es fehlet ihnen also an Gelegenheit, die allgemeinen Sätze des Rechts der Natur auf die Art, als es bey uns geschicht, zu appliciren: Allein darum hat noch niemand gesagt, daß sie ein ander Jus Naturae, hätten, als wir.
Es ist nicht nöthig, daß ich mich weiter hierbey aufhalte. Ew. Hochwohlgeb. sehen schon, daß das Jus Naturae vere tale des Hrn. Prof. Manzels nicht von unserm gemeinen Rechte der Natur, mit welchem wir uns nun eine ziemliche Zeit beholfen haben, un- terschieden sey.
Ehe ich aber weiter gehe muß ich Ew. Hochwohl- geb. noch sagen, daß ich in der gantzen Schrift des Hrn. Prof. Manzels nichs so artig finde, als die Ent- scheidung der Frage: Vtrum testamenta sint juris naturae (§. 61). Der Hr. Prof. beantwortet die- selbe mit nein: Weil man im Stande der Unschuld, als in welchem, wie der Hr. Prof. Manzel meint, keiner etwas eigenes hatte, nimmer ein Testament gemacht haben würde. Allein ich weiß nicht, ob der Hr. Prof. mit dieser Entscheidung grosse Ehre ein- legen wird. Denn wann man frägt: Vtrum testa- menta sint juris naturae? so will man wissen, ob die Regeln der Gerechtigkeit erfordern, daß der letzte Wille eines Sterbenden gültig sey? Man frägt aber nicht, ob man im Stande der Unschuld ein Testament gemacht haben würde? Das begehrt niemand zu wissen. Es ist also lächerlich, wenn man diese Frage aus demjenigen beantworten will, was die Menschen, wann sie, in ihrer ursprünglichen Unschuld geblieben wären, entweder gethan, oder nicht gethan haben würden.
Wenn
(o)
es fehlet ihnen alſo an Gelegenheit, die allgemeinen Saͤtze des Rechts der Natur auf die Art, als es bey uns geſchicht, zu appliciren: Allein darum hat noch niemand geſagt, daß ſie ein ander Jus Naturæ, haͤtten, als wir.
Es iſt nicht noͤthig, daß ich mich weiter hierbey aufhalte. Ew. Hochwohlgeb. ſehen ſchon, daß das Jus Naturæ vere tale des Hrn. Prof. Manzels nicht von unſerm gemeinen Rechte der Natur, mit welchem wir uns nun eine ziemliche Zeit beholfen haben, un- terſchieden ſey.
Ehe ich aber weiter gehe muß ich Ew. Hochwohl- geb. noch ſagen, daß ich in der gantzen Schrift des Hrn. Prof. Manzels nichs ſo artig finde, als die Ent- ſcheidung der Frage: Vtrum teſtamenta ſint juris naturæ (§. 61). Der Hr. Prof. beantwortet die- ſelbe mit nein: Weil man im Stande der Unſchuld, als in welchem, wie der Hr. Prof. Manzel meint, keiner etwas eigenes hatte, nimmer ein Teſtament gemacht haben wuͤrde. Allein ich weiß nicht, ob der Hr. Prof. mit dieſer Entſcheidung groſſe Ehre ein- legen wird. Denn wann man fraͤgt: Vtrum teſta- menta ſint juris naturæ? ſo will man wiſſen, ob die Regeln der Gerechtigkeit erfordern, daß der letzte Wille eines Sterbenden guͤltig ſey? Man fraͤgt aber nicht, ob man im Stande der Unſchuld ein Teſtament gemacht haben wuͤrde? Das begehrt niemand zu wiſſen. Es iſt alſo laͤcherlich, wenn man dieſe Frage aus demjenigen beantworten will, was die Menſchen, wann ſie, in ihrer urſpruͤnglichen Unſchuld geblieben waͤren, entweder gethan, oder nicht gethan haben wuͤrden.
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(o)
es fehlet ihnen alſo an Gelegenheit, die allgemeinen
Saͤtze des Rechts der Natur auf die Art, als es bey
uns geſchicht, zu appliciren: Allein darum hat noch
niemand geſagt, daß ſie ein ander Jus Naturæ,
haͤtten, als wir.
Es iſt nicht noͤthig, daß ich mich weiter hierbey
aufhalte. Ew. Hochwohlgeb. ſehen ſchon, daß das
Jus Naturæ vere tale des Hrn. Prof. Manzels nicht
von unſerm gemeinen Rechte der Natur, mit welchem
wir uns nun eine ziemliche Zeit beholfen haben, un-
terſchieden ſey.
Ehe ich aber weiter gehe muß ich Ew. Hochwohl-
geb. noch ſagen, daß ich in der gantzen Schrift des
Hrn. Prof. Manzels nichs ſo artig finde, als die Ent-
ſcheidung der Frage: Vtrum teſtamenta ſint juris
naturæ (§. 61). Der Hr. Prof. beantwortet die-
ſelbe mit nein: Weil man im Stande der Unſchuld,
als in welchem, wie der Hr. Prof. Manzel meint,
keiner etwas eigenes hatte, nimmer ein Teſtament
gemacht haben wuͤrde. Allein ich weiß nicht, ob
der Hr. Prof. mit dieſer Entſcheidung groſſe Ehre ein-
legen wird. Denn wann man fraͤgt: Vtrum teſta-
menta ſint juris naturæ? ſo will man wiſſen, ob die
Regeln der Gerechtigkeit erfordern, daß der letzte
Wille eines Sterbenden guͤltig ſey? Man fraͤgt aber
nicht, ob man im Stande der Unſchuld ein Teſtament
gemacht haben wuͤrde? Das begehrt niemand zu
wiſſen. Es iſt alſo laͤcherlich, wenn man dieſe Frage
aus demjenigen beantworten will, was die Menſchen,
wann ſie, in ihrer urſpruͤnglichen Unſchuld geblieben
waͤren, entweder gethan, oder nicht gethan haben
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 742. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/834>, abgerufen am 22.11.2024.
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