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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Parallaxen u. Entfernungen d. Gestirne von d. Erde.
ist, durch graphische Verzeichnungen, die auf jene Messungen ge-
gründet sind, erhalten werden, im Allgemeinen desto genauer seyn
müssen, je zuverläßiger jene vorhergegangenen Messungen sind,
und daß man z. B. in den beiden letzten Aufgaben die Höhe des
Thurmes AB (Fig. 9) oder die Distanz der beiden Punkte A und
B (Fig. 10) mit einer um so größeren Genauigkeit erhalten wird,
je größer die den beiden erwähnten Verfahren zu Grunde liegende
Basis CD ist. Wenn nämlich diese Grundlinie CD in Beziehung
auf die Distanzen AC, BD sehr klein ist, so werden auch die an
den Endpunkten C und D gemessenen Winkel nur sehr wenig von
einander verschieden seyn, und dann wird der geringste, oft ganz
unvermeidliche Fehler, den man entweder in der Messung dieser
Grundlinie oder auch in der Beobachtung jener Winkel begangen
hat, schon einen sehr nachtheiligen Einfluß auf die daraus abge-
leitete Größe AB haben. In der Geodäsie hängt die Wahl der
Lage und der Größe dieser Standlinie CD meistens von uns ab,
nicht so aber ist es in der Astronomie, weil es da geschehen kann,
daß die Distanzen der himmlischen Körper von der Erde so un-
gemein groß seyn, daß auch die größten Grundlinien, die wir auf
der Erde selbst noch ziehen können, gegen jene Distanzen sehr klein
und beinahe als verschwindend betrachtet werden müssen, so daß
also diese Distanzen selbst in jenen Fällen nicht mehr mit der hier
wünschenswerthen Schärfe bestimmt werden können.

Wir wollen daher sogleich zu der Anwendung des Vorherge-
henden auf die Körper des Himmels übergehen und zuerst sehen,
wie man, wenn die Horizontalparallaxe derselben (§. 61) als be-
kannt vorausgesetzt wird, daraus die Entfernung dieser Körper
von uns oder von dem Mittelpunkte der Erde ableiten kann. Dieß
wird keine weiteren Schwierigkeiten darbieten, da es bloß als eine
Wiederholung des in §. 62. I. Gesagten betrachtet werden kann.
Allein dann wird noch die Frage zu beantworten seyn, auf welche
Weise man durch astronomische Beobachtungen zur Kenntniß jener
Parallaxe der Gestirne kommen kann. Wir wollen diese Gegen-
stände in den beiden nun folgenden Abschnitten näher betrachten.

§. 63. (Wie man die Entfernung des Gestirns aus der be
kannten Parallaxe desselben findet.) Man sieht von selbst, daß,
wenn man durch irgend eine Beobachtung dahin gelangt ist, die

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Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde.
iſt, durch graphiſche Verzeichnungen, die auf jene Meſſungen ge-
gründet ſind, erhalten werden, im Allgemeinen deſto genauer ſeyn
müſſen, je zuverläßiger jene vorhergegangenen Meſſungen ſind,
und daß man z. B. in den beiden letzten Aufgaben die Höhe des
Thurmes AB (Fig. 9) oder die Diſtanz der beiden Punkte A und
B (Fig. 10) mit einer um ſo größeren Genauigkeit erhalten wird,
je größer die den beiden erwähnten Verfahren zu Grunde liegende
Baſis CD iſt. Wenn nämlich dieſe Grundlinie CD in Beziehung
auf die Diſtanzen AC, BD ſehr klein iſt, ſo werden auch die an
den Endpunkten C und D gemeſſenen Winkel nur ſehr wenig von
einander verſchieden ſeyn, und dann wird der geringſte, oft ganz
unvermeidliche Fehler, den man entweder in der Meſſung dieſer
Grundlinie oder auch in der Beobachtung jener Winkel begangen
hat, ſchon einen ſehr nachtheiligen Einfluß auf die daraus abge-
leitete Größe AB haben. In der Geodäſie hängt die Wahl der
Lage und der Größe dieſer Standlinie CD meiſtens von uns ab,
nicht ſo aber iſt es in der Aſtronomie, weil es da geſchehen kann,
daß die Diſtanzen der himmliſchen Körper von der Erde ſo un-
gemein groß ſeyn, daß auch die größten Grundlinien, die wir auf
der Erde ſelbſt noch ziehen können, gegen jene Diſtanzen ſehr klein
und beinahe als verſchwindend betrachtet werden müſſen, ſo daß
alſo dieſe Diſtanzen ſelbſt in jenen Fällen nicht mehr mit der hier
wünſchenswerthen Schärfe beſtimmt werden können.

