0. C. 60, das heißt gleich 60 Graden, seyn u. s. w. Man sieht, daß ein Instrument dieser Art, wenn es mit Sorgfalt gebaut, und mit Umsicht behandelt wird, die Höhen der Gestirne mit großer Genauigkeit anzugeben vermag.
§. 44. (Bestimmung der Polhöhe durch Beobachtung). Dieses vorausgesetzt, wollen wir nun dieses Instrument, ohne die verticale Lage seiner Ebene, und die horizontale Lage seines höchsten Halb- messers 0. C zu ändern, in die ebenfalls verticale Ebene (Ein. §. 14) des Meridians, und zwar so bringen, daß die Seite C desselben gegen Nord und die Seite A gegen Süd gekehrt ist. Beobachten wir in dieser Stellung des Quadranten die Höhe eines dem Weltpole N (Fig. 1 oder 2) nahen Sterns, der nicht mehr auf- und untergeht, und daher (Einl. §. 26) den sichtbaren Theil des Meridians täglich zweimal durchschneidet. Zur Zeit seiner oberen Culmination in D ist die Höhe des Sterns HD, und, zwölf Stunden vor oder nachher, zur Zeit seiner untern Culmination in B, ist die Höhe desselben HB. Da aber (Einl. §. 24) alle Punkte jedes Parallelkreises von jedem der Weltpole gleichweit abstehen, so ist BN gleich ND, so daß man daher sagen kann, die beiden beobachteten Höhen des Sterns sind in der obern Culmination gleich HN mehr ND, und in der untern Culmination gleich HN weniger ND, woraus folgt, daß das Mittel aus beiden Höhen gleich HN oder gleich der Polhöhe (§. 18, I) des Beobachtungsortes ist, welche Polhöhe zugleich den Abstand des Beobachters von dem irdischen Aequator, d. h. die geographische Breite (§. 18 u. 23) desselben ausdrückt.
Man erhält also die Polhöhe eines Ortes, wenn man die Höhen eines nicht untergehenden Sternes in seinen beiden Cul- minationen beobachtet, und von der Summe dieser Höhen die Hälfte nimmt. Von dem bereits oben erwähnten Polarstern beobachtete man z. B. in Wien diese beiden Höhen 49° 48',8 und 46° 36',4. Die Summe derselben ist 96° 25',2 und ihre Hälfte 48° 12',6 ist daher die gesuchte Polhöhe von Wien.
§. 45. (Gleichmäßige Bestimmung der Declination der Sterne durch Beobachtung). Diese Beobachtungsart gibt zugleich ein gutes Mittel, nebst der Polhöhe des Beobachtungsorts auch die
Jährliche Bewegung der Sonne.
0. C. 60, das heißt gleich 60 Graden, ſeyn u. ſ. w. Man ſieht, daß ein Inſtrument dieſer Art, wenn es mit Sorgfalt gebaut, und mit Umſicht behandelt wird, die Höhen der Geſtirne mit großer Genauigkeit anzugeben vermag.
§. 44. (Beſtimmung der Polhöhe durch Beobachtung). Dieſes vorausgeſetzt, wollen wir nun dieſes Inſtrument, ohne die verticale Lage ſeiner Ebene, und die horizontale Lage ſeines höchſten Halb- meſſers 0. C zu ändern, in die ebenfalls verticale Ebene (Ein. §. 14) des Meridians, und zwar ſo bringen, daß die Seite C deſſelben gegen Nord und die Seite A gegen Süd gekehrt iſt. Beobachten wir in dieſer Stellung des Quadranten die Höhe eines dem Weltpole N (Fig. 1 oder 2) nahen Sterns, der nicht mehr auf- und untergeht, und daher (Einl. §. 26) den ſichtbaren Theil des Meridians täglich zweimal durchſchneidet. Zur Zeit ſeiner oberen Culmination in D iſt die Höhe des Sterns HD, und, zwölf Stunden vor oder nachher, zur Zeit ſeiner untern Culmination in B, iſt die Höhe deſſelben HB. Da aber (Einl. §. 24) alle Punkte jedes Parallelkreiſes von jedem der Weltpole gleichweit abſtehen, ſo iſt BN gleich ND, ſo daß man daher ſagen kann, die beiden beobachteten Höhen des Sterns ſind in der obern Culmination gleich HN mehr ND, und in der untern Culmination gleich HN weniger ND, woraus folgt, daß das Mittel aus beiden Höhen gleich HN oder gleich der Polhöhe (§. 18, I) des Beobachtungsortes iſt, welche Polhöhe zugleich den Abſtand des Beobachters von dem irdiſchen Aequator, d. h. die geographiſche Breite (§. 18 u. 23) deſſelben ausdrückt.
