Professor Philippi lebe. Weil nun der Herr Ver- fasser des Berichts eines Medici gar zu grob und Eh- renrührig gemißhandelt worden, so hat er billig nicht geschrien, sondern auf eine bescheidene, angenehme und sowohl ernst-als schertzhafte Weise seine Läste- rer widerlegt und gezeiget, daß der Herr Professor Philippi dennoch todt sey, und daß seine Freunde den Beweiß, er lebe, schlecht geführet. Man kan mit Grund der Wahrheit sagen, daß er seine grimmigen und plumpen Lästerer zu Schanden und Spott ge- macht, die ihn ärger tractirt, als wenn er gesagt hät- te, der Herr Professor Philippi habe seinen Vater ermordet und seine Mutter genothzüchtigt, da er doch nur geschrieben, der Herr Prof. Philippi sey auf seinem Bette sanft und seelig mit den erbaulich- sten Gedancken eingeschlafen. Denn sterben ist ja kein Schelmstück, und es sind viel tausend wackere Leute vor ihm gestorben. Es wird ferner gewiesen, 1) daß es kein Beweiß sey, wenn die unbekannte Rotte der Freunde des Herrn Prof. Philippi bloß mit den auserlesensten Scheltworten sage, er lebe! 2) Daß der Autor des Berichts eines Medici kein Feind des Herrn Prof. Philippi sey, und aus keinem feindseli- gen Gemüthe der Welt eröfnet, daß Herr Prof. Philippi todt sey, indem er weder sein Erbe noch sein Nachfolger im Amte zu seyn verlange; 3) daß es nicht genug sey, wenn Herr Prof. Philippi selbst sage, er lebe, weil testis in propria causa nichts gilt; da er doch kein Wort seines Lebens wegen bißanhero ge- sprochen; 4) daß der Brief, den er nach solcher Zeit soll geschrieben haben, auch nichts beweiset, weil er kan erdichtet seyn, und viele Briefe nach dem Tod
gelehr-
(o)
Profeſſor Philippi lebe. Weil nun der Herr Ver- faſſer des Berichts eines Medici gar zu grob und Eh- renruͤhrig gemißhandelt worden, ſo hat er billig nicht geſchrien, ſondern auf eine beſcheidene, angenehme und ſowohl ernſt-als ſchertzhafte Weiſe ſeine Laͤſte- rer widerlegt und gezeiget, daß der Herr Profeſſor Philippi dennoch todt ſey, und daß ſeine Freunde den Beweiß, er lebe, ſchlecht gefuͤhret. Man kan mit Grund der Wahrheit ſagen, daß er ſeine grimmigen und plumpen Laͤſterer zu Schanden und Spott ge- macht, die ihn aͤrger tractirt, als wenn er geſagt haͤt- te, der Herr Profeſſor Philippi habe ſeinen Vater ermordet und ſeine Mutter genothzuͤchtigt, da er doch nur geſchrieben, der Herr Prof. Philippi ſey auf ſeinem Bette ſanft und ſeelig mit den erbaulich- ſten Gedancken eingeſchlafen. Denn ſterben iſt ja kein Schelmſtuͤck, und es ſind viel tauſend wackere Leute vor ihm geſtorben. Es wird ferner gewieſen, 1) daß es kein Beweiß ſey, wenn die unbekannte Rotte der Freunde des Herrn Prof. Philippi bloß mit den auserleſenſten Scheltworten ſage, er lebe! 2) Daß der Autor des Berichts eines Medici kein Feind des Herrn Prof. Philippi ſey, und aus keinem feindſeli- gen Gemuͤthe der Welt eroͤfnet, daß Herr Prof. Philippi todt ſey, indem er weder ſein Erbe noch ſein Nachfolger im Amte zu ſeyn verlange; 3) daß es nicht genug ſey, wenn Herr Prof. Philippi ſelbſt ſage, er lebe, weil teſtis in propria cauſa nichts gilt; da er doch kein Wort ſeines Lebens wegen bißanhero ge- ſprochen; 4) daß der Brief, den er nach ſolcher Zeit ſoll geſchrieben haben, auch nichts beweiſet, weil er kan erdichtet ſeyn, und viele Briefe nach dem Tod
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Profeſſor Philippi lebe. Weil nun der Herr Ver-
faſſer des Berichts eines Medici gar zu grob und Eh-
renruͤhrig gemißhandelt worden, ſo hat er billig nicht
geſchrien, ſondern auf eine beſcheidene, angenehme
und ſowohl ernſt-als ſchertzhafte Weiſe ſeine Laͤſte-
rer widerlegt und gezeiget, daß der Herr Profeſſor
Philippi dennoch todt ſey, und daß ſeine Freunde den
Beweiß, er lebe, ſchlecht gefuͤhret. Man kan mit
Grund der Wahrheit ſagen, daß er ſeine grimmigen
und plumpen Laͤſterer zu Schanden und Spott ge-
macht, die ihn aͤrger tractirt, als wenn er geſagt haͤt-
te, der Herr Profeſſor Philippi habe ſeinen Vater
ermordet und ſeine Mutter genothzuͤchtigt, da er
doch nur geſchrieben, der Herr Prof. Philippi ſey
auf ſeinem Bette ſanft und ſeelig mit den erbaulich-
ſten Gedancken eingeſchlafen. Denn ſterben iſt ja
kein Schelmſtuͤck, und es ſind viel tauſend wackere
Leute vor ihm geſtorben. Es wird ferner gewieſen, 1)
daß es kein Beweiß ſey, wenn die unbekannte Rotte
der Freunde des Herrn Prof. Philippi bloß mit den
auserleſenſten Scheltworten ſage, er lebe! 2) Daß
der Autor des Berichts eines Medici kein Feind des
Herrn Prof. Philippi ſey, und aus keinem feindſeli-
gen Gemuͤthe der Welt eroͤfnet, daß Herr Prof.
Philippi todt ſey, indem er weder ſein Erbe noch ſein
Nachfolger im Amte zu ſeyn verlange; 3) daß es nicht
genug ſey, wenn Herr Prof. Philippi ſelbſt ſage, er
lebe, weil teſtis in propria cauſa nichts gilt; da er
doch kein Wort ſeines Lebens wegen bißanhero ge-
ſprochen; 4) daß der Brief, den er nach ſolcher Zeit
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 848. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/940>, abgerufen am 22.11.2024.
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