende Größe ſelbſt oft weit über-
ſteigen können.
§. 30. (IV. Durch Spiralfedern). Da wir, wie man oben
geſehen hat, mit dem eigentlichen Abwägen der Körper nicht zum
Ziele kommen können, weil die Schwere auf den abzuwägenden
Körper und auf ſein Gewicht auf gleiche Weiſe einwirkt, ſo
wollen wir noch eine andere Kraft aufſuchen, die von der Schwere
wenigſtens nicht unmittelbar afficirt wird. Eine ſolche iſt z. B.
die elaſtiſche Kraft einer Metallfeder. Denken wir uns alſo eine
ſolche Spiralfeder, die an ihrem oberſten Punkte befeſtigt iſt, und
an ihrem unteren ein Gewicht trägt, ſo daß der tiefſte Theil dieſes
Gewichtes, eine unter ihr befeſtigte, wohl geglättete Tafel, z. B.
von Agat, ſchon nahe berührt. Bringt man dieſen einfachen Ap-
parat unter den Pol, ſo wird man durch allmähliges Hinzufügen
ſehr kleiner Gewichte die Spiralfeder ſo weit verlängern können,
daß das Gewicht mit der Steintafel in unmittelbare Berührung
kömmt, was man ohne Zweifel mit großer Schärfe wird bewirken
können. Wird dann derſelbe Apparat in allen ſeinen Theilen
unverändert unter dem Aequator aufgeſtellt, ſo kann wegen der
hier kleineren Schwere das Gewicht nicht bis zur Agattafel her-
abſteigen, und man wird daher dem erſten großen Gewichte noch
einige kleinere hinzufügen müſſen, um auch hier den Contact
wieder hervorzubringen, und die bekannte Größe dieſes neuen
Gewichtes wird ſofort auch die Differenz der Schwere an beiden
Beobachtungsorten angeben. Wenn es möglich iſt, eine ſolche
Spiralfeder zu verfertigen, bei welcher ein Gewicht von 10.000
Granen eine Verlängerung der Feder von 10 Zollen hervorbringt,
ſo würde eine Vermehrung dieſes Gewichts von einem Gran die
Feder ſchon um den tauſendſten Theil eines Zolles verlängern,
eine Größe, die man mit Hilfe unſerer Microſcope noch immer
deutlich bemerken kann, ſo daß wir alſo, mit einem ſolchen Appa-
rat, an jedem Beobachtungsort die Schwere deſſelben bis auf
ihren zehntauſendſten Theil, alſo ſehr genau, würden angeben kön-
nen. Allein die Gleichförmigkeit der Ausdehnung ſolcher Federn,
bei verſchiedenen Gewichten, die Veränderlichkeit der elaſtiſchen
Kraft, die Ausdehnung durch Temperatur, die Schwierigkeit des
Transportes derſelben, und andere nicht geringe Hinderniſſe wer-
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/94>, abgerufen am 24.11.2024.
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