Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
gen seine Person, sondern bloß die Liebe zur
Wahrheit zum Grunde hat. Jch hege kei-
nen Wiederwillen gegen ihn, und wünsche
nichts so sehr, als Gelegenheit zu haben,
ihm zu dienen, und ihm wirckliche Proben
meiner Freundschaft zu geben. Allein sei-
ne Schriften gefallen mir nicht. Jch habe
dieses mit den meisten gemein, die sie gelesen
haben. Nur unterscheide ich mich darinn
von andern, daß ich aufrichtig sage, was
sie alle gedencken. Jch that es mit so vieler
Höflichkeit, daß ich glaubte, der Hr. Prof.
Manzel würde meine Freyheit nicht übel
nehmen. Jch redete ernsthaft mit ihm;
da ich hergegen mit andern, die vieleicht ge-
rechter waren, als er, nur meinen Muth-
willen trieb. Er ward aber dennoch böse,
und geberdete sich ärger, als alle meine an-
dern Gegner. Diese Aufführung kam mir
um so viel wunderlicher vor, je weniger ich
dem Hn. Prof. Manzel Gelegenheit dazu ge-
geben hatte. Sie war so unordentlich, und
einem Gelehrten so unanständig, daß ich
mich nicht habe entbrechen können, ihm in
dieser Vorrede, ohne Heucheley, meine Mei-
nung darüber zu sagen. Will er mir dieses
übel nehmen, so muß ich es geschehen lassen.
Jch werde zu frieden seyn, wenn er nur end-

lich
O o 5

(o)
gen ſeine Perſon, ſondern bloß die Liebe zur
Wahrheit zum Grunde hat. Jch hege kei-
nen Wiederwillen gegen ihn, und wuͤnſche
nichts ſo ſehr, als Gelegenheit zu haben,
ihm zu dienen, und ihm wirckliche Proben
meiner Freundſchaft zu geben. Allein ſei-
ne Schriften gefallen mir nicht. Jch habe
dieſes mit den meiſten gemein, die ſie geleſen
haben. Nur unterſcheide ich mich darinn
von andern, daß ich aufrichtig ſage, was
ſie alle gedencken. Jch that es mit ſo vieler
Hoͤflichkeit, daß ich glaubte, der Hr. Prof.
Manzel wuͤrde meine Freyheit nicht uͤbel
nehmen. Jch redete ernſthaft mit ihm;
da ich hergegen mit andern, die vieleicht ge-
rechter waren, als er, nur meinen Muth-
willen trieb. Er ward aber dennoch boͤſe,
und geberdete ſich aͤrger, als alle meine an-
dern Gegner. Dieſe Auffuͤhrung kam mir
um ſo viel wunderlicher vor, je weniger ich
dem Hn. Prof. Manzel Gelegenheit dazu ge-
geben hatte. Sie war ſo unordentlich, und
einem Gelehrten ſo unanſtaͤndig, daß ich
mich nicht habe entbrechen koͤnnen, ihm in
dieſer Vorrede, ohne Heucheley, meine Mei-
nung daruͤber zu ſagen. Will er mir dieſes
uͤbel nehmen, ſo muß ich es geſchehen laſſen.
Jch werde zu frieden ſeyn, wenn er nur end-

lich
O o 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0677" n="585"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
gen &#x017F;eine Per&#x017F;on, &#x017F;ondern bloß die Liebe zur<lb/>
Wahrheit zum Grunde hat. Jch hege kei-<lb/>
nen Wiederwillen gegen ihn, und wu&#x0364;n&#x017F;che<lb/>
nichts &#x017F;o &#x017F;ehr, als Gelegenheit zu haben,<lb/>
ihm zu dienen, und ihm wirckliche Proben<lb/>
meiner Freund&#x017F;chaft zu geben. Allein &#x017F;ei-<lb/>
ne Schriften gefallen mir nicht. Jch habe<lb/>
die&#x017F;es mit den mei&#x017F;ten gemein, die &#x017F;ie gele&#x017F;en<lb/>
haben. Nur unter&#x017F;cheide ich mich darinn<lb/>
von andern, daß ich aufrichtig &#x017F;age, was<lb/>
&#x017F;ie alle gedencken. Jch that es mit &#x017F;o vieler<lb/>
Ho&#x0364;flichkeit, daß ich glaubte, der Hr. Prof.<lb/>
Manzel wu&#x0364;rde meine Freyheit nicht u&#x0364;bel<lb/>
nehmen. Jch redete ern&#x017F;thaft mit ihm;<lb/>
da ich hergegen mit andern, die vieleicht ge-<lb/>
rechter waren, als er, nur meinen Muth-<lb/>
willen trieb. Er ward aber dennoch bo&#x0364;&#x017F;e,<lb/>
und geberdete &#x017F;ich a&#x0364;rger, als alle meine an-<lb/>
dern Gegner. Die&#x017F;e Auffu&#x0364;hrung kam mir<lb/>
um &#x017F;o viel wunderlicher vor, je weniger ich<lb/>
dem Hn. Prof. Manzel Gelegenheit dazu ge-<lb/>
geben hatte. Sie war &#x017F;o unordentlich, und<lb/>
einem Gelehrten &#x017F;o unan&#x017F;ta&#x0364;ndig, daß ich<lb/>
mich nicht habe entbrechen ko&#x0364;nnen, ihm in<lb/>
die&#x017F;er Vorrede, ohne Heucheley, meine Mei-<lb/>
nung daru&#x0364;ber zu &#x017F;agen. Will er mir die&#x017F;es<lb/>
u&#x0364;bel nehmen, &#x017F;o muß ich es ge&#x017F;chehen la&#x017F;&#x017F;en.<lb/>
Jch werde zu frieden &#x017F;eyn, wenn er nur end-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">O o 5</fw><fw place="bottom" type="catch">lich</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[585/0677] (o) gen ſeine Perſon, ſondern bloß die Liebe zur Wahrheit zum Grunde hat. Jch hege kei- nen Wiederwillen gegen ihn, und wuͤnſche nichts ſo ſehr, als Gelegenheit zu haben, ihm zu dienen, und ihm wirckliche Proben meiner Freundſchaft zu geben. Allein ſei- ne Schriften gefallen mir nicht. Jch habe dieſes mit den meiſten gemein, die ſie geleſen haben. Nur unterſcheide ich mich darinn von andern, daß ich aufrichtig ſage, was ſie alle gedencken. Jch that es mit ſo vieler Hoͤflichkeit, daß ich glaubte, der Hr. Prof. Manzel wuͤrde meine Freyheit nicht uͤbel nehmen. Jch redete ernſthaft mit ihm; da ich hergegen mit andern, die vieleicht ge- rechter waren, als er, nur meinen Muth- willen trieb. Er ward aber dennoch boͤſe, und geberdete ſich aͤrger, als alle meine an- dern Gegner. Dieſe Auffuͤhrung kam mir um ſo viel wunderlicher vor, je weniger ich dem Hn. Prof. Manzel Gelegenheit dazu ge- geben hatte. Sie war ſo unordentlich, und einem Gelehrten ſo unanſtaͤndig, daß ich mich nicht habe entbrechen koͤnnen, ihm in dieſer Vorrede, ohne Heucheley, meine Mei- nung daruͤber zu ſagen. Will er mir dieſes uͤbel nehmen, ſo muß ich es geſchehen laſſen. Jch werde zu frieden ſeyn, wenn er nur end- lich O o 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/677
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 585. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/677>, abgerufen am 17.05.2024.