Man erhält alſo die Polhöhe eines Ortes, wenn man die Höhen eines nicht untergehenden Sternes in ſeinen beiden Cul- minationen beobachtet, und von der Summe dieſer Höhen die Hälfte nimmt. Von dem bereits oben erwähnten Polarſtern beobachtete man z. B. in Wien dieſe beiden Höhen 49° 48′,8 und 46° 36′,4. Die Summe derſelben iſt 96° 25′,2 und ihre Hälfte 48° 12′,6 iſt daher die geſuchte Polhöhe von Wien.
§. 45. (Gleichmäßige Beſtimmung der Declination der Sterne durch Beobachtung). Dieſe Beobachtungsart gibt zugleich ein gutes Mittel, nebſt der Polhöhe des Beobachtungsorts auch die
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Jährliche Bewegung der Sonne.
0. C. 60, das heißt gleich 60 Graden, ſeyn u. ſ. w. Man ſieht,
daß ein Inſtrument dieſer Art, wenn es mit Sorgfalt gebaut,
und mit Umſicht behandelt wird, die Höhen der Geſtirne mit
großer Genauigkeit anzugeben vermag.
§. 44. (Beſtimmung der Polhöhe durch Beobachtung). Dieſes
vorausgeſetzt, wollen wir nun dieſes Inſtrument, ohne die verticale
Lage ſeiner Ebene, und die horizontale Lage ſeines höchſten Halb-
meſſers 0. C zu ändern, in die ebenfalls verticale Ebene (Ein. §. 14)
des Meridians, und zwar ſo bringen, daß die Seite C deſſelben
gegen Nord und die Seite A gegen Süd gekehrt iſt. Beobachten
wir in dieſer Stellung des Quadranten die Höhe eines dem
Weltpole N (Fig. 1 oder 2) nahen Sterns, der nicht mehr auf-
und untergeht, und daher (Einl. §. 26) den ſichtbaren Theil des
Meridians täglich zweimal durchſchneidet. Zur Zeit ſeiner oberen
Culmination in D iſt die Höhe des Sterns HD, und, zwölf
Stunden vor oder nachher, zur Zeit ſeiner untern Culmination in
B, iſt die Höhe deſſelben HB. Da aber (Einl. §. 24) alle Punkte
jedes Parallelkreiſes von jedem der Weltpole gleichweit abſtehen,
ſo iſt BN gleich ND, ſo daß man daher ſagen kann, die beiden
beobachteten Höhen des Sterns ſind
in der obern Culmination gleich HN mehr ND,
und in der untern Culmination gleich HN weniger ND,
woraus folgt, daß das Mittel aus beiden Höhen gleich HN
oder gleich der Polhöhe (§. 18, I) des Beobachtungsortes iſt,
welche Polhöhe zugleich den Abſtand des Beobachters von dem
irdiſchen Aequator, d. h. die geographiſche Breite (§. 18 u. 23)
deſſelben ausdrückt.
Man erhält alſo die Polhöhe eines Ortes, wenn man die
Höhen eines nicht untergehenden Sternes in ſeinen beiden Cul-
minationen beobachtet, und von der Summe dieſer Höhen die
Hälfte nimmt. Von dem bereits oben erwähnten Polarſtern
beobachtete man z. B. in Wien dieſe beiden Höhen 49° 48′,8
und 46° 36′,4. Die Summe derſelben iſt 96° 25′,2 und ihre
Hälfte 48° 12′,6 iſt daher die geſuchte Polhöhe von Wien.
§. 45. (Gleichmäßige Beſtimmung der Declination der Sterne
durch Beobachtung). Dieſe Beobachtungsart gibt zugleich ein
gutes Mittel, nebſt der Polhöhe des Beobachtungsorts auch die
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/117>, abgerufen am 18.02.2025.
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