Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite
nächste Seite >>

(o)
rung und Erhaltung dienlich sind, zu ge-
brauchen. GOtt muß also einer jeden Crea-
tur den Gebrauch der andern frey geben.
Der Gebrauch der Creaturen ist nichts an-
ders, als der Gebrauch des göttlichen Ei-
genthums. Da nun dieser Gebrauch, ob
er gleich den Untergang vieler Creaturen
mit sich führet, dennoch zur Erhaltung der
Creaturen nöthig ist; so ist auch der schein-
bare Abgang den GOtt an seinem Eigen-
thum leidet, eine Sache, ohne welche das-
selbe nicht erhalten werden kan.

Man siehet also, daß aus dem Satz, daß
GOtt der rechte Eigenthums-Herr aller
Creaturen ist, nicht folge, was Herr
Reinbeck daraus erzwingen will. Man
siehet, daß es mit dem Eigenthum GOttes
eine gantz andere Bewandniß habe, als
mit einem menschlichem Eigenthum, und
daß folglich GOtt, wenn man ihn ja einen
Eigenthums-Herrn nennen will, ein gantz
uneigentlicher Eigenthums-Herr sey:
Weil er das Seine Preiß gegeben hat, und
Preiß geben muß, wofern er nicht in kurtzen
um alles kommen will.

Doch alles dieses thut eigentlich nichts zu
meinem Zweck. Meine Absicht war nur,
anzumercken, daß Herr Reinbeck hier einen

gantz

(o)
rung und Erhaltung dienlich ſind, zu ge-
brauchen. GOtt muß alſo einer jeden Crea-
tur den Gebrauch der andern frey geben.
Der Gebrauch der Creaturen iſt nichts an-
ders, als der Gebrauch des goͤttlichen Ei-
genthums. Da nun dieſer Gebrauch, ob
er gleich den Untergang vieler Creaturen
mit ſich fuͤhret, dennoch zur Erhaltung der
Creaturen noͤthig iſt; ſo iſt auch der ſchein-
bare Abgang den GOtt an ſeinem Eigen-
thum leidet, eine Sache, ohne welche daſ-
ſelbe nicht erhalten werden kan.

Man ſiehet alſo, daß aus dem Satz, daß
GOtt der rechte Eigenthums-Herr aller
Creaturen iſt, nicht folge, was Herr
Reinbeck daraus erzwingen will. Man
ſiehet, daß es mit dem Eigenthum GOttes
eine gantz andere Bewandniß habe, als
mit einem menſchlichem Eigenthum, und
daß folglich GOtt, wenn man ihn ja einen
Eigenthums-Herrn nennen will, ein gantz
uneigentlicher Eigenthums-Herr ſey:
Weil er das Seine Preiß gegeben hat, und
Preiß geben muß, wofern er nicht in kurtzen
um alles kommen will.

Doch alles dieſes thut eigentlich nichts zu
meinem Zweck. Meine Abſicht war nur,
anzumercken, daß Herr Reinbeck hier einen

gantz
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0710" n="618"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
rung und Erhaltung dienlich &#x017F;ind, zu ge-<lb/>
brauchen. GOtt muß al&#x017F;o einer jeden Crea-<lb/>
tur den Gebrauch der andern frey geben.<lb/>
Der Gebrauch der Creaturen i&#x017F;t nichts an-<lb/>
ders, als der Gebrauch des go&#x0364;ttlichen Ei-<lb/>
genthums. Da nun die&#x017F;er Gebrauch, ob<lb/>
er gleich den Untergang vieler Creaturen<lb/>
mit &#x017F;ich fu&#x0364;hret, dennoch zur Erhaltung der<lb/>
Creaturen no&#x0364;thig i&#x017F;t; &#x017F;o i&#x017F;t auch der &#x017F;chein-<lb/>
bare Abgang den GOtt an &#x017F;einem Eigen-<lb/>
thum leidet, eine Sache, ohne welche da&#x017F;-<lb/>
&#x017F;elbe nicht erhalten werden kan.</p><lb/>
          <p>Man &#x017F;iehet al&#x017F;o, daß aus dem Satz, daß<lb/>
GOtt der rechte Eigenthums-Herr aller<lb/>
Creaturen i&#x017F;t, nicht folge, was Herr<lb/>
Reinbeck daraus erzwingen will. Man<lb/>
&#x017F;iehet, daß es mit dem Eigenthum GOttes<lb/>
eine gantz andere Bewandniß habe, als<lb/>
mit einem men&#x017F;chlichem Eigenthum, und<lb/>
daß folglich GOtt, wenn man ihn ja einen<lb/>
Eigenthums-Herrn nennen will, ein gantz<lb/>
uneigentlicher Eigenthums-Herr &#x017F;ey:<lb/>
Weil er das Seine Preiß gegeben hat, und<lb/>
Preiß geben muß, wofern er nicht in kurtzen<lb/>
um alles kommen will.</p><lb/>
          <p>Doch alles die&#x017F;es thut eigentlich nichts zu<lb/>
meinem Zweck. Meine Ab&#x017F;icht war nur,<lb/>
anzumercken, daß Herr Reinbeck hier einen<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">gantz</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[618/0710] (o) rung und Erhaltung dienlich ſind, zu ge- brauchen. GOtt muß alſo einer jeden Crea- tur den Gebrauch der andern frey geben. Der Gebrauch der Creaturen iſt nichts an- ders, als der Gebrauch des goͤttlichen Ei- genthums. Da nun dieſer Gebrauch, ob er gleich den Untergang vieler Creaturen mit ſich fuͤhret, dennoch zur Erhaltung der Creaturen noͤthig iſt; ſo iſt auch der ſchein- bare Abgang den GOtt an ſeinem Eigen- thum leidet, eine Sache, ohne welche daſ- ſelbe nicht erhalten werden kan. Man ſiehet alſo, daß aus dem Satz, daß GOtt der rechte Eigenthums-Herr aller Creaturen iſt, nicht folge, was Herr Reinbeck daraus erzwingen will. Man ſiehet, daß es mit dem Eigenthum GOttes eine gantz andere Bewandniß habe, als mit einem menſchlichem Eigenthum, und daß folglich GOtt, wenn man ihn ja einen Eigenthums-Herrn nennen will, ein gantz uneigentlicher Eigenthums-Herr ſey: Weil er das Seine Preiß gegeben hat, und Preiß geben muß, wofern er nicht in kurtzen um alles kommen will. Doch alles dieſes thut eigentlich nichts zu meinem Zweck. Meine Abſicht war nur, anzumercken, daß Herr Reinbeck hier einen gantz

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/710
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 618. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/710>, abgerufen am 22.11.2024.