Parallaxen u. Entfernungen d. Gestirne von d. Erde.
Endpunkte der Mond von einem Beobachter im Mittelpunkte C der Erde, und von einem andern A auf der Oberfläche derselben gesehen wird, für welchen letzteren der Mond eben in seinem Horizonte stebt.
Da dieser Winkel A L C durch den Halbmesser A C der Erde begränzt wird, der auf der Seite A L senkrecht steht, so kann man auch sagen, daß die Horizontalparallaxe des Mondes der- jenige Winkel ist, unter welchem einem Auge L in dem Mittel- punkte des Mondes der auf dessen Gesichtslinie L A senkrecht stehende Halbmesser A C der Erde erscheinen würde. Wir werden bald sehen, auf welche Art man diese Parallaxe der Gestirne durch Beobachtungen bestimmen, und wie man aus der einmal bekannten Parallaxe auch die Entfernung, und selbst die Größe der Gestirne von der Erde ableiten kann. Da die Mes- sung dieser Gegenstände, in ihrer Distanz von uns sowohl, als auch in ihrer absoluten Größe dieser Gegenstände, zu welchen man mit keinem Maßstabe kommen kann, und die so weit von uns abstehen, ohne Zweifel zu den interessantesten Gegenständen der Astronomie gehört, so wird es nicht unangemessen seyn, hier etwas länger bei ihnen zu verweilen.
§. 62. (Bestimmung unzugänglicher Punkte und Linien auf der Oberfläche der Erde). Das Verfahren, dessen sich die Astro- nomen bedienen, die Distanzen der Gestirne von der Erde zu fin- den, ist dasselbe, welches unsere Geodäten und Feldmesser bei ihren terrestrischen Vermessungen anwenden, und beide sind auf dieselben einfachen Sätze der Geometrie gegründet, durch welche man in einem Dreiecke aus den durch Beobachtung oder unmit- telbare Messung bekannten Seiten und Winkeln die übrigen Theile des Dreiecks findet.
I. Sey z. B. ein Gegenstand C (Fig. 6) auf dem Felde gegeben, zu welchem ein Beobachter, der sich in der Gegend der Linie B B' aufhält, nicht kommen kann, weil er etwa durch einen Fluß oder einen unzugänglichen Sumpf von dem Gegenstande getrennt ist. Wenn er dessen ungeachtet die Entfernung desselben von ihm bestimmen will, so darf er nur in irgend einem Punkte D seiner Umgegend einen senkrechten Stab aufrichten, und dann auf dem Felde durch diesen Punkt D eine auf C D senkrechte
Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde.
Endpunkte der Mond von einem Beobachter im Mittelpunkte C der Erde, und von einem andern A auf der Oberfläche derſelben geſehen wird, für welchen letzteren der Mond eben in ſeinem Horizonte ſtebt.
Da dieſer Winkel A L C durch den Halbmeſſer A C der Erde begränzt wird, der auf der Seite A L ſenkrecht ſteht, ſo kann man auch ſagen, daß die Horizontalparallaxe des Mondes der- jenige Winkel iſt, unter welchem einem Auge L in dem Mittel- punkte des Mondes der auf deſſen Geſichtslinie L A ſenkrecht ſtehende Halbmeſſer A C der Erde erſcheinen würde. Wir werden bald ſehen, auf welche Art man dieſe Parallaxe der Geſtirne durch Beobachtungen beſtimmen, und wie man aus der einmal bekannten Parallaxe auch die Entfernung, und ſelbſt die Größe der Geſtirne von der Erde ableiten kann. Da die Meſ- ſung dieſer Gegenſtände, in ihrer Diſtanz von uns ſowohl, als auch in ihrer abſoluten Größe dieſer Gegenſtände, zu welchen man mit keinem Maßſtabe kommen kann, und die ſo weit von uns abſtehen, ohne Zweifel zu den intereſſanteſten Gegenſtänden der Aſtronomie gehört, ſo wird es nicht unangemeſſen ſeyn, hier etwas länger bei ihnen zu verweilen.
