Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Parallaxen u. Entfernungen d. Gestirne von d. Erde.
Linie D B von willkürlicher Länge abstecken. Mißt er dann die
Länge dieser Linie D B mit dem Maßstabe oder mit der Meß-
kette, und mißt er noch, an dem Endpunkte B dieser Linie, mit
irgend einem Winkelmesser, den Winkel C B D', welchen der Ge-
genstand C mit dem Stabe D in dem Auge B des Beobachters
macht, so sind in dem bei D rechtwinkligen Dreiecke die Seite
D B und der Winkel C B D bekannt, woraus sich dann sofort,
durch eine sehr einfache trigonometrische Rechnung, auch die Seite
D C oder B C, das heißt die gesuchte Entfernung des Gegenstan-
des C von dem in D aufgesteckten Stabe oder von dem Beob-
achter in B finden läßt. Es ist nämlich die Seite D C gleich der
Seite B D, multiplicirt durch die Tangente des Winkels B, und
eben so ist die Seite B C gleich der Seite B D, dividirt durch den
Cosinus des Winkels B (Einl. §. 32). Gesetzt, man hätte die Linie
B D gleich 100 Fuß, und den Winkel D gleich 30 Graden ge-
messen, so wird man C D = 57,735, und B C = 115,47 Fuß fin-
den. Will man auch diese kleinen Rechnungen vermeiden, und
das oben (§. 49. I.) erwähnte graphische Verfahren anwenden,
so wird man in der Ebene einer Tafel, oder in der des Papiers,
zwei auf einander senkrechte Linien errichten, die sich in einem
Punkte d durchschneiden. Dann wird man mit einem, in sehr
kleine Theile getheilten, Maßstabe auf der einen dieser senkrechten
Linien, von dem Punkte d an, die Länge d b gleich 100 solchen
Theilen des Maßstabes nehmen, und in dem Endpunkte b dieser
Linie, mit einem sogenannten Winkelmaße (Transporteur), den
Winkel d b c gleich 30 Graden errichten, dessen Seite b c die an-
dere der beiden senkrechten Linien in dem Punkte c schneidet.
Dadurch hat man auf dem Papier ein kleines Dreieck b d c er-
balten, welches dem großen B C D auf dem Felde ganz ähnlich
ist. Mißt man dann mit dem Maßstabe die Seite d c und b c
des kleinen Dreiecks, so wird man d c = 57,7 und b c = 115,5
Theile des Maßstabes finden; und da man bereits weiß, daß
diese Theile des Stabes auf dem Felde Fuß bedeuten, so wird
man sagen, daß auch in dem großen Dreiecke die Seite D C =
57,7 und B C = 115,5 Fuß betrage. Man sieht übrigens, daß
es wohl am einfachsten, aber keineswegs nothwendig ist, für die
erste Seite b c des kleinen Dreiecks genau eben so viele Theile

Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde.
Linie D B von willkürlicher Länge abſtecken. Mißt er dann die
Länge dieſer Linie D B mit dem Maßſtabe oder mit der Meß-
kette, und mißt er noch, an dem Endpunkte B dieſer Linie, mit
irgend einem Winkelmeſſer, den Winkel C B D', welchen der Ge-
genſtand C mit dem Stabe D in dem Auge B des Beobachters
macht, ſo ſind in dem bei D rechtwinkligen Dreiecke die Seite
D B und der Winkel C B D bekannt, woraus ſich dann ſofort,
durch eine ſehr einfache trigonometriſche Rechnung, auch die Seite
D C oder B C, das heißt die geſuchte Entfernung des Gegenſtan-
des C von dem in D aufgeſteckten Stabe oder von dem Beob-
achter in B finden läßt. Es iſt nämlich die Seite D C gleich der
Seite B D, multiplicirt durch die Tangente des Winkels B, und
eben ſo iſt die Seite B C gleich der Seite B D, dividirt durch den
Coſinus des Winkels B (Einl. §. 32). Geſetzt, man hätte die Linie
B D gleich 100 Fuß, und den Winkel D gleich 30 Graden ge-
meſſen, ſo wird man C D = 57,735, und B C = 115,47 Fuß fin-
den. Will man auch dieſe kleinen Rechnungen vermeiden, und
das oben (§. 49. I.) erwähnte graphiſche Verfahren anwenden,
ſo wird man in der Ebene einer Tafel, oder in der des Papiers,
zwei auf einander ſenkrechte Linien errichten, die ſich in einem
Punkte d durchſchneiden. Dann wird man mit einem, in ſehr
kleine Theile getheilten, Maßſtabe auf der einen dieſer ſenkrechten
Linien, von dem Punkte d an, die Länge d b gleich 100 ſolchen
Theilen des Maßſtabes nehmen, und in dem Endpunkte b dieſer
Linie, mit einem ſogenannten Winkelmaße (Transporteur), den
Winkel d b c gleich 30 Graden errichten, deſſen Seite b c die an-
dere der beiden ſenkrechten Linien in dem Punkte c ſchneidet.
