sere Ofenbahrung, weil sie von Menschen geschrie- ben ist, als partheyisch verwerfen, und uns eben das antworten, was der Löwe in der Fabel sagte, als er sahe, daß die Menschen sich über ein Gemählde kützel- ten, welches einen Löwen vorstellete, der von einem ein- tzigen Menschen zur Erden geworfen war.
"Je vois bien, dit-il, qu'en effet "On vous donne ici la victoire: "Mais l'ouvrier vous a decus, "Il avoit liberte de feindre "Avec plus de raison nous aurions le dessus "Si mes confreres savoient peindre.(9)
Von Menschen haben wir eine solche Antwort nicht zu besorgen, und also thun wir wohl, wenn wir in Beweisung unserer Vortreflichkeit und Vorzüge vor andern Thieren, des Standes der Unschuld u. d. g. uns bloß auf das feste prophetische Wort gründen, und nicht, wie der Hr. Prof. Manzel, von diesen Dingen nach der blossen Vernunft reden. Die weiß davon wenig, oder gar nichts, und ist geschick- ter, uns Scrupel zu machen, als auf den rechten Weg zu bringen.
Darum kan sie sich auch gar nicht darinn finden, wann der Hr. Prof. Manzel (§. 26. 27.) fortfähret, seinen Stand der Unschuld durch eine Betrachtung derjenigen Dinge zu erweisen, die zu des Menschen Erhaltung dienen.
"Er meint, da alles, was hauptsächlich dem "Menschen zur Nahrung dienet, nicht ohne mühsa-
"me
(9) S. les Fables de Mr. de la Fontaine Liv. III. fab. 10.
(o)
ſere Ofenbahrung, weil ſie von Menſchen geſchrie- ben iſt, als partheyiſch verwerfen, und uns eben das antworten, was der Loͤwe in der Fabel ſagte, als er ſahe, daß die Menſchen ſich uͤber ein Gemaͤhlde kuͤtzel- ten, welches einen Loͤwen vorſtellete, der von einem ein- tzigen Menſchen zur Erden geworfen war.
„Je vois bien, dit-il, qu’en effêt „On vous donne ici la victoire: „Mais l’ouvrier vous a deçus, „Il avoit liberté de feindre „Avec plus de raiſon nous aurions le deſſus „Si mes confreres ſavoient peindre.(9)
Von Menſchen haben wir eine ſolche Antwort nicht zu beſorgen, und alſo thun wir wohl, wenn wir in Beweiſung unſerer Vortreflichkeit und Vorzuͤge vor andern Thieren, des Standes der Unſchuld u. d. g. uns bloß auf das feſte prophetiſche Wort gruͤnden, und nicht, wie der Hr. Prof. Manzel, von dieſen Dingen nach der bloſſen Vernunft reden. Die weiß davon wenig, oder gar nichts, und iſt geſchick- ter, uns Scrupel zu machen, als auf den rechten Weg zu bringen.
Darum kan ſie ſich auch gar nicht darinn finden, wann der Hr. Prof. Manzel (§. 26. 27.) fortfaͤhret, ſeinen Stand der Unſchuld durch eine Betrachtung derjenigen Dinge zu erweiſen, die zu des Menſchen Erhaltung dienen.
