Gleichnisses zu mercken? und endlich: wie nöthig und nützlich es sey, die bösen Scribenten zu bestra- fen? Des Verfassers der Niedersächsischen Nach- richten wird auf der 10. Seite auch gedacht, und dessen bey Anführung des Briontes gegebener Rath, sich der Biblischen und Theologischen Redens-Arten in einer Satyre lieber zu enthalten, gebilligt, indem es eingetroffen, daß der Kappen-Macher eben hier- über das meiste Geschrey angestimmt, und aller- hand lästerliche Glossen ausgeheckt hat. Der Wunsch des gedachten Verfassers war freylich kein anderer, als daß den Spinnen die gäntzliche Macht, ihren Gift auszulassen, möchte benommen seyn; und wenn dergleichen Redens-Arten den Einfältigen Kappen-Schneider zur Flickerey nicht bewogen hät- ten, so glaubt man, daß er mit seiner übrigen Stüm- perey würde zu Hause geblieben seyn. Solche Aus- drücke mögen noch so unschuldig seyn, und auf das gründlichste vertheidigt werden, so ist der Anstoß doch nicht zu vermeiden: tamen aliquid haeret; und besser ist doch besser. Eine gründliche Satyre, die davon ledig ist, wird den Lästerungen und an- dern Anfällen so leicht nicht unterworfen seyn, und ein Satyren-Schreiber kan allen andern Argwohn eher, als die Religions-Spötterey, von sich abweltzen. Dem Herrn Verfasser der unpartheyi- schen Untersuchung werden diese vielleicht über- flüßige, doch wohlmeynende Gedancken hofentlich nicht entgegen seyn. Was ferner die Kappen anbe- langt, so sind sie dem Verfasser Nieders. Nachr. noch nicht zu Gesichte gekommen, daß er sagen könte, wie und auf was Weise man dasjenige, so wegen des
Herrn
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Gleichniſſes zu mercken? und endlich: wie noͤthig und nuͤtzlich es ſey, die boͤſen Scribenten zu beſtra- fen? Des Verfaſſers der Niederſaͤchſiſchen Nach- richten wird auf der 10. Seite auch gedacht, und deſſen bey Anfuͤhrung des Briontes gegebener Rath, ſich der Bibliſchen und Theologiſchen Redens-Arten in einer Satyre lieber zu enthalten, gebilligt, indem es eingetroffen, daß der Kappen-Macher eben hier- uͤber das meiſte Geſchrey angeſtimmt, und aller- hand laͤſterliche Gloſſen ausgeheckt hat. Der Wunſch des gedachten Verfaſſers war freylich kein anderer, als daß den Spinnen die gaͤntzliche Macht, ihren Gift auszulaſſen, moͤchte benommen ſeyn; und wenn dergleichen Redens-Arten den Einfaͤltigen Kappen-Schneider zur Flickerey nicht bewogen haͤt- ten, ſo glaubt man, daß er mit ſeiner uͤbrigen Stuͤm- perey wuͤrde zu Hauſe geblieben ſeyn. Solche Aus- druͤcke moͤgen noch ſo unſchuldig ſeyn, und auf das gruͤndlichſte vertheidigt werden, ſo iſt der Anſtoß doch nicht zu vermeiden: tamen aliquid hæret; und beſſer iſt doch beſſer. Eine gruͤndliche Satyre, die davon ledig iſt, wird den Laͤſterungen und an- dern Anfaͤllen ſo leicht nicht unterworfen ſeyn, und ein Satyren-Schreiber kan allen andern Argwohn eher, als die Religions-Spoͤtterey, von ſich abweltzen. Dem Herrn Verfaſſer der unpartheyi- ſchen Unterſuchung werden dieſe vielleicht uͤber- fluͤßige, doch wohlmeynende Gedancken hofentlich nicht entgegen ſeyn. Was ferner die Kappen anbe- langt, ſo ſind ſie dem Verfaſſer Niederſ. Nachr. noch nicht zu Geſichte gekommen, daß er ſagen koͤnte, wie und auf was Weiſe man dasjenige, ſo wegen des
Herrn
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Gleichniſſes zu mercken? und endlich: wie noͤthig
und nuͤtzlich es ſey, die boͤſen Scribenten zu beſtra-
fen? Des Verfaſſers der Niederſaͤchſiſchen Nach-
richten wird auf der 10. Seite auch gedacht, und
deſſen bey Anfuͤhrung des Briontes gegebener Rath,
ſich der Bibliſchen und Theologiſchen Redens-Arten
in einer Satyre lieber zu enthalten, gebilligt, indem
es eingetroffen, daß der Kappen-Macher eben hier-
uͤber das meiſte Geſchrey angeſtimmt, und aller-
hand laͤſterliche Gloſſen ausgeheckt hat. Der
Wunſch des gedachten Verfaſſers war freylich kein
anderer, als daß den Spinnen die gaͤntzliche Macht,
ihren Gift auszulaſſen, moͤchte benommen ſeyn; und
wenn dergleichen Redens-Arten den Einfaͤltigen
Kappen-Schneider zur Flickerey nicht bewogen haͤt-
ten, ſo glaubt man, daß er mit ſeiner uͤbrigen Stuͤm-
perey wuͤrde zu Hauſe geblieben ſeyn. Solche Aus-
druͤcke moͤgen noch ſo unſchuldig ſeyn, und auf das
gruͤndlichſte vertheidigt werden, ſo iſt der Anſtoß
doch nicht zu vermeiden: tamen aliquid hæret; und
beſſer iſt doch beſſer. Eine gruͤndliche Satyre, die
davon ledig iſt, wird den Laͤſterungen und an-
dern Anfaͤllen ſo leicht nicht unterworfen ſeyn,
und ein Satyren-Schreiber kan allen andern
Argwohn eher, als die Religions-Spoͤtterey, von ſich
abweltzen. Dem Herrn Verfaſſer der unpartheyi-
ſchen Unterſuchung werden dieſe vielleicht uͤber-
fluͤßige, doch wohlmeynende Gedancken hofentlich
nicht entgegen ſeyn. Was ferner die Kappen anbe-
langt, ſo ſind ſie dem Verfaſſer Niederſ. Nachr. noch
nicht zu Geſichte gekommen, daß er ſagen koͤnte, wie
und auf was Weiſe man dasjenige, ſo wegen des
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 828. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/920>, abgerufen am 25.11.2024.
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