zum besten des Menschen, gemachte Ord- nung allezeit genau beobachtet haben, oder nicht? Jst es das erste; so haben sie es ge- than, entweder weil sie von Natur an den, zu des Menschen Nahrung bestimmten, Dingen keinen Geschmack gefunden: oder sie haben die Begierde, auch von diesen Dingen zu essen, besieget und gedämpfet. Auf den ersten Fall würde der Mensch nim- mer mit den Raupen, Heuschrecken und Feldmäusen das geringste zu theilen, und keine Gelegenheit gehabt haben, seine Herr- schaft über dieselbe, auf die Art, als Herr Reinbeck meint, zu beweisen. Höchstens würde seine Herrschaft über dieselbe unge- fehr so viel bedeutet haben, als diejenige, Kraft welcher wir noch heutiges Tages den Hunden verwehren, Heu und Stroh zu fressen. Haben sie aber ihre Begierde nach der, vor den Menschen ausgesetzten Speise besieget; so ist es entweder darum gesche- hen, weil sie die göttliche Verordnung nicht überschreiten mögen; oder sie haben es aus Ehrerbietung gegen den Menschen gethan. Jenes setzt bey den Thieren Freyheit, Ge- wissen und Gottesfurcht; und dieses einen so hohen Grad der Erkänntniß voraus, daß die Vernunft darüber erstaunen muß. Man
muß
(o)
zum beſten des Menſchen, gemachte Ord- nung allezeit genau beobachtet haben, oder nicht? Jſt es das erſte; ſo haben ſie es ge- than, entweder weil ſie von Natur an den, zu des Menſchen Nahrung beſtimmten, Dingen keinen Geſchmack gefunden: oder ſie haben die Begierde, auch von dieſen Dingen zu eſſen, beſieget und gedaͤmpfet. Auf den erſten Fall wuͤrde der Menſch nim- mer mit den Raupen, Heuſchrecken und Feldmaͤuſen das geringſte zu theilen, und keine Gelegenheit gehabt haben, ſeine Herr- ſchaft uͤber dieſelbe, auf die Art, als Herr Reinbeck meint, zu beweiſen. Hoͤchſtens wuͤrde ſeine Herrſchaft uͤber dieſelbe unge- fehr ſo viel bedeutet haben, als diejenige, Kraft welcher wir noch heutiges Tages den Hunden verwehren, Heu und Stroh zu freſſen. Haben ſie aber ihre Begierde nach der, vor den Menſchen ausgeſetzten Speiſe beſieget; ſo iſt es entweder darum geſche- hen, weil ſie die goͤttliche Verordnung nicht uͤberſchreiten moͤgen; oder ſie haben es aus Ehrerbietung gegen den Menſchen gethan. Jenes ſetzt bey den Thieren Freyheit, Ge- wiſſen und Gottesfurcht; und dieſes einen ſo hohen Grad der Erkaͤnntniß voraus, daß die Vernunft daruͤber erſtaunen muß. Man
muß
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(o)
zum beſten des Menſchen, gemachte Ord-
nung allezeit genau beobachtet haben, oder
nicht? Jſt es das erſte; ſo haben ſie es ge-
than, entweder weil ſie von Natur an den,
zu des Menſchen Nahrung beſtimmten,
Dingen keinen Geſchmack gefunden: oder
ſie haben die Begierde, auch von dieſen
Dingen zu eſſen, beſieget und gedaͤmpfet.
Auf den erſten Fall wuͤrde der Menſch nim-
mer mit den Raupen, Heuſchrecken und
Feldmaͤuſen das geringſte zu theilen, und
keine Gelegenheit gehabt haben, ſeine Herr-
ſchaft uͤber dieſelbe, auf die Art, als Herr
Reinbeck meint, zu beweiſen. Hoͤchſtens
wuͤrde ſeine Herrſchaft uͤber dieſelbe unge-
fehr ſo viel bedeutet haben, als diejenige,
Kraft welcher wir noch heutiges Tages den
Hunden verwehren, Heu und Stroh zu
freſſen. Haben ſie aber ihre Begierde nach
der, vor den Menſchen ausgeſetzten Speiſe
beſieget; ſo iſt es entweder darum geſche-
hen, weil ſie die goͤttliche Verordnung nicht
uͤberſchreiten moͤgen; oder ſie haben es aus
Ehrerbietung gegen den Menſchen gethan.
Jenes ſetzt bey den Thieren Freyheit, Ge-
wiſſen und Gottesfurcht; und dieſes einen
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 604. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/696>, abgerufen am 17.05.2024.
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