und sich dann, auf ihrem Rückwege wieder in die ungemessenen Räume des Himmels verlieren? Müßten sie diese krystallene Sphären nicht schon längst in allen ihren Theilen durchlöchert und zertrümmert haben?
§. 104. (Aegyptisches Planetensystem). Diese und mehrere andere Gründe zeigen die Unzuläßigkeit dieses Systems zu deut- lich, als daß man ihm noch länger anhängen könnte. Auch fühlten dieß schon die älteren Astronomen, und besonders fiel ihnen die bereits oben angeführte Bemerkung auf, daß man Merkur und Venus nie der Sonne gegenüber sieht, wie man sie doch, bei einer solchen Anordnung derselben, sehen müßte. Sie suchten daher auch die angegebene Ordnung der Planeten dahin abzuän- dern, daß sie den Mond, die Sonne, Mars, Jupiter und Saturn in immer größeren Kreisen, wie zuvor, um die in ihrem gemein- schaftlichen Mittelpunkte ruhende Erde einhergehen ließen, die beiden unteren Planeten aber in andern kleineren Kreisen, deren Mittelpunkt die Sonne ist, um dieselbe bewegten. Auf diese Weise entstand das sogenannte Aegyptische System, in welchem die Sonne der Mittelpunkt der Bewegung für die zwei unteren Planeten, die Erde aber für die Sonne sowohl, als auch für alle übrigen Planeten war. Dadurch wurde nun wohl die erwähnte Erscheinung, welche diese zwei Planeten darbieten, gerettet, da sie fortan immer nur als Begleiter der Sonne in ihrer Nähe ge- sehen werden konnten, aber die anderen Einwürfe, welche wir gegen das ganze System aufgestellt haben, bleiben noch immer in ihrer ganzen Stärke, und vor allem ist die Frage noch nicht einmal berührt, wie man sich denn, bei einer solchen Anordnung, das Vor- und Rückwärtsgehen, und den Stillstand der Planeten er- klären soll.
§. 105. (Zwei verschiedene Arten von Ungleichheiten der Pla- neten). Diese wichtige Frage beschäftigte die griechischen Astrono- men eine lange Zeit, und sie beantworteten sie endlich auch auf eine Weise, die, man muß es gestehen, ihrem Scharfsinne Ehre macht, wenn sie gleich jetzt, wo wir die wahre Antwort bereits kennen gelernt haben, als irrig erklärt, und als einer der vielen Beweise angeführt werden muß, wie weit sich der menschliche Geist, wenn er sich einmal von einer Meinung beherrschen läßt,
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Planetenſyſteme.
und ſich dann, auf ihrem Rückwege wieder in die ungemeſſenen Räume des Himmels verlieren? Müßten ſie dieſe kryſtallene Sphären nicht ſchon längſt in allen ihren Theilen durchlöchert und zertrümmert haben?
§. 104. (Aegyptiſches Planetenſyſtem). Dieſe und mehrere andere Gründe zeigen die Unzuläßigkeit dieſes Syſtems zu deut- lich, als daß man ihm noch länger anhängen könnte. Auch fühlten dieß ſchon die älteren Aſtronomen, und beſonders fiel ihnen die bereits oben angeführte Bemerkung auf, daß man Merkur und Venus nie der Sonne gegenüber ſieht, wie man ſie doch, bei einer ſolchen Anordnung derſelben, ſehen müßte. Sie ſuchten daher auch die angegebene Ordnung der Planeten dahin abzuän- dern, daß ſie den Mond, die Sonne, Mars, Jupiter und Saturn in immer größeren Kreiſen, wie zuvor, um die in ihrem gemein- ſchaftlichen Mittelpunkte ruhende Erde einhergehen ließen, die beiden unteren Planeten aber in andern kleineren Kreiſen, deren Mittelpunkt die Sonne iſt, um dieſelbe bewegten. Auf dieſe Weiſe entſtand das ſogenannte Aegyptiſche Syſtem, in welchem die Sonne der Mittelpunkt der Bewegung für die zwei unteren Planeten, die Erde aber für die Sonne ſowohl, als auch für alle übrigen Planeten war. Dadurch wurde nun wohl die erwähnte Erſcheinung, welche dieſe zwei Planeten darbieten, gerettet, da ſie fortan immer nur als Begleiter der Sonne in ihrer Nähe ge- ſehen werden konnten, aber die anderen Einwürfe, welche wir gegen das ganze Syſtem aufgeſtellt haben, bleiben noch immer in ihrer ganzen Stärke, und vor allem iſt die Frage noch nicht einmal berührt, wie man ſich denn, bei einer ſolchen Anordnung, das Vor- und Rückwärtsgehen, und den Stillſtand der Planeten er- klären ſoll.