§. 62. (Beſtimmung unzugänglicher Punkte und Linien auf der Oberfläche der Erde). Das Verfahren, deſſen ſich die Aſtro- nomen bedienen, die Diſtanzen der Geſtirne von der Erde zu fin- den, iſt daſſelbe, welches unſere Geodäten und Feldmeſſer bei ihren terreſtriſchen Vermeſſungen anwenden, und beide ſind auf dieſelben einfachen Sätze der Geometrie gegründet, durch welche man in einem Dreiecke aus den durch Beobachtung oder unmit- telbare Meſſung bekannten Seiten und Winkeln die übrigen Theile des Dreiecks findet.
I. Sey z. B. ein Gegenſtand C (Fig. 6) auf dem Felde gegeben, zu welchem ein Beobachter, der ſich in der Gegend der Linie B B' aufhält, nicht kommen kann, weil er etwa durch einen Fluß oder einen unzugänglichen Sumpf von dem Gegenſtande getrennt iſt. Wenn er deſſen ungeachtet die Entfernung deſſelben von ihm beſtimmen will, ſo darf er nur in irgend einem Punkte D ſeiner Umgegend einen ſenkrechten Stab aufrichten, und dann auf dem Felde durch dieſen Punkt D eine auf C D ſenkrechte
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Parallaxen u. Entfernungen d. Geſtirne von d. Erde.
Endpunkte der Mond von einem Beobachter im Mittelpunkte C
der Erde, und von einem andern A auf der Oberfläche derſelben
geſehen wird, für welchen letzteren der Mond eben in ſeinem
Horizonte ſtebt.
Da dieſer Winkel A L C durch den Halbmeſſer A C der Erde
begränzt wird, der auf der Seite A L ſenkrecht ſteht, ſo kann
man auch ſagen, daß die Horizontalparallaxe des Mondes der-
jenige Winkel iſt, unter welchem einem Auge L in dem Mittel-
punkte des Mondes der auf deſſen Geſichtslinie L A ſenkrecht
ſtehende Halbmeſſer A C der Erde erſcheinen würde. Wir werden
bald ſehen, auf welche Art man dieſe Parallaxe der Geſtirne
durch Beobachtungen beſtimmen, und wie man aus der einmal
bekannten Parallaxe auch die Entfernung, und ſelbſt die
Größe der Geſtirne von der Erde ableiten kann. Da die Meſ-
ſung dieſer Gegenſtände, in ihrer Diſtanz von uns ſowohl, als
auch in ihrer abſoluten Größe dieſer Gegenſtände, zu welchen
man mit keinem Maßſtabe kommen kann, und die ſo weit von
uns abſtehen, ohne Zweifel zu den intereſſanteſten Gegenſtänden
der Aſtronomie gehört, ſo wird es nicht unangemeſſen ſeyn, hier
etwas länger bei ihnen zu verweilen.
§. 62. (Beſtimmung unzugänglicher Punkte und Linien auf
der Oberfläche der Erde). Das Verfahren, deſſen ſich die Aſtro-
nomen bedienen, die Diſtanzen der Geſtirne von der Erde zu fin-
den, iſt daſſelbe, welches unſere Geodäten und Feldmeſſer bei
ihren terreſtriſchen Vermeſſungen anwenden, und beide ſind auf
dieſelben einfachen Sätze der Geometrie gegründet, durch welche
man in einem Dreiecke aus den durch Beobachtung oder unmit-
telbare Meſſung bekannten Seiten und Winkeln die übrigen
Theile des Dreiecks findet.
I. Sey z. B. ein Gegenſtand C (Fig. 6) auf dem Felde
gegeben, zu welchem ein Beobachter, der ſich in der Gegend der
Linie B B' aufhält, nicht kommen kann, weil er etwa durch einen
Fluß oder einen unzugänglichen Sumpf von dem Gegenſtande
getrennt iſt. Wenn er deſſen ungeachtet die Entfernung deſſelben
von ihm beſtimmen will, ſo darf er nur in irgend einem Punkte
D ſeiner Umgegend einen ſenkrechten Stab aufrichten, und dann
auf dem Felde durch dieſen Punkt D eine auf C D ſenkrechte
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 143. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/155>, abgerufen am 29.07.2024.
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