güldnen Zeit, nicht bedienen wollen. Weil er ausdrücklich schreibt:
"Quum prorepserunt primis animalia terris "Mutum & turpe pecus, glandem atque cu- bilia propter "Unguibus & pugnis, dein fustibus atque ita porro "Pugnabant armis, quae post fabricaverat usus: "Donec verba, quibus voces sensusque no- tarent "Nominaque invenere: dehinc absistere bello "Oppida coeperunt munire, & ponere leges, "Ne quis fur esset, neu latro, neu quis ad- ulter. (6)
Und wenn dann gleich alle heidnische Poeten ich weiß nicht was vor abentheurliche Dinge von der güldnen Zeit geschrieben, und festiglich gelaubet hät- ten: So würde doch daraus nicht folgen, daß die sich selbst gelassene Vernunft uns zur Erkänntniß des Standes der Unschuld führen könne. Die heidnischen Weltweisen und Geschicht-Schreiber redeten von dem Zustande der ersten Menschen gantz anders. Ew. Hochwohlgeb. können dieses aus der Stelle des Se- neca, welche ich schon angeführet habe, und aus dem Diodorus Siculus (7) deutlich sehen.
Der Hr. Prof. Manzel fährt indessen fort, seinen Stand der Unschuld §. 25. auf folgende Art zubewei-
sen.
(6) Horat. Lib. I. Sat. 3.
(7)Lib. I. Cap. 8.
T t 3
(o)
guͤldnen Zeit, nicht bedienen wollen. Weil er ausdruͤcklich ſchreibt:
„Quum prorepſerunt primis animalia terris „Mutum & turpe pecus, glandem atque cu- bilia propter „Unguibus & pugnis, dein fuſtibus atque ita porro „Pugnabant armis, quæ poſt fabricaverat uſus: „Donec verba, quibus voces ſenſusque no- tarent „Nominaque invenêre: dehinc abſiſtere bello „Oppida cœperunt munire, & ponere leges, „Ne quis fur eſſet, neu latro, neu quis ad- ulter. (6)
Und wenn dann gleich alle heidniſche Poeten ich weiß nicht was vor abentheurliche Dinge von der guͤldnen Zeit geſchrieben, und feſtiglich gelaubet haͤt- ten: So wuͤrde doch daraus nicht folgen, daß die ſich ſelbſt gelaſſene Vernunft uns zur Erkaͤnntniß des Standes der Unſchuld fuͤhren koͤnne. Die heidniſchen Weltweiſen und Geſchicht-Schreiber redeten von dem Zuſtande der erſten Menſchen gantz anders. Ew. Hochwohlgeb. koͤnnen dieſes aus der Stelle des Se- neca, welche ich ſchon angefuͤhret habe, und aus dem Diodorus Siculus (7) deutlich ſehen.
Der Hr. Prof. Manzel faͤhrt indeſſen fort, ſeinen Stand der Unſchuld §. 25. auf folgende Art zubewei-
ſen.
(6) Horat. Lib. I. Sat. 3.
(7)Lib. I. Cap. 8.
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(o)
guͤldnen Zeit, nicht bedienen wollen. Weil er
ausdruͤcklich ſchreibt:
„Quum prorepſerunt primis animalia terris
„Mutum & turpe pecus, glandem atque cu-
bilia propter
„Unguibus & pugnis, dein fuſtibus atque
ita porro
„Pugnabant armis, quæ poſt fabricaverat
uſus:
„Donec verba, quibus voces ſenſusque no-
tarent
„Nominaque invenêre: dehinc abſiſtere
bello
„Oppida cœperunt munire, & ponere leges,
„Ne quis fur eſſet, neu latro, neu quis ad-
ulter. (6)
Und wenn dann gleich alle heidniſche Poeten ich
weiß nicht was vor abentheurliche Dinge von der
guͤldnen Zeit geſchrieben, und feſtiglich gelaubet haͤt-
ten: So wuͤrde doch daraus nicht folgen, daß die ſich
ſelbſt gelaſſene Vernunft uns zur Erkaͤnntniß des
Standes der Unſchuld fuͤhren koͤnne. Die heidniſchen
Weltweiſen und Geſchicht-Schreiber redeten von
dem Zuſtande der erſten Menſchen gantz anders. Ew.
Hochwohlgeb. koͤnnen dieſes aus der Stelle des Se-
neca, welche ich ſchon angefuͤhret habe, und aus dem
Diodorus Siculus (7) deutlich ſehen.
Der Hr. Prof. Manzel faͤhrt indeſſen fort, ſeinen
Stand der Unſchuld §. 25. auf folgende Art zubewei-
ſen.
(6) Horat. Lib. I. Sat. 3.
(7) Lib. I. Cap. 8.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 661. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/753>, abgerufen am 22.11.2024.
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