Wir wollen daher ſogleich zu der Anwendung des Vorherge-
henden auf die Körper des Himmels übergehen und zuerſt ſehen,
wie man, wenn die Horizontalparallaxe derſelben (§. 61) als be-
kannt vorausgeſetzt wird, daraus die Entfernung dieſer Körper
von uns oder von dem Mittelpunkte der Erde ableiten kann. Dieß
wird keine weiteren Schwierigkeiten darbieten, da es bloß als eine
Wiederholung des in §. 62. I. Geſagten betrachtet werden kann.
Allein dann wird noch die Frage zu beantworten ſeyn, auf welche
Weiſe man durch aſtronomiſche Beobachtungen zur Kenntniß jener
Parallaxe der Geſtirne kommen kann. Wir wollen dieſe Gegen-
ſtände in den beiden nun folgenden Abſchnitten näher betrachten.

§. 63. (Wie man die Entfernung des Geſtirns aus der be
kannten Parallaxe deſſelben findet.) Man ſieht von ſelbſt, daß,
wenn man durch irgend eine Beobachtung dahin gelangt iſt, die

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[147/0159] Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde. iſt, durch graphiſche Verzeichnungen, die auf jene Meſſungen ge- gründet ſind, erhalten werden, im Allgemeinen deſto genauer ſeyn müſſen, je zuverläßiger jene vorhergegangenen Meſſungen ſind, und daß man z. B. in den beiden letzten Aufgaben die Höhe des Thurmes AB (Fig. 9) oder die Diſtanz der beiden Punkte A und B (Fig. 10) mit einer um ſo größeren Genauigkeit erhalten wird, je größer die den beiden erwähnten Verfahren zu Grunde liegende Baſis CD iſt. Wenn nämlich dieſe Grundlinie CD in Beziehung auf die Diſtanzen AC, BD ſehr klein iſt, ſo werden auch die an den Endpunkten C und D gemeſſenen Winkel nur ſehr wenig von einander verſchieden ſeyn, und dann wird der geringſte, oft ganz unvermeidliche Fehler, den man entweder in der Meſſung dieſer Grundlinie oder auch in der Beobachtung jener Winkel begangen hat, ſchon einen ſehr nachtheiligen Einfluß auf die daraus abge- leitete Größe AB haben. In der Geodäſie hängt die Wahl der Lage und der Größe dieſer Standlinie CD meiſtens von uns ab, nicht ſo aber iſt es in der Aſtronomie, weil es da geſchehen kann, daß die Diſtanzen der himmliſchen Körper von der Erde ſo un- gemein groß ſeyn, daß auch die größten Grundlinien, die wir auf der Erde ſelbſt noch ziehen können, gegen jene Diſtanzen ſehr klein und beinahe als verſchwindend betrachtet werden müſſen, ſo daß alſo dieſe Diſtanzen ſelbſt in jenen Fällen nicht mehr mit der hier wünſchenswerthen Schärfe beſtimmt werden können. Wir wollen daher ſogleich zu der Anwendung des Vorherge- henden auf die Körper des Himmels übergehen und zuerſt ſehen, wie man, wenn die Horizontalparallaxe derſelben (§. 61) als be- kannt vorausgeſetzt wird, daraus die Entfernung dieſer Körper von uns oder von dem Mittelpunkte der Erde ableiten kann. Dieß wird keine weiteren Schwierigkeiten darbieten, da es bloß als eine Wiederholung des in §. 62. I. Geſagten betrachtet werden kann. Allein dann wird noch die Frage zu beantworten ſeyn, auf welche Weiſe man durch aſtronomiſche Beobachtungen zur Kenntniß jener Parallaxe der Geſtirne kommen kann. Wir wollen dieſe Gegen- ſtände in den beiden nun folgenden Abſchnitten näher betrachten. §. 63. (Wie man die Entfernung des Geſtirns aus der be kannten Parallaxe deſſelben findet.) Man ſieht von ſelbſt, daß, wenn man durch irgend eine Beobachtung dahin gelangt iſt, die 10 *

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/159>, abgerufen am 25.11.2024.