§. 105. (Zwei verſchiedene Arten von Ungleichheiten der Pla- neten). Dieſe wichtige Frage beſchäftigte die griechiſchen Aſtrono- men eine lange Zeit, und ſie beantworteten ſie endlich auch auf eine Weiſe, die, man muß es geſtehen, ihrem Scharfſinne Ehre macht, wenn ſie gleich jetzt, wo wir die wahre Antwort bereits kennen gelernt haben, als irrig erklärt, und als einer der vielen Beweiſe angeführt werden muß, wie weit ſich der menſchliche Geiſt, wenn er ſich einmal von einer Meinung beherrſchen läßt,
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Planetenſyſteme.
und ſich dann, auf ihrem Rückwege wieder in die ungemeſſenen
Räume des Himmels verlieren? Müßten ſie dieſe kryſtallene
Sphären nicht ſchon längſt in allen ihren Theilen durchlöchert und
zertrümmert haben?
§. 104. (Aegyptiſches Planetenſyſtem). Dieſe und mehrere
andere Gründe zeigen die Unzuläßigkeit dieſes Syſtems zu deut-
lich, als daß man ihm noch länger anhängen könnte. Auch
fühlten dieß ſchon die älteren Aſtronomen, und beſonders fiel
ihnen die bereits oben angeführte Bemerkung auf, daß man Merkur
und Venus nie der Sonne gegenüber ſieht, wie man ſie doch, bei
einer ſolchen Anordnung derſelben, ſehen müßte. Sie ſuchten
daher auch die angegebene Ordnung der Planeten dahin abzuän-
dern, daß ſie den Mond, die Sonne, Mars, Jupiter und Saturn
in immer größeren Kreiſen, wie zuvor, um die in ihrem gemein-
ſchaftlichen Mittelpunkte ruhende Erde einhergehen ließen, die
beiden unteren Planeten aber in andern kleineren Kreiſen, deren
Mittelpunkt die Sonne iſt, um dieſelbe bewegten. Auf dieſe
Weiſe entſtand das ſogenannte Aegyptiſche Syſtem, in welchem
die Sonne der Mittelpunkt der Bewegung für die zwei unteren
Planeten, die Erde aber für die Sonne ſowohl, als auch für alle
übrigen Planeten war. Dadurch wurde nun wohl die erwähnte
Erſcheinung, welche dieſe zwei Planeten darbieten, gerettet, da
ſie fortan immer nur als Begleiter der Sonne in ihrer Nähe ge-
ſehen werden konnten, aber die anderen Einwürfe, welche wir gegen
das ganze Syſtem aufgeſtellt haben, bleiben noch immer in ihrer
ganzen Stärke, und vor allem iſt die Frage noch nicht einmal
berührt, wie man ſich denn, bei einer ſolchen Anordnung, das
Vor- und Rückwärtsgehen, und den Stillſtand der Planeten er-
klären ſoll.
§. 105. (Zwei verſchiedene Arten von Ungleichheiten der Pla-
neten). Dieſe wichtige Frage beſchäftigte die griechiſchen Aſtrono-
men eine lange Zeit, und ſie beantworteten ſie endlich auch auf
eine Weiſe, die, man muß es geſtehen, ihrem Scharfſinne Ehre
macht, wenn ſie gleich jetzt, wo wir die wahre Antwort bereits
kennen gelernt haben, als irrig erklärt, und als einer der vielen
Beweiſe angeführt werden muß, wie weit ſich der menſchliche
Geiſt, wenn er ſich einmal von einer Meinung beherrſchen läßt,
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 227. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/239>, abgerufen am 06.07.2024.
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