„Er meint, da alles, was hauptſaͤchlich dem „Menſchen zur Nahrung dienet, nicht ohne muͤhſa-
„me
(9) S. les Fables de Mr. de la Fontaine Liv. III. fab. 10.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0760"n="668"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>ſere Ofenbahrung, weil ſie von Menſchen geſchrie-<lb/>
ben iſt, als partheyiſch verwerfen, und uns eben das<lb/>
antworten, was der Loͤwe in der Fabel ſagte, als er<lb/>ſahe, daß die Menſchen ſich uͤber ein Gemaͤhlde kuͤtzel-<lb/>
ten, welches einen Loͤwen vorſtellete, der von einem ein-<lb/>
tzigen Menſchen zur Erden geworfen war.</p><lb/><cit><quote><hirendition="#aq">„Je vois bien, dit-il, qu’en effêt<lb/>„On vous donne ici la victoire:<lb/>„Mais l’ouvrier vous a deçus,<lb/>„Il avoit liberté de feindre<lb/>„Avec plus de raiſon nous aurions le deſſus<lb/>„Si mes confreres ſavoient peindre.</hi><noteplace="foot"n="(9)">S. <hirendition="#aq">les Fables de Mr. de la Fontaine Liv. III.<lb/>
fab.</hi> 10.</note></quote></cit><lb/><p>Von Menſchen haben wir eine ſolche Antwort nicht<lb/>
zu beſorgen, und alſo thun wir wohl, wenn wir in<lb/>
Beweiſung unſerer Vortreflichkeit und Vorzuͤge<lb/>
vor andern Thieren, des Standes der Unſchuld u. d. g.<lb/>
uns bloß auf das feſte prophetiſche Wort gruͤnden,<lb/>
und nicht, wie der Hr. Prof. Manzel, von dieſen<lb/>
Dingen nach der bloſſen Vernunft reden. Die<lb/>
weiß davon wenig, oder gar nichts, und iſt geſchick-<lb/>
ter, uns Scrupel zu machen, als auf den rechten<lb/>
Weg zu bringen.</p><lb/><p>Darum kan ſie ſich auch gar nicht darinn finden,<lb/>
wann der Hr. Prof. Manzel (§. 26. 27.) fortfaͤhret,<lb/>ſeinen Stand der Unſchuld durch eine Betrachtung<lb/>
derjenigen Dinge zu erweiſen, die zu des Menſchen<lb/>
Erhaltung dienen.</p><lb/><p>„Er meint, da alles, was hauptſaͤchlich dem<lb/>„Menſchen zur Nahrung dienet, nicht ohne muͤhſa-<lb/><fwplace="bottom"type="catch">„me</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[668/0760]
(o)
ſere Ofenbahrung, weil ſie von Menſchen geſchrie-
ben iſt, als partheyiſch verwerfen, und uns eben das
antworten, was der Loͤwe in der Fabel ſagte, als er
ſahe, daß die Menſchen ſich uͤber ein Gemaͤhlde kuͤtzel-
ten, welches einen Loͤwen vorſtellete, der von einem ein-
tzigen Menſchen zur Erden geworfen war.
„Je vois bien, dit-il, qu’en effêt
„On vous donne ici la victoire:
„Mais l’ouvrier vous a deçus,
„Il avoit liberté de feindre
„Avec plus de raiſon nous aurions le deſſus
„Si mes confreres ſavoient peindre. (9)
Von Menſchen haben wir eine ſolche Antwort nicht
zu beſorgen, und alſo thun wir wohl, wenn wir in
Beweiſung unſerer Vortreflichkeit und Vorzuͤge
vor andern Thieren, des Standes der Unſchuld u. d. g.
uns bloß auf das feſte prophetiſche Wort gruͤnden,
und nicht, wie der Hr. Prof. Manzel, von dieſen
Dingen nach der bloſſen Vernunft reden. Die
weiß davon wenig, oder gar nichts, und iſt geſchick-
ter, uns Scrupel zu machen, als auf den rechten
Weg zu bringen.
Darum kan ſie ſich auch gar nicht darinn finden,
wann der Hr. Prof. Manzel (§. 26. 27.) fortfaͤhret,
ſeinen Stand der Unſchuld durch eine Betrachtung
derjenigen Dinge zu erweiſen, die zu des Menſchen
Erhaltung dienen.
„Er meint, da alles, was hauptſaͤchlich dem
„Menſchen zur Nahrung dienet, nicht ohne muͤhſa-
„me
(9) S. les Fables de Mr. de la Fontaine Liv. III.
fab. 10.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 668. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/760>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.