Dadurch hat man auf dem Papier ein kleines Dreieck b d c er-
balten, welches dem großen B C D auf dem Felde ganz ähnlich
iſt. Mißt man dann mit dem Maßſtabe die Seite d c und b c
des kleinen Dreiecks, ſo wird man d c = 57,7 und b c = 115,5
Theile des Maßſtabes finden; und da man bereits weiß, daß
dieſe Theile des Stabes auf dem Felde Fuß bedeuten, ſo wird
man ſagen, daß auch in dem großen Dreiecke die Seite D C =
57,7 und B C = 115,5 Fuß betrage. Man ſieht übrigens, daß
es wohl am einfachſten, aber keineswegs nothwendig iſt, für die
erſte Seite b c des kleinen Dreiecks genau eben ſo viele Theile

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <div n="3">
          <p><pb facs="#f0156" n="144"/><fw place="top" type="header">Parallaxen u. Entfernungen d. Ge&#x017F;tirne von d. Erde.</fw><lb/>
Linie <hi rendition="#aq">D B</hi> von willkürlicher Länge ab&#x017F;tecken. Mißt er dann die<lb/>
Länge die&#x017F;er Linie <hi rendition="#aq">D B</hi> mit dem Maß&#x017F;tabe oder mit der Meß-<lb/>
kette, und mißt er noch, an dem Endpunkte <hi rendition="#aq">B</hi> die&#x017F;er Linie, mit<lb/>
irgend einem Winkelme&#x017F;&#x017F;er, den Winkel <hi rendition="#aq">C B D'</hi>, welchen der Ge-<lb/>
gen&#x017F;tand <hi rendition="#aq">C</hi> mit dem Stabe <hi rendition="#aq">D</hi> in dem Auge <hi rendition="#aq">B</hi> des Beobachters<lb/>
macht, &#x017F;o &#x017F;ind in dem bei <hi rendition="#aq">D</hi> rechtwinkligen Dreiecke die Seite<lb/><hi rendition="#aq">D B</hi> und der Winkel <hi rendition="#aq">C B D</hi> bekannt, woraus &#x017F;ich dann &#x017F;ofort,<lb/>
durch eine &#x017F;ehr einfache trigonometri&#x017F;che Rechnung, auch die Seite<lb/><hi rendition="#aq">D C</hi> oder <hi rendition="#aq">B C</hi>, das heißt die ge&#x017F;uchte Entfernung des Gegen&#x017F;tan-<lb/>
des <hi rendition="#aq">C</hi> von dem in <hi rendition="#aq">D</hi> aufge&#x017F;teckten Stabe oder von dem Beob-<lb/>
achter in <hi rendition="#aq">B</hi> finden läßt. Es i&#x017F;t nämlich die Seite <hi rendition="#aq">D C</hi> gleich der<lb/>
Seite <hi rendition="#aq">B D</hi>, multiplicirt durch die Tangente des Winkels <hi rendition="#aq">B</hi>, und<lb/>
eben &#x017F;o i&#x017F;t die Seite <hi rendition="#aq">B C</hi> gleich der Seite <hi rendition="#aq">B D</hi>, dividirt durch den<lb/>
Co&#x017F;inus des Winkels <hi rendition="#aq">B</hi> (Einl. §. 32). Ge&#x017F;etzt, man hätte die Linie<lb/><hi rendition="#aq">B D</hi> gleich 100 Fuß, und den Winkel <hi rendition="#aq">D</hi> gleich 30 Graden ge-<lb/>
me&#x017F;&#x017F;en, &#x017F;o wird man <hi rendition="#aq">C D</hi> = 57,<hi rendition="#sub">735</hi>, und <hi rendition="#aq">B C</hi> = 115,<hi rendition="#sub">47</hi> Fuß fin-<lb/>
den. Will man auch die&#x017F;e kleinen Rechnungen vermeiden, und<lb/>
das oben (§. 49. <hi rendition="#aq">I.</hi>) erwähnte graphi&#x017F;che Verfahren anwenden,<lb/>
&#x017F;o wird man in der Ebene einer Tafel, oder in der des Papiers,<lb/>
zwei auf einander &#x017F;enkrechte Linien errichten, die &#x017F;ich in einem<lb/>
Punkte <hi rendition="#aq">d</hi> durch&#x017F;chneiden. Dann wird man mit einem, in &#x017F;ehr<lb/>
kleine Theile getheilten, Maß&#x017F;tabe auf der einen die&#x017F;er &#x017F;enkrechten<lb/>
Linien, von dem Punkte <hi rendition="#aq">d</hi> an, die Länge <hi rendition="#aq">d b</hi> gleich 100 &#x017F;olchen<lb/>
Theilen des Maß&#x017F;tabes nehmen, und in dem Endpunkte <hi rendition="#aq">b</hi> die&#x017F;er<lb/>
Linie, mit einem &#x017F;ogenannten Winkelmaße (<hi rendition="#aq">Transporteur</hi>), den<lb/>
Winkel <hi rendition="#aq">d b c</hi> gleich 30 Graden errichten, de&#x017F;&#x017F;en Seite <hi rendition="#aq">b c</hi> die an-<lb/>
