ges auch unsern zahmesten Thieren fehlet, und welche um so viel unglaublicher wird, je grösser man sie nothwendig machen muß, wenn man die Herrschaft des Menschen über die Thiere behaupten will. Hr. Rein- beck sagt z. E. (9) "Adam habe durch sei- "ne ihm anerschaffene Herrschaft verweh- "ren können, daß der Raupen die frucht- "baren Bäume nicht verderbet, und die "Heuschrecken und Feldmäuse die Frucht "auf dem Felde nicht weggefressen hätten. "Er siehet dieses als einen Vorzug an, der "den Adam weit über alle unsere heutige "Potentaten erhebet. Und darinn hat er gantz Recht. Allein, ob das, was er sagt, der Vernunft gemäß sey, das weiß ich nicht. Meine Vernunft wenigstens findet vieles daran auszusetzen.
Herr Reinbeck sagt (10): "GOtt habe "vor dem Fall eine Eintheilung der Spei- "sen für Menschen und Vieh gemacht, und "jenen das Kraut, das sich besaamet, und "die fruchtbaren Bäume, diesem aber das "übrige grüne Kraut zur Speise verordnet. Nun möchte ich wissen, ob die Thiere diese von GOtt, in Ansehung der Nahrung,
zum
(9)S. dieXVI.Betracht. §. 19.
(10)ibid.
(o)
ges auch unſern zahmeſten Thieren fehlet, und welche um ſo viel unglaublicher wird, je groͤſſer man ſie nothwendig machen muß, wenn man die Herrſchaft des Menſchen uͤber die Thiere behaupten will. Hr. Rein- beck ſagt z. E. (9) „Adam habe durch ſei- „ne ihm anerſchaffene Herrſchaft verweh- „ren koͤnnen, daß der Raupen die frucht- „baren Baͤume nicht verderbet, und die „Heuſchrecken und Feldmaͤuſe die Frucht „auf dem Felde nicht weggefreſſen haͤtten. „Er ſiehet dieſes als einen Vorzug an, der „den Adam weit uͤber alle unſere heutige „Potentaten erhebet. Und darinn hat er gantz Recht. Allein, ob das, was er ſagt, der Vernunft gemaͤß ſey, das weiß ich nicht. Meine Vernunft wenigſtens findet vieles daran auszuſetzen.
Herr Reinbeck ſagt (10): „GOtt habe „vor dem Fall eine Eintheilung der Spei- „ſen fuͤr Menſchen und Vieh gemacht, und „jenen das Kraut, das ſich beſaamet, und „die fruchtbaren Baͤume, dieſem aber das „uͤbrige gruͤne Kraut zur Speiſe verordnet. Nun moͤchte ich wiſſen, ob die Thiere dieſe von GOtt, in Anſehung der Nahrung,
zum
(9)S. dieXVI.Betracht. §. 19.
(10)ibid.
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(o)
ges auch unſern zahmeſten Thieren fehlet,
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je groͤſſer man ſie nothwendig machen muß,
wenn man die Herrſchaft des Menſchen
uͤber die Thiere behaupten will. Hr. Rein-
beck ſagt z. E. (9) „Adam habe durch ſei-
„ne ihm anerſchaffene Herrſchaft verweh-
„ren koͤnnen, daß der Raupen die frucht-
„baren Baͤume nicht verderbet, und die
„Heuſchrecken und Feldmaͤuſe die Frucht
„auf dem Felde nicht weggefreſſen haͤtten.
„Er ſiehet dieſes als einen Vorzug an, der
„den Adam weit uͤber alle unſere heutige
„Potentaten erhebet. Und darinn hat er
gantz Recht. Allein, ob das, was er ſagt,
der Vernunft gemaͤß ſey, das weiß ich
nicht. Meine Vernunft wenigſtens findet
vieles daran auszuſetzen.
Herr Reinbeck ſagt (10): „GOtt habe
„vor dem Fall eine Eintheilung der Spei-
„ſen fuͤr Menſchen und Vieh gemacht, und
„jenen das Kraut, das ſich beſaamet, und
„die fruchtbaren Baͤume, dieſem aber das
„uͤbrige gruͤne Kraut zur Speiſe verordnet.
Nun moͤchte ich wiſſen, ob die Thiere dieſe
von GOtt, in Anſehung der Nahrung,
zum
(9) S. die XVI. Betracht. §. 19.
(10) ibid.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 603. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/695>, abgerufen am 22.11.2024.
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