dere der beiden &#x017F;enkrechten Linien in dem Punkte <hi rendition="#aq">c</hi> &#x017F;chneidet.<lb/>
Dadurch hat man auf dem Papier ein kleines Dreieck <hi rendition="#aq">b d c</hi> er-<lb/>
balten, welches dem großen <hi rendition="#aq">B C D</hi> auf dem Felde ganz ähnlich<lb/>
i&#x017F;t. Mißt man dann mit dem Maß&#x017F;tabe die Seite <hi rendition="#aq">d c</hi> und <hi rendition="#aq">b c</hi><lb/>
des kleinen Dreiecks, &#x017F;o wird man <hi rendition="#aq">d c</hi> = 57,<hi rendition="#sub">7</hi> und <hi rendition="#aq">b c</hi> = 115,<hi rendition="#sub">5</hi><lb/>
Theile des Maß&#x017F;tabes finden; und da man bereits weiß, daß<lb/>
die&#x017F;e Theile des Stabes auf dem Felde Fuß bedeuten, &#x017F;o wird<lb/>
man &#x017F;agen, daß auch in dem großen Dreiecke die Seite <hi rendition="#aq">D C</hi> =<lb/>
57,<hi rendition="#sub">7</hi> und <hi rendition="#aq">B C</hi> = 115,<hi rendition="#sub">5</hi> Fuß betrage. Man &#x017F;ieht übrigens, daß<lb/>
es wohl am einfach&#x017F;ten, aber keineswegs nothwendig i&#x017F;t, für die<lb/>
er&#x017F;te Seite <hi rendition="#aq">b c</hi> des kleinen Dreiecks genau eben &#x017F;o viele Theile<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[144/0156] Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde. Linie D B von willkürlicher Länge abſtecken. Mißt er dann die Länge dieſer Linie D B mit dem Maßſtabe oder mit der Meß- kette, und mißt er noch, an dem Endpunkte B dieſer Linie, mit irgend einem Winkelmeſſer, den Winkel C B D', welchen der Ge- genſtand C mit dem Stabe D in dem Auge B des Beobachters macht, ſo ſind in dem bei D rechtwinkligen Dreiecke die Seite D B und der Winkel C B D bekannt, woraus ſich dann ſofort, durch eine ſehr einfache trigonometriſche Rechnung, auch die Seite D C oder B C, das heißt die geſuchte Entfernung des Gegenſtan- des C von dem in D aufgeſteckten Stabe oder von dem Beob- achter in B finden läßt. Es iſt nämlich die Seite D C gleich der Seite B D, multiplicirt durch die Tangente des Winkels B, und eben ſo iſt die Seite B C gleich der Seite B D, dividirt durch den Coſinus des Winkels B (Einl. §. 32). Geſetzt, man hätte die Linie B D gleich 100 Fuß, und den Winkel D gleich 30 Graden ge- meſſen, ſo wird man C D = 57,735, und B C = 115,47 Fuß fin- den. Will man auch dieſe kleinen Rechnungen vermeiden, und das oben (§. 49. I.) erwähnte graphiſche Verfahren anwenden, ſo wird man in der Ebene einer Tafel, oder in der des Papiers, zwei auf einander ſenkrechte Linien errichten, die ſich in einem Punkte d durchſchneiden. Dann wird man mit einem, in ſehr kleine Theile getheilten, Maßſtabe auf der einen dieſer ſenkrechten Linien, von dem Punkte d an, die Länge d b gleich 100 ſolchen Theilen des Maßſtabes nehmen, und in dem Endpunkte b dieſer Linie, mit einem ſogenannten Winkelmaße (Transporteur), den Winkel d b c gleich 30 Graden errichten, deſſen Seite b c die an- dere der beiden ſenkrechten Linien in dem Punkte c ſchneidet. Dadurch hat man auf dem Papier ein kleines Dreieck b d c er- balten, welches dem großen B C D auf dem Felde ganz ähnlich iſt. Mißt man dann mit dem Maßſtabe die Seite d c und b c des kleinen Dreiecks, ſo wird man d c = 57,7 und b c = 115,5 Theile des Maßſtabes finden; und da man bereits weiß, daß dieſe Theile des Stabes auf dem Felde Fuß bedeuten, ſo wird man ſagen, daß auch in dem großen Dreiecke die Seite D C = 57,7 und B C = 115,5 Fuß betrage. Man ſieht übrigens, daß es wohl am einfachſten, aber keineswegs nothwendig iſt, für die erſte Seite b c des kleinen Dreiecks genau eben ſo viele Theile

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/156
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 144. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/156>, abgerufen am 19.04.2024.